Das ist wohl wahre Nikotinsucht!
Ich war gerade wieder im Seebad und heute waren auch recht viele Leute dort, weil es nun endlich nach 4 Wochen auch bei uns die Sonne ein wenig geschafft hat. Es waren auch sichtlich viele dort, die einfach die ersten Sonnenstrahlen genossen haben. Die ersten warmen Sonnentage des Jahres oder eben nach einer langen Schlechtwetterfront haben finde ich dort immer eine besondere Ausstrahlung, weil man dann sehr viele Genussmenschen dort sieht.
So war das auch heute und ich bin auch gemütlich da gesessen und habe ein wenig das Treiben beobachtet, als ich dann einen alten Mann auf einer Bank direkt vor dem See gesehen habe, der die Sonnenstrahlen auch sichtlich genossen hat. Genüsslich rauchte er eine Zigarette nach der anderen. Ich saß im Gras eher ein Stück hinter ihm und deswegen habe ich es nicht gleich gesehen, bis ich bemerkt habe, dass in dem Einkaufswagerl neben ihm ein Beatmungsgerät war und er offensichtlich nur noch mit dieser Hilfe gut atmen konnte, zumindest war er ständig daran angeschlossen.
Das hat diesen Mann jedoch sichtlich nicht davon abgehalten, genüßlich seine Zigaretten zu rauchen. Ich hätte am liebsten ein Foto davon gemacht, was ich selbstverständlich nicht gemacht habe! Aber es wäre wohl doch ein sehr eindrucksvolles Bild gewesen. Ein alter sichtlich kranker Mann sitzt mit Beatmungsgerät idyllisch vor einer Seepromenade und genießt seine Zigaretten.
Jetzt weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Im ersten Moment ist man natürlich erstaunt und sogar ein wenig schockiert und fragt sich, wie er das machen kann, wenn es ihm doch sowieso schon so schlecht geht. Andererseits wird es wohl auch nicht so einfach gehen, so ganz mit dem Rauchen aufzuhören und es weiß wohl ja auch keiner welche Diagnose er bekommen hat. Er hat sichtlich schon sehr schlecht ausgesehen. Vielleicht wurde bei ihm bereits irgendeine Lugenkrankheit in weit fortgeschrittenem Stadium festgestellt? Da würde es wohhl auch nicht mehr viel bringen, mit dem Rauchen aufzuhören und da denkt er sich wohl eher, dass er die letzte Zeit auch weiterhin mit Rauchen genießen möchte. Zumindest hätte ich sonst keine logische Erklärung für sein Verhalten.
Was denkt ihr über diese Situation? Natürlich kann man Teile, eben über den genauen Zustand des Mannes, nur hineininterpretieren, eben weil man nicht weiß, welche Diagnose er wirklich bekommen hat, und nur weil er wirklich sehr krank ausgesehen hat, heißt das ja auch noch lange nichts.
Ein alter sichtlich kranker Mann sitzt mit Beatmungsgerät idyllisch vor einer Seepromenade und genießt seine Zigaretten.
Tja, und eben weil du die Geschichte dieses Mannes nicht kennst, solltest du vielleicht nich so urteilen? Ich finde nämlich, dass dir das nicht unbedingt zusteht.
Nehmen wir nämlich mal an, der Mann weiß, dass er nur noch ein paar Monate zu leben hat und man ihm nicht mehr helfen kann. Dann versucht er sicherlich sein restlichen Leben noch zu genießen. Nun hat jeder Mensch Laster, sei es Rauchen, Essen, Trinken oder was auch immer. Er denkt sich also, dass er sich die wenigen Monate seines Lebens auch noch etwas gönnen kann.
Klar, genauso gut kann es sein, dass er eventuell seinen Zustand teilweise mit zu verantworten hat und das es ihm wesentlich besser gehen würde, wenn er das Rauchen unterlassen würde. Aber du weißt es eben nicht.
So lange er niemanden damit belästigt oder stört kann er doch machen was er will, oder? Wieso soll dieser Mann nicht vielleicht noch ein bischen das genießen, was er unter Umständen nicht mehr lange kann?
Ich habe dann eher weniger für solche Leute Berständnis, die immer gleich alle Menschen in eine Schublade stecken und es gleich schockierend finden müssen, wenn sie sowas sehen.
tournesol hat geschrieben: Andererseits wird es wohl auch nicht so einfach gehen, so ganz mit dem Rauchen aufzuhören und es weiß wohl ja auch keiner welche Diagnose er bekommen hat. Er hat sichtlich schon sehr schlecht ausgesehen. Vielleicht wurde bei ihm bereits irgendeine Lugenkrankheit in weit fortgeschrittenem Stadium festgestellt? Da würde es wohhl auch nicht mehr viel bringen, mit dem Rauchen aufzuhören und da denkt er sich wohl eher, dass er die letzte Zeit auch weiterhin mit Rauchen genießen möchte.
@winny2311: du musst den ganzen Bericht lesen! Ich habe den Mann überhaupt nicht verurteilt, wie man am oberen Zitat sehen kann! Davor habe ich noch gemeint, dass man im ersten Moment vielleicht schockiert ist, aber man dann eben weiterdenken muss!
Ich habe es sogar so ähnlich wie du gesehen und er wird seine Gründe haben. Trotzdem wäre das von mir rein theoretisch erwähnte Foto ein sehr kontrastreiches gewesen. Wenn ich so ein Bild in einer Zeitung sehen würde, würde ich mir kurz überlegen, ob es gestellt ist oder wirklich eine Momentaufnahme und es würde mich zum Nachdenken anregen, genauso war es in dieser realen Situation. Es regt einfach zum Nachdenken an finde ich, was jedoch ohne Wertung für diesen Mann wäre. Ich habe mir überlegt, was ich wohl in dieser Situation machen würde, ob ich dann auch weitrrauchen würde, das habe ich aber für mich selber überlegt und nicht für den Mann.
Ich finde deinen Eröffnungspost auch eher diskreminierend und sehe es auch so, das du in Schubladen denkst. Auch wenn du so etwas nicht für möglich hälst, tun es andere für möglich halten. Nur weil jemand nicht so handelt, wie du es tun würdest, muss das nicht unbedingt falsch sein. Und dein Threadtitel spricht leider auch Bände, auch wenn du versuchst, immer wieder zu betonen, das du niemand angreifen möchtest.
Zum eigentlichen Thema. Meine Mutter war lungenkrank. Wie schlimm war keinem wirklich bewusst. Irgendwann war sie halt auch mal im Krankenhaus, weil sie mal wieder total erkältet war und sich ihr Allgemeinzustand dadurch enorm verschlechtert hatte. Ein Arzt sagte dann im beisein meines Bruders, das man ja nun so tolle Medikamente hätte, das Rauchen ja nicht mehr so schlimm sein und sie könnte ruhig weiter rauchen. Etwas was wir beiden, sowohl mein Bruder, wie auch ich, nicht verstehen konnten.
Keine zwei Jahre später wurde Krebs diagnostiziert. Lungenkrebs. Wir hätten auch gerne gehabt, das sie ihre Raucherei einstellt oder mindestens ihr Rauchverhalten ändert. Aber jedes Mal wenn wir was sagte, wurde alleine schon aus Trotz provokant die nächste Zigaretten angemacht. Egal ob sie gerade erst eine ausgemacht hatte. Erschwerend kam hinzu, das sowohl mein Bruder wie auch ich halt auch rauchen.
Zu letzt war sie in einem Hospiz untergebracht. Dort durfte sogar auf den Patientenzimmern geraucht werden. Das wurde uns schon bei der Besichtigung des Hauses ausdrücklich gesagt. Und vorher war sie im Krankenhaus. Zum Rauchen gab es eine extra Terrasse. Aber soweit ich das weiß, haben die Pfleger sie auch durchaus mal im Zimmer rauchen lassen.
Die Raucherei meiner Mutter war natürlich auch zwischen uns Angehörigen und der Pflege öfters mal ein Thema. Und uns wurde klar gesagt, das sie eh sterben wird und man ihr das nicht auch noch nehmen soll. Und ich glaube sie hatten irgendwo recht damit. Ach ja die letzten Tage in meinem Leben meiner Mutter verliefen beim Rauche so, das wir die Zigaretten anmachten, weil sie dazu schon keine Kraft mehr hatte. Dann hielt sie die Zigarette zwar zwischen den Fingern, aber wir waren nur damit beschäftigt mit dem Aschenbecher hinter ihr her zu sein, damit sie die Asche nicht überall verteilt. Gelegentlich nahmen wir ihr die Zigaretten dann aus der Hand und machten mal die Asche ab. Und dann drückten wir sie irgendwann aus. Allerdings durfte da auch nicht mehr übrig sein, als der reine Filter, sonst wurde sie böse. So waren zumindest meine Erfahrungen und mein Bruder hat mir die für sich später bestätigt. Sprich sie hat vor ihrem Tod in der letzten Woche vielleicht, wenn es hoch kommt, zehnmal an einer Zigaretten wirklich gezogen. Wenn überhaupt. Und ich stelle mir gelegentlich die Frage, ob nicht auch der Entzug zu ihrem Tod beigetragen hat. Immerhin war sie vorher sehr starke Raucherin.
Und ich war ja im Dezember im Krankenhaus. An sich mußten wir zum Rauchen die Stationen verlassen, was auch immer irgendwie ging. Aber irgendwann kam es zu einer Infektionsgefahr und es wurde für die ganze Station Zimmerquarantäne angeordnet. Sprich wir mußten mindestens 48 Stunden in unseren Zimmern bleiben. Kein Verlassen zum Rauchen, Essen oder sonst was. Und mein erster Gedanke war auch das Rauchen. Gebe ich offen zu. Und ein paar meiner Mitpatienten haben sich daraufhin auf eigene Verantwortung entlassen lassen, weil sie auf den Zimmern halt nicht rauchen durften. Von den Patienten die nicht rauchen kam da nach der Quarantäne nur Unverständnis. Wir Raucher aber wußten wie schwer die Situation war. Wobei wir alles psychiatrische Patienten waren und in dem Bereich Rauchen auch durchaus zur Entspannung dient. Und die erschwerte Situation des weggesperrt seins und dann noch nicht mal die Entspannung zu haben, war schwer.
Ich denke als Nichtraucher kann man sowas schwer nachvollziehen. Aber man sollte immer bedenken, das andere Menschen halt durchaus mal anders handeln als man selbst und sie deshalb keine schlechten Menschen sind.
@winny2311 und LittleSister
Da kann ich tournesol nur recht geben, sie hat doch überhaupt nicht geurteilt! Ich verstehe nicht, warum ihr das so seht, sie steckt den Mann in keine Schublade und sie diskriminiert auch niemanden, sie spekuliert lediglich über das merkwürdige, widersprüchliche Bild, was sich ihr da geboten hat. Das ist doch nichts schlimmes und sie wirft dem Mann doch auch nichts vor! Sie schreibt doch gar nicht, dass sie so oder so gehandelt hätte und den Mann nicht verstehen kann!
Ich denke, dass der Mann durchaus seine Gründe dafür gehabt hat, nicht aufzuhören, sondern einfach weiterzurauchen. Vielleicht ist er wirklich schwerkrank und sieht keine Hoffnung mehr auf Heilung. Dann würde es auch nichts bringen mt dem Rauchen aufzuhören. Andererseits ist er vielleicht überhaupt nicht schwerkrank, sondern hat noch eine ganze Weile zu leben, aber weigert sich trotzdem mit dem Rauchen aufzuhören, weil es eben schwer ist und eine Sucht bleibt nunmal eine Sucht. Ich finde, da kann man sich auch nicht damit rausreden, dass andere einen nicht verstehen würden, dass ist wirklich nur eine dumme Ausrede.
Für mcih war dieser Teil des Postings ausschlaggebend für meine Antwort:
Das hat diesen Mann jedoch sichtlich nicht davon abgehalten, genüßlich seine Zigaretten zu rauchen. Ich hätte am liebsten ein Foto davon gemacht, was ich selbstverständlich nicht gemacht habe! Aber es wäre wohl doch ein sehr eindrucksvolles Bild gewesen. Ein alter sichtlich kranker Mann sitzt mit Beatmungsgerät idyllisch vor einer Seepromenade und genießt seine Zigaretten.
Und herzlichen Dank für den Hinweis, aber ich habe durchaus den ganzen Post gelesen. Wenn jemand schon schreibt, dass er "am liebsten ein Foto gemacht" hätte, dann sagt das doch recht viel aus. Das kann man dann auch nicht mehr retten, wenn man am Ende des Postings noch so tut, als hätte man doch Mitleid.
Interessant ist dann ja auch noch die Überschrift des Postings.
Du hast uns nach unserer Meinung gefragt und ich finde - auch generell - das man sich eben kein Urteil darüber erlauben darf, weil man hier in diesem Fall den Hintergrund einfach nicht kennt. Da bleibt auch kein Raum für Spekulationen.
Wenn mich jemand fragt, was ich über die Situation denke, dann sage ich es eben. Und ich finde es eben traurig zu lesen, wenn jemand so etwas schreibt wie "Das hat diesen Mann nicht davon abgehalten [...]".
Ja, für mich ist diese Situation auch nur schwer vorstellbar und mit der Überschrift wollte ich verdeutlichen, dass es wohl wirklich nicht so einfach ist, von einer Nikotinsucht wegzukommen. Wenn ich zum Beispiel eine Diagnose bekomme, dass meine Cholesterinwerte so hoch sind, dass die Chance auf einen Herzinfarkt oder dergleichen massiv erhöht ist, würde ich auch sehr auf meine Ernährung achten um dem entgegenzuwirken. Beim Essen würde es vielen zwar sicher auch schwer fallen sich einzuschränken, aber beim Rauchen dürfte es wohl nicht so einfach sein. Es ist eben eine wahre Sucht und das hat mir diese Situation auch wieder verdeutlicht.
Der Mann kann natürlich machen was er für richtig hält. Mitleid habe ich mit ihm ehrlich gesagt nicht, das wollte ich mit dem letzten Teil meines Postings gar nicht vermitteln. Ich stehe dem Mann an sich neutral gegenüber, ich wollte die Situation von außen betrachten. Und ja, es muss wohl wirklich schwer sein, von einer Sucht loszukommen, wenn man selbst in so einer Situation weiterraucht.
Die Situation habe allerdings nicht nur als private Person gesehen, sondern auch aus beruflicher Richtung. Ich arbeite beim psychosozialen Dienst in der Suchtprävention, zwar jetzt nicht so im engen Zusammenhang mit Rauchen, aber trotzdem hat mich die Situation auch an ein Projekt von mir erinnert.
Zum anderen ist ein sehr großes Hobby von mir das Fotografieren. Ich kann mir auch weiterhin noch ein sehr interessantes Foto von dieser Situation vorstellen. Das jedoch natürlich ohne Wertung, sondern einfach weil ich widersprüchliche Fotos oft interessant finde. Dieses Foto hätte ich sehr widersprüchlich gefunden. Nicht mehr, nicht weniger und ich habe mir eher Gedanken über die Suchtprävention gemacht, eben weil ich in diesem Bereich arbeite. Einige meiner Kollegen arbeiten auch sehr gerne mit schockierenden Bildern. Ich mache das weniger gerne, ich bevorzuge andere Ansätze, aber egal, ich habe dabei auch an diese Situation gedacht.
Natürlich kannst hier jeder gerne seine Meinung äußern und soll es auch, ich habe ja auch darum gebeten. Es ist völlig in Ordnung wenn jemand sagt, dass er den Mann durchaus verstehen kann und so weiter. Ich war mir eigentlich selber nicht ganz schlüssig, wie ich darüber denken soll, was ich an seiner Situation machen würde, mittlerweile habe ich ein wenig darüber weiter nachgedacht und ich denke, dass ich es wohl nicht machen würde. Wobei man das wohl auch nicht so sagen kann, weil ich selber eben keine persönliche Erfahrung mit Nikotinsucht gemacht habe.
Eigentlich halte ich auch eben nicht so viel von schockierenden Fotos, wie sie eben oft von Kollegen von mir angewandt werden, aber ich war dann doch erstaunt über mich selbst, dass ich schon glaube, dass, wenn es denn ein Foto von dieser Situation eben gäbe, dieses Foto in mir etwas ausgelöst hätte und mich glaube ich doch abgeschreckt hätte. Dabei meine ich, dass ich es doch heftig finde, wie sehr eine Zigarette ein Leben oder eben den Genuss eines Lebens beeinflussen kann. Das gleiche hätte man natürlich auch mit vielen anderen Situationen analysieren können.
Ich muss dir recht geben, das sieht schon recht merkwürdig und skurril aus. Auch ich würde sofort daran denken, dass er sein Beatmungsgerät sicher nur benötigt, weil er in seinem Leben zu viel geraucht hat. Ein solcher Anblick ist für uns außerdem immer etwas schockierend, weil er uns den Tod vor Augen hält. Hier sitzt jemand, der wohl ohne zusätzlichen Sauerstoff aus dem Gerät nicht mehr lebensfähig ist. Was macht der? Er raucht weiter, als wäre nichts gewesen und gerade das macht die ganze Angelegenheit doch so merkwürdig, denn es scheint ihm egal zu sein.
Nun hat er wohl eine Lungenkrankheit und vielleicht Krebs. Viele waren Kettenraucher oder stark abhängig davon. Die Menschen können dann nicht einfach so mit dem Rauchen aufhören, egal wie die Prognose oder die Heilungschancen stehen. Vielleicht hat er auch schon die Nachricht bekommen, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Warum sollte er dann jetzt noch mit dem Rauchen aufhören? Er genießt vielleicht die letzten Tage im Sonnenschein mit seinen geliebten Zigaretten.
Das Gute dabei ist, dass er so manchen, der ihn so sieht, zum Nachdenken anregt. Bei dir hat es geklappt, bei mir, bei vielen, die unsere Berichte darüber jetzt lesen. Vielleicht überdenkt ja einer von uns seine Nikotinsucht, vielleicht hört ja einer von uns mit dem Rauchen auf. Dann wäre seine Krankheit für andere gut gewesen. Das klingt zwar makaber aber man sagt doch auch ein schlechtes Beispiel taugt noch zur Abschreckung.
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