Lesefähigkeit nicht nur genetisch bestimmt

vom 23.05.2010, 12:20 Uhr

Forscher der Ohio State University haben erstaunliches herausgefunden. Die Lesefähigkeit ist viel stärker von der Umwelt als von den Genen abhängig. Bisher war man davon ausgegangen, dass hauptsächlich die Gene die Lesefähigkeit beeinflussen.

Anhand von Zwillingsstudien wiesen Forscher nach, dass Kinder mit anfänglich schlechten Leseleistungen diese im Laufe der Jahre verbessern können. Zwar sollte man die Einflüsse von Genen auf die Lernfähigkeit von Kindern ernster nehmen, gerade beim Lesen ist es aber so, dass Kinder die sich zu Beginn der Schullaufbahn mit dem Lernen schwer tun, durch nachhaltige Förderung gute Fortschritte erzielen können.

Da diese Erkenntnis ja ganz sicher nicht nur für die USA zutrifft, bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnis auch bei der Weiterentwicklung des deutschen Schulsystems Berücksichtigung findet. Denn eines ist ja einleuchtend: die Lesefähigkeit ist eine ganz entscheidende Fähigkeit.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Auch hierzulande gibt es schon einiges an Forschung, die belegt, dass Lesefähigkeit sehr stark von der Umwelt abhängt, in der ein Kind aufwächst.

Wird das Kind in einer lesefördernden Umgebung groß, kann es weit besser und schneller (auch im Unterricht) das Lesen erlernen und wir eine weit höhere Lesekompetenzstufe erreichen. Denn Lesenkönnen endet nicht damit, dass man einen Text vorlesen kann, sonder erfordert unter anderem auch Textverständnis.

Eine Lesefördernde Umgebung für ein Kind kann man ganz einfach herstellen:

-Selbst im Gegenwart vom Kind viel lesen und das Kind lesen als etwas schönes und normales erleben lassen und damit gutes Vorbild sein

-Dem Kind vom Alter von wenigen Monaten an erste kindgerechte Bilderbücher vorlesen und mit dem Kind den Dialog über das Buch suchen (zum Beispiel Gegenstände suchen und benennen lassen)

-Dem Kind viele interessante und altersgerechte Bücher zugänglich machen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es eigene Bücher oder Bibliotheksbücher sind.

- Im Erstleseprozess zu Hause in Absprache mit der Lehrerin unterstützen. Wenn zu Hause die Lesefortschritte aus dem Unterricht positiv aufgenommen werden, wird das Kind ermutigt, gemeinsam mit den Eltern sich an höhere Herausforderungen zu wagen

- Ein am Lesen interessiertes Kindergartenkind nicht auf die Schule vertrösten, sondern dem Kind die gewünschten Informationen sofort geben.

- Mit den Kindern über Bücher sprechen und das Verständnis des Textes sichern. Ein Vorlesen als bloßes Unterhaltungsprogramm ist zwar immer noch weit fördernder als Fernsehen, verschenkt aber viel Potential.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Auch hierzulande gibt es schon einiges an Forschung, die belegt, dass Lesefähigkeit sehr stark von der Umwelt abhängt, in der ein Kind aufwächst.

Das ist natürlich richtig, aber diese Forschungen belegen hauptsächlich, dass eben auch ein Kind, dessen Lesefähigkeit zu Schulbeginn eher wenig ausgeprägt mit einer guten Unterstützung diese Fähigkeit im Laufe der Jahr verbessern kann. Und das eben scheinbar auch unabhängig vom Elternhaus. Natürlich sollte dort immer noch der große Teil der Leseförderung erfolgen, aber für Kinder von Eltern, die das nicht leisten können oder wollen, besteht eben auch noch Hoffnung.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hierzu habe ich dann mal eine Rückfrage: Geht die Forschung hierbei von Personen aus, die grundsätzlich normal begabt sind, aber mangels Übung weder das flüssige Er- noch das sinnentnehmende Lesen erlernen? Praktisch wieder ein Argument dafür Kinder aus den so genannten bildungsfernen Schichten intensiver zu fördern, da sie prinzipiell die gleichen Chancen haben, wie Kinder aus bildungsnahen Familien? Denn bei Leghastenikern gestaltet sich die Lage doch etwas anders, soweit ich weiß. Oder liege ich da falsch und diese Studie beweist das Gegenteil?

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Für diese Studie wurden eineiige Zwillinge ausgewählt, da diese genetisch gleich sind und in der Hauptsache untersucht werden sollte, ob die genetische Veranlagung tatsächlich eine so große Rolle spielt, wie bisher angenommen. Da insgesamt 314 Zwillingspaare an der Studie teilnahmen und nirgendwo etwas über die Begabung der Kinder zu lesen war, gehe ich einfach mal davon aus, dass die es sich um normal begabte Kinder handelt(e).

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Worauf ich hinaus wollte war, dass eine Lese-Rechtschreib-Schwäche ja eigentlich auch genetisch bedingt sein soll. Sie ist zwar therapierbar, aber jemand der daran leidet wird niemals so leicht und flüssig lesen und schreiben wie ein gesunder Mensch. Es handelt sich ja dabei, soweit ich weiß, nicht um ein Problem den Sinn der Worte zu erfassen, sondern die Buchstaben zu Worten und Sätzen zusammen zu fügen. Wäre die Lesefähigkeit eines Menschen wirklich zum größeren Teil von der Förderung abhängig, würde das ja auch Aussagen über Leghastenie und deren Unveränderlichkeit zulassen. Schade, dass dazu nichts gesagt wurde, das würde mich nämlich wirklich interessieren.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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