Ausgestorbene Berufe
Ein alter und schon ausgestorbener Beruf ist der Harzer, ein Berufsbild, welches wohl niemandem mehr etwas sagen wird. Um Teer und Terpentin herzustellen, benötigte man früher viel Baumharz. Um die Beschaffung des Baumharzes benötige man einen Harzer. Um das Harz zu gewinnen, wurde die Rinde eines Baumes entfernt und der Stamm wurde so eingeschnitten, dass man das Harz auffangen konnte. Dieses wurde dann von dem Harzer weiterverkauft.
Der sogenannte Haderlump war damals ein Secondhand-Händler. Er ging durch die Städte und sammelte alte Kleidung, die er wieder auf Märkten verkaufte. Da sie selbst meistens nur verschlissene Kleidung trugen, bekamen die Lumpensammler dann einen schlechten Ruf und der Name Haderlump wurde zum Schimpfwort, welches man heute noch kennt.
Die KFZ-Mechaniker der heutigen Zeit nannte man früher Wagner, teilweise wurden sie auch Stellmacher genannt. Sie reparierten Räder, Wagen und Kutschen, stellten die Gegenstände auch her. In den späten Jahren der Wagner kümmerten sie sich dann um landwirtschaftliche Maschinen. In der DDR gab es den Beruf des Stellmachers noch bis 1989.
Kupferstecher gab es früher viele, heute ist der Beruf fast ausgestorben. Die Erfindung der Lithografie im 19. Jahrhundert und die Möglichkeit, geschriebene Texte einfach auf Papier zu vervielfältigen, läutete das Ende des Berufes des Kupferstechers ein. Diese wurden in Werkstätten von Malern oder Verlagshäusern beschäftigt. Sie vervielfältigten dort Gemälde oder Schriftstücke, in dem sie diese als Negativ in eine Kupferplatte stachen. Auf diese Kupferplatte wurde dann Tinte aufgebracht und das Bild wurde dann auf ein Stück Papier übertragen. Auch die Kupferstecher hatten einen negativen Beigeschmack, denn diese waren auch immer gute Geldfälscher.
Den Köhler gibt es auch heute noch, aber auch dieser Beruf ist am aussterben, denn heute kann man die Holzkohle industriell viel günstiger herstellen. So hatte ein Köhler Holz auf eine besondere Art und Weise aufgestapelt und den Holzstapel dann von außen mit Erde verschlossen. Innen wurde dann das Holz angezündet und musste bei einer Temperatur zwischen 300 und 350 Grad gehalten werden. Dies war sehr wichtig, denn wenn die Temperatur höher war, dann verbrannte das Holz und die ganze Arbeit war umsonst. Die Arbeit als solche war außerdem sehr anstrengend, sie mussten das schwere Holz aufstapeln und dann kam noch die körperliche Belastung durch Ruß und Qualm dazu.
Das ist mal ein wirklich interessantes Thema, über das man eigentlich viel zu selten nachdenkt. Es gibt mit sicherheit noch eine Unmenge von Berufen, die durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert überflüssig geworden sind oder deren Produkte man heute durch Maschinen oder irgendwie künstlich herstellen kann.
Meine Schwester beispielsweise übt einen Beruf aus, der auch kurz vor em Aussterben ist. Es gibt ihn zwar noch vereinzelt, aber damals in ihrer Ausbildung war sie seit Jahren die Erste, die in unserem Landkreis diesen Beruf auf der Berufsschule erlernte. Sie hat Putzmacherin gelernt - das ist auf jeden Fall die alte Berufsbezeichnung. Umgangssprachlich auch als Hutmacherin bezeichnet, denn das ist genau das, was sie den ganzen Tag über machen. Die moderne Berufsbezeichnung, die aber auch niemandem etwas sagt, der nicht zufällig jemanden kennt, der diesen Beruf ausübt, ist Modistin.
Leider gibt es ja immer weniger Leute, die Hüte tragen, und dementsprechend gibt es auch kaum noch Fachgeschäfte für Hüte. Die Modistinnen sind zwar meist auch teilweise als Näherin ausgebildet, aber da ist nicht der Schwerpunkt und natürlich auch nicht die bevorzugte Beschäftigung. Dann kommt leider noch dazu, dass natürlich immer mehr Leute, wenn sie denn einen Hut kaufen, das nicht im Fachgeschäft, sondern im normalen Bekleidungsgeschäft machen, die natürlich nur für die Hutabteilung keine Modistenmeisterin einstellen würden.
Ein weiteres Handwerk, was ähnlich vom Aussterben bedroht ist, wie das der Putzmacherin, ist das des Schirmmachers. Heutzutage werden Schirme ja in jedem Geschäft angeboten und zu tausenden in Fernost billig produziert. Da kauft eben kaum noch jemand einen in Handarbeit hergestellten Schirm im Fachgeschäft. Dementsprechend ist die Nachfrage gering und auch diese Geschäfte sind kurz vor dem Ruin.
Das Thema ist wirklich spannend. Es gibt einige interessante Berufe, welche zwar noch ausgebildet werden, aber aus Unkenntnis keine Bewerber finden. Ich kenne eine Zuckerbäckerin, welche schon lange nach einem Lehrling sucht. Viele kennen diesen Beruf nicht mehr und finden ihn auch nicht sehr spannend. Wäre ich jünger, würde ich sofort die Lehrstelle antreten. Den ganzen Tag Bonbons herzustellen, ist traumhaft. Mittlerweile hat sie einen Konditor eingestellt.
Es ist schade, dass die alte Berufe so wenig kommuniziert werden. Das Arbeitsamt bietet leider auch nur die beliebten Berufe wie Bürokauffrau oder Zahnarzthelferin an. Eine Ausbildung beispielsweise als Fassmacher wird nicht öffentlich beworben. Dabei hätten vielleicht auch Schulabgänger mit schlechten Noten und handwerklichen Geschick gerade hier eine Chance.
Ein Teil der alten Berufe wird natürlicherweise aussterben, weil die Produkte nicht mehr gefragt sind bzw. die Fertigung wird von Maschinen übernommen. Das ist leider der Lauf des Lebens.
Mir würde da der Beruf einfallen, wo man früher die Telefonkabeln miteinander verbunden hat, das ist heute woh auch mehr als nur überflüssig geworden. Ich weiß gar nicht, wie man diesen Beruf früher bezeichnet hat. Vielleicht auch einfach Vermittlerin oder so. Zu Beginn der Telefone konnte man ja noch direkt den anderen anrufen, sondern es lief eben über eine zentrale Stelle, wo dann die jeweiligen Verbindungen durchgeführt wurden.
Als nächstes würde mir dann der Beruf der Stenotypistin einfallen. Wird Stenographie noch in einigen Bereichen eigentlich verwendet? Ich hatte es jedenfalls noch als Schulfach, aber viel anfangen kann man damit heute glaub ich auch nicht mehr.
Es gibt auch noch mehr ausgestorbene oder vergessene Berufe. So zum Beispiel gab es den Küfer. Der Küfer war für die Herstellung von Bottichen, Kübel oder Fässer zuständig. Er stellte diese Gegenstände in einer eigenen Werkstatt her und gehörte damals genauso zum Stadtbild wie ein Bäcker oder ein Schuhmacher. Da die heutigen Fässer fast alle maschinell gefertigt werden, ist der Beruf fast ausgestorben. In echter Handarbeit werden aber noch immer viele Fässer für die Whiskey- oder Weinherstellung produziert.
Dann gab es bis in die 20er-Jahre auch noch den Gasriecher. Er untersuchte die Gasleitungen, die unterirdisch verliefen, auf ausströmendes Gas. Um ein solches Leck in der Gasleitung zu finden, konnte er sich nur auf seine feine Nase und dessen ausgeprägten Geruchssinn verlassen, denn elektrische Geräte, die ausströmendes Gas aufspüren konnten, gab es damals noch nicht.
Die Kammerzofe gibt es vielleicht heute nur noch in Königshäusern, damals gehörte sie zum Alltag eines jeden Reichen. Sie kümmerte sich als Dienerin um die reichen Damen der Gesellschaft. Dies war aber keine Arbeit für jeden, denn nicht jeder brachte die Voraussetzungen einer Kammerzofe mit. Diese musste nicht nur gut aussehen und ein gepflegtes Äußeres haben, sondern sie musste für die Konversationen mit ihrer Herrschaft auch mit Witz, Verstand und einem gewissen Bildungsstandart aufwarten können. Die Kammerzofe hatte deswegen einen höheren Status wie die anderen Angestellten, dafür verdienten sie aber auch nicht viel Geld, oft war nur Kost und Logis frei.
Den Türmer gab es, als es noch die sogenannten Barbaren gab und diese als Räuberbanden durch das Land zogen. Sie plünderten Städte und deswegen wurden die Türmer damit beauftragt, von ihren Aussichtstürmen der Festungen nach diesen Räuberbanden Ausschau zu halten. Sahen sie die Banden auf die Stadt zureiten, dann wurden die Bewohner davor gewarnt. Zusätzlich waren die Türmer dann auch oft in der städtischen Feuerwehr beschäftigt und gingen als Brandwächter ihren zweiten Beruf nach.
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