Warum ist man kitzelig?

Praktisch jede Reaktion und jeder Reflex vom Körper hat seinen Sinn bzw. hatte es früher als die Menschen noch Jäger und Sammler waren. Ein Schmerz z.B. soll ja dazu dienen, dass man vor einer offenen Wunde oder einer Verletzung "gewarnt" wird und den Körper entsprechend entlastet.

Aber wieso sind wir kitzelig? Ich sehe da keinen richtigen Sinn dahinter. Es ist lustig, OK. Aber früher wäre uns diese Reaktion doch in manchen Fällen eher nachteilig gewesen, oder etwa nicht? Wie denkt ihr darüber und wisst ihr vielleicht sogar die Antwort? Ich bin gespannt.

Die Seite www.haut-laser-venen.de gibt darauf eine interessante Antwort. Denn auch das Kitzeln hat eine Funktion! Und zwar geht es natürlich wieder um eine Schutzfunktion. Es ist ja auch unmöglich, sich selber zu kitzeln, da wir für uns selber keine Bedrohung darstellen.

Kitzeln und lachen stehen eng miteinander im Zusammenhang. Man lacht, wenn etwas lustig ist und lustig ist etwas meistens, wenn es eine überraschende Wendung nimmt, etwas, womit wir nicht gerechnet hätten. Und beim Kitzeln passiert genau das. Die Person, die uns kitzelt, dringt in unsere Privatsphäre ein, indem sie sich uns so sehr nähert. Wenn diese persönliche Grenze überschritten wird, wird der andere Mensch erstmal zur Bedrohung, denn wer weiß, was jemand vor hat, der so nah an an einen herantritt. Und dann kommt die überraschende Wendung: Die potentielle "Bedrohung" berührt uns nur sanft, neckt uns. Die Bedrohung ist also keine Bedrohung mehr, sondern ein Spiel - eine überraschende Wendung, wir lachen, es kitzelt. Außerdem können wir, anders als wenn wir selbst versuchen, uns zu kitzeln, nicht den genauen zeitpunkt errechnen, wann die Berührung der anderen Person unserem Körper gegenüber stattfinden wird. Es wird also sozusagen für eine doppelte Überraschung gesorgt .

Hm, nun muss ich aber doch noch hinzufügen, dass ich auf Stern online noch eine ganz andere Erklärung gefunden habe. Die Wissenschaftler streiten sich anscheinend heute noch über Sinn und Zweck des Kitzelns. Stern online ist folgender Meinung:

Das Kitzeln ist zwar lustig, da wir lachen. Wenn man sich aber den Gesichtsausdruck von gekitzelten Menschen genau anschaut, dann schauen die Menschen eher gequält als amüsiert aus. Man erfährt also nicht nur Lust, sondern auch Leid. Und: Schon im frühen Griechenland wurde Kitzeln als Foltermethode eingesetzt, kein Scherz! Im Mittelalter genauso, da wurden die nackten Füße der zu Bestrafenden öffentlich freigemacht und jeder, der vorbeikam, durfte sie kitzeln. Oder es wurde Salz auf die Fußsohlen gestreut und Ziegen durften es ablecken. Alles eine Form der Folter und ich denke, jeder kann sich das Leid vorstellen!

Auch Ratten und Schimpansen sind kitzelig. Allerdings streiten sich die Wissenschaftler wirklich alle, wieso das so ist. Charles Darwin war der Meinung, dass soziale Bindungen dadurch gestärkt werden würden. Die Kitzelforscherin (Kitzelforscherin! Ich wusste gar nicht, dass dieser Beruf existiert!) Christine Harris ist der Meinung, dass das Kitzeln dazu dient, die empfindlichen Körperstellen zu schützen. Man wehrt sich schließlich, wenn man gekitzelt wird und meistens sind wir da besonders kitzlig oder empfindlich, wo wir besonders leicht verletzlich sind - entweder dort, wo wichtige Organe drunter liegen, wie Bauch oder Taille, oder eben in den Achselhöhlen und an den Füßen. Das Gehirn deutet das Kitzeln als fremden Reiz, den es loswerden will, denn alles Fremde ist ein potentieller Feind, deshalb zuckt man oft auch so unkontrolliert, weil auch beißende Insekten Kitzeln verursachen und man diese durch Schütteln loswerden kann.

Außerdem sagt stern online, dass es auch von großer Bedeutung ist, ob man die Person, die uns kitzelt nicht mag, oder ob wir ihr nahe stehen. Je mehr wir sie mögen, desto kitzeliger sind wir. Eine Erklärung steht jedoch nicht dabei.