Der, die, das: unlogische Artikel in der deutschen Sprache?
Neulich unterhielt ich mich mit einer Engländerin über die deutsche Sprache. Sie hat es einigermaßen drauf gehabt, dass man in der deutschen Sprache eben weibliche Artikel, männliche Artikel und auch sächliche Artikel hat. Sie verstand das auch soweit. Nur meinte sie nach einer Weile dann zu mir, warum die deutsche Sprache so unlogische Artikel vergibt. Schließlich ist ja eine Lampe ein sächlicher Gegenstand und man sagt die Lampe und der Garten ist ja auch nicht männlich.
Für uns, die mit der deutschen Sprache aufwachsen sind, ist das "in Fleisch und Blut" übergegangen und für uns ist es auch normal, dass man der Backofen sagt, obwohl es eine Sache ist. Aber nach dem Gespräch habe ich auch nachgedacht und mich gefragt, warum die deutsche Sprache da so unlogisch ist und nicht für Sachen nur "das" sagt. Sicher hört sich es blöd an, wenn man sagt das Hose statt die Hose. Wären wir es aber nicht anders gewöhnt und man würde Sachen nur mit "das" bezeichnen, würde es sich auch nicht blöd anhören. Aber es wäre doch viel logischer.
Warum ist es in der deutschen Sprache so unlogisch oder gibt es eine logische Erklärung dafür, dass man Sachen mit "der" oder "die" bezeichnet und ein Mensch, wie ein Mädchen als Sache einstuft, indem man das Mädchen sagt? Wie erklärt man einem Ausländer die Artikelvergabe in der deutschen Sprache?
Da ich ja auch schon öfters Deutschkurse für Ausländer gehalten habe, habe ich auch schon öfters solche Artikeldiskussionen gehabt. Eine wirklich logische Erklärung gibt es dafür nicht, wobei man wohl sehr vieles mit dem sächlichen Artikel bezeichnen müsste, weil ja der Großteil der Hauptwörter ja auch Gegenstände sind.
Besonders häufig wurde auch das von dir bereits erwähnte Beispiel mit das Mädchen diskutiert und das hat ja meiner Meinung nach sogar ein wenig eine diskiriminierende Bedeutung, eben weil man das Mädchen dann ja wie eine Sache bezeichnet. Andererseits werden eben auch nicht alle Sachen mit dem sächlichen Geschlecht bezeichnet.
In vielen anderen Sprachen gibt es ja auch sowohl männliche als auch weibliche Artikeln und da werden den verschiedenen Gegenständen auch die jeweiligen Artikeln zugeordnet. Oft liegt der Ursprung in der anfänglichen Sprachgeschichte. Aber auch da kann es zwischen den einzelnen Sprachen zu Unterschieden kommen. Nur um einmal ein klassisches Beispiel zu nennen, welches hier auch schon einmal diskutiert wurde: im Französischen ist der Mond weiblich und die Sonne männlich, also genau umgekehrt. Ursache liegt in der Mythologie.
In vielen Fällen richtet sich die Artikelvergabe im Deutschen nach der letzen Silbe des Nomens. Nomen, die auf -us oder -mus enden, tragen meist ein "der" mit sich herum. Beispiele dafür sind: der Kapitalismus, der Anachronismus usw.
Verkleinerte Nomen, die mit der Verkleinerungssilbe -chen enden, werden meist als sächliche Nomen behandelt und mit dem Artikel "das" versehen. Beispiele dafür sind eben das erwähnte Mädchen. Natürlich ist es bei Mädchen total unlogisch und diskriminierend. Bei Wörtern wie das Häuschen, das Mützchen fällt uns das nur nicht auf. Wenn man das Wort (der) Bube zu Bübchen verkleinert, dann wir aus dem der auch ein das und man sagt das Bübchen. Es ist wohl eher ein Ausdruck davon, dass bei sehr kleine und sehr jungen Dingen und Lebewesen das natürliche Geschlecht ziemlich unwichtig ist.
Wetterphänomene sind im allgemeinen mit männlichen Artikeln versehen. Der Sturm, der Regen, der Sonnenschein, der Kälteeinbruch usw. Allerdings findet man auch hier Ausnahmen dieser Regeln, wenn man nur lange genug sucht. So hilft es im Deutschen eben nur, wenn man das Nomen gleich mit dem zugehörigen Artikel lernt. Logik führt hier eher in die Bredouille als zu einem nützlichen Ergebnis.
tournesol hat geschrieben:Besonders häufig wurde auch das von dir bereits erwähnte Beispiel mit das Mädchen diskutiert und das hat ja meiner Meinung nach sogar ein wenig eine diskriminierende Bedeutung, eben weil man das Mädchen dann ja wie eine Sache bezeichnet. Andererseits werden eben auch nicht alle Sachen mit dem sächlichen Geschlecht bezeichnet.
Das stimmt und das kann ich auch nachvollziehen, allerdings haben die "-chen" und "-lein"-Endungen immer ausnahmslos "das" als Artikel, oder? Also finde ich es eigentlich nicht wirklich diskriminierend, sondern eher verständlich. Eine wirkliche Regel gibt es nicht und ich kenne auch einen Ausländer, der die deutschen Artikel sehr unverständlich findet.
Es ist am besten, wenn man die Artikel mit dem Wort auswendig lernt, eine andere Möglichkeit gibt es wohl nicht. Ansonsten gibt es spezielle Endungen, bei denen ein Artikel häufig oder immer (ich bin mir nicht mehr ganz sicher) verwendet wird. Zum Beispiel die "-ling"-Endung ist häufig männlich, also zum Beispiel: Der Häuptling oder der Schmetterling, genauso wie "-or"-Endungen wie zum Beispiel "der Monitor".
Bitte verbessert mich, falls ich da etwas durcheinander bringe, aber war das nicht so?
Im Grunde hat das grammatikalische Geschlecht eines Wortes schon oft mit der Endung zu tun. Das grammatikalische Geschlecht ist das Gegenstück zum natürlichen Geschlecht. Also am Beispiel erläutert: Das Mädchen hat als natürliches Geschlecht das Merkmal weiblich, weil es eben weibliche Gene und Körperteile trägt, wenn es ein bestimmtes lebendes Mädchen wäre. Da grammatikalische Geschlecht bestimmt darüber, welcher Artikel zu verwenden ist. Genau genommen haben im Deutschen also alle Nomen zwei Geschlechter, wenn auch in einigen Fällen das grammatikalische Geschlecht das gleiche wie das natürliche ist. Beispielsweise bei dem Wort die Frau.
Das grammatikalische Geschlecht lernen die Muttersprachler eigentlich auch nur durch Versuch und Irrtum in der frühen Kindheit auswendig, weil alle Erwachsenen das so sagen und das deshalb richtig ist. Aber auch das ist nicht willkürlich vom Himmel gefallen. Wenn man wollte, könnte man für jedes Wort eine sprachgeschichtliche Untersuchung machen und herleiten, warum dieses Wort genau jenes grammatikalische Geschlecht hat.
Meist waren im Althochdeutschen oder Mittelhochdeutschen die alte Form des Wortes in eine bestimmte Deklinationsgruppe eingeordnet und hatten Endungen, die man heute nicht mehr erkennen kann, weil sie über die Jahrhunderte verändert wurden oder verloren ging. Aber vor Jahrhunderten war es für Kinder dann meist logischer, weil man gelernt hat, dass man das Wort so und nicht so beugt und deshalb es weibliche oder männliche Merkmale hat.
Wenn man Leute kennt, die Deutsch als Fremdsprache lernen, kann man das einmal so allgemein erklären. Selbst wenn man es für jedes Wort einzeln herleiten würde, würde das letztlich beim Auswendig lernen nicht helfen. Aber vielleicht beruhigt ja das Wissen, dass das alles historisch so gewachsen ist die Lernenden, dass das nicht pure Willkür ist um zu schikanieren, sondern eine Form von natürlicher Entwicklung.
Für mich ist das nicht unlogisch und wie sich das verteilt wurde oft genug nun gesagt. Leider wird das in den Sprachkursen auch nicht zum Thema gemacht, denn damit würden sich andere mit der deutschen Sprache auch einfacher tun, wenn sie das aus den Regeln ableiten könnten. So bekommen sie nur Wörter vorgekaut mitsamt der Artikel und kommt etwas neues unbekanntes, dann wird ein falscher Artikel davor geknallt.
Man muss aber auch so sagen, dass es sich manche Sprachen schon sehr einfach machen und die Artikel nicht weiter differenzieren sondern es dafür nur einen Begriff gibt. Manche verwenden auch nur zwei und unterscheiden von Personen und Dingen aber drei hat meines Wissens nach nur die deutsche Sprache.
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