Was sollte man tun, wenn man sich im Wald verläuft?
Ich habe gerade wieder einmal ein ziemlich spannendes, aber auch ziemlich unheimliches Buch von Steven King gelesen: einen Horrorroman, bei dem sich jemand im Wald verläuft und auch nicht mehr herausfindet. Das hat mich dazu gebracht, zu überlegen, wie ich handeln würde, wenn ich mich alleine in einem großen Wald verlaufen würde, möglicherweise kein Handy mit hätte und auch niemand wüsste, wo ich bin.
Deshalb wäre meine Frage an euch, wie man sich verhalten sollte, wenn man sich in einem Wald verläuft? Gibt es da irgendeinen Verhaltenskodex, irgendeine besondere Strategie, mit der man sicher wieder herausfindet? Dazu muss ich sagen: Ich bin niemand, der sich besonders gut orientieren kann. Einige Leute können sich vielleicht an den Sternen orientieren und dann irgendwie in die richtige Richtung laufen, aber ich gehöre leider nicht dazu, ich habe einen miserablen Orientierungssinn.
Auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass ich mich irgendwann einmal ganz alleine, ohne Handy in einem großen Wald verlaufe, würde ich doch gerne wissen, wie man sich am besten verhalten sollte beziehungsweise, wie ihre euch verhalten würdet.
Tja, das ist eine ziemlich verzwickte Sache und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es mir selber schonmal, und das auch noch in einem noch extremeren Fall, passiert ist. Aber durch unsere überlegte Handlung, haben wir bald wieder herausgefunden Und zwar war es so:
Ich bin ein halbes Jahr herumgereist, anderthalb Monate davon habe ich im malaysischen Teil Sabah der Insel Borneo am Äquator verbracht. Tropischer Regenwald, Orang-Utans, Krokodile, Riesenschlangen...nun habe ich zusammen mit einem Belgier, den ich dort kennengelernt habe, eine Orang-Utan-Auffangstation besucht. Man konnte auch einige Trekkings auf befestigten Wanderwegen durch den Dschungel rund um die Auffangstation (hört sich klein an, ist es aber nicht) unternehmen. Das haben wir gemacht. Es gab vier Wege, allerdings war nur einer für Besucher erlaubt, zu dem Zeitpunkt, als wir da waren. Das wollten wir nicht einsehen, weil sich die anderen Wege viel interessanter anhörten, mit Mangrovensümpfen und größten Chancen, auf Orang-Utans zu treffen.
Als gerade keiner hinschaute, schlichen wir uns also auf einen der verbotenen Wege. Schnell wurde uns klar, warum er gesperrt war: Die Brücken, die über einen kleinen Dschungelfluss führten, waren teilweise so unvollständig, dass man über riesige Löcher zwischen ihren Latten springen musste, Bäume waren umgestürzt und über den Weg gefallen, der Weg selber war überwuchert von Pflanzen und kaum noch zu erkennen. Das tat unserem Abenteuerdrang allerdings keinen Abbruch. Wir gingen und marschierten durch den Dschungel, hielten dabei Ausschau nach Tieren. Wir sahen jede Menge wahnsinnig schöne, riesige und bunte Tropeninsekten und Zibetkatzen, unser großes Ziel, der Orang-Utan, war aber bis zu dem Zeitpunkt noch nicht zu sehen gewesen. Dann sah der Belgier auf einmal in der Ferne ein Säugetier auf einem Baum sitzen, er konnte noch nicht genau erkennen, was es denn war.
Wir verließen also schnell den Weg, um das Tier zu erkunden, es sprang rasch davon, wir hinterher und dann war es auf einmal verschwunden. Tja. Und der Weg war auch verschwunden. Wir standen inmitten des Regenwaldes auf Borneo, kein Handy, kein Weg, keine Orientierung. Wir haben uns erstmal einen Mammutbaum als Anhaltspunkt genommen. Einer hat dort gewartet und der andere hat kreisförmig drumherum nach dem Weg gesucht - ohne Erfolg. Wir sind wirklich fast wahnsinnig geworden. Man könnte tagelang in diesem Dschungel herumirren, ohne hinauszufinden. Von wilden Tieren ganz zu schweigen.
Und dann fanden wir ein ausgetrocknetes Flussbett! Und einen Fluss hatten wir ja schonmal überquert. Also folgten wir dem ausgetrockneten Flussbett und liefen und liefen und liefen - solange bis der Fluss sich langsam mit Wasser zu füllen begann, wir am Ufer entlang liefen und schließlich auf eine Brücke trafen, die natürlich einen Weg an beiden Enden hatte. So fanden wir zurück in die Zivilisation Das hätte aber sonst wirklich böse enden können.
Also der erste Tipp, wenn man sich im Wald (oder Dschungel) verlaufen hat: Einen großen und möglichst weit sichtbaren Anhaltspunkt suchen und dann kreisförmig drum herum suchen, in immer weiterer Entfernung, ob man irgendwo etwas findet, das einem bekannt vorkommt. Denn ich denke mal, man begibt sich nicht einfach so in einen fremden Wald sondern weiß normalerweise immer ein Stück weit den Weg - also etwas bekanntes wird es irgendwo schon geben, man muss nur lange genug danach suchen
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