Was tun, wenn jemand nicht alleine in die Uni gehen will?
Ich habe mich neulich mit einer Kommilitonin unterhalten, mit der ich bisher nicht so viel zu tun hatte. Sie hat mir dann von einem Problem erzählt, bei dem ich ihr gerne helfen würde. Sie geht niemals alleine in die Uni! Sie telefoniert morgens mit ihrer besten Freundin und wenn diese krank ist oder keine Lust hat, in die Uni zu gehen, bleibt sie auch zu Hause! Und die Tutorien, in denen sie in eine andere Gruppe eingeteilt wurde, "schwänzt" (diese sind zwar freiwillig, aber sinnvoll) sie generell.
Ich habe sie dann nach dem Grund für dieses Verhalten gefragt, woraufhin sie mir erklärte, dass sie Angst hätte, dass es blöd wirkt, wenn sie alleine / suchend im Gebäude der Uni herumsteht und sie Angst hätte, dass sie dann in der Vorlesung alleine sitzen müsste, weil sie niemanden anders kennt.
Sie hat mir dann gesagt, dass sie das Ganze total nervt und sie nicht weiß, was sie dagegen machen soll. Ihre beste Freundin ist nämlich ganz schön unzuverlässig und bleibt öfter mal tagelang daheim. Ich habe ihr schon gesagt, dass sie sich in den Veranstaltungen, die wir zusammen haben, gerne zu mir setzen kann, aber das hat sie nicht so wirklich überzeugt. Was kann ich ihr denn noch raten?
Normalerweise gibt es an jeder Uni eine psychologische Beratung, die kostenlosen Service für Studenten anbietet. Dort kann man mit den Psychologen alle seine Ängste thematisieren. Denen ist dort auch nichts fremd, was studienbezogene Ängste angeht. Selbstverständlich sind die Berater dort auch von der Schweigepflicht belegt. Deine Bekannte braucht also nicht zu fürchten, dass die Dozenten von der Beratungssitzung informiert werden oder andere Studenten das erfahren.
In dem Fall sollte wohl besser ein Profi ran. Ich könnte mir ad hoc auch nicht erklären, warum deine Bekannte so derartig ängstlich aufs Alleinsein in der Uni reagiert. Möglicherweise gab es mal eine Vorfall, der sie so geschockt hat, dass sie da nicht darüber hinweg kommt. Das Problem ist eben, dass sie sich ja selbst so in ihren Freiheiten einschränkt, dass sie darunter leidet.
Vielleicht ist es ratsam, dass die Freundin, die deine Bekannte sonst auch immer begleitet zu dem Beratungsgespräch mitkommt. So kann sich die Dame nicht herausreden, dass sie sich nicht zu der Beratung getraut hat.
Das ist eigentlich doch aber genau das, was unter anderem ein Studium mit fördern kann, nämlich selbstständiger zu werden. Gerade in der Uni lernt man doch immer wieder neue Leute kennen. Kaum einer geht doch auf die Uni und kennt da irgend jemanden, somit müssen Studenten sich doch sowieso mit neuen Leuten anfreunden.
Wenn es danach ginge würde da am Anfang jeder allein rumstehen aber das hält ja nicht lange an, denn man kommt doch immer mit Leuten ins Gespräch. Bei mir war es jedenfalls so, dass ich in jedem Seminar, das ich besucht hatte, immer neue Leute kennen gelernt habe, mit denen ich dann hauptsächlich zu tun hatte.
Es ist bei deiner Freundin dann wahrscheinlich problematisch, da sie von Anfang an ihre Freundin hatte, mit der sie sozusagen den Uni-Alltag verlebt hat und sich gar nicht mit anderen Kommilitonen abgegeben hat, so wie ich das verstanden habe. Jetzt ist sie natürlich in einer Situation, wo sie sich irgendwie auf ihre Freundin angewiesen fühlt, was natürlich wirklich sehr ungünstig ist.
Eigentlich hilft da wirklich nur Zähne zusammen beißen und auf andere Leute zu gehen und den Kontakt suchen. Ich kenne eigentlich kaum Studenten, die einen abweisen oder dumm kommen, wenn man sie anspricht. Ich habe so viele neue Freunde gefunden in meiner Studienzeit. Am Anfang mag das noch schwer sein für deine Freundin aber wenn sie ein paar mal auf andere Studenten zu gegangen ist, dann wird das auch einfacher werden. Das setzt natürlich voraus, dass sie das auch will. Da gehört aber auch ein bisschen Mut und Wille dazu. Wie gesagt, soviel Selbstständigkeit sollte man sich schon an-trainieren.
Früher war ich fast genauso. Am Anfang des Studiums hatte ich jemanden, der mit mir gemeinsam am Morgen immer hingefahren ist und man hat sich einfach spätestens an der Bushaltestelle getroffen, sodass ich dort nie alleine war. Es waren dann oft komische Tage an denen die Person nicht da war, weil ich mich auf einmal so alleine gefühlt hab. Der Campus erschien mir auf einmal riesengroß, die Umgebung ungewohnt, die Leute fremd und alles total unübebrsichtlich. Es ist tatsächlich eine große Umstellung wenn man dann plötzlich alleine ist.
Aber ich finde, dass man sich daran einfach gewöhnen muss. Sie ist ja wohl kein kleines Mädchen mehr und ich glaube einfach auch nicht, dass sie total überfordert ist damit und die Räume nicht finden kann. So komplex wird das schon alles nicht sein. Ich finde es außerdem gut, dass man auch mal neue Leute kennenlernt und das klappt am Besten, wenn man alleine unterwegs ist und man findet eben so viel schneller Kontakt. Die Leute werden erfahrungsgemäß ja sehr selten angesprochen, wenn sie immer zu zweit oder in einer Gruppe herumhängen. Da ist die Hemmschwelle viel größer und die Leute wirken so vielleicht auch etwas reserviert. Sie muss sich dazu einfach mal überwinden. Später wird sie auch alleine zur Arbeit müssen ohne dass sie wer an die Hand nimmt.
Wir waren um die 500 Studenten in der Uni in meinem Studiengang und da ist es selbstverständlich, dass man nicht jeden kennt. Ungewöhnlich war es im Prinzip auch nicht, wenn man demnach mal neben vollkommen unbekannten Personen sitzen musste. Allein war man im Grunde auch.
Ich halte es auch für eine Gewöhnungsfrage, allerdings gibt es eben auch Menschen, die sich nicht daran gewöhnen können oder wollen oder beides. Ich bin auch der Meinung, dass man das so vielleicht gar nicht nachvollziehen kann, wenn man das Problem selbst eben nicht hat.
Als Außenstehender sollte man sich dann vielleicht auch nicht gleich anmaßen, dem Menschen nahe zu legen, dass er psychologische Beratung braucht. Als gute Freundin kann man das vielleicht schon eher machen.
Ich denke, dass es schon ein himmelweiter Unterschied zwischen beiden Polen ist. So wie bei Sippschaft ist das wohl ziemlich verbreitet, dass man sich zu Anfang in einer neuen Uni alleine irgendwie unwohl fühlt,aber trotzdem hingeht. Irgendwann gibt sich das aber von selbst, weil man immer mehr Leute kennen gelernt hat und die Uni nicht mehr fremd ist.
Die andere Seite des Extrems ist, ob man nie zur Uni geht, wenn die beste Freundin nicht kommt, weil man vor lauter Angst total gelähmt ist. Wenn man aus Angst anfängt, sich selbst zu schaden, sollte man sich Gedanken machen, wie man Hilfe holen kann. Das ist auch gar nicht böse gemeint. Das unterstellt auch keine psychische Erkrankung, wie winny2311 verstanden zu haben scheint.
Die psychologische Beratung an der Uni ist auch etwas total anderes, als eine Therapie bei einem Psychiater oder Psychologen. Sie therapieren Studenten nicht. Sie können einem aber nahelegen, sich in Therapie zu begegnen, so das notwendig oder ratsam sein sollte. Zur psychologischen Beratung an der Uni geht man meistens dann, wenn man mit so profanen Problemen wie z. B. Prüfungsangst zu tun hat. Und nur weil man Prüfungsangst oder sonstige Ängste hat, ist man ja noch lange nicht abnormal. Nur haben eben viele schon Strategien gelernt, wie man mit Prüfungsangst im Studium so umgehen kann, dass man trotzdem gute Noten schreibt.
Ich hoffe, dass der feine Unterschied hier klar geworden ist. Ich denke auch, dass mit professionellem Training, das ja keine Therapie sein muss, durchaus lernen kann, seine Ängste so zu kontrollieren und zu managen, dass man nicht mehr von seinen Ängsten kontrolliert wird. Wenn man so ein Training erfolgreich durch hat, hat man auf jeden Fall ein deutliches Plus an Lebensqualität gewonnen.
Ich habe diese Woche mein Abitur geschrieben und werde im Herbst auch an eine Universität gehen. Ich werde die erste Zeit mit meinem Freund hinfahren, da er schon seit einigen Semestern an der Uni studiert. Aber das werde ich nur 1-2 Wochen machen, um mich zurecht zu finden. Ich finde, man sollte an der Uni ein gewisses Maß an Selbstständigkeit entwickeln und dass schafft deine Kommilitonin so nicht.
Ich kann mir vorstellen, dass es komisch ist alleine unter so vielen Menschen zu sein wenn man das vorher nicht gewohnt war. Ich weiß leider nicht in welchem Semester deine Kommilitonin ist, aber vielleicht schaffst du es ihr ins Gewissen zu reden. Ich würde ihr raten endlich etwas Selbstständiger zu werden und sich ihrem Alter entsprechend zu verhalten. Vielleicht braucht sie eben diese „harten“ Worte um ihre Persönlichkeit zu stärken, wer weiß. Falls sie wirklich, wie hier vermutet wurde, eine psychische Erkrankung haben sollte, würde ich mal mit dem Unipsychologen sprechen.
Die Situation, in der sich deine Kommilitonin befindet, finde ich ziemlich problematisch. Auch wenn es sich so anhört, dass diese Frau wohl ein ernsthaftes Problem hat, frage ich mich zunächst einmal, ob sie ernsthaft an ihrem Studium interessiert ist. Hast du den Eindruck, dass sie eigentlich gerne zur Universität geht, sofern sie denn jemand begleitet? Lernt sie denn daheim und besteht auch die Prüfungen, die sie ja sicher auch schreiben muss? Gibt es bei euch keine Pflichtveranstaltungen, die sie besuchen muss? Ich habe auch Tage, an denen ich nur ungern oder auch gar nicht in die Uni fahre, aber ich besuche zumindest immer die Pflichtveranstaltungen und auch wichtige Tutorien. Wenn ich mal nicht hingehe, dann nur zu einzelnen Vorlesungen, die dann meistens ohnehin nicht so gut sind, so dass ich die Inhalte lieber zuhause nacharbeiten kann. Macht deine Kommilitonin das wenigstens, oder vermeidet sie auch zuhause jede Konfrontation mit dem Lernstoff?
Falls deine Kommilitonin wirklich ausschließlich ein Problem damit hat, alleine in die Uni zu gehen und im Grunde genommen gerne stärker am Leben und damit auch am Uni-Alltag teilnehmen würde, sollte sie sich dringend professionelle Hilfe suchen. Ich kann mir vorstellen, dass sich dieses Problem nicht nur auf den universitären Bereich bezieht, sondern auch auf weitere Bereiche des Lebens. Wenn diese Frau schon Probleme hat, alleine in die Uni zu gehen, hat sie sicher auch Probleme, andere Besorgungen alleine zu erledigen, oder? Ich kann mir vorstellen, dass sie vielleicht auch andere Erledigungen nicht so gut alleine bewältigen kann.
Weißt du zufällig, ob deine Kommilitonin immer schon ein Problem damit hatte, alleine in die Schule oder sonst irgendwohin zu gehen, oder ist ihr Verhalten erstmals aufgetreten, als sie schon an der Uni eingeschrieben war? Falls sie zuvor keine Probleme hatte, alleine in die Schule zu gehen, frage ich mich, warum sie nun an der Uni so große Probleme damit hat, alleine in die Vorlesungen und andere Veranstaltungen zu gehen.
Deine Kommilitonin muss unbedingt einen Zustand erreichen, in dem sie sich nicht mehr von anderen abhängig macht, denn genau das tut sie gerade. Sie muss ihren eigenen Weg gehen, auch an der Universität. Selbst wenn sie jetzt noch an der Uni damit durchkommt, sich auf andere zu verlassen und nur dann zu den Vorlesungen und Seminaren zu erscheinen wenn sie jemand begleitet, wird sie spätestens nach ihrem Abschluss ein Problem bekommen, wenn sie arbeiten geht. Wenn sie dann auch immer einen "Babysitter" braucht, der sie begleitet, weil sie nicht alleine kaum einen vernünftigen Arbeitsalltag erleben können.
Wenn deine Kommilitonin schon selbst von ihrem Verhalten genervt ist, hat sie immerhin schon erkannt, dass es so nicht weitergehen kann. Nun muss sie einen Weg heraus aus diesem falschen Verhaltensmuster finden. Ich denke nicht, dass sie das alleine schafft, wenn dieses Verhalten mittlerweile schon ein Stück weit zur Gewohnheit geworden ist. Ich denke auch nicht, dass du ihr mit guten Ratschlägen helfen kannst. Sie weiß vielleicht selbst auch, dass ihr Verhalten nicht normal ist. Dennoch schafft sie es offensichtlich nicht, sich anders zu verhalten.
Du wirst nicht viel mehr tun können, als dem Mädel beizustehen und ihr den Rat zu geben, sich Hilfe zu suchen. Falls du möchtest, kannst du ihr ja auch bei der Suche nach einem Therapeuten behilflich sein. Alles weitere muss sie selbst regeln und sie muss auch willens sein, etwas an ihrer Situation zu ändern. Wenn das nicht der Fall ist, wird jeder noch so gut gemeinte Ratschlag wertlos sein.
Ich finde ein solches Verhalten dann doch schon sehr kindisch. Sie ist doch nicht die erste, die sich in einer neuen Situation zurecht finden muss. Gerade in der Uni ist doch auch sehr einfach neue Freunde kennen zu lernen, sodass man schnell wieder eine Freundin gefunden hat.
Wieso man nicht auch einmal alleine in eine Vorlesung gehen kann, verstehe ich eigentlich überhaupt nicht. Auch finde ich es jetzt nicht besonders merkwürdig, wenn man einmal alleine durch die Uni rennt. Bei uns ist es auch so, dass wir uns meistens erst im Hörsaal treffen und da auch nicht immer so viel Platz ist, dass man jedem einen Platz freihalten kann, ist man immer mal wieder in der Situation, dass man sich einen Platz suchen muss, der ein Stück von seinen Freunden entfernt ist. Das finde ich dann auch nicht wirklich schlimm, denn schließlich wird man ja in dem Alter auch einmal eine Vorlesung hinter sich bringen können, wenn man einmal nicht neben den bekannten Freunden sitzt.
Ich würde einmal sagen, dass deine Freundin schnell einmal erwachsen werde sollte und sich dann einmal auf ihr Studium konzentrieren sollten. Denn schließlich geht es hier um ihre Zukunft und nicht um die ihrer Freundin. Wenn deine Freundin nicht in die Vorlesung geht, da sie alleine gehen müsste, dann muss sie sich im klaren sein, dass sie dadurch vielleicht wichtigen Stoff verpasst, der am Ende des Semesters vielleicht den Unterschied zwischen bestehen und durchfallen aus macht.
Auch kann es sein, dass ihre Freundin einfach in der Lage ist und den Stoff auch versteht, wenn sie sich nicht extra dafür in die Vorlesung setzt. Wenn dies deine Freundin nicht kann, sondern ihr es einfacher ist den Stoff zu verstehen, wenn sie ihn in der Vorlesung hört, dann soll sie einfach einmal über ihren Schatten springen und eben alleine in die Vorlesung gehen.
Ich finde, dass ihr Verhalten schon langsam krankhafte Züge annehmen könnte. Von Außen kann man das natürlich sehr schlecht beurteilen, aber ich denke es wäre besser, wenn ihr einen Profi dazuholt. Dieser kann wirklich auf sie eingehen und weiß was er zu tun hat. Es scheint wohl doch nicht nur die Begleitung zu sein die ihr fehlt, wenn sie dein Angebot schon ablehnt.
Auf jeden Fall besteht Behandlungsbedarf. Eigentlich sollte man immer einen Profi hinzuziehen, wenn man Ängste oder Verhaltensweisen aufweist, die ein normales Alltagsleben einschränken. Und ich denke, dass sie schon sehr eingeschränkt ist. Immerhin möchte sie später ja auch einen Beruf ausüben und wenn sie es jetzt nicht schafft allein in die Uni zu gehen, dann wird es wirklich Probleme geben.
Ich vermute, dass viel mehr dahinter steckt, als komisch angesehen werden zu können wenn sie allein ist. Es können zum Beispiel traumatische Erfahrungen in der Vergangenheit zu so etwas führen. Ich würde dir dazu raten, ihr deine Hilfe weiterhin anzubieten und für sie da zu sein. Desweiteren solltest du versuchen, sie vorsichtig dazu zu bewegen, einen Profi aufzusuchen. Auch da kannst du ihr anbieten, dass du sie begleitest.
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