Jemanden „schön trinken“, wie funktioniert das?
Sicherlich kennt fast jeder das Phänomenen dass mit steigendem Alkoholkonsum der Gegenüber immer schöner und attraktiver wird. So kann es durchaus passieren dass sich zwei anfangs völlig gleichgültig verhaltene Menschen ordentlich flirten oder letztendlich in der Kiste landen und sich am nächsten Tag wundern wie es dazu kam.
Ich meine jetzt nicht die Totalabstürze wo man sich sinnlos betrinkt sondern wenn man einen schönen Abend verbringt, mit dem Gegenüber zwanglos plaudert und dabei ein paar Cocktails oder einen guten Wein trinkt. Mir persönlich ist es da in meiner Jugend und auch später noch öfters vorgekommen dass mein Gesprächspartner mit jedem Bier immer attraktiver und begehrenswerter wurde obwohl er anfangs überhaupt nicht mein Typ war.
Was kann der Grund dafür sein? Alkohol enthemmt, dass ist mir schon klar, aber das kann doch nicht alles sein? Um es mal etwas drastischer zu sagen, wenn jemand einhundert Kilo wiegt und man das persönlich nicht mag dann ist der Gegenüber nach dem fünften Bier doch nicht dünner geworden. Mein Auge sieht noch genauso scharf, aber vielleicht wird ja mein Bewusstsein getrübt und die Toleranzgrenze nimmt daduch zu. Gibt es eine Erklärung dafür?
Die Erklärung mit der gesunkenen Hemmschwelle sollte doch in dem Fall völlig genügen. Dieses "Schön trinken" ist ja nur eine Floskel, die hier nicht wörtlich zu nehmen ist. Es ist ja wirklich nicht so, dass man im angetrunken oder betrunkenen Zustand sagt, dass der Partner dann schöner wäre. Es wird einem nur egal. Schließlich spielt hier eine Überlegung an den nächsten Tag immer weniger eine Rolle.
Und wenn jemand z.B. auf einen ONS aus ist, wird auch nicht nach Sympathie oder Schönheit beurteilt, sondern nach Chance. Schließlich ist einem so auch nüchtern bewusst, dass es nur um das eine gehen soll.
hooker hat geschrieben:Mein Auge sieht noch genauso scharf
Hier würde ich aber gerne widersprechen. Auch wenn es sicher nichts mit dem Thema zu tun hat, ist es doch so, dass die Sehkraft mit steigendem Alkoholkonsum nachläßt (verschwommenes Bild, Tunnelblick). Einer der Gründe, warum man z.B. danach nicht mehr selber fahren sollte.
Im Prinzip hat das Ganze mit schön trinken recht wenig zu tun. Tatsache ist vielmehr, dass die meisten Sinne bei zunehmendem Alkoholkonsum nach und nach schwächer werden. Zudem sinkt natürlich auch noch die Hemmschwelle.
Die Frau oder den Mann, die oder den man vorher nicht mal wahrgenommen hätte, erscheint schon etwas anders.
Man hat auch mal einen Test gemacht zur Attraktivität von Mann und Frau am Tag und in den Abendstunden (mit und auch ohne Alkohol am Abend). Man hat schnell herausgefunden, dass Männer zB. am Abend nicht einmal mehr den selben Typ Frau bevorzugen, wie noch am Tag. Frauen, die sie am Tag im Abendoutfit noch geradezu schlampig gefunden haben, fanden sie am Abend mit ein paar Bier intus sehr nett .
Ich denke, dass es eigentlich klar sein sollte, dass man das nur so sagt, dass man sich jemanden "schön" trinkt. Selbstverständlich wird diese Person auch nicht schöner, nur weil man selbst etwas getrunken hat, denn sie ist immer noch die selbe Person wie vorher.
Das einzige, was sich da ändert, ist die Sichtweise. Mit etwas Alkohol intus stört es einen nicht mehr so sehr, dass die Person gar nicht dem eigenen Traumtyp entspricht. Man nimmt das dann einfach so hin und arrangiert sich mit der Person, auch wenn man sie im nüchternen Zustand nicht angucken würde. Das ist so, weil man unter Alkoholeinfluss auch nicht mehr so klar denken kann.
Außerdem ist die Wahrnehmung auch eingeschränkt. Du schreibst zwar, dass du angeblich noch genauso gut siehst, aber das stimmt nicht. Alkohol ist ein Nervengift und geht schon auf die Augen. Du kannst ja mal im betrunkenen Zustand einen Sehtest machen, dann wirst du das auch merken. Wenn dazu dann noch generell etwas verschwommene Konturen dazukommen, fallen einem eben einige Mäkel, wie beispielsweise Falten oder Hautunreinheiten doch gar nicht mehr auf.
Bei mir würde das auch nicht funktionieren, denn selbst wenn ich etwas über den Durst trinke bin ich noch ich selbst. Man wird höchstens etwas fröhlicher, aber ich weiss noch genau was ich kann und was nicht. Für mich ist das keine Erklärung wenn man sich dann in die Arme des nächstbesten Menschen wirft und am nächsten Tag entsetzt feststellt wer es ist. Sowas kann doch nicht passieren finde ich. Also sagen wir es mal so, mir würde es nicht passieren. Glaub da könnet man mir sogar KO-Tropfen ins Trinken kippen, da würde ich höchstens davon einschlafen.
Ich denke, hier spielen zwei verschiedene Faktoren zusammen. Zum einen ist es tatsächlich so, dass mit steigendem Alkoholpegel die Hemmschwelle sinkt und man gerne mal Sachen macht, die man nüchtern nie machen würde, weil man sich nicht traut, sie eklig findet, sie sich nicht leisten kann und so weiter. Wenn man angetrunken ist, lässt man sich auch schneller durch verschiedene Umstände von Dingen überzeugen. Während man im nüchternen Zustand vielleicht dreimal nachgedacht hätte, ob man mit jemandem schläft, tut man das alkoholisiert eben nicht.
Die zweite Sache ist, dass Menschen sowieso in der Regel subjektiv attraktiver werden, wenn man sie kennenlernt und sie geistig ansprechend findet. Zum Beispiel findet man seine Freunde nicht total abstoßend, weil man sie eben charakterlich mag - eventuell würde man sie aber als absolut hässlich und widerlich einstufen, wenn sie einem unbekannt werden. Damit will ich sagen, dass sich das Aussehen eines Menschen natürlich innerhalbs eines Gesprächs nicht verändert, aber doch unsere subjektive Wahrnehmung dieses Menschen. Wenn das nun noch mit dem vorher angesprochenen Alkoholpegel zusammenkommt, kann auch jemand, den man zu Beginn des Abends unattraktiv fand, plötzlich supersexy sein.
Soweit ich weiß funktioniert das vor allem bei Männern, also dass ein Mann sich leichter eine Frau schön trinken kann als umgekehrt. Frauen brauchen zwar weniger Alkohol um betrunken zu werden (jedenfalls sofern sie nicht "im Training" sind), aber Männer sind meist leichter erregbar, springen also eher auf bestimmte Signale an als eine Frau.
Ich denke, der Alkohol enthemmt zum einen die Person und zum anderen wird dadurch ja auch der Trieb gefördert. Ein Mann, der also mit dem Vorsatz, eine Frau fürs Bett zu suchen, in eine Kneipe oder Bar geht, der findet nach dem fünften oder zehnten Bier weitaus mehr Frauen attraktiv als noch nach dem ersten Bier. Er will nur Sex, keine Partnerin fürs leben. Und ist dann eben auch nicht mehr besonders wählerisch.
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