Wieviele enge Bezugspersonen sind gut für ein Kleinkind?
Gestern habe ich mit meinem Firmkind telefoniert, die eine dreijährige Tochter hat. Irgendwie kamen wir so ins Plaudern und sie erzählte mir, dass ihre kleine Maus schon so reif für ihr Alter ist und sie so brav ist, weil sie überall bleibt und nicht immer nur nach der Mama weint. Es stellte sich dann im Laufe des Gesprächs heraus, dass die Kleine fix einmal in der Woche bei der Papa-Oma übernachtet, einmal bei der Mama-Oma und da mein Firmkind alleinerziehend ist und von ihrem Partner getrennt lebt, ist die Kleine auch eine Nacht bei ihrem Papa. Und weil es so lustig ist und die Kleine ja auch einen so lieben Onkel hat, schläft die Kleine einmal in der Woche fix bei ihrem Onkel und ihrer Tante, weil dort sind auch ihre Cousine und ihr Cousin und das gefällt ihr immer so gut.
Zusammengefasst schläft sie fix an vier Tagen in der Woche bei jemanden anderen als zu Hause. Da sie auch schon seit eineinhalb Jahren in die Kinderkrippe geht und sie dort natürlich auch schon Freunde hat, schläft sie gelegentlich zusätzlich auch noch bei einer Freundin, das ist jedoch nur gelegentlich und nicht fix.
Ebenso geht die Kleine eben schon seit eineinhalb Jahren ganztägig von Montag Früh bis Freitag Nachmittag in die Kinderkrippe. Freitags wird sie dann gleich von ihrem Papa abgeholt und bleibt eben bis Samstag Abend, manchmal auch bis Sonntag Abend. Mein Firmkind ist im übrigen arbeitslos und schickt die Kleine nur spaßhalber in die Kinderkrippe, weil es die Kleine angeblich ja so lustig findet. Vor eineinhalb Jahren, als sie eben mit der Kinderkrippe begonnen hat, hat mein Firmkind zwar für ein paar Monate gearbeitet, aber als sie dann eben arbeitslos wurde, hat sie es auch nicht mehr für nötig empfunden, sie weniger dorthin zu geben.
Ich war eigentlich nur noch erstaunt und ich habe mich gefragt, was mein Firmkind so den ganzen Tag macht, weil die Kleine hat sie jedenfalls eigentlich kaum. Die Kleine ist doch mehr woanders als zu Hause. Mein Firmkind findet das noch dazu äußerst positiv, sie meinte, dass es so schön ist, dass so viele die Kleine so lieb haben und sie ist so stolz darauf, dass die Kleine so viele Bezugspersonen hat und sich allseits beliebt fühlt. Sie bekommt so viele neue Eindrücke und das sei sicher der Grund dafür, dass sie in ihrer Entwicklung so weit voran ist.
Ich weiß nicht. Es stimmt schon, dass die Kleine sehr früh entwickelt ist, aber trotzdem tut sie mir irgendwie leid. Sie macht jetzt allerdings wirklich keinen unglücklichen Eindruck und es scheint ihr wirklich überall zu gefallen. Sie selber sagt ja, sie will dort und da schlafen. Aber trotzdem. Mir kommt die Kleine einfach nur abgeschoben vor. Mir ist auch schon öfters aufgefallen, dass die Kleine am Tag bis zu 3 verschiedene Babysitter hat, allerdings schon aus dem Verwandtenbereich, weil es auch durchaus vorkommt, dass keiner einen ganzen Tag für sie Zeit hat.
Sehe ich das ganze einfach zu streng oder konservativ oder findet ihr diese ganze Konstelation auch seltsam. Ist es für ein Kind wirklich so vorteilhaft, derart viele Bezugspersonen zu haben. Ist es für ein Kind wirklich gut, dass es so oft nicht zu Hause ist? Noch geht es der Kleinen gut und es gefällt ihr zumindest dem Anschein nach, aber wie wird sich die Bindung zwischen Mutter und Kind in Zukunft entwickeln, wenn da so wenig Bezug ist?
tournesol hat geschrieben:Irgendwie kamen wir so ins Plaudern und sie erzählte mir, dass ihre kleine Maus schon so reif für ihr Alter ist und sie so brav ist
So beginnen für gewöhnlich genau die Leute zu erzählen, die ein tief schlummerndes schlechtes Gewissen ihren Kindern gegenüber haben oder aber von eigenen Defiziten in der Erziehungsmethode wissen und sich aber ihre Absolution dadurch holen, dass andere das Kind so sehr loben.
Einmal würde ich gerne Eltern hören, die davon reden, wie stinknormal das eigene Kind wäre. Oder krasser: Eltern, die sagen, dass das eigene Kind weit hinter den anderen her hinkt und es aber kein Problem ist! Aber das schweift vom Thema ab.
Ich würde die Situation ähnlich einschätzen, wie Du es machst. Es ist mit Sicherheit nicht von Vorteil für das Kind, in dem Fall "so brav" zu sein. Nebenbei sollte man sich die Frage stellen, welche Alternative das Kind denn hätte und wie dieses in dem Alter die Alternativlösung dursetzten sollte?
Hier wird jedenfalls kein Grundstein dafür gelegt, dass das Kind sich binden kann und eben einer (oder vielleicht zwei) Bezugspersonen gewinnen, denen es völlig vertraut, weil das Gefühl vermittelt wird, dass eben diese Person immer und uneingeschränkt für das Kind da ist. Diese Kontinuität kann sich nicht entwickeln, auch wenn natürlich in dem geschilderten Fall auch so was wie Kontinuität herrscht, indem die Woche klar strukturiert wird. Aber dennoch wird immer unterbrochen und das Kind muss sich regelmäßig neu orientieren.
Ich würde der Mutter wirklich raten, dass das Ganze möglichst schnell auf ein geringeres Maß reduziert wird. Auch wenn die aktuelle Lösung sicher für alle Beteiligten (bis auf das Kind selbst, welches hier eben nur noch als Objekt fungiert) eine bequeme Lösung darstellt.
grundsätzlich finde ich es nicht problematisch dass das Kind nicht nur daheim ist, sondern auch andere Verwandschaftliche Bezugspersonen wie Großeltern/Onkel/Tanten und ihren Vater hat.
Ich habe eine 2½-jährige Nichte die auch immer wieder mal bei meiner Mutter (also ihrer Oma) übernachtet und schon fast beleidigt ist wenn die Oma nur auf Besuch ist und sie nicht mitnimmt
Also so wie sich das anhört, hat das Kind ja trotzdem einen geregelten Alltag, nur halt nicht konstant daheim. Soweit find ich das noch nicht problematisch. Das was mich hellhörig dran gemacht hat, ist dass dafür absolut keine Notwendigkeit besteht, es also nicht darum geht dass die Mutter arbeiten muss o.ä. und sich daher nicht um ihr Kind kümmern könnte. Somit bekommt man doch sehr das Gefühl dass die Mutter froh ist wenn sie ihr Kind abschieben kann.
Klar, man braucht auch mal ne Auszeit/Pause und ist froh wenn das Kind nicht 24/7 um einen herum ist, aber so oft, obwohl die Mutter ja "nichts besseres zu tun hat" als sich um ihr Kind zu kümmern, find ich schon etwas komisch... Besonders da diese Auszeit ja täglich schon durch die Kinderkrippe gegeben ist.
Also zusammenfassend find ich es nicht schlimm (eher sogar positiv) wenn das Kind mehr Bezugspersonen als nur die Mutter hat, auch nicht wenn diese regelmäßig auf das Kind aufpassen (fördert auch den Familiengedanken über die Generation hinweg). Allerdings sollte man aufpassen dass die Mutter doch immer noch die Hauptbezugsperson ist und das Kind nicht häufiger anderswo ist als bei der Mutter. Und vor Allem sollte man klären warum die Mutter ihr Kind so oft weg gibt (überfordert? o.ä.) und schauen dass die Mutter ne Beschäftigung hat (egal ob Job/Ehrenamtlich oder Richtung Hobbies) weil freie Zeit sollte man irgendwie füllen, daheim auf der Couch sitzen hilft keinen (weder für das eigene Selbstwertgefühl, noch als Vorbild für das Kind).
Ist aber auch schwierig auf die Entfernung zu urteilen (man kennt die Personen nicht, hat nur die Aussagen vom Telefon etc.).
Wie viele enge Bezugspersonen für ein Kind gut sind, kann man wohl kaum pauschal sagen, denn jedes Kind ist ein wenig anders und zusätzlich entwickelt sich ja jedes Kind im Laufe der Zeit weiter.
Mein Kind beispielsweise war lange Zeit ein absolutes Mutter-Kind und jede kurzzeitige Trennung war im ersten Lebensjahr schon zu viel. Im Laufe der Jahre kamen dann weitere Bezugspersonen hinzu, pro Lebensjahr etwa eine. Heute ist es sehr aufgeschlossen, es übernachtet auch gern auswärts. Trotzdem würde ich nur einige der Personen, bei denen es auswärts übernachtet auch als enge Bezugspersonen bezeichnen. Der Rest sind halt Personen, die so vertrauenswürdig sind, dass mein Kind da übernachtet.
Meine Nichte war da übrigens auch eher wie die Tochter Deines Firmkindes: die ist auch von klein auf öfter mal woanders gewesen, hat viel woanders übernachtet und war auch ganztägig in der Krippe, allerdings haben bei ihr beide Elternteile ganztägig gearbeitet. So war das also auch nötig. Das Kind ist heute im Alter von Neun immer noch so sprunghaft und bleibt auch gern mal wochenweise bei anderen Personen.
Aus meiner eigenen Kindheit kann ich auch nur sagen, dass es gar nicht schlecht ist, viele Bezugspersonen zu haben. Ich bin in einer klassischen Großfamilie aufgewachsen und wenn sicher auch nicht alles in Ordnung war, so haben wir doch den großen Vorteil gehabt, dass eigentlich immer (uneigentlich gab es natürlich ab und an mal eine Ausnahme) eine enge Bezugsperson greifbar war, wenn das nötig war. So sehe ich mehrere enge Bezugspersonen durchaus vorteilhaft.
Ich finde es eigentlich nicht negativ, wenn ein Kind mehrere Bezugspersonen hat. Dass das Kind allerdings praktisch fast jeden Tag woanders übernachtet, finde ich schon etwas eigen in dem Alter. Ich bin da vielleicht etwas konservativ, aber ich finde schon, dass das Kind öfters bei der Mama bzw. den Eltern sein sollte als woanders.
Mein Sohn hat auch schon ein paar Mal bei einem Freund übernachtet, er ist jetzt kürzlich 4 Jahre alt geworden. Aber dennoch finde ich es wichtig, dass ein Kind noch weiß, wo sein festes Zuhause ist und jeden Wochentag woanders zu verbringen finde ich etwas zu viel. Selbst wenn es meinem Kind bei Tante, Onkel, Oma, etc. gut gefallen würde, hätte ich da als Mutter irgendwie ein schlechtes Gewissen und würde das nicht wollen, dass mein Kind - zumindest in dem Alter - immer woanders ist. Ich genieße es zugegeben schon, wenn mein Sohn mal woanders übernachtet und mache mir da wenig Gedanken, aber das kommt halt nur 2x im Monat vor. Aber ständig muss das nicht sein.
Dass das Kind in die Krippe geht, finde ich hingegen gut, auch wenn die Mutter nicht erwerbstätig ist. Das fördert Kontakte zu Gleichaltrigen und ich finde, dass das für die Entwicklung eines Kleinkindes sehr gut ist, sowohl für die soziale Entwicklung als auch für die Sprachentwicklung, da Kinder meiner Erfahrung nach viel schneller von älteren Kindern lernen als von Erwachsenen.
In meinem Kindergarten haben wir ein knapp zwei Jahre altes Mädchen, dessen Situation mich sehr an die von dir beschriebene erinnert. Das Mädchen kam bereits im Alter von 10 Monaten zu uns in die Kinderkrippe und blieb direkt nach einer kurzen Eingewöhnung täglich bis zu 9 Stunden im Kindergarten.
Zudem wir sie sehr oft von ihren Großeltern abgeholt und schläft dann auch bei ihnen. Auch erzählen die Großeltern, dass sie die kleine Maus oft ein ganzes Wochenende haben und die Kleine ihre Eltern dann gar nicht sieht- von Freitagmorgen, wo sie ja in den Kindergarten geht bis Montagabend, wo sie dann wieder von ihnen abgeholt wird.
Ich selbst finde es zwar durchaus gut, dass ein Kind mehrere Bezugspersonen hat und nicht nur auf eine Person total fixiert ist, finde aber die Situation des Mädchens aus meinem Kindergarten sehr übertrieben. Die Eltern sehen die kleine Maus unter der Woche tatsächlich nur, wenn sie sie morgens wecken und mit dem Auto in den Kindergarten fahren und abends, wenn sie die kleine Maus wieder abholen und ins Bett bringen (die Eltern haben selbst erzählt, dass die Kleine das Abendessen im Auto isst und dann zu Hause gleich ins Bett gebracht wird). Wenn sie dann auch noch an den Wochenenden nicht zu Hause ist, finde ich das durchaus erschreckend!
Übrigens ist das Mädchen in meinem Fall zudem auch noch ein wenig verwahrlost. Sie ist zwar meist nett und sauber eingekleidet, hat aber stets total schmutzige und fettige Haare und kommt bereits mit dreckigem Gesicht.
Ich finde es prinzipiell auch gut, wenn ein Kind nicht nur auf die Mutter fixiert ist und mehr als eine Bezugsperson hat. Was mich jedoch am Fall meines Firmkindes eben ein wenig stört, ist dass die Kleine wohl doch mehr als die Hälfte der Zeit nicht zu Hause ist, insbesondere die Nächte. Wenn ein Kind fix schon etwa 4 Nächte pro Woche woanders ist, dann finde ich das schon sehr viel.
Hinzu kommt ja noch, dass sie eben immer woanders ist. Der Kleinen macht es natürlich auch noch Spaß. Die hat den Bogen raus! Klar, wer ein Kind nur einmal pro Woche hat, wird es sicher auch mehr verwöhnen als die Mama zu Hause im Alltag. Und das ist ja auch durchaus in Ordnung, dass es bei Oma und Opa mal ein wenig lockerer zugeht. Aber so ist es dann eben mindestens vier mal pro Woche.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass die Kleine alles andere als verwahrlost aussieht! Eben eher umgekehrt! Jeder vergöttert die Kleine, was ja auch nett ist und jeder kauft ihr alles was sie eben will, weil sie ist ja nur einmal pro Woche da. Für die Kleine ist es aber eben nicht nur einmal die Woche, sondern die hat diese Ausnahmetage eben regelmäßig und das ist langfristig gesehen glaube ich nicht so wirklich gut.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-123460.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1079mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1134mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1510mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1134mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich? 2320mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: winny2311 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich?