Selbstgespräche führen - normal oder krankhaft?
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass ich als Kind oft sehr viele Selbstgespräche geführt habe. Eigentlich täglich, was wohl darin begründet liegt, dass ich ein Einzelkind war und mich dementsprechend sehr häufig alleine beschäftigen musste. Auch wenn ich oft mit Freunden unterwegs war, hatte ich jeden Tag mindestens einen Selbstgesprächsanteil von ca. 30 Minuten, die ich dann meist alleine in meinem Zimmer war. Oft habe ich meine eigenes Vorhaben kommentiert, und erst jetzt, so etwa acht Jahre später, fange ich an zu Verstehen, was ich da eigentlich gemacht habe.
Ein sehr markantes Erlebnis meinerseits war damals meine erste Flugreise nach Mallorca zu meinen Großeltern, die ich ganz alleine begangen hatte. Normalerweise waren immer meine Eltern oder auch mal Freunde von mir dabei, aber dieses eine Mal - ich glaube, ich war so gegen 13 Jahre alt - flog ich ganz alleine vom Flughafen Köln-Bonn nach Palma de Mallorca. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mit mir selbst gesprochen habe, als wäre noch eine Person neben mir. Das zog sich den ganzen Weg im Flughafen, bis ich eben von meinen Großeltern am Gate abgeholt wurde. Seltsamerweise habe ich es nur getan, solange ich keine Menschen um mich rum hatte, mit denen ich reden konnte. Waren jedoch Leute da, war es wie ausgewechselt. Deswegen nehme ich an, dass diese Selbstgespräche mich in der Situation, die ja aufregend und neu war, beruhigt haben.
Noch heute erwische ich mich dabei wie ich manchmal Dinge leise vor mich hin murmel, ohne dass ich damit eigentlich jemanden Ansprechen will. Ich wundere mich dann immer wieder selbst darüber, wieso es mir passiert. Im Nachhinein ist es immer recht peinlich zuzugeben, dass man in Gedanken versunken war und seine Gedanken laut kommentiert hat.
Obwohl es inzwischen sehr viel weniger geworden ist, was ich an Selbstgespräche führe, frage ich mich dennoch, ob die ganze Sache so normal ist. Bisher habe darüber noch mit niemanden gesprochen, weil es auch gewissermaßen peinlich ist. Nun möchte ich mich hier mit euch austauschen, wie ihr über Selbstgespräche denkt. Seid ihr selbst so ein Selbstgespräche-Fan oder in der Kindheit mal gewesen? Empfindet ihr Leute, die gedankenverloren murmeln, als "krankhaft", oder ist weitesgehend "normal" für einen Menschen, auch mal mit sich selbst zu sprechen? Ich bin sehr gespannt, was ihr hier für Erfahrungsberichte reinbringen könnt.
Ich führe praktisch nie Selbstgespräche. Also nicht mal, wenn ich wirklich gerade das dringende Bedürfnis habe zu sprechen. Ich denke immer nur und spreche es nicht aus; egal ob ich alleine bin oder nicht. Aber in meinem Umfeld führt wirklich JEDER Selbstgespräche. Ganz toll beobachten kann man das immer, wenn man mit mehreren Personen zusammen in einem Büro arbeitet. Ich sehe jeden Tag, dass die Leute ihre Gedanken einfach aussprechen und wirklich so den ganzen Tag zusammenhangloses Wortfetzen an sich selbst richten. Das ist etwas, das ich noch normal und im Rahmen finde (solange es die Anderen nicht stört)
Wenn ich mir jetzt aber vorstelle, dass du richtige Gespräche mit dir führst, finde ich das schon echt befremdlich. Das sind ja dann praktisch Monologe, die ein richtiges Gespräch bzw. eine Unterhaltung darstellen, oder? Zumindest stelle ich mir das so vor. Würde jemand dich dabei beobachten, was würdest du denken, wie die Person dann reagiert? Wenn du selbst das Gefühl hast, jemand anders denkt von dir, dass du krank bist und irgendetwas nicht normal läuft, dann solltest du dir Hilfe suchen.
Du brauchst dich auf keinen Fall dafür zu schämen, dass du als Kind mit dir selbst geredet hast, und das auch heute noch ab und zu mal tust. Ich denke mal das ist so ziemlich normal. Ich kann aus meinen Erfahrungen heraus sagen, dass das nicht ungewöhnlich ist. Ich bin zwar kein Einzelkind, war aber auch öfters mal einsam und habe mich selbst sehr häufig kommentiert und mich dabei jedes mal gefreut. Es hat mir ein Gefühl gegeben, als wenn ich halt nicht einsam wäre, so wie es bei dir war. Ich mache das auch heute noch sehr häufig wenn ich richtig gut gelaunt bin, nicht mehr weil ich alleine bin.
Ich kenne keine Leute die zwar sagen dass das krankhaft sei, aber die Leute die das tun sind doch dämlich (Entschuldigung). Jeder Mensch hat schonmal mit sich selbst gesprochen (so weit er dazu in der Lage war). Um sich selbst an etwas zu erinnern, um nicht alleine zu sein, einfach ohne es zu bemerken, und so weiter.. Das kann so viele Gründe haben und das ist einfach nur natürlich!
Also mach dir keinen Kopf darum das muss dir echt nicht peinlich sein, gerade weil du ein EinzelKIND warst ist das kein Grund sich zu schämen. Glaub mir es gibt so viele Kinder die das so häufig machen das ist total normal. Kinder die das nicht machen sind entweder total verschlossen oder man kriegt es einfach nicht mit.
Hallo Malcolm,
ein wirklich interessantes Thema, welches du da angesprochen hast. Ich denke schon, dass es im gewissen Maße normal ist. Meiner Meinung nach hat das jeder Mal. Für mich klingt dieses "(...) alleine beschäftigen musste." danach, als wärst du eher vernachlässigt worden. Ich beobachte das manchmal bei meinem Neffen, der beim spielen immer ganz leise vor sich hin murmelt.
Aber auch ich bin so ein Kandidat, der Selbstgespräche führt. Allerdings etwas schlimmer als du. Bei mir geht es - auch heute noch- soweit, dass ich mir Fragen stelle und sie laut aus verschiedenen Perspektiven beantworte. Da denken manche auch sicher, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe. Das ist auch der Grund, wieso ich das noch niemandem erzählt habe. Wenn ich erwischt werde, tu ich manchmal so, als würde ich mit der Katze oder dem Pferd reden.
Dass es dir peinlich ist, ist für mich vollkommen verständlich. Du hast doch soweit ich weiß eine Freundin, schon seit längerem. Vielleicht kannst du ja mal mit ihr darüber reden. Wer weiß, vielleicht macht sie das ja auch und schämt sich auch dafür. Und selbst wenn sie es nicht macht, hat sie sicher genug Verständnis für dich und wird dich deswegen nicht verurteilen.
Ich glaube als ich noch ein Kind war, habe ich auch des öfteren "Selbstgespräche" geführt. Allerdings kommt es dazu ja, wenn das Kind keine Beschäftigung hat und dann eben alleine spielt und mit viel Phantasie andere Spielpartner erdichtet. Das finde ich kein bisschen schlimm. Außerdem ist das völlig normal, konnte ich bei den meisten kleinen Kindern sehen. Die sind ja nicht still, leise und ganz ruhig wenn sie spielen, sondern reden dabei eben auch, oder geben Geräusche (etwa das einer Lokomotive oder eines Autos) von sich. Das ist vollkommn normal.
Ab wann genau sich das legen "sollte" weiß ich nicht. Ich denke aber mal, dass man damit spätestens zu Beginn der Pubertät abgeschlossen haben sollte. Aber auch nicht völlig. Wenn man dann halt alleine ist, "sollte" man nicht unbedingt etwas reden, dagegen finde ich es auch ganz normal, wenn man mal etwas vor sich hersagt, oder seine Gedanken laut ausspricht (solange man alleine ist). Auch ich mache das manchmal. Wenn ich beispielsweise weiß, dass ich noch den Gespirrspüler ausräumen, die Fenster aufmachen und den Kompost rausbringen will, dann geschieht es schon mal, dass ich das leise vor mich her sage.
Was auch vorkommen kann, dass ich dank überaus guter Laune ein bischen singe. Das mache ich ja nicht, weil ich krank bin, sondern einfach um meinen derzeitigen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Das ist auch total in Ordnung, solange ich keinen damit belästige. Deswegen auch oben das "sollte" in Anführungsstrichen, denn ich denke, dass du (solange du damit niemanden belästigst oder schädigst) das so handhaben kannst, wie du es möchtest. Wenn dir deine Selbstgespräche unangenehm sind und du sie wirklich los haben möchtest, dann solltest du etwas dagegen unternehmen. Wenn du im Grunde aber mit ihnen zufrieden bist, so bleibe dabei. Du fühlst dich am wohlsten, wenn du einfach dir selbst treu bleibst.
Ich finde es gerade bei Kindern überhaupt nicht ungewöhnlich, dass sie ihre Gedanken auch tatsächlich aussprechen oder sozusagen einen "laufenden Kommentar" zu allem geben. Das hat auch gar nicht unbedingt etwas damit zu tun, ob jemand ein Einzelkind ist, ich kenne auch genug Kinder mit Geschwistern, die das tun.
Auch bei Erwachsenen ist es ja aber nun nicht ungewöhnlich, dass sie mit sich selbst reden. Ich persönlich mache das zwar meiner Meinung nach nicht, würde darin aber auch nichts krankhaftes sehen. Besorgnis erregend werden solche Selbstgespräche meines Erachtens nur dann, wenn man sich selbst nicht mehr dessen bewusst ist, dass keine andere Person einem zuhört.
Ich denke dass es im Grunde normal ist, wenn jemand Selbstgespräche führt. Krankhaft wäre es in meinen Augen, wenn jemand diese Selbstgespräche in Anwesenheit anderer führt, aber allein ist das wirklich völlig in Ordnung. Ich betreue zurzeit öfters Kindergruppen aus dem Jugendzentrum und dort passiert es auch öfters, dass ein Kind gedankenverloren vor sich hin murmelt. Ich störe solche Kinder dann auch meistens nicht, aber oftmals hören sie von selbst auf zu murmeln, wenn sie merken, dass ich in ihrer Nähe bin. Ich kenne auch auf der Schule eine Lehrerin, die sich von Zeit zu Zeit während des Unterrichts in einem Selbstgespräch verwickelt. Auch das erscheint mir noch nicht ganz krankhaft, aber schon weniger normal als die Selbstgespräche von Kindern. Ich denke solche Selbstgespräche zeigen im Grunde eigentlich nur, wie tief man in Gedanken ist und dass man die Welt um sich herum vergessen hat.
Ich selbst führe auch Selbstgespräche, aber es handelt sich dabei eigentlich weniger um meine eigene Gedanken. Wenn ich für eine Klausur lerne, dann rede ich manchmal vor mich und formuliere die Sätze so, als ob ich sie schon gerade in einer Klausur aufschreiben würde. Wenn ich aber gerade darüber nachdenke, was ich jemandem die Tage mal sagen möchte, passiert es mir auch öfters, das ich da vor mich hin sitze und rede und rede, als stünde derjenige vor mir. So bereite ich mich im Grunde darauf vor und manchmal bin ich dann auch so versunken, dass ich nicht bemerke, wenn jemand mich dabei beobachtet, was natürlich ein bisschen peinlich werden kann.
Was mir auch sehr häufig passiert, ist das ich beim Gehen solche Selbstgespräche führe. Wenn ich irgendwohin gehen muss, schaffe ich das niemals ohne meinen iPod, weil mich das lange Gehen sonst schrecklich langweilt. Und wenn ich dann so gehe und Musik höre, fallen mir auch wieder Tausend Dinge ein, die ich aufschreiben könnte (ich schreibe Kurzgeschichten). Wenn mich die Sache begeistert oder betrübt mache ich dann auch das passende Gesicht dazu und ich denke es muss ziemlich lächerlich aussehen, mich da so lang gehen zu sehen, mit dieser Mimik. Und ab und dann fällt dann auch das eine oder andere Wort, ganz zufällig und unbewusst. Aber in dem Moment, in dem ich das mache, ist mir das eigentlich kaum bewusst und auch egal. Richtig gemerkt habe ich es in Situation, wie als ein Passant sich nach mir umgedreht hat und fragte ''Bitte, was sagten Sie?''.
Mach Dir keine Gedanken. Es ist völlig normal, seine Gedanken auch mal laut auszusprechen. Bei anderen Menschen kommt das zwar nicht immer gut an, und sie sehen den Selbstgespräche führenden erstaunt an, aber das macht ja nichts. Wenn zu viele Gedanken im Kopf herumschwirren oder gerade ein Problem zu lösen ist, spricht man oft aus was man denkt. Mir ist das auch schon passiert.
Das Problem haben sehr viele Menschen. Mir ist es schon oft passiert, dass ich an der Bushaltestelle wartete, und plötzlich hörte ich neben mir jemanden sprechen. Da ich nicht verstanden hatte ob ich gemeint war oder um was es ging, hatte ich die Person angesprochen. Lachend kam dann der Kommentar, dass es Selbstgespräche seien. Das käme öfter vor, wenn Probleme gelöst werden müßten.
Peinlich ist es dann aber im Bus, wenn jemand gegenüber sitzt, und Selbstgespräche führt, und zwar so laut, dass jeder der Umsitzenden alles mitbekommt. Nur derjenige, den es betrifft, stört sich nicht daran, dass er fragend und bemitleidenswert angesehen wird. Er ist so in sich versunken, dass er die Umwelt nicht wahrnimmt. Das ist dann schon etwas ganz anderes, und nicht mehr so harmlos.
Ich kann mich nicht daran erinnern, ob ich viele Selbstgespräche geführt habe als ich klein war. Ich beobachte mich heute aber oft dabei mit mir selbst zu sprechen. Dann kommentiere ich Sachen die ich mache oder machen werde/möchte. Wenn mir z.B. etwas nicht gelingt oder wenn ich überlege wann ich was mache. Dabei spreche ich nicht in der Ich-Form. Stattdessen sage ich z.B. "Das hast du ja wieder toll gemacht" oder "Wo hast du das nur wieder hin gelegt?".
Ich halte ein gewisses Maß an Selbstgesprächen nicht für ungesund oder abnormale, sondern ganz im Gegenteil für vollkommen normal. Oft denke ich einfach das was ich sage und spreche es dann einfach aus. Das entspannt mich oft auch, wenn ich z.B, Frust raus lassen kann, wenn mir etwas nicht gelingt. Allerdings führe ich diese Form der Selbstgespräche nur, wenn ich alleine bin. In der Öffentlichkeit ist mir das noch nicht passiert.
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