Ist frisches Mett wirklich ungesund?

Ich esse gerne ein frisches Mettbrötchen mit Zwiebeln darauf. So gönne ich mir alle zwei Wochen mal ein paar Brötchen damit. Nun aber haben Freunde von mir erzählt, dass man von frischem Mett Würmer bekommen kann, was mich doch etwas verunsichert hat. Stimmt das wirklich oder ist diesmal wieder eines von den Märchen, die sich immer hartnäckig in der Gesellschaft halten.

In vielen Gegenden von Deutschland kennt man Mett leider nicht, deswegen hier kurz die Beschreibung davon. Mett wird aus frischem Schweinefleisch hergestellt, es wird so wie es ist mit Fleisch und Fett durch den Fleischwolf gedreht und dann mit Salz und Pfeffer gewürzt, manche machen auch noch ein rohes Ei darunter, was ich aber nicht gerne esse. So gesehen isst man rohes Fleisch, welches nur durch Salz und Pfeffer gewürzt wird. Es wird weder geräuchert, noch durch Pökelsalz oder anderer Chemie haltbar gemacht.

Kann ich jetzt weiterhin ohne sich Gedanken zu machen, Mett essen oder muss man wirklich darauf achten, dass man nicht zu viel davon isst? Da ich es beim Metzger meines Vertrauens kaufe, gehe ich auch davon aus, dass es nicht tagelang herumliegt, sondern jeden Tag frisch gemacht wird, so wie es die Lebensmittelverordnung vorschreibt.

Das ist ein Märchen, das ich hartnäckig hält. Und das Mett kann auch durch Salami ausgetauscht werden. Da habe ich ähnliche Horrorgeschichten auch schon zu gehört.

Und rohe Eier dürfen nicht mehr in Schweinemett. Zumindest nicht wenn es gewerblich verkauft wird. Was man daheim macht, interessiert keinen. Aber die Metzger dürfen an Schweinemett und Tatar, also alle Sachen die in der Regel roh verzehrt werden, keine rohen Eier mehr dran machen. Grundlage ist die Gefahr einer Salmonellenvergiftung.

Schwangere Frauen sollten allerdings auf rohes Fleisch verzichten. Da gibt es eine Erkrankung, deren Name mir gerade nicht einfällt, die durch den Verzehr von rohem Fleisch entstehen kann. Für schwangere Frauen sind aber auch so Sachen wie roher Schinken und Salami, also Speisen die nicht durcherhitzt werden, an sich Tabu. Da ich aber weiss, das du mit Sicherheit nicht schwanger sein kannst, halte ich den Genuss von Schweinemett, zumindest was Bandwürmer betrifft, für ungefährlich. Ansonsten wie halt mit allem anderen auch, grosse Mengen sind nie wirklich gesund. Und Schweinemett bietet ja auch noch andere Gefahren, wie halt Salmonellen.

Der Erreger, den LittleSister meint heißt Toxoplasmose. Dieser wird durch rohes Fleisch vom Rind oder Schwein, ungewaschenes Obst und Gemüse oder durch infizierte Katzen übertragen. Gefährlich ist dieser Erreger in der Schwangerschaft in erster Linie dann, wenn die Erstinfektion während der Schwangerschaft erfolgt. Die Infektion kann zu Fehlgeburten oder zu Schädigungen des Kindes führen, deshalb darf man in der Schwangerschaft kein rohes Fleisch essen!

Natürlich kannst Du Dich rohem Fleisch auch außerhalb einer Schwangerschaft mit den Toxoplasmoseerregern infizieren, allerdings verläuft die Infektion beim gesunden Menschen in der Regel relativ harmlos, das fühlt sich an, wie ein grippaler Infekt. Vorsicht ist allerdings wieder geboten, wenn Du aufgrund einer anderen Erkrankung ein geschwächtes Immunsystem hast, auch dann solltest Du auf rohes Fleisch verzichten.

Es ist leider keine Urban Legend. Die Würmer, die Du meinst, heißen Trichinen. Hier kann man etwas über diese Parasiten nachlesen. Man kann sie sich wirklich einfangen, in dem man rohes Schweinefleisch ist, das von befallenen Tieren stammt.

In Deutschland ist eine Untersuchung auf Trichinen eine Standarduntersuchung bei der Fleischbeschau. Aber wie überall, wo Menschen arbeiten, können Fehler passieren. So kann es auch passieren, dass man eben mal eine Trichenenbefall übersieht, wenn das auch sehr selten passiert. Es ist also prinzipiell auch in Deutschland möglich, sich Trichinen zu holen.

Außerdem sollte man darauf achten, dass man sich das Fleisch für den Rohverzehr immer frisch durchdrehen lässt. Durch die große Oberfläche verdirbt Hackfleisch rasend schnell. Mett und andere rohe Hackfleischprodukte sollten trotz guter Kühlung immer spätestens innerhalb von 24 Stunden verzehrt werden, da man sonst eine Fleischvergiftung riskiert. Bei dem abgepackten Hackfleisch aus der Supermarktkühltheke steht immer der Warnhinweis drauf, dass dieses Fleisch nicht für den Rohverzehr zu benutzen ist. Da sollte man sich dran halten.

Ich hatte letztes Jahr ein kurzes Gespräch mit meinem Vater zu dem Thema Trichinenuntersuchung. Er sagt, da es seit Jahren wohl keinen Befall mehr gab und die Krankheit als ausgerottet angesehen wird, wäre man am überlegen, die Untersuchung wegfallen zu lassen. Ob es sie noch gibt, weiss ich nicht. Ich gehe aber mal davon aus. Und die Kontrollen sind an sich ziemlich engmaschig. Sonst gäbe es mehr Fälle von Trichinilose.

Trichinilose ist noch dazu eine meldepflichtige Erkrankung. Und wer einmal eine Erkrankung hatte, die meldepflichtig ist, weiss was da an Papierkram auf einen zu kommt. Da wird alles abgefragt, was man wann wo gegessen hat, mit wem man Kontakt hatte und so weiter.

Ich konnte beim kurzen Goggeln nur eine Erkrankungswelle im Jahre 2009 finden. Zumindest was Schweinefleisch betrifft. Bei Fleisch von Wildschweinen sieht das ganze ein wenig anders aus.

Eine Gefahr besteht beim Essen immer. Egal was man isst. Und die Trichinen werden auch bei der Herstellung von Rohwursterzeugnisse, wie zum Beispiel Salami, nicht abgetötet.

Nur weil etwas prinzipiell möglich ist, heißt das noch lange nicht, dass es auch wahrscheinlich ist.

Ein 6er im Lotto ist bekanntlich auch möglich, aber nicht wahrscheinlich. Dennoch gibt es bekanntlich Menschen, die schon mal einen 6er im Lotto hatten. Wie mein ehemaliger Mathelehrer immer so nett sagte: Der Zufall hat kein Gedächtnis. Wenn man dann doch eine eigentlich unwahrscheinliche Infektion eingefangen hat, nützt es einem auch nichts, dass das eigentlich eine total unwahrscheinliche Sache ist.