Hilfe bei saisonbedingten Depressionen im Sommer

vom 10.05.2010, 05:51 Uhr

Hallo!

Immer wieder höre ich von den saisonbedingten Depressionen, von denen schon rund ein Drittel aller Deutschen betroffen sein sollen. Normalerweise treten diese Depressionen im Herbst und im Winter auf, bei einigen aber leider auch im Frühling und im Sommer. Ich habe schon seit Jahren leichte Sommerdepressionen, die aber mit der Zeit auch stärker zu werden scheinen. Tun kann ich da leider sehr wenig gegen. Die Sonne macht mich dann sehr melancholisch und traurig und ich möchte die meisten Tage gar nicht nach draußen, sondern verkrieche mich lieber in meinem Zimmer oder bei meinem Freund. Braun werden möchte ich zwar auch überhaupt nicht, aber es ist nicht so, dass ich Angst habe nach draußen zu gehen, weil ich braun werden könnte.

Mir wird zwar immer wieder vorgeschlagen, trotzdem rauszugehen und dann zu sehen, wie sich das entwickelt, aber ich habe es nie geschafft, länger draußen zu bleiben und auch noch Freude daran zu haben. Gegen Ende des Sommers wird es normalerweise wieder besser und ich kann dann oft auch zum Schwimmen nach draußen gehen, ohne mich gleich von der Sonne bedroht zu fühlen. Trotzdem finde ich es immer wieder schade, wie viele Wochen lang das Leben nur so an mir vorbei geht und ich kaum in der Lage bin daran teilzuhaben.

Meine Frage also: Kennt ihr Mittel um solche Depressionen zu umgehen? ich würde es gerne erstmal versuchen, ohne gleich irgendwelche Tabletten oder Präparate nehmen zu müssen oder zum Psychologen zu gehen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo!

Ich leide selbst an Depressionen, allerdings eher im Spätherbst und Winter, ich kann also ein wenig nachfühlen, wie es Dir geht. Vielleicht ist es so, dass Du im Grunde genommen immer an leichten Depressionen leidest, sie im Sommer aber einfach als viel schlimmer empfindest, weil da Dein inneres Gefühl nicht mehr den äußeren Gegebenheiten entspricht? Im Winter ist es draußen trübe und trostlos, ein Zustand, der den Gefühlen, die man bei einer Depression hat, ziemlich nahe kommt. Im Sommer ist der Gegensatz zwischen äußerlichen Gegebenheiten und innerem Gefühl so krass, dass Du vielleicht einfach überfordert bist?

Bist Du alleine, oder lebst Du in einer Beziehung? Wenn man alleine ist, dann erlebt man im Sommer, wie alles um einen herum aufblüht, alle gehen nach draußen, man verabredet sich und viele Dinge spielen sich einfach draußen und auch mit dem Partner oder der Familie ab. Wenn man dann alleine ist, dann empfindet man seine Situation vielleicht noch viel schlimmer, weil man sieht, dass man das alles nicht hat. Oder Dir sind die vielen Menschen und Geräusche zu viel, im Sommer finde ich ist alles lauter und lebhafter, gerad weil sich ja vieles draußen abspielt, spielende Kinder, Grillfeste usw.

Wichtig ist, dass Du Dich nicht überforderst, wenn Du Dich zwingst, an irgendwelchen Aktivitäten teilzunehmen, gegen die Du Dich innerlich absolut sträubst, dann wird es nur schlimmer. Fang langsam an. Versuche einfach die wärmer werdenden Tage ein bisschen für Dich zu genießen, indem Du Dich vielleicht mit einem guten Buch auf den Balkon oder in den Park setzt. Geh ein bisschen spazieren. Vielleicht hast Du ja auch eine Freundin, die Dir an Tagen, an denen es besonders schlimm ist, Gesellschaft leisten kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich nicht zu sehr verkriechen sollte, nicht zu viel, aber ein bisschen am Leben teilnehmen. Und einfach mal eine Chance geben, kleine Unternehmungen, an denen man Spass haben kann, ohne dass man sich gleich ins tobende Leben wirft.

Eine andere Idee kommt mir gerade noch, vielleicht hat einfach Dein Kreislauf mit den wärmeren Temperaturen ein Problem? Manche Menschen mit niedrigem Blutdruck vertragen einfach das warme Wetter nicht. Typische Symptome sind Kopfschmerzen und Schwindel und Antriebslosigkeit. Die Symptome müssen aber nicht alle auftreten. Antriebslosigkeit ist ja auch ein typisches Symptom von Depressionen. In dem Fall helfen Wechselduschen, leichte sportliche Betätigung und ganz wichtig: ausreichend trinken!!! Das vergessen nämlich viele.

Ansonsten versuche einfach, Deine negativen Gedanken beiseitezuschieben und Positives in den Vordergrund zu stellen. Umgebe Dich mit Dingen, über die Du Dich freuen kannst. Ein bisschen regelmäßige sportliche Betätigung hilft auch, dabei werden nämlich Glückshormone ausgeschüttet. Manchen helfen auch Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training, bei schwereren Depressionen kann das aber auch das Gegenteil bewirken.

Wenn Deine Depressionen zu schlimm werden, dann kann ich Dir aber nur raten, doch einmal zum Arzt zu gehen. So eine Therapie bei einem Psychologen ist gar nicht schlimm, das kann im Gegenteil unglaublich gut tun. Und Medikamente musst Du ja erstmal gar nicht nehmen, da gibt es vorher andere Wege, das in den Griff zu bekommen. Ich wünsche Dir alles Gute!

» maryshelley100 » Beiträge: 248 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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