Beratungsresistente Tierhalter
Wie geht man nur mit beratungsresistenten Tierhaltern um? Diese Frage stelle ich mir schon seit Jahren. Ich bin aktiv in einigen Tierforen tätig und immer wieder liest man von Leuten, die ihre Tiere wirklich falsch halten und man ständig Tipps gibt, die aber nicht eingehalten werden. Immer wieder kommen die gleichen Fragen und man rauft sich wirklich die Haare.
Nun habe ich in meinem Bekanntenkreis auch solche Kandidaten, die einfach nicht hören wollen, wenn man ihnen einen Ratschlag gibt. Da hält eine Familie 3 Degus in einem Käfig, wo man nicht mal einen Hamster drin halten kann und die anderen Bekannten haben sich jetzt einen Papageien gekauft. Dass man auch Papageien mindestens mit einem Partner halten muss geht einfach nicht in die Köpfe von den Tierhaltern rein. Mir tun immer die Tiere schrecklich leid, wenn man immer wieder hört und liest, dass Tiere alleine gehalten werden, die eigentlich Gruppentiere sind. Immer wieder bekommt man die gleichen Antworten, dass das Tier angeblich keine Gesellschaft will. Aber wenn man genau nachfragt wurde noch nie versucht diesem Tier Gesellschaft zu geben.
Wie geht man damit um, dass die Leute so beratungsresistent sind? Wie kann man ihnen vermitteln, wie man Tiere einigermaßen artgerecht hält? Was kann man tun, damit es in die Köpfe der Menschen reingeht und sie ein Tier nicht jahrelang so halten?
Gegenfrage. Wie gehst du damit um, wenn du Ratschläge bekommst? Nimmst du sie dir wirklich alle an? Ich glaube das kann kein Mensch von sich behaupten. Und ich kenne Tiere, die normal in der Gruppe leben, aber durch gewisse Umstände einzeln gehalten werden müssen.
Das beste Beispiel war der Papagei eines Bekannten. Der kam als Jungtier zu einer älteren Frau und als diese verstarb wollte die Enkeltochter das Tier pflegen. Es war also immer nur an Menschen gewöhnt und in Einzelhaltung. Seine neue Besitzer griff der Vogel regelmässig an, so das er ins Tierheim abgegeben werden musste. Um die Sache jetzt mal abzukürzen. Er konnte nicht mit Artgenossen gehalten werden, da es dort auch immer wieder Auseinandersetzungen gab, welche von ihm ausgingen.
Du siehst also, das es nicht immer am Menschen liegt, wenn ein Tier entgegen seiner eigentlichen Natur, allein gehalten wird. Und genauso kann man nicht erwarten, das sich alle um die eigenen Ratschläge reissen und dankbar annehmen. Du selbst wirst dir auch nicht alles von anderen annehmen, egal was sie dir raten. Und auch wenn du als falsch empfindest, so solltest du es halt einfach akzeptieren, das deine Ratschläge nicht immer willkommen sind.
Grundsätzlich verstehe ich, dass es dich stört, wenn jemand sein Tier nicht artgerecht hält. Ich kann verstehen, dass es Menschen gibt, die so viel Idealismus mitbringen, dass sie nicht nur bei ihren eigenen Tieren, sondern auch bei fremden Tieren dafür sorgen möchten, dass diese das bestmögliche Zuhause haben und ein artgerechtes Leben führen können, sofern das bei eingesperrten Tieren überhaupt möglich ist.
Problematisch wird es allerdings dann, wenn jemand krampfhaft versucht, seiner gesamten Umgebung seine Meinung aufzudrücken, auch wenn das vielleicht gar nicht gewünscht ist. Ja, du bist Tierbesitzer und möchtest das Beste für die Tiere, aber du musst auch bedenken, dass auch dein Wissen über eine artgerechte Tierhaltung letztendlich nur eine subjektive Meinung ist. Das kann man zwar nicht pauschal so sagen, da viele Dinge einfach wissenschaftlich begründbar sind (und nur das zählt und keine persönlichen Meinungen), aber in manchen Fällen ist es einfach so, dass selbsternannte Tierexperten oftmals so fixiert auf ihre eigene Meinung sind, dass sie gar nicht zulassen, dass es zu manchen Themen auch andere Meinungen gibt und auch geben darf.
Bei grundsätzlichen Dingen, die keiner Diskussion bedürfen, kann man aber auch nicht viel mehr machen, als seine Meinung kund zu tun und die anderen Leute bestmöglich zu beraten. Wenn diese Beratungen überwiegend im Internet stattfinden, ist es natürlich gar nicht so erstaunlich, dass nicht viel passiert. Ich finde es noch einmal anders, ob jemand mir im Internet etwas sagt oder persönlich. Das geht sicher anderen Leuten ebenso. Wie würdest du reagieren, wenn dir ein fremder Mensch aus dem Internet zahlreiche tolle Ratschläge erteilt, ohne dich, deine Tiere und die genauen Umstände zu kennen? Dazu solltest du natürlich darauf achten, dass du nicht einfach nur irgendwelche Thesen aufstellst, sondern diese auch belegen kannst. Wenn ich bei jemandem merke, dass er nur Informationen nachplappert, ohne die echten Hintergründe zu kennen, finde ich das meistens nicht besonders vertrauenswürdig und gebe auf solche Meinungen nicht viel. Natürlich handelt es sich letztendlich um Laienmeinungen, aber man sollte immer aufpassen, dass diese auch nicht zu weit hergeholt sind.
Letztendlich gibt es auch einfach die Leute, die gar nicht wirklich an Verbesserungsvorschlägen interessiert sind. Das muss man leider oft einfach hinnehmen, auch wenn es schade für die Tiere ist, die diese Leute sich dann alles andere als artgerecht halten. Diese Leute wirst du wohl nicht erreichen können.
Zu solchen Tierforen mit fleißigen Usern möchte ich etwas schreiben. Ehrlich gesagt frage ich mich oft wie einige User in Kaninchenforen so unverschämt sein können. Kaum stellt sich ein Neumitglied mit seinem Einzelkaninchen vor, wird ohne weiter nachzufragen sofort drauf losgeprügelt. Man unterstellt einem Tierquälerei was völliger Blödsinn ist. Es ist keine ideale Haltung aber mit Qualen hat es nichts zu tun. Man wird regelrecht zu Partnerhaltung und reiner Frischfütterung gedrängt. Ist man brav und macht wie einem befohlen wurde, wird man im Forenkreis aufgenommen.
Das hat für mich absolut nichts mit Beratung zu tun. Wenn ein Teil der User nach so einer Reaktion sofort dicht macht und sich keinen Tipp annimmt, ist es für mich nicht verwunderlich. Statt einen so zu überfahren könnte man den Usern wirklich raten und nicht befehlen ein weiteres Kaninchen zu kaufen, damit das eine nicht so viele Stunden alleine ist und auch mal jemanden zum Ankuscheln hat. Oder bei Außenhaltung darauf hinweisen, dass ein einzelnes Kaninchen frieren würde. So denken die Neumitglieder eher über die Haltung ihres Tieres nach als wenn sie gleich als Tierquäler betitelt werden.
Ich habe anfangs viel über die Haltung gelesen und wollte alles richtig machen. Als ich dann über einige Punkte näher nachgedacht habe, sah dann doch nicht alles so rosig aus wie in Foren beschrieben. Ich habe mich zBsp gegen den Frühkastrationswahn entschieden. Testosteron ist nicht nur für den Sexualtrieb zuständig sondern auch für die Entwicklung wichtig. Mein Rammler durfte sich geistig und körperlich richtig entwickeln statt mit wenigen Wochen als Ninbaby auf dem OP-Tisch zu landen. Eine Frühkastration hat Vorteile - vor allem für uns Menschen. Der Kastrat behält etwas infantiles, ist verträglicher und sauberer (markiert nicht extrem). Durch solche Eingriffe in die Entwicklung darf er dann später allerdings oft für das Weibchen, das sich psychisch ganz normal entwickeln durfte, den unterbelichteten Prügelknaben spielen. Was ist da wohl die größere Tierquälerei?
Ich weiß von mir selber, dass es nicht immer einfach ist aber man sollte versuchen zu akzeptieren, dass in einigen Punkten der eigene Weg nicht der einzig wahre ist. Nur weil eine Tierhaltergemeinde geschlossen hinter einer Meinung steht, muss sie nicht unbedingt richtig sein. Für mich ist sie es in manchen Dingen jedenfalls nicht und ja, ich erlaube mir selber zu entscheiden was richtig und falsch ist. Wenn es rund um das Platzangebot geht ist es was anderes. Da denke ich sollte jedem nach anständiger Beratung klar sein, warum ein 120er Käfig nicht ausreicht.
Ich kenne auch einige beratungsresistente Tierhalter und hier im Forum lese ich erstaunlicherweise auch immer wieder von Mitgliedern, die scheinbar bezüglich der Haltung ihrer Tiere gar keine Ahnung haben und beispielsweise schon Tiere gekauft haben und sich erst jetzt (auch noch über ein Forum im Internet!) über die Haltung dieser Tiere informieren wollen. Wenn man ihnen dann teilweise den einen oder anderen Ratschlag gibt, dann wird das auch oft nicht angenommen. Gründe hierfür sind nicht selten die Kostenfaktoren, denn eine artgerechte und gute Tierhaltung, ist meist nicht gerade günstig.
Ich selbst habe es inzwischen einfach aufgegeben, wenn ich ehrlich bin. Wenn ich sehe, dass irgendwas nicht richtig läuft, dann weise ich die Personen auch gerne mal darauf hin, aber wenn die Ratschläge nicht angenommen werden, was soll ich denn dann bitte machen? Ich meine, ich kann die Menschen nicht dazu zwingen, ihr Verhalten zu ändern, ich kann mich auch nicht aufregen und sie anschreien und ihnen vorwerfen, dass sie die Tiere nicht vernünftig halten und sich mal ein Buch oder einen Ratgeber zu dem Thema holen sollen, an sich kann man doch gar nichts machen! Und irgendwo habe ich dann ehrlich gesagt auch keinen Nerv mehr, jeden unfähigen Tierhalter darauf hinzuweisen, dass es absolut unverantwortlich und vor allen Dingen auch irgendwie unreif ist, wenn man sich Tiere anschafft und dann nicht mal eine Ahnung hat, wie man sie hält.
Ich selbst habe in meinem Freundeskreis den Fall, da haben die Eltern einer Freundin von mir, ihr einen Chinchilla gekauft und diese hält man in der Regel ja auch paarweise. Das wussten die Eltern nicht, aber weder sie, noch meine Freundin haben sich anschließend irgendwas über das Tier angelesen. Ich habe sie dann einmal darauf hingewiesen, weil ich zufällig noch jemanden anderen kenne der Chinchillas hält und da wurde mir direkt gesagt, dass sie keinen zweiten Chinchilla haben wollen, denn der Käfig wäre dafür zu klein. Gut beobachtet, aber was hat man davon, wenn man einen Chinchilla alleine hält, der damit möglicherweise total unglücklich ist und demnach eventuell sogar vorzeitig verstirbt? Muss das sein?
Ein anderes Mal dann ist der kleine Chinchilla mächtig zusammen gezuckt, als ihm ein Tropfen Wasser aus seiner Tränke ins Fell tropfte und daraufhin meinte meine Freundin dann, ihr Fell dürfe nicht nass werden, dass habe sie mal in der Zeitung gelesen. Wieso, dass wusste sie nicht und als ich ihr sagte, über solche Dinge sollte man sich doch bei vernünftigen Quellen informieren, meinte sie nur, dass würde sie machen und tat es natürlich doch nicht. Auf der einen Seite finde ich schon, dass Ratschläge jetzt nicht unbedingt bedingungslos dafür da sind, dass man sie annimmt, ich meine, ich befolge jetzt auch nicht alles, was man mir rät.
Aber in einigen Fällen ist doch das Problem offensichtlich und es ist doch auch zum Wohle des Tieres. Selbst wenn man dann als Tierhalter über die eigene Unwissenheit beschämt ist, sollte man seinen Stolz doch überwinden und etwas an der Haltung ändern, wenn jemand einen darauf aufmerksam macht, dass da was nicht stimmt, oder? Ich meine, es ist niemandem damit geholfen, wenn man das stur ignoriert, obwohl man an sich weiß, dass es richtig ist. Und einige andere Dinge sind ja dann auch eher Geschmackssache und da geht es nicht um falsch und richtig und ein ''Ratschlag'' ist das dann in dem Sinne auch nicht, wenn das Gegenüber einfach die Meinung nicht teilt und beispielsweise der Überzeugung ist, der Käfig würde von der Größe her ausreichen.
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