Tochter auf Reise, Mutter igelt sich ein - Normal?

vom 07.05.2010, 16:26 Uhr

Einer meiner Freundinnen hat eine 10jährige Tochter, die in dieser Woche zum ersten Mal auf einer Klassenfahrt ist und dann auch gleich noch eine ganze Woche. Die beiden waren sonst noch nie getrennt und hängen eh sehr aneinander. Ich denke aber, dass es beiden sehr gut tun wird und die Kleine das auch mal braucht um etwas selbstständiger zu werden. Eigentlich nahm ich an, dass sie auch eher diejenige sein wird, die sehr darunter leidet, aber offenbar war sie auch beim Abschied sehr tapfer und erwachsen. Viel schlimmer steht es da um meine Freundin.

Normalerweise treffen wir uns mit weiteren Freundinnen immer am Dienstag und am Freitag direkt nach Feierabend. Den richten wir uns alle gemeinsam ein und treffen uns einfach für eine halbe Stunde bis Stunde in einem Café um die Woche ausklingen zu lassen. Sie war bisher immer dabei, doch in dieser Woche wollte sie gar nicht nach draußen. Ich habe ein paar Mal mit ihr gesprochen und sie meinte immer, sie hätte überhaupt gar keine Lust überhaupt aus dem Haus zu gehen und ihre Tochter würde ihr so fehlen und wenn doch was wäre, dann wäre sie gar nicht daheim. Es ist wirklich so als würde sie in eine richtige Depression verfallen sein. Sie möchte nicht raus, sie möchte auch nicht sprechen und liegt nur zu Hause und schläft. Sie arbeitet zwar, aber sie hat sich jetzt seit Mittwoch auch noch krank schreiben lassen. Angeblich wegen ihrem Rücken - Aber ich kann nur annehmen, dass es daran nicht liegt.

Ich bin wirklich etwas besorgt, weil ich sie sonst bisher nie so erlebt habe. Sie ist sonst tatsächlich sehr aktiver und lebensfroh und lässt nie etwas ausfallen und krank geschrieben war sie auf der Arbeit sicherlich schon seit 5 Jahren nicht mehr. Ist das denn normal, dass man als Mutter so depressiv wird, wenn das eigene Kind nicht in greifbarer Nähe ist? Kennt ihr das von euch selbst?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke schon, dass jede Mutter damit anders umgeht. Den einen macht es weniger aus und andere leiden regelrecht. Hinzu kommt in diesem Falle ja scheinbar auch, dass die beiden sehr aneinander hängen. Wenn man in 10 Jahren nicht wirklich mal von der Tochter getrennt war, kann das schon auf den Magen schlagen.

Du magst es sicherlich für überzogen halten und die meisten werden das auch nicht nachvollziehen können, selbst die meisten Mütter nicht, aber sowas gibt es eben.

Auf der einen Seite kann man durchaus sagen, dass es beiden mal ganz gut tut. Würde die Kleine öfter wegfahren, würde die Mutter mit Sicherheit auch nicht immer so reagieren. Auch das ist eine Frage der Gewohnheit und Erfahrung.

In der Schule hatte ich damals auch eine Freundin, die ich schon als selbstständig bezeichnen würde. Ihre Mutter war allerdings eine regelrechte Glucke. Sie selbst hat es immer genossen, wenn sie mal "raus" konnte. Selbst auf Klassenfahrten hat die Mutter dann ständig mit ihr telefoniert und regelrecht darunter gelitten, dass sie weg war.

Also normal ist das vielleicht nicht, aber eben auch nicht unbedingt unnormal.Es geht sicherlich über das übliche Maß an "Vermissen" hinaus, aber was ist da schon normal? Meine Mutter hat sich schon ein bischen Sorgen gemacht, ich denke aber, dass sie die Freizeit auch ein bischen genossen hat und mit Sicherheit hätte sie ein Treffen mit Freunden nicht abgesagt ;). Im Gegenteil. Dennoch war sie natürlich froh, wenn wir wieder daheim waren.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich kann mir gut vorstellen, dass es sehr schwierig sein muss, sein Kind für eine gesamte Woche gehen zu lassen, wenn man bisher noch nie von seinem Kind getrennt war. Es muss durchaus eine Art Schock sein, wenn man nach vollen 10 Jahren das erste Mal wieder alleine ist- so wie es klingt, ja sogar ohne Partner!

Ich kann also in gewisser Weise durchaus verstehen, dass deine Freundin etwas deprimiert ist und auch etwas besorgt ist, wenn sie das Haus verlässt. Vielleicht kannst du ihr ja ein wenig helfen, wenn du sie besuchst und so ein wenig ablenkst?! Vielleicht kannst du sie nach einem Gespräch ja sogar davon überzeugen, dass ihr doch auf einen Kaffee gehen könnt. :roll:

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nein, nein, ich finde es ja nicht übertrieben. Ich kann mir schon vorstellen, dass das nach 10 Jahren sehr schlimm ist, vom Menschen getrennt zu sein, dem man mehr liebt als alles andere. Das ist ja nur verständlich. Ich war nur eher etwas besorgt, weil ich sie so überhaupt nicht kenne und mich frage wie das weitergehen soll. Ich habe Angst, dass sie später auch eine der Mütter wird, die wirklich am Boden zerstört sind, wenn das Kind ein eigenes Leben aufbaut, wisst ihr was ich meine? In nicht mehr allzu langer Zeit wird ihre Tochter ein Teenager sein, abends ausgehen, irgendwann bei Freunden übernachten.

Ich war einfach sehr geschockt davon zu sehen wie sehr sie leidet und dass sie sich so gehen lässt und nicht einmal probiert das Beste darauszu machen. Das hat mir einfach leid getan und ich war besorgt. Es ist nicht so, dass ich es nicht nachvollziehen kann.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke auch, dass es sehr schwer für Deine Freundin ist, ihre 10-jährige Tochter loszulassen, wenn die beiden immer zusammen waren und alles gemeinsam erledigt haben. Die Tochter wird durch andere Kinder abgelenkt und hat es leichter. Außerdem nehmen Kinder es sowieso leichter hin, wenn sie von Zuhause getrennt werden.

Weil Deine Freundin selbst diese kurzfristige Trennung so schwer nimmt, brauch sie Hilfe von außen. Schön wäre es, wenn Du sie aufmuntern könntest und ihr Mut machst, dass sie die kurze Trennung überlebt, da ihre Tochter ja bald zurück sein wird. Wenn sie nicht wirklich krank sein sollte, ist es besser wieder zu arbeiten, damit sie abgelenkt wird. Euer Kaffeekränzchen ist ebenfalls eine gute Ablenkung für sie. Vielleicht gelingt es Dir, sie davon zu überzeugen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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