8 Jahre zusammen und keine Heirat

Zum einen kann ich auch nicht ganz nachvollziehen, warum unbedingt geheiratet werden muss in deinen Augen. Ihr habt zwei Kinder und er ist trotzdem dein Mann, ob das nun auf dem Papier bestätigt wurde oder nicht, was willst du denn mehr? So eine Hochzeit ist eine schöne Sache, keine Frage, aber viel wichtiger ist, dass eure Partnerschaft einfach gut funktioniert und ihr eine glückliche Familie seid. Ob du nun denselben Nachnamen wie er trägst, ist dabei doch erst einmal zweitrangig.

Außerdem hat er ihr doch ganz klar gesagt, woran es liegt, dass er ihr noch keinen Heiratsantrag gemacht hat. Du lässt ihm scheinbar zu wenig Freiraum und ich kann mir gut vorstellen, dass die Aussage nicht nur auf den Heiratsantrag bezogen war, sondern allgemein. Du solltest ihn nicht zu sehr einengen, sondern ihm auf jeden Fall die Freiheit geben, die er braucht. Ich weiß nicht, wie bei euch der Alltag aussieht, aber vielleicht wäre es auch angebracht, ihn am Wochenende mal mit Freunden weggehen zu lassen, falls er das nicht schon macht und ihm einfach ein bisschen Freiheit zu gönnen. Einengen ist in einer Beziehung nie gut, also versuche auf seinen Wunsch einzugehen und dann klappt das irgendwann vielleicht auch mit dem Heiratsantrag.

Es bringt auch überhaupt nichts, wenn du mit nichts anderem beschäftigt bist, als mit warten. Du solltest deinen Kopf mal freibekommen, man merkt an deinem Beitrag wirklich, dass du dich unter Druck setzt und man bekommt das Gefühl, dass du an nichts anderes denkst. Ich sehe es förmlich vor mir, wie du bei jeder kleinen Andeutung deines Mannes, dass der Antrag nun kommen könnte, schon die Luft anhältst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gesund für deine Psyche ist, du machst dich total verrückt. Versuche mal auf andere Gedanken zu kommen.

Warum machst du dir selbst und deinem Partner den Druck? Ich selbst bin nun über acht Jahre mit meinem Partner zusammen und eine Heirat ist noch nicht in Sicht. Wir haben zwar schon darüber geredet, aber es war nie von einem Antrag oder direkt von einer Hochzeit die Rede. Ich weiß, dass eine Hochzeit ein toller Tag ist, aber vielleicht ist dein Partner noch nicht reif genug dafür.

Wenn mein Partner mich jederzeit damit nerven würde, wann wir denn endlich heiraten, dann würde ich auch blockieren. Lass dem Mann doch die Zeit, die er braucht. Dass du ihm nicht genug Freiraum lässt, sollte bei dir übrigens die Alarmglocken klingeln lassen. Setzt euch mal zusammen und redet darüber. Vielleicht engst du ihn ja trotzdem durch irgendein dir unbewusstes Verhalten ein und machst den Druck unendlich groß.

Warten bringt auch nichts. Unternimm was mit Freunden, lass es dir gut gehen. Wenn es dir nicht gut geht, dann leidet auch die Beziehung. Du solltest vielleicht auch mal abschalten. Vielleicht planst du mal ein Wellness-Wochenende mit einer Freundin oder lenkst dich anders von dem Gedanken ab. Wenn es soweit ist, wird der Antrag bestimmt kommen, aber vielleicht hat dein Freund momentan noch seine Gründe, dass er diesen Schritt noch nicht eingehen möchte.

Finanziell gesehen bringt eine Hochzeit auf Dauer schon Vorteile. Daher kann ich mir schon vorstellen, dass man es nach einer rein unemotionalen Abwägung schon besser fände, bei einer langen, sicheren Beziehung einfach mal zum Standesamt zu gehen und sich zu verheiraten, selbst wenn das emotional an sich an der Liebe nun wirklich gar nichts ändert. Wobei das schon ziemlich unromantisch wäre und vielen Menschen falsch vorkäme, bei der Hochzeit nur an finanzielle Vorteile zu denken, das gebe ich ja zu.

Bei diesem Thread hier stellt sich ja im Grunde ganz deutlich eine Frage: Wozu wird überhaupt geheiratet? Aus Tradition, aus dem Glauben, dass man danach mehr Sicherheit hätte, aus finanziellen Gründen möglicherweise auch, oder aber vielleicht, weil man selbst irgendwie einen romantischen Höhepunkt im Heiraten sieht. Man sollte sich fragen, was davon auf einen selbst zutrifft. Das mal auf die Thread-Eröffnerin und auch jede andere Person in dieser Situation bezogen.

Und wenn der Partner partout nicht heiraten möchte, sollte man sich fragen, woran das liegen könnte. Angst vor dem Scheitern der Beziehung und hohen Scheidungskosten? Keine Lust vor großen Verpflichtungen? Vielleicht auch einfach kein Interesse an einer Ehe, sei es, weil die Person auf Traditionen keinerlei Wert liegt, oder aber, weil sie Hochzeiten einfach nicht als sonderlich romantisch empfindet. Ich denke, das wäre wirklich der erste Schritt, um so ein Problem zu lösen: Zu fragen, wieso man heiraten möchte und wieso der Partner es nicht möchte. Erst, wenn man das weiß, kann man darüber sprechen und eventuell einen Kompromiss finden, der beiden zusagt.

Ein Kompromiss ist dabei sehr wichtig. Schließlich gehe ich davon aus, dass zwei Partner, bei denen eine Ehe prinzipiell eine Option ist, einander lieben. Dann sollten die Partner natürlich auch wünschen, dass der jeweils andere Partner zufrieden ist. Den Partner zu einer Hochzeit drängen zu wollen, egal, wie der das findet, "passt" da irgendwie nicht. Da würde ich ehrlich gesagt wirklich anzweifeln, ob die Beziehung gut läuft und ob auch wirklich beide Partner glücklich damit sind.

Und jetzt mal ein persönliches abschreckendes Beispiel. Mit meinem letzten Partner war ich gut acht Jahre zusammen, davon eine längere Zeit verlobt, und uns war irgendwie immer klar, schon nach kürzester Zeit, dass wir heiraten würden, sobald wir beide mit unserem Studium fertig sind. Letztendlich ging es trotzdem in die Brüche, wenn auch zugegeben unter eher merkwürdigen Umständen.

Und nun habe ich wieder einen Partner, liebe ihn auch sehr, aber zu heiraten, kann ich mir nun gar nicht mehr vorstellen. Vielleicht ist es das Wissen, dass auch nach so langer Zeit eine Beziehung noch enden kann? Ich weiß es nicht. Dass vorherige Beziehungserfahrungen bei der Frage, ob man heiraten möchte, oder nicht, mit hineinspielen, kann ich mir sehr gut vorstellen. Also wenn ein aktueller Partner nicht heiraten möchte, muss das nicht heißen, dass er einen nicht ausreichend liebt, sondern es kann auch eine allgemeine Skepsis auf Basis bisheriger Erfahrungen sein.