Wie mit Unzuverlässigkeit anderer umgehen / reagieren?

vom 04.05.2010, 00:56 Uhr

Ich packe den Thread mal hier in das Unterforum Gesundheit, weil die Gesundheit halt irgendwie doch eine Rolle spielt, da beide Betroffene in irgendeiner Form psychisch krank sind. Oder sich halt zumindest in dem Bereich Psychiatrie kennengelernt haben. Ich war ja Ende letzten Jahres in der Psychiatrie. Nicht mein erster Aufenthalt und manche Dinge die halt so vor sich gehen, kenne ich an sich schon.

Es ist in dieser Klinik so, das man am Anfang des Aufenthaltes die Station nur mit Mitpatienten verlassen darf. Da man zum Rauchen aus dem Gebäude raus muss, ist es an sich immer so, das die Raucher mehr und einen anderen Kontakt zueinander haben. Und man ist halt auch aufeinander angewiesen und orientiert sich als Raucher halt an anderen Rauchern. Sprich man hat an sich sehr schnell raus, wer raucht und wer auch mal mitgeht, obwohl der andere schon alleine zum Rauchen die Station verlassen darf.

So lernte ich bei meinem letzten Aufenthalt einen jungen Mann kennen. Ein wenig älter als ich. Da wir beide Bastler sind, ergab sich immer Gesprächsstoff. Außerdem gab es an sich wenig Raucher auf Station und wir waren also folglich aufeinander angewiesen. Ich kenne diese "Aktionen" von meinen letzten Aufenthalten und von denen kenne ich es so, man unterhält sich und der Kontakt reißt nach der Entlassung ab. Da rechnete ich bei ihm auch mit und machte mir da auch keinen großen Kopf drum. Allerdings schien er Interesse an weiterem Kontakt zu haben und ich dachte mir halt so, warten wir es mal ab.

Leider gab es auf der Station dann einen Virus und es wurde allen Patienten Zimmerquarantäne erteilt. Da er eh in den nächsten Tagen entlassen werden sollte, konnte er gleich gehen. Was er auch gerne machte. Ich dachte mir sowas schon und dachte so: wir haben noch nicht mal die Telefonnummern ausgetauscht. Bis dann eine Schwester in mein Zimmer kam und mir einen Zettel in die Hand drückte, mit den Worten, das soll sie mir von ihm geben. Auf dem Zettel stand seine Telefonnummer. Also lag der erste Zug bei mir.

Da ich noch dazu ein Einzelzimmer hatte, weil sich meine Bettnachbarin entlassen ließ, rief ich ihn halt an. Soweit so gut. Ich war froh über die Ablenkung, denn so 48 Stunden von der Außenwelt abgeschottet sein ist nicht toll. Er versprach mir da, mir noch was ins Krankenhaus zu bringen und es bei der Pflege abzugeben, weil zu mir durfte er ja nicht. Das verschob sich von Tag zu Tag. Gut dachte ich mir, so kurz nach seiner Entlassung und so weiter. Als er dann erzählte, das ganze Gebäude sei eher hermetisch abgeriegelt und er hätte keine Chance gehabt auf die Station zu kommen, dachte ich erstmal nicht weiter nach. Heute weiß ich, das dies so nicht geschehen sein kann.

Wir telefonierten weiterhin. Auch nach meiner Entlassung. Von ihm kamen dann immer wieder Vorschläge, wir könnten uns ja mal treffen. Ich hatte da auch grundsätzlich nichts dagegen. Von ihm kamen dann Vorschläge. Er sei dann und dann in der Stadt (er wohnt außerhalb, ich mitten in der Stadt) und wir könnten uns dann ja treffen. Er würde mich vorher anrufen. Die Termine verstrichen ohne Anrufe. Immer. Jedesmal. Er rief dann meistens ein paar Tage später an und erklärte irgendwas. Ok auch gut. Konnte ich mit Leben. Solange ich halt nirgends stand und auf ihn wartete.

Ich plane seit längerem Renovierungsarbeiten in meiner Wohnung. Was zwischen ihm und mir schon im Dezember Thema war und er von sich aus anbot er hilft mir gerne. Alles kein Problem und er kann das und so weiter.

Wir haben uns seit unserer Entlassung einmal getroffen. Und das auch nur weil er im Krankenhaus war und ich da auch gerade einen Termin hatte und halt bei ihm vorbei gegangen bin. Er meinte dann nur, sei ja toll das wir es endlich schaffen, uns mal zu sehen. Und ich dachte nur so, an mir lag es nicht. Aber soweit auch gut. Kann ich auch mit Leben. Ich hatte während seines Aufenthalts noch mehr Termine im Haus, aber er sagte die nächste "Verabredung" (ebenfalls im Krankenhaus) ab. Ok kann ich akzeptieren.

Nun ging es um die Renovierung. Ich würde das gerne nächste Woche machen. Er weiß was zu machen ist und wir wollten das zusammen machen. Beziehungsweise hatte ich noch einen weiteren, gemeinsamen Bekannten, der aber sehr unzuverlässig ist und bei dem weiss ich halt, das es mir passieren kann, das er eine Stunde vorher anruft und sagt er kommt nicht. Das sagte ich meinem Bekannten auch. Der meinte nur, dann soll ich den gar nicht erst mit einplanen, er schafft das auch alleine.

Er schlug dann vor, das er am Freitag ja eh in der Stadt sei und dann mal vorbei kommen würde und sich das mal ansehen würde. Ich sagte ihm gleich, ich bin von dann nicht daheim, weil ich einen anderen wichtigen Termin hatte. Das sei kein Problem. Unterwegs rief er dann auf meinem Handy an, er könne doch nicht. Er würde Samstag (1. Mai) kommen. Er ruft vorher an. Ok kein Problem. Tja er rief nicht an und kam auch nicht. Sonntag rief er an und sagte er habe es nicht geschafft. Auch kein Problem. Er würde am Montag vorbei kommen. Tja heute rief er an, er kann auch heute nicht. Seine Erklärungen sind weiterhin schlüssig. Ich rede von einem ebenfalls nicht wirklich gesunden Menschen.

Er meinte nun, wir machen das morgen. Also Dienstag. Für mich auch kein Problem. Nur sieht es bei mir zur Zeit so aus, das es an sich darum ging meinen Flur zu streichen, der recht groß ist. Und da auch einiges an Zeug drin steht. Ich in der restlichen Wohnung wenig Platz habe, sonst wäre der Flur schon ausgeräumt. An sich wollte ich das am Wochenende machen. Dachte dann aber so, erstmal abwarten, ob er sich meldet. Und ich war an sich froh, das ich kein Kistenchaos in den anderen Zimmern gemacht habe.

Ich bin auf ihn angewiesen, weil ich sonst niemanden habe, der mir helfen könnte. Sonst hätte ich wahrscheinlich schon was gesagt. Ich rechne an sich damit, das er mir heute wieder absagt. Dann ist für mich die Sache auch gestorben. Aber ich schiebe so langsam Panik, das er nun morgen kommt, sagt alles ok und er macht es. Und ich sehe kommen, das ich am Montag mich in aller Frühe aus dem Bett quäle und er nicht kommt. Klar geht verschieben und so weiter. Aber ich weiß, wenn ich nun dem Kram aus dem Flur quer in der Wohnung verteile, sehe ich gar kein Land mehr. Und für mich wäre es zur Zeit total wichtig, das endlich mal ein Kleiderschrank in meiner Wohnung steht. Den Flur streichen würde ich eventuell noch alleine hinbekommen. Aber nicht den Aufbau des Kleiderschranks. Und eine neue Lampe sollte da an sich auch hin. Nur da habe ich keinen blassen Schimmer von, wie das funktioniert. Und da hängt zur Zeit noch so eine doofe Leuchtstoffröhre, von der ich keine Ahnung habe, wie man die überhaupt abbekommt.

Und ich weiß halt auch nicht, wie ich mich meinem Bekannten gegenüber verhalten soll. Ich will ihn nicht ganz vor den Kopf stoßen. Ich weiß ja selbst wie es manchmal ist. Aber ich persönlich brauche halt Verlässlichkeit. Und die fehlt da wohl ein wenig.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Hallo!

Könnte es an den psychischen Problemen liegen, die dein Bekannter hat und das er deswegen immer wieder absagt und euer Treffen verschiebt? Ich finde, dass du dich schon ganz schön lange hin halten lässt. Frage ihn doch mal ganz direkt, wieso er sich dauernd mit dir verabredet und dann doch wieder absagt.

Du schreibst ja, dass du noch einen anderen Bekannten gefragt hast, ob er dir bei der Renovierung hilft. Kannst du nicht nur auf seine Hilfe zählen? Ich hätte an deiner Stelle, schon längst die Nase voll, dauernd wieder vertröstet zu werden und neue Treffen aus zu machen. Nach Monaten und einigen Absagen, sollte doch ein Treffen wirklich mal möglich sein.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Also ich finde, du solltest das Problem schon mal ansprechen, wenn nicht sogar härtere Mittel ergreifen (Kontakt abbrechen). Du schreibst zwar, dass für dich ein Verlegen von Terminen kein Problem ist, aber das kann ich mir nicht vorstellen.

Er versetzt dich ja ständig und du sitzt dann wahrscheinlich manchmal auf heißen Kohlen, weil du wartest, dass er kommt, um mit dir den Flur zu streichen, aber wirst dann doch wieder enttäuscht. So was kann meiner Meinung nach MAL passieren, aber doch nicht ständig / grundsätzlich. Du solltest ihm einfach mal ganz klar sagen, dass dir das nicht passt und er was ändern soll. Wenn du nie was gegen sein Verhalten sagst, wird er es auch nicht ändern.

Falls du das nicht direkt ansprechen willst, kannst du ihm ja auch einen Brief schreiben. Schreib ihm einfach, dass du immer die Hoffnung hast, dass er kommt und dir bei der Renovierung hilft, aber dann enttäuscht wirst und dich das traurig macht.

Ansonsten würde ich ganz einfach den Kontakt abbrechen. Auch wenn du sonst niemanden für die Renovierung hast - er ist dir doch auch keine Hilfe! Und mal ganz ehrlich: Das Streichen zumindest bekommt man auch alleine hin. Ich habe als ich noch jünger war auch mal mein Kinderzimmer komplett alleine gestrichen (und ich hatte vorher von Abstreif-Gitter noch nie was gehört) und es sah trotzdem gut aus hinterher.

Auch das Problem mit der Lampe kannst du trotz einer Kontaktabbruchs mit ihm lösen. Es gibt im Internet zig Seiten, auf denen derartige Dinge genau erklärt werden oder aber du machst ein Foto, stellst es online und jemand kann dir genau sagen, was du machen musst. Und als neue Lampe kaufst du dir dann eine Stehlampe, die nur in die Steckdose gesteckt werden muss. Dazu brauchst du seine Hilfe (die du ja sowieso nicht bekommst) gar nicht.

Benutzeravatar

» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wie gesagt psychische Probleme liegen mit Sicherheit vor, die mir aber auch nicht alle bekannt sind.

Zu den Treffen absagen bisher. Es war halt einmal während meines Klinikaufenthaltes das er halt sagte er kommt vorbei und dann nicht kam. Kann ich aber nachvollziehen, weil die Besuchszeiten echt beschissen sind und er halt auch nicht einfach mal so in den Bus steigen kann, weil der hier enorm teuer ist. Also legt er alle möglichen Termin zusammen und kauft dann halt eine Tageskarte, damit sich das lohnt. Aber Besuchszeiten sind halt erst ab 17 Uhr und auch nur bis maximal 19 Uhr. Da lassen sich schlecht Termine drumherum legen. Oder es ist halt doof, wenn man früher mit den anderen Terminen fertig ist und sich dann sonst wo rumdrücken muss, weil er noch nicht zu mir kann.

Bei dem ersten Termin ausserhalb des Krankenhauses habe ich daheim schon gewartet. Nach dem Termin bin ich es lockerer angegangen. Sprich ich habe gewusst, es kann sein das er anruft und nun Zeit hat. Dann kann ich mich immer noch anziehen und fertig machen. Nur ärgert es mich natürlich schon, wenn die Terminvorschläge und die Ideen zu einem Treffen von ihm aus kommen und dann nie stattfinden. Ich bin da aber halt auch recht eigen drin. Ich würde es nie fertigbringen, der Art viele Termine quasi sausen zu lassen. Erst Recht nicht, wenn ich die Treffen vorschlage.

Wie gesagt, ich habe mich halt darauf eingestellt bei unseren letzten "Verabredungen". Nur ist es halt für mich echt doof, wenn ich nächsten Montag alleine hier stehe. Weil es halt mit einem enormen Aufwand diese Woche verbunden ist, den Flur leer zu räumen.

Streichen würde ich wie gesagt eventuell noch alleine schaffen. Aber auf keinen Fall den Aufbau des Kleiderschrankes. Und die Lampe traue ich mir alleine auch nicht zu. Weil ich halt keinen blassen Schimmer habe, wie ich die alte abbekomme. Und was dann? Bei einer so langen Lampe muss ja auch gespachtelt werden etc. Und ich steig nicht gerne auf Leitern. Das geht noch zu Fensterputzen, da kann ich mich im Zweifelsfall an der Gardinenstange festhalten. Die bringt mit zwar im Falle des Falles nichts, aber es gibt mir Sicherheit. Im Flur würde die Leiter frei stehen. Und über Kopf arbeiten ist halt auch nicht mein Ding.

Den anderen Helfer würde ich eventuell noch fragen. Da sieht die Sache aber halt noch anders aus. Da kenne ich die Hintergründe ziemlich gut und weiss wie er auf eventuell Druck reagiert. Und ich mache zwar keinen Druck, aber es sich dann und so weiter. Auch hier kann es mir passieren, das ich dann am Montag hierstehe, er nicht kommt und ich die passenden Auskunft dann von seinem Mitbewohner bekomme.

Aber ich glaube wenn der Helfer heute wieder absagt, sage ich ihm wohl, das ich mit dem Hin und Her nicht leben kann und klare Absprachen brauche. Und Zuverlässigkeit. Wobei halt seine Erklärungen bisher wirklich schlüssig waren und ich auch klare Ansagen mache, was ich "brauche" und so. Also mir ja auch das Recht rausnehme, zu sagen, du ich kann das nicht. Und ihm das halt auch zugestehen möchte. Also das er Rücksicht auf mich und meine Erkrankung nimmt und ich auf ihn.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



So das Thema ist nun eher nicht gut beendet.

Wir hatten einen Termin ausgemacht, an dem er sich die Sache mal anschauen wollte. Und das war der erste Termin zu dem er auch erschien. Es war alles klar. Er sagte er machts und für mich war die Sache damit sicher. Wobei er mehr Zeit einplante, als ich für notwendig hielt.

Ich hatte angeboten, ich übernehme die Fahrtkosten. Für fünf Fahrten zahlt man hier knappe 10 Euro. Eine Wochenkarte kostet knapp 20 Euro. Er fragte mich dann von wegen Wochenkarte und ich konnte ihm Auskunft geben und war auch bereit ihm die zu bezahlen. Allerdings sagte ich erstmal, das ich zur Zeit halt kein Geld daheim habe. Am Freitag tauchte er überraschend noch mal hier auf. Er fragte, ob ich ihm das Geld für die Wochenkarte geben kann. Da ich ja immer noch Panik schob, das er Montag nicht hier auftaucht, fragte ich, ob erstmal 10 Euro reichen. Da war er mit zufrieden. Zum Abschied meinte er, wer würde sich am Wochenende nochmal melden. Ich sagte ok und falls nicht, würden wir uns Montag um 10 Uhr sehen. Ja klar.

Montag morgen, nach deinem spannenden Wochenende und einer eher schlaflose Nacht, klingelt um 9.58 Uhr das Telefon. Er erklärte das er erst noch was mache muss und später kommen würde. Ich sagte nur ok. Und war innerlich stocksauer, weil das was er mir da erklärte, kann er nicht erst 5 Minuten vorher entdeckt haben. Und vorallem, wenn er hätte um 10 Uhr hier sein wollen, dann hätte er spätestens um 9.30 Uhr daheim weggehen müssen.

Es kam noch eine Bekannte vorbei, die mir dann half abzukleben, die alte Lampe zu entfernen und Folie auszulegen. Und ich fing heute Nachmittag dann alleine an zu streichen. Für morgen hatte sich eine Freundin angeboten, mir zu helfen die Lampe anzubringen und den Schrank aufzubauen. Mit der hatte ich zwischenzeitlich telefoniert und es war klar, falls mein Helfer noch anruft, kann ich ihm sagen, er braucht nicht mehr zu kommen.

Um 16.30 Uhr rief er an. Es würde ihm leid tun, das er erst so spät anruft und heute würde es nicht mehr klappen. Ich meinte dann nur, ich sei fast fertig. Ja und die Lampe? Die Freundin die mir die Lampe morgen eh bringen würde, würde die Lampe dann auch anbringen. Da war er ziemlich angepisst. Er würde mir die 10 Euro dann in den Briefkasten schmeissen. Ich meinte nur, die kann er behalten. Das seis dann wohl, meinte er und legte einfach auf.

Ach ja er kann nur ins Haus an die Briefkästen wenn ich ihm aufmache. Und ich will ihn zur Zeit nicht sehen. Ich bin einfach nur noch sauer und enttäuscht.

Der anvisierte zweite Helfer hatte auch abgesagt. Und mich kotzt das Verhalten vorallem von Helfer Nummer Eins total an. Den zweiten habe ich erst letzte Woche gefragt. Das das wahrscheinlich nicht klappt, war mir klar. Beziehungsweise ruft er mindestens nicht an, wenn ich hier schon stehe und warte, sondern ich weiss es vorher.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich hätte an deiner Stelle auch keine Lust mehr auf so ein Herumgehampel. Ob jemand psychisch erkrankt ist oder nicht, steht dabei erst einmal im Hintergrund. Manche Erkrankungen fördern ein solches Verhalten natürlich eher als andere, aber dennoch hätte ich auch bei jemandem mit psychischen Problemen nicht unbegrenzt Verständnis für so ein Verhalten.

Vor einiger Zeit noch habe ich solche Unzuverlässigkeiten anders bewertet, zumindest in meinem Umfeld. Während meiner letzten Beziehung gab es genau das Verhalten, das dein Bekannter praktiziert. Mein damaliger Freund erzählte mir die tollsten Geschichten, bot sich überall an, wollte überall mit mir hinfahren. Es waren stets seine Vorschläge. Dazu muss ich sagen, dass auch hier diverse psychische Probleme im Hintergrund standen, die dieses Verhalten vielleicht auch begünstigt haben. Als alleinige Erklärung taugen diese für mich nicht. Er hat mich zum Beispiel schon im September oder Oktober gefragt, was wir zusammen Silvester machen. Im Sommer gab es schon die ersten Ideen (schnell noch einen Skiurlaub buchen). Nun ging es immer weiter auf Silvester zu und die Pläne wurden immer wieder über den Haufen geworfen. Er machte mit drei Leuten Pläne für Silvester und warf diese dann immer wieder über den Haufen. Ich war dann Silvester alleine und habe mir geschworen, dass ich mich im folgenden Jahr trennen werde - weil diese Unzuverlässigkeiten an der Tagesordnung waren (in verschiedenen Formen und manchmal schlimmer oder weniger schlimm als Silvester) und mich wirklich belastet haben. Daher kann ich gut verstehen, dass dich diese Situation sehr gestört hat. Man hängt einfach immer in der Luft oder steht wie ein Idiot da. Und auch in meinem Fall kamen die Vorschläge immer von ihm - ich habe nach einer Weile schon gar nichts mehr vorgeschlagen, weil er diese Vorschläge direkt abgewehrt hätte.

Einen Punkt sehe ich an deiner Geschichte eher kritisch. Du kanntest diesen Menschen ja "nur" aus der Therapie. Das kann sicher eine intensive Zeit sein, allerdings frage ich mich, ob das generell ausreicht, um anschließend in der "richtigen" Welt eine echte Freundschaft aufzubauen. Manchmal funktioniert das sicher, allerdings sehe ich dabei unter Umständen Probleme, die genau in dieser gemeinsamen Therapie-Vergangenheit liegen. Weißt du in etwa, was ich meine? Wichtig finde ich eine eigene Basis, die nichts mit der Therapie zu tun hat. Hattet ihr die, oder hast du gehofft, dass es diese gibt? Ansonsten wirkt es immer wie eine Leidensgemeinschaft - und daher wie ein Rückschritt anstatt wie ein Weg nach vorne.

Problematisch für mich persönlich wäre auch, mich nach vergleichsweise kurzer Zeit auf jemanden zu verlassen. Wenn ich jemanden ein paar Wochen kenne und dieser bietet mir Hilfe bei der Renovierung der Wohnung an, würde ich sie wohl nicht annehmen - einfach weil die Bekanntschaft noch zu frisch ist, um abschätzen zu können, ob derjenige wirklich zuverlässig ist und auch eine echte Hilfe darstellt. Vielleicht bin ich hier aber auch zu kritisch.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Einen Punkt sehe ich an deiner Geschichte eher kritisch. Du kanntest diesen Menschen ja "nur" aus der Therapie. Das kann sicher eine intensive Zeit sein, allerdings frage ich mich, ob das generell ausreicht, um anschließend in der "richtigen" Welt eine echte Freundschaft aufzubauen. Manchmal funktioniert das sicher, allerdings sehe ich dabei unter Umständen Probleme, die genau in dieser gemeinsamen Therapie-Vergangenheit liegen. Weißt du in etwa, was ich meine?

Ja ich weiß auf was du hinaus willst. Ich erkläre es anders. Das war ja nicht mein erster Aufenthalt in der Psychiatrie. Dem Personal gegenüber gelte ich als kontaktfreudig. Wenn ich nicht rauchen würde, hätte ich ehrlich gesagt kaum Kontakt zu meinem Mitpatienten. Die Situation und die Umstände wie man dort halt rauchen kann und darf, macht aber keinen Kontakt unmöglich. Die ersten Tage darf man an sich gar nicht alleine zum Rauchen, wobei da für mich meistens eh schon andere Regelungen gelten. Trotzdem gibt es halt andere Patienten die auf andere angewiesen sind, weil man nicht alleine rauchen gehen darf. Und da ich weiß wie doof die Situation ist, gehe ich dann durchaus halt als Begleitung mit.

Die Stationen in dem Krankenhaus arbeiten krankheitsübergreifend. Sprich die haben zwar Schwerpunkte, aber es sind trotzdem Patienten mit verschiedenen Erkrankungsbildern auf der Station. Und wir beide hatten absolut andere Gründe für unseren Aufenthalt. Die einzigen Gemeinsamkeiten bei den Therapien waren nur die stationsüblichen Sachen. Wobei da halt in dem Sinne keine wirkliche Therapiemaßnahme stattfindet. Der einzige nähere Kontakt war halt das Rauchen. Und das passte halt auch, weil wir ähnliche Interessen hatten. Oder halt durch unsere Bastelei einen gemeinsamen Punkt. Außerdem kam dazu, dass es für uns Beide nicht der erste Aufenthalt in einer Psychiatrie ist. Da findet dann durchaus noch mal ein anderer Austausch statt.

Ich persönlich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass Kontakte aus einem stationären Aufenthalt selten was auf Dauer sind. Was aber halt auch ein wenig an mir liegt und meinen Erfahrungen und ich da gerne Abstand von nehme. Bei den ersten Aufenthalten dachte ich auch noch, mit dem und dem kam ich gut zu Recht und hätte gerne später noch Kontakt. Da warte ich heute noch drauf. Und in einem Fall habe ich versucht den Kontakt aufrecht zu erhalten, aber an sich auf Drängen anderer. Unter Anderem von der Mitpatientin die großen Wert darauf legte, dass sich da doch halt etwas Richtung Freundschaft entwickeln könnte. Da war aber die Situation zu dem anderem Patienten generell eine andere. Und sie scheiterte im Endeffekt am Altersunterschied. Wobei wir eine gemeinsame Basis hatten und noch haben. Aber wir beide scheinen auf unsere Art jeder für sich mit den gemeinsamen Erlebnissen zu leiden. Wenn wir uns zufällig sehen sprechen wir miteinander. Auch länger. Treffen machen wir keine mehr aus, was aber an mir liegt, nachdem sie mich hat mehrfach stehen lassen. Damit kann ich nicht umgehen und habe da so drunter gelitten, dass ich sagte ich möchte das nicht. Gut da kamen noch andere Punkte dazu.

Klar lernt man auch Leute kennen, bei denen ein Kontakt durchaus schön wäre. Aber dieses: Ich meld mich und so weiter kotzt mich nur noch an, weil es eh kaum so ist. Ich warte mittlerweile ab, wie andere sich verhalten. Und in dem Fall war es halt so, dass er von sich aus sich gemeldet hat. Oder ich für mich halt auch versucht habe, den Kontakt nicht ganz einschlafen zu lassen.

Ich hätte auch von mir aus nichts mehr auf die wir renovieren und er hilft mir Aktion gegeben. Eben aus meinen Erfahrungen heraus. Aber er fing von sich aus immer wieder davon an. Sonst wäre ich auch nie so weit gegangen. Hätte man mir im Dezember oder Januar gesagt, ich werde mit ihm mal meinen Flur renovieren, hätte ich mit Sicherheit gesagt, abwarten, das klappt eh nicht. Im April sah ich die Sachlage dann anders. Und es fand durchaus ein regelmäßiger Kontakt statt. Wenn auch nur per Telefon.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^