Briefträger - undankbarer Job?
Als ich noch in Wien wohnte, hatten wir recht lange einen seltsamen Briefträger. Ich wohnte klassisch in einem Mietshaus mit mehreren Wohnung, wie das halt in einer Stadt so üblich ist und jeden Tag war ein großes Post wirrwarr! Die Briefe waren einfach überhaupt nicht richtig zugeordnet, nicht nur innerhalb des Hauses sondern es waren auch immer wieder Briefe von Nachbarhäusern vorhanden und umgekehrt natürlich auch. Kurz und gut: Die Post landete mehr oder weniger überall, nur nicht beim richtigen Empfänger.
Ich bin dann einmal zur Post gegangen um nachzufragen, was da los sei, weil so konnte es ja nicht weiter gehen. Die Postbeamte meinte dann allen Ernstes, dass ich bitte Verständnis für den Briefträger haben soll, weil der ist leider Analphabet und hat deswegen seine Probleme, er macht es aber nicht absichtlich.
Nun bin ich meiner Meinung nach denke ich schon ein sehr verständnisvoller Mensch für viele Situationen und natürlich hat mir der Briefträger auch Leid getan, aber einmal im Ernst, wie kann die Post einen Briefträger einstellen, der bekennender Weise nicht lesen kann! Ich habe das auch die Postbeamtin gefragt und die hat gemeint, dass sie froh sind, dass sie wenigstens diesen Briefträger gefunden haben, weil heutzutage ist es extrem schwer jemanden zu finden, der dafür noch bereit ist!
Ich war da schon sehr erstaunt! Ich kenne zwar die Arbeitsbedingungen eines Briefträgers nicht, aber ist das wirklich ein derart undankbarer Job? Ich würde jetzt auch nicht unbedingt glücklich werden in diesem Beruf, aber gerade in einer Großstadt sollte es doch genügend Arbeitslose geben. Das kann doch nicht sein, dass sich da wirklich keiner findet? Ich bin natürlich auch sehr für Integration, bitte nicht falsch verstehen, aber ein Analphabet als Briefträger ist halt meiner Meinung nach schon heftig!
Woran könnte es liegen? Verdient ein Briefträger überdurchschnittlich wenig? Sind die Arbeitsbedingungen, außer dass er natürlich bei Wind und Wetter unterwegs ist, wirklich so hart? Also es ist sicher kein Spaziergang, das ist mir schon klar, aber es gibt doch viele harte Berufe, die auch keine Probleme haben Personal zu finden.
Also ich hatte und habe das Problem Gott sei Dank nicht, aber ich habe mal ein gekannt der war Briefträger und meinte, dass der Job schlecht bezahlt ist. Aber kann man darunter die Arbeitsqualität leiden lassen! Ich als der End Empfänger kann ja nichts dafür, dass er da nicht so viel Geld bekommt, oder sehe ich das falsch?
Es gibt doch eine Menge mehr Jobs die auch beschissen sind und wo man das auch sagen kann, dass diese nicht entsprechend bezahlt bekommen, aber ich finde wenn jeder dann seine Arbeit schlecht machen würde, wo kommt man da denn hin?
Kann es sein, dass Eurer Postbote vielleicht einfach schon so alt ist, dass er da auch nicht mehr in der Lage ist das richtig zu zuordnen? Hast du denn schon bei der Post bescheid gegegeben, was da für Zustände herrschen? Weil so das geht ja gar nicht, stell dir mal vor es ist was wichtiges oder ähnliches?
Ich denke nicht, dass der Beruf "Briefträger" allzu undankbar ist. Natürlich wird man von dem einen oder anderen Empfänger mal angemosert, weil das Paket eine Delle hat oder auf dem Brief anstatt "Meier" dann doch "Maier" steht, aber derlei Unannehmlichkeiten wird man in fast jedem Beruf erdulden müssen. Da viele Menschen freudig auf ihre Paketchen warten, denke ich mir, dass man den Kerl sogar freundlich-euphorisch willkommen heißt. Dementsprechend sollte das Arbeitsklima nicht durchgehend schlecht sein, ich kann mir jedenfalls Schlimmeres vorstellen.
Andererseits zeigt sich immer häufiger die Tendenz von arbeitslosen Deutschen, manche Berufe als unter ihrer Würde abzutun. Ob dies auch für den Beruf des Briefträgers gilt oder bei Ausländern ebenfalls so ist (die Erfahrung zeigt eher das Gegenteil), vermag ich nicht zu sagen. Es könnte allerdings auch sein, dass ein Hartz IV-Empfänger genauso viel oder sogar mehr Geld im Monat zur Verfügung hat als der nämliche Berufstätige. Wo läge dann der Anreiz diese Arbeit anzunehmen in einer Gesellschaft, bei der es immer weniger Bürgern unangenehm ist, von staatlichen Hilfen zu leben? Genau Zahlen kenne ich jedoch nicht.
Zu der Sache mit dem Analphabet: Ich halte es für unerlässlich, dass ein Briefträger lesen kann. Und deshalb ist es auch kaum möglich, dass euer Briefträger wirklich gar nichts versteht, schließlich muss man ja wenigstens einen Namen am Briefkasten entziffern können. Möglicherweise ist er momentan dabei, seine Defizite (auch dadurch, dass er täglich mit dem geschriebenen Wort konfrontiert wird) auszugleichen.
Natürlich hängt es immer von Stadt und den Personen ab, die man als Briefträger beliefern muss, ob man empfindet, dass der Job undankbar wäre. Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch sehr von der Einstellung des Briefträgers gegenüber seinen "Kunden", also den Empfängern des Briefes. Wenn er freundlich und gut gelaunt die Briefe abgibt, sind die Empfänger der Briefe auch eher gut gelaunt, und das funktioniert besonders anders herum: Wird der Briefträger von einem Empfänger genervt, wird er auch nicht gerade sehr gut gelaunt sein. Er ist eben auch nur ein Mensch, aber es hängt sicherlich sehr viel von der Person selbst ab, wie er mit seinem Job und seinem Status umgeht.
Wir im Dorf haben einen sehr netten Briefträger, der immer freundlich grüßt und dazu immer beinahe penibel pünktlich ist. Er scheint mit seinem Job zufrieden zu sein, und gelegentlich scherzt man dann, wenn man sich auf der Straße trifft oder er mal wieder fünf Pakete gleichzeitig bei uns im Haus abgeben muss. So was fördert einfach die Atmosphäre und dann fühlt sich der Briefträger auch nie, als würde er nicht akzeptiert. Wobei ich nicht mal sagen will, dass er einfach nur ein dahergelaufener "Arbeitsloser" ist, sondern er hat sich wohl seinen Job relativ expliziz ausgesucht.
Natürlich muss man bedenken, dass heutzutage extremer Druck auf den Briefträgern lastet, vor allem durch die straff durchorganisierte Postverteilung und dem neuerlichen Konkurrenzdruck durch andere Postunternehmen. Das kann schnell zu Streß bei den Briefträgern führen, die ziemlich weit unten in der Hierachie hängen.
Muttersoehnchen hat geschrieben:Zu der Sache mit dem Anaphabet: Ich halte es für unerlässlich, dass ein Briefträger lesen kann. Und deshalb ist es auch kaum möglich, dass euer Briefträger wirklich gar nichts versteht, schließlich muss man ja wenigstens einen Namen am Briefkasten entziffern können. Möglicherweise ist er momentan dabei, seine Defizite (auch dadurch, dass er täglich mit dem geschriebenen Wort konfrontiert wird) auszugleichen.
Ein wenig lesen wird er schon gekonnt haben, zumindest eben einige Buchstaben, als Analphabet zählt man ja auch, wenn man zwar einzelne Buchstaben erkennt, aber eben trotzdem nicht wirklich lesen kann. So dürfte es bei diesem Briefträger auch gewesen sein. Es muss halt zumindest wahnsinnig anstrengend gewesen sein, das alles zu entziffern, deswegen war ja die Post mehr oder weniger auch überall verteilt, weil er wohl zwar die ersten Buchstaben verglichen hat, aber mehr wohl auch nicht.
Ich selbst habe auch ein ziemliches Problem mit der Post. Firmenmäßig klappt leider sehr viel vom Versand her nicht und wir bekommen diesbezüglich sehr viele Reklamationen. Bei genauerer Nachfrage handelt es sich meist um einen Postler, welcher neu ist, noch nicht eingeschult wurde oder gar "sich nicht auskennt". Das waren oft die Aussagen der Ombudssteller bei der Österreichischen Post.
Normalerweise sollte man so lange eingeschult werden, bis man sich auskennt und erst dann alleine die Wege erledigen. Leider dürfte es aus Personalmangel in diesem Fall nicht möglich sein, traurig da ja irrsinnig viele Poststellen geschlossen wurden und somit auch viele ihren Job verloren. Die Qualität der Post hat sehr nachgelassen und gut bezahlt dürfte es auch nicht (mehr) sein.
Ob der Job undankbar ist oder nicht hängt von dem Briefzusteller selbst ab. Man kann totale Freude an seiner Arbeit haben und diese auch so ausleben oder eben totale Unlust und dementsprechend schlecht arbeiten. Wenn man Spaß an seinem Beruf hat, wird man auch besser arbeiten. Das ist allerdings in jedem Job so, auch im Büro gibt es Leute denen man richtig anmerkt wie es sie "ankotzt" ihr zu arbeiten und dementsprechend demotiviert und faul sind sie.
Ich kenne die Arbeitsbedinungen der Briefträger und Paketboten nicht, aber ich denke auch nicht, dass diese so schlecht sind, dass das Postunternehmen schon Leute einstellen muss, die eigentlich gar nicht für diesen Job geeignet sind. Ich denke ebenso wie du. Es gibt so viele Arbeitslose, von denen sicher die Mehrzahl lesen und schreiben kann, so dass ich es eigentlich kaum nachvollziehen kann, dass die Post zur Not eben diesen Mann eingestellt hat, der Analphabet ist. Es muss doch noch weitere Bewerber für diesen Job gegeben haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Job so extrem unbeliebt ist, dass sich sonst niemand finden lässt.
Ich bin auch dafür, dass man auch Menschen mit Handicap (egal ob dieses körperlich, geistig oder einfach bildungstechnisch bedingt ist) eine Chance auf dem Arbeitsmarkt gibt. Aber man sollte doch dafür sorgen, dass die Menschen ihre Arbeit auch einigermaßen eigenständig bewältigen können. Ein Briefträger ist auf sich gestellt und hat niemanden, den er zur Not fragen könnte. Als Analphabet kann man sicher in vielen Jobs arbeiten, in denen man zwischendurch auch mal etwas lesen muss, aber eben nur, wenn man jemanden hat, der es einem vorliest. Selbst in einer Tischlerei könnte so jemand arbeiten, solange die Kollegen ihm die erforderlichen Markierungen anzeichnen, sofern der betroffene Mensch auch nicht selbst abmessen und rechnen kann oder die Werte nicht aufschreiben kann. Der Job des Briefträgers jedoch ist so ungeeignet für einen Analphabeten wie der Job als Gefäßchirurg für jemanden, der krankhaft zittert.
Ich kann nicht nachvollziehen, dass die Post in diesem Fall so viel Verständnis hatte. Natürlich gibt es praktisch keine Konkurrenz, so dass die Kunden aufgrund dieser Sache auch nicht weglaufen werden. Aber dennoch sollte ein solches Unternehmen trotzdem ein Interesse daran haben, seine Kunden zufriedenzustellen. Als Kunde der Post kaufe ich eine Leistung und ich möchte auch, dass diese ihr Geld wert ist. Wenn die Post ihren Empfänger nur auf Umwegen oder im schlimmsten Fall gar nicht erreicht, ist das keine ausreichende Leistung.
Ich denke, eine entscheidende Rolle dabei, ob Briefträger nun ein besonders undankbarer Job ist oder nicht, hängt auch davon ab, in welchem Gebiet man Briefträger ist. Auf dem Land, wo man gern mal mit dem Auto durch die Gegend fährt, um Briefe und Pakete zuzustellen, ist es sicherlich nochmal angenehmer als in einer Stadt wie Stuttgart, wo man mit dem Fahrrad sein Gebiet abfährt. Und das auch gerne mal steil bergauf.
Eine Bekannte von mir ist Briefträgerin und sie liebt ihren Job. Ich habe sie einmal gefragt, ob es nicht körperlich anstrengend ist, so viel zu Fuß unterwegs zu sein und ob es nicht nervt, wenn man im Winter mit Kälte und Eis konfrontiert wird. Aber sie sagte, ihr Job sei toll, weil man sich an die Widrigkeiten schnell gewöhnt, Kondition entwickelt und sie nachmittags frei hat.
Wenn man sich gut organisiert, ist es wohl möglich, den Briefträgerjob sehr früh zu beginnen, aber dafür auch sehr früh Feierabend zu haben. Und das bei gar nicht mal so schlechter Bezahlung.
Und wenn ich mir meinen Briefträger so anschaue, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass er seinen Beruf nicht mag, ganz im Gegenteil: Er trägt die Post hier in einer sehr ländlichen Gegend aus und hat offenbar genug Zeit für Schwätzchen. Er scheint gut informiert über alles, was sich so tut und hat immer ein paar Minuten Zeit, sich neue Informationen zu beschaffen oder auch selbst mal welche mitzuteilen.
Der Vorteil an diesem Beruf, den ich persönlich sehe, ist die Tatsache, dass man allein arbeitet und auch allein unterwegs ist. Man weiß, was man zu tun hat und übt diese Tätigkeit wohl hauptsächlich einfach nur routiniert aus, das ist nicht immer das Schlechteste.
Briefträger wird sicherlich kein Luxusjob sein, aber besser als die Arbeitslosigkeit ist er allemal. Dass man immer draußen ist, kann auch von Vorteil sein, man sieht viel von der Natur, der Stadt und den Leuten. Ich würde Briefträger eigentlich sofort anfangen. Daher ist es auch bestimmt eine Lüge, die dir die Frau da erzählt hat. In Wien findet man sicherlich 10, 15 willige Briefträger wenn nicht sogar noch mehr.
Einen Analphabeten einzustellen ist natürlich schon dreist, vielleicht hat sie ja auch gelogen, um ihren Mitarbeiter zu schützen. Vielleicht hat er auch einfach keine Lust, was ich aber nicht so wirklich glaube. Letztendlich sollten sich Analphabeten Arbeitsplätze suchen, die für sie geeignet sind. Postbote gehört da sicherlich nicht dazu. Man sollte dem Analphabeten einen neuen Job suchen und dafür einen normalen Arbeiter als neuen Briefträger einstellen.
Wieso jemand als Briefträger eingestellt wird, der nicht mal die Adressen richtig lesen kann, ist mir absolut unbegreiflich. Wobei ich das mit "Post landet überall, nur nicht beim richtigen Empfänger" auch kenne, da lag es aber daran, dass der Briefträger die Post einfach vor eine der Türen schmiss, das war dann oft ein ganzer Stapel, also machte er sich nicht die Mühe, sie in die Briefkästen (die vorhanden und groß genug waren) zu stecken und überließ es den Mietern, sie entsprechend zu verteilen. Der war in seinem Job garantiert auch unzufrieden.
Ob der Job nun undankbar ist, hm, über die Bezahlung weiß ich nichts, aber wenn der Briefträger beamtet ist, wird sie wohl so schlecht nicht sein. Und es ist ja nun wahrlich kein besonders anspruchsvoller Job im geistigen Sinne. Nur müssen Briefträger halt bei jedem Wetter und jeder Temperatur draußen herumlaufen, bzw. mit dem Fahrrad herumfahren. Dazu haben viele auch schon unangenehmen Kontakt mit Hunden gehabt. Trotzdem ist Briefträger doch immer noch besser als Arbeitslosigkeit, kann mir also nicht vorstellen, dass es da nicht genügend Bewerber für gibt.
Im Dorf denke ich, ist der Job aber besser. Hier kennt fast jeder den Briefträger, er wird auch schon mal kurz reingebeten, bekommt Kekse oder ein Stück Kuchen, wenn man gerade backt.
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