"Versicherung" für Schwarzfahrer
In Paris gibt es scheinbar eine Art von Versicherungen für Schwarzfahrer für die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel. Das System ist an sich einfach. Die Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel können 7 Euro im Monat in eine solche Versicherung einbezahlen und davon werden dann die Kosten der erwischten Schwarzfahrer bezahlt.
Grundlegendes Ziel ist aber nicht die Betreiber zu betrügen. Es sei eher ein Kampf für die kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Die andere Seite ist aber, das den Verkehrsunternehmen rund achtzig Millionen Euro an Einnahmen durch Schwarzfahren fehlen. Immerhin wird geschätzt, das gut vier Prozent der Metronutzer schwarz fahren.
Wenn hier das Motiv wirklich politisch motiviert ist, dann ist das sicher eine kreative Form des Widerstandes oder zumindest des Protestes. Leider, so meine Vermutung, werden es zu viele Leute falsch verstehen und sehen darin nur eine Möglichkeit, sich selbst ein paar Euros zu sparen. Das ist dann eher kontraproduktiv. Aber um, wie geschrieben, seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, sicher ein gutes Mittel für die Initiatoren der Aktion.
LittleSister hat geschrieben:Immerhin wird geschätzt, das gut vier Prozent der Metronutzer schwarz fahren.
Befremdlich finde ist, dass hier immer mit Schätzzahlen gearbeitet wird und davon dann der "reale" Schaden abgeleitet wird. Das ist immer die Annahme, dass jeder Schwarzfahrer auch tatsächlich eine Karte lösen würde (oder aus finanzieller Sicht auch lösen könnte), wenn das Schwarzfahren zu 100% unterbunden werden könnte. Aber das ist eine Annahme, die - so glaube ich - in keinem Verkehrsbetrieb der Welt wirklich geglaubt wird. Doch Stimmung lässt sich mit großen Verlusten besser machen, als mit eher vorsichtigen Schätzungen. Mal davon abgesehen, dass die Kosten des Betriebs nicht signifikant sinken, wenn die Schwarzfahrer weg bleiben würden.
Das ist natürlich auch mal eine Möglichkeit und mit Sicherheit eine kostengünstigere als das Monatsticket. Trotzdem weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Die Forderung die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kostenfrei zu gestalten halt ich für unrealistisch, denn irgendwie müssen ja auch die Betriebskosten aufgebracht werden. Fahrer und Kontrolleure wollen bezahlt werden, die Wagen instand gehalten und so weiter. Und irgendwo muss das Geld dafür ja nun auch herkommen. Dennoch frage ich mich so manches Mal, ob die Höhe der Preise tatsächlich angemessen ist. Irgendwie habe ich da so meine Zweifel.
Moralisch finde ich es jedenfalls nicht wirklich korrekt, denn die Möglichkeit einer solche Versicherung ermutigt ja quasi dazu auf eine Karte zu verzichten und konsequent schwarz zu fahren. Und das finde ich halt nicht eben lobenswert, das auch noch schmackhaft zu machen. Von daher finde ich diese Schwarzfahrer-Versicherung zwar eine ganz humorvolle Weise darauf aufmerksam zu machen, aber so richtig damit anfreunden kann ich mich nicht.
Ob sich das lohnt ist dann übrigens die andere Frage. Bei uns in der Stadt kostet einmal erwischt werden 40€, die hat man da sehr schnell eingezahlt, so zahlt man dann im Zweifel drauf, wenn es lange gut geht. Wie oft man erwischt werden darf überlege ich auch gerade, bzw. ob man dann irgendwann vollständig von der Beförderung durch öffentliche Verkehrsmittel ausgeschlossen werden darf. Wäre das der Fall, wäre eine solche Versicherung auch wenig sinnvoll, denn nach dem dritten Mal(oder so) hätte ein Erwischtwerden ja dann deutlich unangenehmere Folgen als nur eine Geldbuße.
Aber immerhin kann der Metro-Betreiber bei einem solchen Versicherten davon ausgehen sein Geld auch zu erhalten, ohne es lange eintreiben zu müssen. Und der Versicherungsgeber zahlt sicherlich auch Steuern, so dass auch der Staat nicht ganz leer ausgeht.
wenn das Schwarzfahren zu 100% unterbunden werden könnte.
Bei den Bussen die hier ins Umland verkehren, kann man nur vorne beim Fahrer einsteigen. Da muss man dann einen gültigen Fahrschein ( Monatskarte etc.) vorzeigen oder halt einen Fahrschein kaufen. Die Chance das da jemand schwarz fährt sind gering. Ich wollte an sich schreiben, nicht möglich, aber ich weiss das es trotzdem möglich ist.
Mal davon abgesehen, dass die Kosten des Betriebs nicht signifikant sinken, wenn die Schwarzfahrer weg bleiben würden.
Wenn aber die Verkehrsmittel überfüllt sind, müssen die Verkehrsbetriebe mehr Fahrzeuge und mehr Personal einsetzen. Was ja auch mehr Kosten verursacht. Wenn nun weniger Menschen die Fahrzeuge nutzen, weil sie halt aus welchen Gründen auch immer, den Fahrpreis nicht zahlen können/ wollen, braucht der Verkehrsbetrieb auch weniger Fahrzeuge und weniger Personal.
Wie gesagt, bei uns verkehren solche Überlandbusse. Dort kontrolliert an sich der Fahrer die Fahrausweise gleich beim Einsteigen. Ein Vorteil gegenüber den örtlichen Verkehrsbetrieben, die halt Kontrolleure einsetzen müssen. Und die sind noch dazu in der Regel mindestens zu zweit unterwegs.
Diese Überlandbusse haben allerdings wesentlich weniger Haltestellen. Bei den örtlichen Verkehrsbetrieben sind die Haltestellen zumindest in der Innenstadt dicht gesäät. Zu Fuß braucht man zum Teil keine drei Minuten von einer Haltestelle zur nächsten Haltestelle. Man steigt in den Bus, entwertet sein Ticket oder hat halt eine Zeitkarte und setzt sich hin. Meistens fährt der Bus schon los, bevor man sitzt. In den Überlandbussen dauert das wesentlich länger. Bis da, an den wenigen Haltestellen, alle eingestiegen sind, vergehen durchaus 10 Minuten. Mindestens. Aber dafür ist ziemlich sicher, das auch jeder den Fahrpreis bezahlt hat. Noch dazu verkehren die halt teilweise nur stündlich oder noch seltener.
Die Kosten für Schwarzfahren belaufen sich in Paris auf 50 Euro. Ich meine bei uns zahlt man sogar 60 Euro. Eine Monatsfahrkarte ist hier nicht viel günstiger. Ich persönlich fahre seit vier Jahren wieder regelmässig Bus. Im Durchschnitt so zwei bis dreimal in der Woche. Also hin- und zurück. Ich bin in den letzten vier Jahren, wenn es hochkommt, viermal kontrolliert worden. Da ich das Glück habe und mir meistens eine übertragbare Monatsfahrkarte ausleihen kann, halten sich meine Kosten in Grenzen. Ansonsten schätze ich sie bei um die 30 Euro im Monat durchschnittlich. Wären in vier Jahren 1440 Euro an Fahrtkosten. Wenn ich die viermal beim Schwarzfahren erwischt worden wäre, hätte ich enorm viel Geld gespart. Und wenn ich nun so eine Versicherung bezahlt hätte, wäre ich finanziell drübergelegen. Allerdings gibt es bei uns, wenn man x mal erwischt wurde eine Strafanzeige wegen Betrugversuch. Die hätte ich mir mit dieser Versicherung sicherlich ersparen können.
Generell ist es sicherlich keine schlechte Idee, die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel kostenlos zu gestalten. Immerhin würden dann mehr Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.
Und ich halte die Fahrpreise teilweise für ziemlich überteuert. Hier kostet eine Einzelfahrt was um die 2 Euro. Eine Monatsfahrkarte um die 60 Euro. Es gibt auch Abos, die sich aber nur lohnen, wenn man an mindestens vier Tagen in der Woche mit dem Bus fährt.
LittleSister hat geschrieben:wenn das Schwarzfahren zu 100% unterbunden werden könnte.
Bei den Bussen die hier ins Umland verkehren, kann man nur vorne beim Fahrer einsteigen. Da muss man dann einen gültigen Fahrschein ( Monatskarte etc.) vorzeigen oder halt einen Fahrschein kaufen. Die Chance das da jemand schwarz fährt sind gering. Ich wollte an sich schreiben, nicht möglich, aber ich weiss das es trotzdem möglich ist.
Soweit richtig, aber woher willst du denn wissen, das der Schwarzfahrer auch tatsächlich den Bus oder die U-Bahn benutzen würde, wenn er dafür zahlen müsste? Das ist ja der Punkt an dem ich ebenfalls die ganzen Schätzungen für gewagt halte. Ist doch bei allen diesen Schadensmeldungen so. Wenn ein Raubkopierer 1000 Mp3 auf dem Rechner hat und eine Single 5 Euro kostet, ist der Schaden dann 5.000 Euro. Aber wer glaubt denn ernsthaft, dass man sich für 5.000 Euro die Musik gekauft hätte?
Und wenn ich zum Beispiel hier bei mir in der Stadt nur mal schnell ein oder zwei Stationen mit dem Bus oder der Straßenbahn fahren will, die vielleicht 500 oder 1000 Meter auseinander liegen und ich tue das nur, weil es mich nichts kostet, wenn ich nicht erwischt werde, ist eben die Frage ob ich bei einer strengeren Kontrolle so wie in den Bussen bei euch, dann nicht einfach zu Fuß laufen würde. Dann könnte man zwar möglichweise zu 100% sicherstellen, dass keiner Schwarzfährt, aber die ganzen Schwarzfahrer würden dann noch lange nicht für ihre Tickets bezahlen, weil sie andersweitig zum Ziel kommen.
Ansonsten finde ich diese Form des Widerstands sehr originell, da mir in den meisten öffentlichen Verkehrsmitteln die Preise auch oft deutlich zu hoch vorkommen. Klar kostet die ganze Wartung und die Mitarbeiter Geld, aber wenn ich sehe, wie lange hier manchmal an neuen Strecken gebaut wird oder wie in meinen Augen sinnlos neue Strecken erschlossen werden, frage ich mich schon ob die Ticketeinnahmen, da sinnvoll verwendet werden und man da nicht auch viel Geld sparen könnte.
Ich glaube aber auch, dass viele da aufspringen werden, nur um mal schnell Geld zu sparen und nicht weil sie eine Umstellung des Nahverkehrs von Ticketeinnahmen hin zu einem steuerfinanzierten Nahverkehr befürworten. Denn wie schon gesagt, es fallen ja trotzdem Kosten an, die irgendwo auch wieder Geld benötigen und dann eben über andere Steuer erhoben werden müssen. Begrüßen würde ich so ein System aber trotzdem.
Was mich ein wenig wundert ist, dass ich finde, dass gerade in Paris das Leben für Schwarzfahrer sowieso nicht soleicht gemacht wird. Vor allem bei den Metro Stationen gibt es fast überall Absperrungen und oft auch Polizeikontrollen. Natürlich schafft man es schon, über diese Sperren zu springen und das machen auch einige, das sieht man immer wieder, aber generell so mit der Metro zu fahren, wäre wohl mehr als nur nervig, weil auch beim Verlassen der Metrostation muss man wieder über die Sperrung springen.
In Paris wäre mir das Schwarfahren keine 7 Euro für die Versicherung wert, weil das wäre mir irgendwann einmal wohl wirklich zu blöd, ständig über diese Absperrungen zu springen und vor allem im Stadtinnenbereich ist das oft nicht so leicht möglich, weil die Absperrungen doch oft sehr hoch und umfangreich sind. Da kommt man nur durch so ein Drehgestell durch.
Ich habe jetzt nicht sehr viele Vergleiche mit anderen Städten, aber in Wien ist es wesentlich leichter schwarz zu fahren. Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass ich das befürworte, sondern es ist einfach eine Feststellung. In den letzten Jahren wurden zwar immer mehr Kontrollen gemacht, aber generell gibt es keine Absperrungen, wo man nur mit Ticket durchkommt. Hinzu kommt, dass man rein rechtlich gesehen, bei einer Fahrscheinkontrolle einfach weglaufen darf. Die Kontrolleure haben keine Berechtigung den Fahrgast festzuhalten! Pech ist allerdings, wenn dann gerade dort eine, wenn auch selten vorkommende, Polizeikontrolle ist.
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