Kampftruppe nach Afghanistan?

vom 17.01.2008, 12:10 Uhr

Kam es wirklich so überraschend wie es gerade in der Presse aussieht? Deutschland soll die norwegischen Kampftruppen in Afghanistan ablösen. Norwegen wird im Sommer seine Einheiten aus dem Land am Hindukush abziehen und damit entsteht eine Lücke. Es geht um eine schnelle Eingreiftruppe, die immer dort schnell eingreifen soll, wo gerade Not am Mann ist. Da scheinbar kein anderes Land diesen Job übernehmen möchte sieht man sich in Deutschland wohl dazu verpflichtet, dies nun auhc noch zu übernehmen.

Was bisher noch gar nicht richtig in die Diskussion mit einbezogen wurde ist die Tatsache, dass die Deutschen Soldaten bisher in Afghanistan relativ gut in der Bevölkerung angesehen sind. Sie sind schließlich mehr ein Team von Entwicklungshelfern in Uniform, sie helfen beim Aufbau von Infrastruktur, beim Bau von Schulen, der Wasserversorgung und unterstütztn lokale Polizeieinheiten mit Ausbildung und Material.

Bei einem Kampfeinsatz deutscher Soldaten könnte ich mir gut vorstellen, dass das positive Bild der Deutschen etwas getrübt wird. Und eine Unterscheidung zwischen friedlichen Aufbauhelfern und der Kampftruppe wird wohl auch nur von wenigen möglich sein. Zudem könnte auhc der Eindruck entstehen, dass man zwar erstmal helfen wollte, dann aber die eigene Position in dem Land ausnutzt um letztlich doch militärisch aktiv zu werden. Gerade den Drogen-Clans im Norden des Landes dürfte der neue Auftrag nicht gefallen.

Mal ganz angesehen davon, ob man die Bundeswehr überhaupt in einem Kampfeinsatz sehen möchte. Deutschland sollte den Weg friedlicher Demokratisierung in dem land weitrgehen und auf den Kampfeinsatz verzichten. Zumindestnicht im Alleingang die truppe stellen, eine EU-Truppe wäre da vielelicht eine interessante Alternative. So könnte die EU geschlossen in der Aussen- und Sicherheitspolitik auftreten und kein einzelnes Land müsste die Hauptlast tragen.
Der Rückzug Norwegens war jedenfalls früher oder später vorhersehbar, man hätte sich also schon etwas früher darüber Gedanken machen können und hätte dann auch sicherlich eine bessere Lösung gefunden. Nun eilt die Zeit und es wird wohl leider doch an der Bundeswehr liegen, auch diesen Job noch zu übernehmen.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin ganz klar gegen einen Kampfeinsatz und gegen einen deutschen Ersatz für die Norweger, denn das

betty hat geschrieben:Was bisher noch gar nicht richtig in die Diskussion mit einbezogen wurde ist die Tatsache, dass die Deutschen Soldaten bisher in Afghanistan relativ gut in der Bevölkerung angesehen sind. Sie sind schließlich mehr ein Team von Entwicklungshelfern in Uniform, sie helfen beim Aufbau von Infrastruktur, beim Bau von Schulen, der Wasserversorgung und unterstütztn lokale Polizeieinheiten mit Ausbildung und Material.

sehe ich genauso. Im Gegensatz zu den anderen dort vertretenen Staaten sind wir enorm beliebt, natürlich auch durch den mehr als 150 Jahre alten Deutschenbonus den wir bei den Arabern haben - die anderen sind dort so erwünscht wie Fußpilz, was wohl auch an dessen Strategie liegt, die sich deutlich von der deutschen unterscheidet.

Das kann man schon daran festmachen, dass man uns bzw. unseren Truppen am Anfang vorgeworfen hat, sie würden sich nur die Sonne auf den Pelz scheinen lassen und Würstchen grillen, während alle anderen kämpfen - und nach Jahren der Besatzung kam man dann zu der glorreichen Erkenntnis, dass die Deutschen vielleicht deswegen so beliebt sind, weil sie mehr als nur kämpfen oder Dörfer bombardieren und das Land verkommen lassen - eben weil sie den Aufbau massiv vorantreiben und man dem Beispiel folgen könnte um beliebter zu sein.
Ich meine man muss doch nur an solche Vorkommnisse denken, dass die Bevölkerung in den anderen Besatzungsgebieten niemals für die Besatzer sondern gegen diese demonstriert hat und dass sich sogar Teile der Taliban bei den Deutschen entschuldigt haben (!) wenn Deutsche bei einem Anschlag verletzt wurden.

Natürlich spielt hier auch der alte Deutschenbonus eine Rolle den wir Kaiser Wilhelm und dem arischen Adi und teilweise der BRD zu verdanken haben - auch wenn unsere unionsgeführte Regierung alles dafür tut, dass wir diesen verlieren. Wahrscheinlich damit die Paranoia, die hierzulande verbreitet wird, endlich mal durch einen Beweis durch einen Terroranschlag auf deutschen Boden bestätigt wird, der durch einen Kampfeinsatz wesentlich provoziert werden könnte, und Herr Schäuble die Bestätigung für seine Theorien bekommt und man die Grundrechte weiter einschränken kann. Momentan gibt es diesen einfach nicht wirklich.

Durch einen Kampfeinsatz würden wir ordentlich Boden verlieren, den wir uns hart erkämpft haben und uralte diplomatische "Erfolge" riskieren, auch wenn diese durch heute eher bedenkenswerte deutsche Regierungen erzielt wurden.

Ich bin daher dafür, weiter wie bisher zu verfahren, dem internationalen Druck nicht nachzugeben und eine rein deutsche "Abschusstruppe" dorthin zu entsenden um unseren guten Ruf in den Dreck ziehen zu lassen, nur damit die anderen im Grunde besser dastehen. Sollen sich diese erst einmal ein Beispiel an uns nehmen und den erzielten Erfolgen - dann kann man immernoch weiterreden, bei der derzeitigen Situation jedoch m. E. nicht!

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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