Mit Kindergarten selbständig machen tatsächlich so einfach?

Hallo,

meine Arbeitskollegin hat mich neulich gefragt, wieso ich mich nicht gemeinsam mit meiner Schwägerin und mit meiner Schwiegermutter- beide sind ebenfalls Kindergärtnerinnen- einen eigenen Kindergarten eröffne.

Sie hat mir weiters erzählt, dass eine Freundin von ihr seit vielen Jahren selbstständig als Kindergärtnerin arbeitet und mittlerweile sogar den dritten Kindergarten eröffnet hat. Als ich dann den Einwand einbrachte, dass man doch ein größeres Startkapital benötigt, um den Kindergarten gut auszustatten und dass es sicher nicht so große Gewinne gibt, meinte sie, dass man unheimlich viele Förderung bekommt und beinahe keine Ausgaben hat.

Ich frage mich nun aber, ob es tatsächlich so einfach ist, einen Kindergarten zu eröffnen und ob man tatsächlich so wenig Eigenkapital benötigt. Auch wüsste ich gerne, ob ihr denkt, dass ein eigener Kindergarten wirklich ein rentables „Geschäft“ ist.

Spontan kann man jetzt natürlich nicht sagen, ob es so rentabel ist. Das kommt eben auch viel auf den Ruf des Kindergartes und viele weitere Sachen an. Da sollte man sich schon überlegen, was man anbietet und das man viele Weiterbildungen besucht. Das ist vielen Eltern ja noch sehr wichtig. Un dich denke, für diese Weiterbildungen muss man dann ja auch wieder investieren. Da solltest du dir erstmal einen Kostenplan erstellen.

Wie das mit der Eröffnung des Kindergartens ist, und den Förderungen, solltest du auf jeden Fall einmal bei Ämtern nachfragen, da kriegst du wirlich richtige Informationen. Gespräche mit der Bank könntest du auch gleich führen, welcher Kredit für dich ratsam wäre und so weiter. Muss ja noch nichts verbindliches sein, aber im Vorfeld Informationen einholen wäre auf jeden Fall sehr ratsam.

Allerdings kann ich mir sehr gut vorstellen, jetzt wo neue Kitaplätze geschaffen werden sollen, dass du da wirklich viele Hilfen kriegst. Und auch, dass sehr viel Nachfrage besteht. Zur jetzigen Zeit hört es sich für Kindergärten und Kitas doch sehr gut an.

Existenzgründungszuschüsse und ähnliches bekommen alle Menschen die sich selbstständig machen. Teilweise müssen diese Finanzierungen allerdings zurückgezahlt werden, wenn auch zum Teil zinslos. Einen anderen Teil bekommt man halt quasi einfach so dazu.

Wenn ich aber sehe, was man heute als Tagesmutter so alles braucht, um mehr als X Kinder betreuen zu dürfen, sehe ich die Auflagen für Kindergärten eher noch schwerer. Es ist ja nicht damit getan, das man einen Raum mit Spielzeug zur Verfügung stellt. Man braucht kindgerechte Badezimmer. Und pro X Kinder X Toiletten. Nur mal als Beispiel. Küche braucht man auch. Auch die muss bestimmten Auflagen und Richtlinien entsprechen.

Es ist allerdings ja durchaus so, das Kindergartenplätze benötigt werden. Zumindest hier in Deutschland, wenn ich nicht irre lebst du in Österreich oder? Hier wird der fehlende Bedarf zum Teil über private Kindergärten und Elterniniativen ausgeglichen. Nur sind die zum Teil halt wesentlich teuerer als die staatlichen und kirchlischen Kindergärten, was dann doch einen Teil der Eltern abschreckt. Nur bekommen die staatlichen und kirchlischen Kindergärten halt auch Zuschüsse, die im privaten Bereich halt nicht so fliessen.

Ich selbst war in einem kirchlichen Kindergarten. Der hatte viel Platz und vorallem auch einen grossen Spielplatz mit einer Vielzahl von Möglichkeiten. Wenn ich mir da zum Teil die Kindergärten ansehe, die eher privat sind. Die sind zum Teil halt in normalen Wohnhäusern untergebracht. Sicherlich machbar. Aber eine Spielmöglichkeit im Freien gibt es dort halt nicht.

Ich denke, du kannst dich theoretisch auf alle Fälle mal kundig machen, was für Auflagen du erfüllen müsstest. Also einmal von der Ausbildung her und dann halt auch vom rein baulichen, wie halt Waschbereich und Küche zum Beispiel.

Und ich denke, es ist auf alle Fälle was anderes, wenn man angestellt in einem Kindergarten arbeitet. Alleine vom Papierkram her. Der mit einem selbstständigen Betrieb immer mehr sein wird. Aber auch vom emotionalen her. Wenn einem der Kinder was passiert, greift einen das sicherlich emotional auch an. Nur wenn man Selbstständig ist, wie geht man dann mit dem Gedanken um? Hätte, wäre, würde und so. Hätte man das vorher gesehen, das halt da eine Platte locker ist, wäre das Kind nicht darüber gefallen und würde heute noch leben. Also so ganz extrem ausgedrückt.

Und die Auflagen für eine Arbeit mit Kindern werden mit Sicherheit höher sein, als in anderen Bereichen.

Haben sich denn die Randbedingungen seit Deiner letzten Überlegung (hier am 16.08.2009 veröffentlicht) in diese Richtung so geändert: Sich mit Kindergarten selbstständig machen?.

Die erste Frage wäre für mich gewesen, wann sich denn besagte Freundin Deiner Schwiegermutter selbstständig gemacht hat und wie damals die Randbedingungen aussahen. Waren Kindergartenplätze damals Mangelware und begehrt? Dann ist es natürlich durchaus denkbar, dass entsprechende Existenzgründungen stark gefördert wurden.

Was Kosten für Ausstattung und Betrieb einer Kinderbetreuungseinrichtung angeht, so ist dies natürlich zum einen davon abhängig, was man vielleicht schon aus dem Privatvermögen einbringen kann und was dann noch zusätzlich finanziert werden muss. Dass man beinahe keine Ausgaben hat, kann ich mir kaum vorstellen. Dass diese unter Umständen über die Einnahmen nicht lange oder überhaupt nicht vor- oder zwischenfinanziert werden müssen ist sicher die eine Sache, aber keine Kosten ist da sicher nicht richtig formuliert.

Außerdem gibt es mit Sicherheit auch Auflagen, wenn man denn gefördert werden möchte. Ich weiß, dass es bei uns in der Tat für einkommensschwache Eltern die Möglichkeit gibt, Beiträge zur Kinderbetreuung teilweise oder komplett vom Jugendamt erstattet zu bekommen. Dies ist dann aber nicht für alle Einrichtungen möglich. Wenn die Eltern einen Zuschuss zum Elternbeitrag bekommen, dann muss auch die Einrichtung in einer entsprechenden Liste stehen und dazu muss sie halt bestimmte Kriterien erfüllen.

Wenn Du tatsächlich immer noch mit dem Gedanken der Existenzgründung spielst, dann solltest Du Dich sicher auch einmal persönlich mit der Freundin Deiner Schwiegermutter unterhalten und auch mit den entsprechenden Ämtern Deiner künftigen Heimatgemeinde. Oder willst Du den Kindergarten weiterhin in Wien eröffnen?