Angst vor Neid - Reichtum vor allen verbergen

vom 02.05.2010, 13:29 Uhr

Vielleicht hat es auch was damit zu tun, dass viele die Einstellung vertreten, dass jemand, der mehr hat, auch mehr geben müsse – also mal öfters die anderen einladen, einen ausgeben usw. Dieses „Du hast es doch“. Das kann auch unangenehm oder anstrengend sein. Man will ja vielleicht nicht immer derjenige sein, der für andere mitbezahlt, auch wenn man es sich leisten könnte.

Letztlich ist Reichtum auch immer relativ. Wie viel genau die Frau verdient und was sie konkret macht, wissen wir ja nicht. Ich würde etwa jemanden als reich bezeichnen, der Millionär ist. Weil ich weiß, dass ich das – außer im Falle eines Lottogewinns – vermutlich nicht schaffen kann. Aber jemanden, der vielleicht „nur“ 100.000 angespart hätte, würde ich nicht als reich bezeichnen, weil wenn ich mal ein paar Jahre spare, könnte ich das auch schaffen. Jemand aber, der vielleicht schon eine Million hat, betrachtet dann Milliardäre mit Neid und jemand, der nie mit seinem Geld auskommt, blickt neidisch auf denjenigen, der zumindest 2000 EUR auf dem Sparbuch hat.

Dass aber manchmal genau diese Fragen auftauchen, dieses „Warum der?“ und „Warum ich nicht?“ ist ja auch irgendwo menschlich. Es will halt niemand zurückstehen und erkennen müssen, dass er schlechter dran ist, dass er der Verlierer ist, dass andere besser sind, mehr haben, sich mehr leisten können. Das kratzt am Selbstbewusstsein, dass sich ja auch ganz wesentlich über den Marktwert bestimmt. Man will ja das Beste aus seinem Leben machen und es ist hart, zu erkennen, dass man dabei irgendwas falsch gemacht haben muss, weil andere mehr haben. Klar, es gibt unterschiedliche Startbedingungen, unterschiedliche Talente usw., nicht jeder kann einen hoch bezahlten Job haben, weil ihm vielleicht die nötigen Kompetenzen fehlen, aber das will man dann auch nicht sehen.

Menschen sind eben so und es ist auch Teil unserer Kultur, sich nicht für andere zu freuen, sondern eher zu sagen „Wenn ich das nicht haben kann, dann sollen das die anderen auch nicht“ - wie bei den Kindern im Sandkasten, wenn es ums Förmchen geht. Das ist der menschliche Charakter, das bekommt man nicht weg, damit muss man umgehen. Und man kann sich sagen, dass man dennoch sein Leben genießt, aber dann muss man auch damit leben, dass es Personen gibt, die darauf unangenehm reagieren, die ihren Neid offen zeigen oder sich auch abwenden. Oder man genießt im Stillen, sodass es nicht auffällt. Und das macht die Frau ja scheinbar auch, sie hat ja die teuren Autos und fährt sie an manchen Tagen. Ganz verzichtet sie also nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Sicherlich schränkt deine Tante sich auf der einen Seite sehr ein. Sie gönnt sich nicht was sie sich gönnen könnte. Sie kauft sich nicht das, was sie vielleicht gerne möchte. Aber ist sie deswegen unglücklich? Nur weil man etwas hat muss man es ja nicht zeigen, ausgeben und zu allen Vollen nutzen. Sie hat sich ein kleines bisschen Luxus geleistet und trägt nun das Wissen mit sich umher, dass sie alles haben könnte. Das alleine ist doch manchmal schon ein sehr schönes und angenehmes Wissen, wenn einem die Last finanzieller Probleme und Schwierigkeiten von den Schultern genommen wird. So lässt es sich sicherlich schon viel leichter leben ohne dass man sich all dies gönnen müsste.

Andererseits hat deine Tante ja auch nicht so Unrecht. Wenn es um Geld geht, dann zeigt sich halt wer ein echter Freund und wer ein Neider ist. Vielleicht ist es auch gerade die Angst davor, dass man mit einer Geld Menge Geld eben auch erfahren kann, wer ein echter Freund ist. Warum sollte man dies immer wissen wollen? Warum sollte man etwas ändern wollen, wenn es so doch bequem und zufrieden stellend ist. So denken ja auch viele Menschen. Nun hat deine Tante scheinbar lieber ihre Freunde und ihr normales Umfeld. Indem sie sich entscheidet alles zu verschweigen, damit Niemand sich ihr gegenüber anders verhält stellt sie ihr normales Leben ja über das Geld. Es scheint ihr also wichtiger zu sein in ihrem normalen Umfeld glücklich zu sein ansonsten würde sie es ja darauf ankommen lassen wie die Leute und Freunde sich dann ihre gegenüber verhalten.

Es ist ja sicher auch unangenehm so manches mal. Wenn gute Freunde in finanziellen Schwierigkeiten stecken kann man sich selbst entscheiden ob man hilft. Wenn diese wissen, dass eine gute Freundin sehr viel Geld hat und helfen könnte kann so etwas dann eben auch schnell zu einer Verhärtung und Verbitterung in der Freundschaft führen und ist sicher nicht leicht zu tragen dann für deine Tante, weil sie sich in so einem Fall dann auch verpflichtet fühlen würde Geld zu geben, ob sie es nun will oder nicht.

Wobei ich sagen muss, dass ich Freunden gerne helfen würde (wenn es denn Richtige sind) und auch mein Geld nicht verstecken wollen würde. Ich persönlich würde dies leben wollen und würde da kein Doppelleben darum herum führen. Das wäre mir einfach viel zu viel Stress und Anstrengung. Aber dies muss eben jeder für sich selbst entscheiden können.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Prinzipiell muss man ja sagen, dass deine Tante- davon gehe ich jetzt einfach mal aus- alt genug ist, um selbst für sich zu entscheiden was sie will und was nicht. Wenn sie sich teure Autos kaufen will, sie aber nicht fahren will, dann wird sie dafür schon einen Grund haben. Es gibt doch etliche Menschen, die ihr teuren Autos nur am Wochenende mal spazieren fahren.

Und dich glaube, dass sie Luxus nicht so gerne mögen kann, denn ansonsten würde sie ihr Geld ja in "Luxusgüter" investieren. Oder was meinst du? Ich denke, dass deine Tante, wollte sie etwas ändern, das auch tun würde. Also finde ich das schon ok so.

» edithhansen » Beiträge: 14 » Talkpoints: 2,17 »



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