Waldmeister und Maibowle

vom 30.04.2010, 15:38 Uhr

Da nun schon wieder Mai ist, bin ich auf dieses Thema gekommen. Bestimmt kommt Waldmeister in Form einer Maibowle bei einigen von euch auf den Tisch, so wie das früher bei meiner Oma Tradition war.

Wusstet ihr, dass Waldmeister auch Maikraut, Waldmännchen, Leberkraut oder Herzfreude genannt wird? Ich denke das wird zurückgeführt auf die naturmedizinische Anwendung. Waldmeister wird dort nämlich gegen Leber-, Gallen-, und Herzbeschwerden eingesetzt und ebenso auch zur Beruhigung. Meine leider schon verstorbene Oma hat zum Waldmeister immer Waldmännchen gesagt und ich wusste früher als kleines Kind immer nie, was meine Oma damit gemeint hat.

Ich fand es einfach immer nur lustig, wenn meine Oma in den Wald ging und Waldmännchen gesucht hat. Erst später erklärte sie mir, dass sie eigentlich den weiß blühenden Waldmeister, also eine Pflanze, damit meint und keine Männchen, die im Wald herum laufen. Waldmeister hat sie früher immer selber im Wald gesammelt und daraus eben eine Bowle gezaubert.

Meine Oma erzählte mir auch, dass vor etwa 1000 Jahren ein Benediktinermönch den Waldmeister als Aromastoff für Getränke entdeckt hat und dass im 19. Jahrhundert unzählige Verse über Waldmeister entstanden sind. Sie erzählte mir dann immer einen, den ich mir aber nicht merken konnte.

In meinem Studium habe ich dann noch etwas mehr über diese Pflanze erfahren können. Waldmeister kann man ab Ende April bis Anfang Juni pflücken. Waldmeister kann in einer Bowle leicht zu Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen führen, wenn man sich nicht an die im Rezept vorgegebene Dosierung hält. Verantwortlich für diese Wirkungen ist der sekundäre Pflanzeninhaltsstoff Cumarin, der als Cumaringlykosid im Waldmeister vorkommt. Er gibt einer Maibowle nicht nur den Geschmack, sondern wirkt auch toxisch, also giftig, wenn er hoch dosiert wird.

Beim Trocknen oder Zerreiben von frischem Waldmeister setzen Enzyme aus dem Cumaringlycosid das Cumarin dann frei. Deshalb duftet frischer Waldmeister auch so gut, wenn er z.B. über Nacht welkt.

Zurück zur Maibowle: Diese sollte höchstens 5g frischen Waldmeister pro Liter Flüssigkeit enthalten und ohne die Enden der Stiele zubereitet werden. Da meine Oma, wie geschrieben, leider nicht mehr lebt und sie das Maibowlenrezept immer auswendig zubereitet hat bzw. ich nie ein Rezept bei ihr gesehen habe, würde mich sehr interessieren, wer von euch auch eine Maibowle macht und was ich dafür an weiteren Zutaten benötige. Schmeckt euch Waldmeister und sammelt ihr ihn dann auch selber?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Da man ja leider nicht den Waldmeister als frisches Kraut immer zur Verfügung hat, muss man es irgendwie konservieren. Am besten geht das, wenn man daraus einen Sirup kocht. Der verlängert die Saison deutlich, ist aber auch nicht endlos haltbar. Als Rezept habe ich mich damals bei Chefkoch umgesehen und es war sehr lecker. Wichtig ist auch hier, dass das Kraut vorher anwelkt, sonst schmeckt es kaum

Was ich gehört habe ist auch, dass man das Kraut wohl besser nicht nutzen soll, wenn es schon blüht, da dann mit zu viel Nebenwirkungen zu rechnen ist. Stimmt das nach deinen Erkenntnissen aus dem Studium eigentlich?

Richtig Bowle mache ich übrigens nicht. Ich trinken den Sirup eigentlich am liebsten in einem Glas Sprudelwasser oder Apfelschorle. Gelegentlich auch mal in etwas Sekt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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