Deutsche haben Angst vor Selbstständigkeit!
Die Angst liegt meiner Meinung nach im mangelnden Wissen begründet und auch teilweise an zu wenigen Kenntnissen in Dingen die dann dringend benötigt werden. Ich selbst habe eine Kundin seit Oktober letzten Jahres, die ich von der Erstberatung bis hin jetzt zur eigenen kleinen Firma begleitet habe.
Um es mal grob zusammen zufassen. Keine Ahnung vom PC, keine Ahnung, wie man einen Geschäftsbrief verfasst, von DIN-Normen dabei ganz zu schweigen. Keine Ahnung, wie sie ihr Produkt gut an den Mann oder eben die Frau bekommt.
Alle Hinweise, wie sie ihren Absatz ankurbeln kann, verhallen zwischen Ohr und Hirn, da keinem der Dinge nachgegangen wird. Es wird spätestens Jahresende eine Pleite geben, wenn ihr Privatvermögen verbraucht ist. Denn davon lebt sie derzeit. Und dann ist wieder ein gescheiterter Unternehmer mehr unterwegs der andere vor diesem Schritt warnen wird.
Also muss man sich nicht wundern, wenn die meisten Leute Angst vor diesem Schritt haben. Statt sich selbst bei Kammern, Ämtern und Behörden zu befragen hört man auf die abenteuerlichen Geschichten der anderen und lässt es sein. Wenn ich das damals auch gemacht hätte, würde ich heute nicht mein eigener Chef sein, sondern von Hartz IV leben.
ich322 hat geschrieben:In der Theorie ist das ja schön und gut, allerdings muss man meiner Meinung nach dennoch beachten, in welchem Gewerbe man sich selbstständig macht.
Nein, man kann das jederzeit ändern - ich habe mich mit 15 / 16 als DJ selbstständig gemacht und das steht immernoch auf meiner Gewerbeanmeldung - heute mache ich etwas völlig anderes, immernoch gleiche UStID. Wenn man einen Wechsel vollzieht meldet man das eben dem Finanzamt - und denen ist es auch weitreichend egal, da geht es im Grunde nur um:
- Gewerbesteuer ja/nein
- Welche Zwangsmitgliedschaft bei welcher Innung?
Und das war`s!
ich322 hat geschrieben:Damit lag der Bereich des Startkapitals locker im fünf-stelligen Bereich und das kann man nicht mit 10-20 Euro vergleichen. Das ist meiner Meinung nach ein bisschen zu träumerisch.
Lesen!
Subbontik hat geschrieben:man kann auch klein anfangen und je nachdem sogar ohne Startkapital, z. B. wenn man Bürodienstleistungen von zuhause aus anbietet.
Außerdem stimmt´s auch hier wieder - als mein Vater nach der Wende seine Baufirma gegründet hat lag das Startkapital nicht einmal bei 2500 Mark und der Betrieb bestand anfangs aus 2 Mitarbeitern. Nach den ersten 4 - 5 kleinen Aufträgen war dann genug Kapital da um sich das Wichtigste anzuschaffen und als der Erfolg sich abzeichnete, auch mit Banken wegen des höheren Kapitalbedarfs in Kontakt zu treten.
Man muss nicht gleich groß einsteigen, abgesehen davon, dass junge Unternehmen in den ersten Monaten sowieso keine ausreichende Auftragsdeckung haben werden um ihre Mitarbeiter und ihre Geräte / Maschinen über 80 % auszulasten. Auch hier kann man zur Risikominimierung und Kostensenkung erst einmal auf Anmieten ausweichen - die Mietraten können genauso wie Finazierungsraten in der Steuer eingebracht werden und man hat keinen Vertrag und somit hohen, langfristigen Finanzierungsbedarf an der Backe. Hier gleich eine 5stellige Summe einzubringen macht nur dann Sinn, wenn man von seinem Konzept überzeugt ist und eben nicht, wie die meisten Teilnehmer der Umfrage, daran Zweifel hat.
ich322 hat geschrieben:Selbstständiges Handeln ist für die Führung eines Unternehmens wichtig, denn da bekommt man nicht alles ins Ohr geflüstert.
Das ist aus meiner Sicht eigentlich das einzige, was man halbwegs gegen eine Selbstständigkeit anbringen kann - viele fühlen sich zu Beginn ihrer Selbstständigkeit mehr als ihr eigener Angestellter und nicht als Chef. Und deswegen gehen vergleichsweise viele Unternehmen mangels rechtzeitig entwickeltem Unternehmersinn hopps.
Es kommt allerdings auch in erster Linie auf die Person an, die sich egal in welcher Form selbständig machen will. Das persönliche Auftreten und vor allem das Erscheinungsbild beispielsweise in der Öffentlichkeit sollte schon stimmen. Nicht jeder der sich als Unternehmer betätigen will, hat auch die gewisse Basis dazu. Beispielsweise wird es ein Pförtner nie schaffen ohne weitere Bildungswege, ein mittelständisches Unternehmen zu führen. In diesem Fall würde beispielsweise eine Bestellannahme vielleicht mit einer Annahme für Reinigungen unter Umständen machbar sein.
Bei diesem Thema muss man auch ehrlich und fair mit den interessierten Leuten umgehen, denn Illusionen helfen hier keinen wirklich weiter. Auch kritische Worte müssen ausgesprochen werden keine Frage. Wenn jemand nicht dafür geeignet ist und auch sonst die Voraussetzungen dazu nicht mitbringt, muss man es auch direkt ansprechen und nicht noch schön reden, wie es beispielsweise kurz nach der Wende im Osten war.
Hallo ihr lieben,
dieses Thema ist wirklich spannend, bin ich doch selber schon seit langem am überlegen mich Selbstständig zu machen. Mich plagen jedoch auch Ängste, schaffe ich das, habe ich wirklich die nötige Kompetenz dazu, ab wann komme ich in die Gewinnschiene oder werde ich mit wehender Fahne untergehen.
Unser Produkt soll ein gewisses Image projizieren, es handelt sich um ein hochpreisiges, glanzlaminiertes "etwas", welches dem Träger dieses Fabrikats klarmachen soll das er etwas ganz besonderes ist.
Als Beispiel hierfür, ich gehe in ein Autohaus und möchte mir z.B. einen Q7 kaufen. Der Wert des Autos beläuft sich auf ca. € 60.000 inkl. MwSt., nun schließe ich einen Kaufvertrag ab und erhalte einen Mappe mit allen wichtigen Unterlagen wie dem Kaufvertrag, einer Visitenkarte und vlt. noch weiteren Informationen zum Auto selber. Doch nun kaufe ich mir schon ein Fahrzeug welches sich nicht jeder Bürger leisten kann, ich bin also schon etwas besonders, doch gehe ich zum Vergleich zur Konkurrenz als Beispiel KIA (nichts gegen die Marke oder die Autos) bekomme ich ebenfalls eine Mappe mit den gleichen Unterlagen).
Genau hier möchten wir zukünftigen Kunden klarmachen welchen Nutzen unser Produkt hat. Ich möchte als Besitzer eines Q7 auch einen extra Service haben, ich möchte nicht nur eine Mappe haben sondern würde gerne dazu eine Tasche bekommen die mich genau wie das Auto rein optisch anspricht. Sie soll mir vermitteln ich bin etwas besonders. Eine Mappe ist unhandlich und liegt mir schwer in der Hand, eine Tasche mit dem Audi Logo, dem Seitenfalz bedruckt mit dem Spruch "Vorsprung durch Technik" und im Innenfalz der Name des Autohauses und den Öffnungszeiten vermittelt mir, "wow ich bin ein ganz besonderer Kunde und werde auch so behandelt wie es mir gebührt".
Natürlich ist diese Erfindung nicht neu, sie wird nur nicht in der Praxis angewendet. Auf Messen und Ausstellungen bekomme ich die Taschen hinterher geworfen doch im Autohaus, Fehlanzeige.
Jetzt bin ich etwas vom Thema abgekommen, Entschuldigung. Wie gesagt, ich kann die Angst gut verstehen. Schließlich muss man in den meisten Fällen viel Geld investieren. Ohne Hilfe der Banken könnte man so ein Projekt nicht finanzieren. Die größte Schwierigkeit liegt sicherlich auch darin die nötigen Kontakte zu den jeweiligen Entscheidern herzustellen und zu festigen. Die Frage die sich uns ebenfalls stellt, versuchen wir gleich vom Start die großen von unseren Produkten zu überzeugen (das Know-How ist vorhanden) oder sollten wir lieber klein anfangen und uns erst einmal einen Namen machen? Den klein sind wir jetzt schon (bei der jetzigen Firma) doch nimmt uns so noch jemand ernst?
Leider haben wir jetzt noch keinen vernünftigen Unternehmensberater gefunden der uns bei den ersten Schritten auch unterstützen kann. Hier muss einfach die fachliche Kompetenz und die Sympathie zu dieser Person stimmt, dies war bisher leider nicht der Fall. Also falls hier jemand einen Tipp haben sollte, lasst es mich doch gerne per PN wissen.
@piranha
Woran scheitert es denn bei euch nun genau? Geld, Kontakte oder einfach nur fehlendes Wissen?
Der Angst, uns fehlt ein Berater der mit uns nochmal alles durchgeht, uns die Fehler aufzeigt und sagt "Jungs macht es so und so vlt. könnte das besser funktionieren...". Ich habe darin nun mal keine Erfahrung und möchte ungern ins kalter Wasser ohne einen Thermoanzug steigen.
Wir haben eine Idee und eine Zielgruppe, Kontakte sind vorhanden jedoch und das ist der springende Punkt nicht zu den Top-Entscheidern. Natürlich waren wir auch in verschiedenen Autohäusern und haben dort einmal nachgefragt ob man sich an der Basis so ein Produkt vorstellen könnte. Die Reaktion bei den Verkäufern war durchaus positives. Doch wir müssen noch versuchen wirklich an diese Entscheider heranzukommen und sie davon überzeugen welchen "Mehrnutzen" das Unternehmen selber davon hat (Natürlich ist Audi nur eine fiktive Vision).
Es sind noch wirklich viele Dinge zu klären doch diese machen uns einfach Sorgen. Planung ist die halbe Miete, hoffen wir.
Hallo piranha, die zündende Idee scheint Ihr ja schon zu haben. Das ist ja schon mal ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Punkt. Bei uns in Sachsen-Anhalt gibt es sogenannte Existenzgründungspiloten, die willige Existenzgründer bei der Gründung von der Idee bis in die ersten Jahre der Selbstständigkeit beraten. Dies ist kostenlos und wird vom Land Sachsen-Anhalt unterstützt. Vielleicht gibt es so etwas auch bei Euch und Du könntest dort den Kontakt suchen und kompetente Beratung finden. Der Vorteil ist, dass diese Berater in der Regel auch ausreichend Kontakte zu den Behörden und Ämtern haben und dort einiges abnehmen können.
Wenn ihr solche, in dem Sinne, exklusiven Produkte anbieten wollt, dann überzeugt oft ein Exemplar zum anfassen. Sprich einen Termin mit dem Geschäftsführer machen und eben das Produkt samt einer guten Präsentation vorstellen. Eventuell auch mal direkt eine Umfrage bei Autofahreren machen. Die findet man ja auf jedem Parkplatz.
Wenn diese das gewünschte Ergebnis bringt, dann ist das schonmal ein Argument mehr, was überzeugen kann. Und wie sieht es denn aus bei den Taschen noch mehr zu individualisieren? Also vielleicht Kennzeichen vom Auto rein oder Name des Besitzers. Sowas kommt auch recht gut an. Zumal es dem Käufer noch mehr suggeriert, das er als Kunde wichtig ist.
Ansonsten solltet ihr euch bei der IHK mal erkundigen. Die sind ja bestrebt neue Mitglieder zu bekommen und werden euch da auch unterstützen. Und wenn es nur durch die Tatsache ist, das sie euch an die richtigen Berater vermitteln.
Das Produkt mehr zu individualisieren war eigentlich auch geplant, diese Idee ist aber Aufgrund der großen Fahrzeugpalette der einzelnen Fahrzeughersteller nicht möglich. Hier müsste ich nun um beim Fallbeispiel Audi zu bleiben Taschen für Q5, Q7, A1, A2, A3, A4, A6, A8 ... Kombi, Cabrio usw... anbieten, dies ist einfach nicht möglich. Natürlich finde ich es extrem ansprechend, würde sich auf einer schwarzen Tasche unter dem Audi Logo mein Q5 (in meiner Wunschfarbe) wiederfinden und dazu noch mein Kennzeichen welches ich zuvor Audi mitteilen muss.
Doch sprengt das vermutlich den Kostenrahmen, schließlich würde ich so dem einzelnen Autohändler z.B. eine Menge von 100 Expl. meiner Taschen mit dem Audi-Logo zusenden, bei der Individualisierung reden wir jedoch von einzelnen Exemplaren welche ich extra für den Händler anfertigen muss. Ich denke hier stimmen einfach Aufwand und Ertrag nicht mehr. Man darf nicht vergessen was für eine einzelne Tasche alles gefertigt werden muss, schließlich muss hier erst ein Film erstellt werden, die Farben müssen dafür extra angemischt werden, Satz und Druckplatten kommen auch noch hinzu.
Vielen Dank für den Tipp mit dem Pilotprojekt, leider gibt es so was anscheinend auf nicht in Bayern. Hierfür werde ich jedoch die IHK noch einmal genau befragen. Natürlich macht mir auch mein Alter zu schaffen, das habe ich im Vorfeld noch nicht berichtet, ich bin erst 23 Jahre alt. Hier kann es natürlich sein das ich einfach unterschätzt werde oder man mir schlicht und ergreifend die Kompetenz für so eine großem Aufgabe nicht zutrauen wird.
Die Idee finde ich an und für sich auch gut, auch wenn ich sagen muss, dass ich so etwas ähnliches mal hier in einem Autohaus bekommen habe nachdem ich da mal wegen eines Geschenks angeklopft habe, wenn auch nicht so aufwendig und nur für ein Fahrzeug (Audi R8 ).
Zur Individualisierung: Macht dann nur 3 - 4 Musterexemplare mit denen ihr Klinken putzen geht. Hier würde ich mich entweder nur auf die Oberklasse konzentrieren, oder halt aus jedem Dorf einen Hund nehmen (Unterklasse, Mittelklasse, Oberklasse). Und hier würde ich nicht direkt bei den Händlern anklopfen, denn im besten Fall habt ihr dann einen Kunden der nichts weitergibt. Ich würde hier aggressiv vorgehen und mich an Audi wenden oder an die Regionaldirektionen - denn von dort beziehen auch die meisten Händler ihre Werbemittel. Hier reicht es aus, wenn ihr einen Kunden und euch erst nur auf eine Modellreihe festgelegt habt, auf den ihr dann bei einer Anfrage oder Produktvorstellung verweisen könntet.
Wegen der Ansprechpartner in Bayern: www.startup-in-bayern.de bietet Dir verschiedene Anlaufstellen zur Beratung, Gründungshilfe oder auch wo und wie man mögliche Förderungen abgreifen kann.
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