Hartz 4 Empfänger statt polnischen Arbeitskräften

vom 28.04.2010, 12:59 Uhr

Subbotnik hat geschrieben:
Klehmchen hat geschrieben:Das passt einfach nicht in meinen Gerechtigkeitssinn und erst recht nicht, wenn ich daran denke, dass ein Teil der Gesellschaft dafür bezahlen soll, dass andere keine Leistung bringen.

Klehmchen, das ist doch so nicht haltbar - als ob da ernsthaft der Großteil der Arbeitnehmer hier geil darauf wäre, lieber zuhause zu hocken und sich vom Staat gängeln zu lassen anstatt arbeiten zu gehen. Die Diskussion gab´s hier schon mehr als oft und so Sprüche sind nur Polemik!

Das war ja nicht als Vorwurf an die Arbeitslosen gemeint, war vielleicht etwas blöd formuliert. Was ich damit sagen wollte, ist das jeder der von der Gesellschaft profitiert auch seinen Teil dafür geben muss. Natürlich sollen dabei die starken Schultern auch mehr schultern, aber ich sehe es eben grundsätzlich nicht als gerecht an, dass wir mehr oder weniger ein Zwei-Klassensystem geschaffen haben, bei dem (durchaus vom Staat gewollt, also hier hin geht der Vorwurf) eine Klasse arbeitet und der Gesellschaft sehr viel gibt und die andere Klasse mehr oder weniger nichts tut und nur nimmt. Da sollte in meinen Augen ein Ausgleich her.

Dass man einem nackten Mann nun schlecht in die Tasche fassen kann, versteht sich dabei aber von selbst. Allerdings würde ich es eben dann für sinnvoll empfinden, wenn man den Arbeitslosen dann ein paar Stunden pro Woche gemeinnützige Arbeit zumutet. Ganz ehrlich, die fehlt doch an allen Ecken und Ende. Seien es ein paar Trainer für Sportvereine, Betreuer in Jugendclubs, die einfach nur mal ein wenig aufpassen, dass da keiner Unsinn macht, ein paar Leute, die im Winter Schnee schippen, damit da nicht die 90 jährige Oma vor ihrer Tür aufs Glatteis muss. Ein wenig Laub harken (und eben nicht nur 1mal im Jahr), Parkwächter, die mal schauen, dass nicht jeder Hund auf den gerade sauber gemachten Weg im Park sein Geschäft macht. Da ließen sich zig Tausende Stellen schaffen, wenn man es von staatlicher Seite denn wollte.

Das gibt es zwar alles schon, aber wenn ich das in der Praxis sehe, dann läuft es eben darauf hinaus, dass ein Sportverein eine Stelle kriegt, die vorn und hinten nicht reicht, dass nur 1-2 mal die Gehwege gesäubert werden, dass viele Grünanlagen nur dann mal gemäht werden, wenn schon alles seit 4 Wochen zugewuchert ist.

Subbotnik hat geschrieben:
Klehmchen hat geschrieben:Wenn ich mir anschaue, wie hier zum Beispiel städtische Grünanlagen aussehen und das mal mit denen vergleiche, die ich aus meinem New-York-Urlaub kenne, ist das ein himmelweiter Unterschied.

Amerikanische Kommunen funktionieren aber dummerweise ganz anders, wenn auch ähnlich wie deutsche! Dann vergleich mal die Parkanlagen in New York mit den öffentlichen Plätzen in Brooklyn, ein sehr schöner innerstädtischer Gegensatz der auch in anderen Ballungsregionen deutlich zu Tage tritt. In Beverly Hills sieht´s komischerweise anders aus als z. B. in Compton, obwohl es im gleichen County ist.

Aber was spricht denn dagegen sich die guten Beispiele als Vorbilder zu nehmen, statt die schlechten als Argument dafür, warum wir etwas nicht machen? Und im Endeffekt ist es ja für die Sache egal wie die Kommune funktioniert. Die ungepflegten Parks sind da, die Arbeitslosen sind da und Geld bekommen sie auch, egal ob sie nun was tun oder nicht. Unglaublich viel Geld lässt sich wohl kaum sparen, indem ich solche Arbeiten nicht machen lassen. Zumal wir uns ja gerade bei ALG-II Empfänger beide einig sind, dass die paar Euro, die man da vielleicht mehr ausgeben würde, weil man dann ein wenig auf den normalen Satz draufpackt, gleich wieder in die Binnenkonjunktur fließen würden und sicher nicht irgendwo unterm Kopfkissen landen. Wäre ja gerade in Deutschland ein sehr gewünschter Nebeneffekt.

Subbotnik hat geschrieben:
Klehmchen hat geschrieben:Was spricht denn dagegen, wenn man nicht mehr sagt, es gibt dafür extra Geld, sondern einfach, 3-4 Stunden am Tag sind Pflicht um überhaupt Ansprüche zu bekommen (sofern es keine gesundheitlichen Bedenken gibt), so wie ein Arbeitnehmer ja auch für seinen Chef arbeiten geht, damit er von ihm Geld bekommt?

Weil ein Arbeitsloser nun einmal nicht arbeiten geht und somit kein Gehalt bekommt. Würde man von ihm Arbeit verlangen auf dieser Basis müsste man ihm etwas zahlen wenn man nicht wieder vom EuGH / BGH Prügel beziehen möchte.

Gut ich gebe zu, ich bin in solchen Sachen nicht ganz so gesetzesfirn wie du, ich gehe da manchmal etwas naiver ran. Aber man zwingt doch die Arbeitslosen genauso dazu, sich regelmäßig bei ihrem Berater/Betreuer von der Arge blicken zu lassen. Man kann ihnen ja auch Geld streichen, wenn sie angebotene Arbeit nicht annehmen. Das ist doch an sich schon genauso ein Zwang, der dann ja nicht rechtens sein dürfte, denke ich mir als Laie zumindest. Aber daran scheint sich ja der EuGH auch nicht zu stören. Von daher sollte doch ein Modell nachdem arbeitsfähige Arbeitslose zu kommunaler Arbeit eingesetzt werden können oder bei Ablehnung auf Bezüge verzichten müssen, genauso durchgehen.

Subbotnik hat geschrieben:
Klehmchen hat geschrieben:Aber mal ehrlich, meinst du es liegt daran, dass sie von Natur aus zu doof sind oder vielleicht doch daran, dass sie in der Schule keinen Bock hatten und keine Perspektive gesehen haben?

Und wo ist jetzt genau der tiefere Sinn verborgen, Arbeitgeber mit genau denen zu gängeln, die deiner Meinung nach sowieso keinen Bock auf Arbeit haben? Genau das ist doch das Problem der Bauern, dass so eine "Hilfe" eine Belastung und keine Bereicherung darstellt. Da sieht es in anderen Jobs nicht anders aus.

Deswegen ja auch raus aus der Privatwirtschaft und rein in kommunale Unternehmen. Im schlimmsten Fall lässt du sie halt im Hof den Berg Laub von links nach rechts schieben, im besten Fall integriert man sie so in den Betriebsablauf, dass daraus entweder reguläre Stellen werden können oder sie zumindest mit der gesammelten Erfahrung einen leichteren Einstieg in die Privatwirtschaft haben. Es gibt ja genügend kommunale Unternehmen, die wirklich privatwirtschaftlich arbeiten und damit so eine Basis bieten würden. Eben die Weiterentwicklung der ABM und des 1-Euro-Jobs zu einer flächendeckende Pflicht, die man bei Antrag auf staatliche Leistung eingeht.

Subbotnik hat geschrieben:
Klehmchen hat geschrieben:Es gibt genügend Berufe, für die man keine großartige Qualifikationen braucht oder diese sehr schnell bei der Arbeit lernt und einfach nur genug Eifer und Motivation mitbringen muss.

Angesichts des krassen Missverhältnisses bei geringqualifizierten Jobs frage ich mich, welche das sein sollen - denn der Markt bei den geringqualifizierten Jobs, die man "schnell lernen kann" ist dermaßen übersättigt, dass Arbeitgeber (siehe z. B. Discounter, kik usw.) heute schon Arbeitnehmer aus der Hüfte gegeneinander ausspielen können.

Hier ging es ja keineswegs um eine mögliche Vollbeschäftigung. Die halte ich unter derzeitigen Gesichtspunkten auch für eher unwahrscheinlich. Aber es ist keineswegs unmöglich in diesem Sektor Arbeit zu finden und auch zu behalten, wenn man sich bemüht. Und es gibt da auch genügend Arbeitgeber (auch unter den Discountern), die gute Arbeit zu schätzen wissen. Es ging da eher um die grundlegenden Aspekt, dass es selbstgemachtes Leid ist, wenn man zum einen in seiner Schulzeit bewusst keinen Wert darauf gelegt hat, einen genügend hohen Bildungsabschluss zu bekommen, um an höherqualifizierte Arbeit zu kommen und im Arbeitsleben nicht genug Eifer und Motivation an den Tag legt um "einfache" Arbeit zu bekommen und zu behalten. Wenn sich solche Leute beschweren, dass sie aufs Feld zum Spargel stechen müssten, würde ich das als selbstgemachtes Leid ansehen.

Das soll aber kein Pauschalurteil sein, dass alle keinen Bock haben/hatten. Die wenigsten wirklich Arbeitsuchenden würden sich darüber beklagen, wenn sie so einen Job angeboten bekommen, sofern sie keine wirklichen gesundheitlichen Probleme damit haben. Ich mag halt einfach keine Leute, die selber nicht viel dafür getan haben einen Job zu bekommen oder eine gute Lehrstelle und sich dann darüber beklagen, dass sie plötzlich eine Arbeit annehmen müssen. Und nur um die ging es mir, in dem von dir zitierten Teil. ;)

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Du hast doch heute schon mehr als 2 Klassen auf die die Attribute "Gibt nur" & "Nimmt nur" (pauschal gesagt) zutreffen. Und die Zahl der Schmarotzer bei den Arbeitslosen ist selbst bei hohen Schätzungen selten über 3 % anzusiedeln - also nicht einmal 180.000 Personen von 32 Millionen möglichen. Alle Maßnahmen gegen diese treffen immer eine "unschuldige" Mehrheit - mit Kanonen auf Spatzen schießen ist das, nichts anderes. Und in diesem Fall noch zu Lasten der "Geber" - Gruppe!

Zur gemeinnützigen Arbeit wurde ja schon was gesagt, ich hab´s davor ja auch schon angerissen. Kurz: Mit demotivierten Kräften sehe ich da keinen echten Vorteil bzw. mehr Schaden als Nutzen. Und was bringt es diese Stellen zu schaffen - siehe 1 Euro Jobs oder Aufstocker: In der Regel nur eine Vernichtung echter Jobs. Statt hier diese Stellen auf ALG Basis zu schaffen sollte man sie lieber so auslegen, dass diese bezahlt werden, wenn auch nur gering.

Bei dem Beispiel habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt, was ich damit sagen wollte: Es hängt in erster Linie von der Kommune ab, ob diese Stellen geschaffen werden können. Reiche Kommunen und Bezirke (wie dein New York Beispiel) stemmen die halt aus der Hüfte, anderen fehlt dafür einfach das Geld! Fahr mal in die Bronx oder andere Abstiegsviertel, da gibt es auch keine gepflegten Parkanlagen. Und die Situation, dass bestimmte Kommunen oder Stadtbezirke fast die Dächer vergolden und andere vollkommen überschuldet sind gibt es nicht nur in den USA, sondern mehr und mehr auch in Deutschland. Von daher fehlt allein deswegen schon die Basis für solche Maßnahmen mangels Homogenität.

Wenn Du einen ALG II Empfänger zwingst mal ab und an "Hallo" bei der ARGE zu sagen ist das aber nicht mit einem Arbeitsverhältnis bzw. Pflichten wie in einem Arbeitsverhältnis vergleichbar ;).

Was das mit den Bildungsabschlüssen angeht: Angesichts der "ALG Progrome" (übertrieben gesagt) und dem Leben näher und näher an der Armutsgrenze ist den meisten wohl ihr selbst verursachtes Leid auch ohne Spargelstechen bewusst. Ich würde mal behaupten, niemand freut sich über Armut, vor allem in einem Zeitalter des Fortschritts, den sich nur die leisten können, die mehr als ein paar hundert Euro verdienen.

Und: Die Schmarotzer rauszufiltern und dingfest zu machen um sie abstrafen zu können kostet bestimmt mal wieder mehr, als das Geld für den Aufbau möglicher Stellen bereitzustellen. Und das wäre ein viel besseres Druckmittel und Filter zugleich, denn wenn es genug Stellen gibt fällt es schwer sich mit "Gibt für mich nichts!" rauszureden.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:Wenn Du einen ALG II Empfänger zwingst mal ab und an "Hallo" bei der ARGE zu sagen ist das aber nicht mit einem Arbeitsverhältnis bzw. Pflichten wie in einem Arbeitsverhältnis vergleichbar ;).

Naja dabei bleibt es doch aber nicht. Man kann ihn ja auch jetzt schon theoretisch zur Arbeit zwingen. Schließlich dürfen doch die Bezüge gekürzt werden, wenn er Angebote ablehnt, selbst wenn diese ihm nur 10 - 20 Euro mehr bringen würden als der ALG II Satz. Was ist denn damit? Rein rechtlich habe ich da keine Ahnung, aber als Laie würde ich da dann ja schon sagen, dass es scheinbar ja doch möglich sein muss, die Leute zur Arbeit zu zwingen, sofern sie weiter volle Bezüge bekommen möchten.

Und zwecks der Arbeit, weiß ich natürlich auch, dass nur Bruchteil der Arbeitslosen wirkliche Schmarotzer sind. Aber ich denke eben auch, dass vornehmlich nur diese Gruppe auch wirklich eine Bestrafung in einem gewissen Arbeitszwang sehen würde. Neben der Pflicht etwas zu leisten, dürften sicher sehr viele auch froh darüber sein, wenn sie wieder etwas tun könnten. Man bekommt wieder einen geregelten Tagesablauf, trifft Kollegen und pflegt soziale Kontakte, hat wieder mehr den Eindruck und das Selbstwertgefühl, dass man für sein Geld etwas tut. Man wirkt eben wieder etwas mehr wie ein normaler Arbeiter. Das scheint bei vielen Menschen ja doch eher das Problem sein, dass man sich ausgerenzt fühlt und nicht, dass man nun unbedingt viel zu wenig Geld erhält.

Dafür müsste man dann natürlich viel stärker als bisher darauf achten, dass diese Jobs auch nur im kommunalen Bereich entstehen und nicht dazu führen, dass bald nur noch Minijobber rumrennen, die dann aufstocken. Echte 1-Euro-Jobs im kommunalen Bereich vernichten ja nun keine Jobs. Zumindest ist es mir nicht bekannt, dass es in Bereichen wie Jugendförderung (Sportvereine, Jugendclubs) oder Schneefegen, Laubharken und Grünanlagenpflege wirkliche Bemühungen gibt echte Stellen zu schaffen. Da passiert ja eher gar nichts und das nicht erst seit ein bis zwei Jahren. Das Problem sind da ja dann eben eher die geringfügige Beschäftigung in der Privatwirtschaft, der Friseur der 40 Stunden arbeitet und aufstocken muss oder einige Discounter und solche Läden. Aber da muss man dann eben seitens des Gesetzgebers dafür sorgen, dass nicht jeder und überall solche Leute eingestellt werden können und dafür dann kommunale Aufgaben liegen bleiben, weil man dafür kein Geld mehr hat.

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Zumindest ist es mir nicht bekannt, dass es in Bereichen wie Jugendförderung (Sportvereine, Jugendclubs) oder Schneefegen, Laubharken und Grünanlagenpflege wirkliche Bemühungen gibt echte Stellen zu schaffen

Aber leider ist es im Bereich Grünflächen zum Teil so, das die Arbeiten früher an die örtlichen Gärtnereien vergeben wurden und da die Job´s zum Teil nun mit 1- Euro- Jobber abgedeckt werden, die Aufträge den örtlichen Firmen fehlen. Was zur Folge hat, das dort Leute gekündigt werden müssen, die eventuell dann auch in den Hartz 4 Bezug fallen werden. Warum solche Arbeiten nicht weiter über örtliche Firmen vergeben und eher Neueinstellungen belohnen?

Generell zu 1- Euro- Jobbern im Bereich Straßenreinigung, Grünanlagenreinigung und so weiter. Ich wäre auch frustriert, wenn ich da symbolisch 1 Euro für bekomme und halt den Wohnraum und ein Taschengeld bekomme. Mancher der solche 1- Euro- Jobs angeboten bekommt, würde das mit Sicherheit lieber als sozialversicherungspflichtigen Job machen. Und wäre es nicht sinnvoller da neue Arbeitsplätze zu schaffen, als diese mit Menschen zu besetzen, die das gar nicht machen wollen?

Und ganz ehrlich? Hier laufen mittlerweile Leute rum, die halt irgendwelche Straßenreinigungsarbeiten machen. Die haben nette Jacken an, an denen man sieht, das sie 1- Euro- Jobber sind. Ich empfinde das als Stigmatisierung. Irgendwie hatten wir das in Deutschland schon mal, das Menschen die einer bestimmten Bevölkerungsgruppe angehört haben, sichtbare Kennzeichnungen tragen mussten.

Zum Spargelstechen. Spargelstechen ist nun mal keine gemeinnützige Arbeit. Die meisten Spargeln werden mit Sicherheit nicht von staatlichen Betrieben verkauft. An sich müsste es doch so ablaufen: Betrieb meldet dem Arbeitsamt das sie Saisonarbeiter brauchen. Arbeitsamt vermittelt. Da das dann wohl eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit ist, müssten sich die Arbeiter an sich beim Amt aus dem Bezug abmelden. Solange das Einkommen halt über dem derzeitigem Hartz-4 Satz liegt. Und wenn die Arbeit beendet ist, was im Bereich Spargelstechen ja überblickbar ist, muss ein neuer Antrag gestellt werden. Ich empfinde das als einen enormen Verwaltungsaufwand.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



LittleSister hat geschrieben:
Zumindest ist es mir nicht bekannt, dass es in Bereichen wie Jugendförderung (Sportvereine, Jugendclubs) oder Schneefegen, Laubharken und Grünanlagenpflege wirkliche Bemühungen gibt echte Stellen zu schaffen

Aber leider ist es im Bereich Grünflächen zum Teil so, das die Arbeiten früher an die örtlichen Gärtnereien vergeben wurden und da die Job´s zum Teil nun mit 1- Euro- Jobber abgedeckt werden, die Aufträge den örtlichen Firmen fehlen. Was zur Folge hat, das dort Leute gekündigt werden müssen, die eventuell dann auch in den Hartz 4 Bezug fallen werden. Warum solche Arbeiten nicht weiter über örtliche Firmen vergeben und eher Neueinstellungen belohnen?

In der Theorie durchaus richtig. Vielleicht wohne ich auch einfach nur im falschen Teil Deutschlands. Aber sahen die Grünanlagen bei dir früher besser aus? Bei mir hier irgendwie nicht, was mich dann wieder dazu bringt, dass sich diese Arbeit scheinbar auch früher nicht gelohnt hat bzw. die keiner die Arbeit machen oder haben wollte. Kann aber auch sein, dass ich da einfach nur in einem Teil Deutschlands wohne, der dafür ein schlechtes Beispiel ist. Und ich sehe eben, dass es hier immer weniger Jugendclubs gibt und immer mehr Sportvereine Mannschaften abmelden müssen, weil sie keine Trainer haben. Und da geht es eben vor allem um die Vereine, in denen die Kinder nur aus Spaß spielen.

Generell zu 1- Euro- Jobbern im Bereich Straßenreinigung, Grünanlagenreinigung und so weiter. Ich wäre auch frustriert, wenn ich da symbolisch 1 Euro für bekomme und halt den Wohnraum und ein Taschengeld bekomme. Mancher der solche 1- Euro- Jobs angeboten bekommt, würde das mit Sicherheit lieber als sozialversicherungspflichtigen Job machen. Und wäre es nicht sinnvoller da neue Arbeitsplätze zu schaffen, als diese mit Menschen zu besetzen, die das gar nicht machen wollen?

Naja was heißt symbolisch? Ich finde das eben eine völlig falsche Herangehensweise, wenn man sagt, die gehen für 1 Euro und ein paar Cent die Stunde arbeiten. Im Grunde haben sie dazu ja noch einen Grundlohn von 359 Euro + Miete. Das müsste man da ja fairerweise schon einrechnen, wenn man den Vergleich mit anderen Arbeitnehmer zieht. Natürlich würde ich es auch begrüßen, wenn mal eben 4 Mio neue sozialversicherungspflichtige Jobs geschaffen werden würden. Aber das ist doch nicht Aufgabe des Staates. Soll der jetzt 4 Mio Leute einstellen und in seinen Ämter unterbringen, nur damit sie weg sind aus der Statistik? Das sollte doch Aufgabe der Privatwirtschaft sein. Zumal nur dass ja auch finanziell eine Entlastung bringen würde. Denn Staatsdiener werden ja genauso aus der Staatskasse bezahlt. Geht dann zwar über diverse Töpfe und durch diverse Taschen, ist aber im Grund nur "linke Tasche - rechte Tasche".

Und ganz ehrlich? Hier laufen mittlerweile Leute rum, die halt irgendwelche Straßenreinigungsarbeiten machen. Die haben nette Jacken an, an denen man sieht, das sie 1 Euro Jobber sind. Ich empfinde das als Stigmatisierung. Irgendwie hatten wir das in Deutschland schon mal, das Menschen die einer bestimmten Bevölkerungsgruppe angehört haben, sichtbare Kennzeichnungen tragen mussten.

Das ist jetzt aber schon weit hergeholt oder? Die haben halt Arbeitskleidung an, wie jeder andere Arbeiter auch. Und wenn da jemand im Friseursalon rumrennt, dann kann ich dir genauso gut sagen, dass der nicht viel mehr verdient und viele von denen zum Amt rennen um aufzustocken. Vielleicht können wir ja auch jedem Arbeitnehmer eine Tüte über den Kopf ziehen, damit man keine Rückschlüsse mehr ziehen kann, wer wieviel Geld vom wem bekommt.

Zum Spargelstechen. Spargelstechen ist nun mal keine gemeinnützige Arbeit. Die meisten Spargeln werden mit Sicherheit nicht von staatlichen Betrieben verkauft. An sich müsste es doch so ablaufen: Betrieb meldet dem Arbeitsamt das sie Saisonarbeiter brauchen. Arbeitsamt vermittelt. Da das dann wohl eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit ist, müssten sich die Arbeiter an sich beim Amt aus dem Bezug abmelden. Solange das Einkommen halt über dem derzeitigem Hartz-4 Satz liegt. Und wenn die Arbeit beendet ist, was im Bereich Spargelstechen ja überblickbar ist, muss ein neuer Antrag gestellt werden. Ich empfinde das als einen enormen Verwaltungsaufwand.

Und deswegen sind wir uns ja auch hier nahezu alle einig, dass es völlig unsinnig ist ALG-II-Empfänger zum Spargelstechen zu zwingen. Ein Bauer könnte sich es gar nicht leisten, unter Umständen da völlig unmotivierte oder unproduktive Arbeiter zu bekommen und deswegen wird er die auch nicht nehmen, sofern er es nicht muss. Aber in einer Kommune sieht das ja durchaus etwas anders aus.

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ja bei uns sahen ganz früher die Grünanlagen anders aus. Zu Zeiten als noch örtliche Gärtnerbetriebe beschäftigt wurden und dafür bezahlt wurden. Manche Firmen haben hier vor Ort durchaus Schwierigkeiten, weil ihnen die städtischen Aufträge fehlen. Und irgendwann kam halt die Stadt auf die Idee, man könnte das auch durch 1- Euro- Jobber machen lassen. Beziehungsweise wurden hier lange vor Hartz 4 städtische Betriebe gegründet, sie unter Anderem halt Menschen die chancenlos waren einstellten. Unter Anderem halt Jugendliche die Probleme hatten einen Ausbildungsplatz zu finden. Nur wurden die damals "richtigen" Jobs mittlerweile halt durch Hartz 4 Bezieher ersetzt. Sprich sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze wurden gekündigt und daraus 1- Euro- Arbeitsplätze gemacht. Ich habe einen Bekannten der dort früher gearbeitet hat. Dann hat man ihm gekündigt. Irgendwann arbeitete er wieder dort. Allerdings als 1- Euro- Jobber und machte die selbe Arbeit wie früher. Sorry dafür habe ich kein Verständnis.

Naja was heißt symbolisch? Ich finde das eben eine völlig falsche Herangehensweise, wenn man sagt, die gehen für 1 Euro und ein paar Cent die Stunde arbeiten. Im Grunde haben sie dazu ja noch einen Grundlohn von 359 Euro + Miete. Das müsste man da ja fairerweise schon einrechnen, wenn man den Vergleich mit anderen Arbeitnehmer zieht. Natürlich würde ich es auch begrüßen, wenn mal eben 4 Mio neue sozialversicherungspflichtige Jobs geschaffen werden würden. Aber das ist doch nicht Aufgabe des Staates. Soll der jetzt 4 Mio Leute einstellen und in seinen Ämter unterbringen, nur damit sie weg sind aus der Statistik? Das sollte doch Aufgabe der Privatwirtschaft sein. Zumal nur dass ja auch finanziell eine Entlastung bringen würde. Denn Staatsdiener werden ja genauso aus der Staatskasse bezahlt. geht dann zwar über diverse Töpfe und durch diverse Taschen, ist aber im Grund nur "linke Tasche - rechte Tasche".

Ich meinte das symbolisch anders. Ich sehe es im Grunde genau wie du. Es gibt im Grunde die Grundversorgung und es besteht die Möglichkeit sich halt mit einem 1- Euro- Job noch was dazu zu verdienen. Mich stört es dabei nur so, das halt sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze weggekürzt werden und dann die selbe Stelle als 1- Euro- Job vergeben werden. Ob der Staat nun einen Gärtner sozialversicherungspflichtig einstellt mit einem Bruttogehalt von sagen wir 1500 Euro. Nach Steuern und anderen Abzügen bleibt mehr über als im Hartz 4 Bezug. Nur fliessen die Steuern ja auch wieder in die Staatkassen. Einem Hartz 4 Empfänger, der einen 1- Euro- Job macht kostet der Staat: Miete+ Regelbedarf+ die Lohnkosten für den Job. Das ist das was jeder sieht. Nur kostet jeder Hartz 4 Empfänger auch Verwaltungsaufwand. Sachbearbeiter die Anträge bearbeiten und so weiter. Steuern zahlen Hartz 4 Empfänger auch nicht. Was kostet den Staat also mehr?

Und es ist nun mal leider so, das es sich in der heutigen Gesellschaft besser anhört, wenn man sagt, man arbeitet für die Stadt sozialversicherungspflichtig als Gärtner, als wenn man sagt, man hat einen 1-Euro- Job im Gartenbereich. Und man hat als angestellter Gärtner sicherlich auch einen besseren Stand bei den Kollegen, als ein 1- Euro- Jobber.

Ich denke aber generell, wer so einen Job machen möchte, der sollte es tun dürfen. Von zwingen, egal zu was, halte ich generell nichts. Was mich an so Diskussionen immer stört, das wird über alle ach so bösen Hartz 4 Bezieher hergezogen. Aber wenn man es unter dem Strich betrachtet, wieviel Prozent von allen Empfängern sind überhaupt wirklich arbeitsfähig? Wie sinnvoll ist es, die paar in Arbeit zu zwingen, die sie nicht wollen? Ganz ehrlich? Es wäre einfacher die paar Einzelnen einfach mitzuziehen, statt da noch große bürokratische Akte draus zu machen. Das geht einmal auf Kosten derer, die arbeiten wollen, belastet das System mehr als nötig und sinnvoll ist und schreckt auch Arbeitgeber ab.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Klehmchen hat geschrieben:Was ist denn damit? Rein rechtlich habe ich da keine Ahnung, aber als Laie würde ich da dann ja schon sagen, dass es scheinbar ja doch möglich sein muss, die Leute zur Arbeit zu zwingen, sofern sie weiter volle Bezüge bekommen möchten.

Die Verringerung des ALG eine Art Bußgeld, weil man einer Meldeverpflichtung nicht nachgekommen ist. Und klar kann man die Leute zur Arbeit zwingen, man muss sie nur noch weiter gängeln und stigmatisieren bis sie wirklich mal auch rechtlich der Abschaum sind, den sie für viele ohnehin darstellen. Ob das die Arbeitsmotivation erhöht, auch in puncto Bewerbungsrate: wie gesagt, da habe ich meine Zweifel, es stärkt eher die Spaltung.

Klehmchen hat geschrieben:Aber ich denke eben auch, dass vornehmlich nur diese Gruppe auch wirklich eine Bestrafung in einem gewissen Arbeitszwang sehen würde.

Also einen Arbeitszwang siehst Du nicht als Bestrafung? Einfaches Beispiel, was gerade bei Jungakademikern frisch von der Uni (zählst Du ja auch bald zu ;)) nicht selten ist: Nach dem Studium ist man oft ein paar Monate arbeitslos und natürlich sofort in ALG II - ich kenne nicht wenige, denen man gleich im ersten oder zweiten Monat einen 1 Euro Job aufgezwungen hat (den sie natürlich ausschlugen, vor allem da klar war, dass die Arbeitslosigkeit nur kurzfristig ist). Du würdest das ernsthaft nicht als Bestrafung empfinden, sondern als Bereicherung, deinen gewohnten Tagesablauf mit Unkraut jäten zusammen mit Langzeitarbeitslosen fortzusetzen? Und wie gesagt, so unrealistisch ist das nicht, die meisten sind nach dem Studium erst einmal 1 - 3 Monate arbeitslos.

Klehmchen hat geschrieben:Echte 1-Euro-Jobs im kommunalen Bereich vernichten ja nun keine Jobs.

Doch, genau das machen sie, da Kommunen diese auch "zweckentfremdet" einsetzen um ihre Kosten zu drücken.

Klehmchen hat geschrieben:Zumindest ist es mir nicht bekannt, dass es in Bereichen wie Jugendförderung (Sportvereine, Jugendclubs) oder Schneefegen, Laubharken und Grünanlagenpflege wirkliche Bemühungen gibt echte Stellen zu schaffen.

Aber auch nur aufgrund der schlechten finanziellen Situation.

LittleSister hat geschrieben:Ich empfinde das als Stigmatisierung. Irgendwie hatten wir das in Deutschland schon mal, das Menschen die einer bestimmten Bevölkerungsgruppe angehört haben, sichtbare Kennzeichnungen tragen mussten.

Zwischen Gaskammer und ARGE sehe ich schon noch leichte Unterschiede - auch wenn manche FDP Politiker gerne mal wieder KZs für die Unterschicht hätten ;).

Und ob nun jemand demotiviert Spargel sticht oder Unkraut jätet - letztendlich entsteht immer ein Schaden nach Kosten, denn wer da im Schneckentempo schlampig eine Arbeit verrichtet, die ein anderer gut und schnell erledigt ist im Endeffekt doch wieder teurer. Nur dass der eine eben zu Lasten der Privatwirtschaft geht und der andere zu Lasten der öffentlichen Kassen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Zwischen Gaskammer und ARGE sehe ich schon noch leichte Unterschiede - auch wenn manche FDP Politiker gerne mal wieder KZs für die Unterschicht hätten

Ich schrieb von Stigmatisierung, in dem man bestimmte Gesellschaftsgruppen kenntlich macht durch Kleidung etc., ohne das die Personen das wünschen. Oder sich aufgrund der "Kennzeichnung" andere eher das Maul zerreissen, weil sie zuviel Stammtischparolen gehört haben. Die öffentliche Meinung ist gegenüber Hartz 4 Empfängern nicht gerade positiv. Ich lese und höre immer öfters Parolen ala Hartz 4 Empfänger sind ALLE faul, die bekommen zuviel Geld etc. Sie werden zum Abschaum der Gesellschaft degradiert. An Hand der Arbeitskleidung kann man die Menschen sofort dieser Gruppe zuordnen. Ja klingt weit hergeholt, aber ganz ehrlich mir macht es Angst.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:Also einen Arbeitszwang siehst Du nicht als Bestrafung? Einfaches Beispiel, was gerade bei Jungakademikern frisch von der Uni (zählst Du ja auch bald zu ;)) nicht selten ist: Nach dem Studium ist man oft ein paar Monate arbeitslos und natürlich sofort in ALG II - ich kenne nicht wenige, denen man gleich im ersten oder zweiten Monat einen 1 Euro Job aufgezwungen hat (den sie natürlich ausschlugen, vor allem da klar war, dass die Arbeitslosigkeit nur kurzfristig ist). Du würdest das ernsthaft nicht als Bestrafung empfinden, sondern als Bereicherung, deinen gewohnten Tagesablauf mit Unkraut jäten zusammen mit Langzeitarbeitslosen fortzusetzen? Und wie gesagt, so unrealistisch ist das nicht, die meisten sind nach dem Studium erst einmal 1 - 3 Monate arbeitslos.

Na dann hatten sie aber Glück, der derzeitige KommBA-Chef hierzulande hat allen ALG II-Antragstellern(!) erst mal aufgezwungen, dass sie einen (völlig hirnrissigen) Bewerbungskurs machen dürfen, der durch Mauer-Übungen und Schlüsselbrett-Feilen aufgelockert wird. Und als ob das nicht schon toll genug wäre, werden alle, die die einen befristeten Mini-Job haben, gezwungen diesen Job sofort aufzugeben und sofort den ganztägigen Kurs anzutreten - nicht etwa in zwei, drei Wochen, wenn der Saison-Job ohnehin ausläuft und man vielleicht auch schon einen Bescheid hat, ob man denn nun überhaupt Grundsicherung erhält!

Und um mal zum Thema zurück zu kommen, diese Behandlung zieht sich immer weiter, so dass man spätestens in drei Monaten total unmotivierte ALG II-Empfänger hat; und das ist nicht nur in meiner Heimatstadt und dem Landkreis so. Das führt dann dazu, dass eben niemand mehr wirklich gern einen Langzeitarbeitslosen einstellt und das sollen nun die Bauern ausbaden, die ohnehin nicht die Großverdiener sind? Na vielen Dank!

Klehmchen hat geschrieben:Ich habe nur gesagt, dass ich es auch nicht als Lösung ansehe, dass man zu dem Schluss kommt, dass man jetzt alle Arbeitslosen zu Hause sitzen lässt und ihnen weiter ihr Geld fürs Nichtstun gibt.

Wie schon erwähnt, es ist doch gar nicht so, dass die meisten einfach so zu Hause herum sitzen. Ich habe ja Einblick in mehrere Firmen und weiß daher auch, was die an Bewerbungen pro ausgeschriebener Stelle und an Initiativbewerbungen ohnehin bekommen. Klar sind da auch immer einige wenige dabei, die nur wegen der erzwungenen Zahl erstellt werden, aber die überwiegende Anzahl der Bewerbungen sind wirklich sehr individuell erstellt worden und denen sieht man auch an, dass der Bewerber gern will! Und weißt Du was mir bei den letzten Bewerbungen auch auffällt? Der Satz, dass man auch mit einer Bezahlung im unteren Level zufrieden wäre, da liest man doch schon zwischen den Zeilen, dass diese Bewerber alles dafür tun würden, um wieder auf eigenen Füßen zu stehen und das ist eben nicht die Minderheit!

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:
Klehmchen hat geschrieben:Aber ich denke eben auch, dass vornehmlich nur diese Gruppe auch wirklich eine Bestrafung in einem gewissen Arbeitszwang sehen würde.

Also einen Arbeitszwang siehst Du nicht als Bestrafung? Einfaches Beispiel, was gerade bei Jungakademikern frisch von der Uni (zählst Du ja auch bald zu ;)) nicht selten ist:

Naja freuen würde ich mich darüber sicher nicht. Aber eben weil ich mir ja recht sicher bin, dass dieser Fall bei mir nur kurzfristig eintreten würde und ich recht schnell doch eine Arbeit entsprechend meiner Qualifikation bekomme. Auch wenn das jetzt sehr arrogant klingt, würde ich da für mich nicht die Bestrafung durch die Arbeit sehen, sondern durch das Klientel mit dem ich da zusammenarbeiten müsste. Von der Uni zum Unkrautjäten ist es ja doch ein recht großer Schritt.

Aber in Anbetracht des Ziels, dass ich da sehen würde, würde ich es halt machen und nicht auf die Idee kommen, zu sagen ich hab keinen Bock oder ich geh zum Arzt. Als Zivi habe ich auch für 2 Euro die Stunde gearbeitet und habs gern getan, weil mir die Arbeit Spaß gemacht hat.

Aber so recht kann ich dir im Großen nicht folgen. Zum einen heißt es immer wieder und auch du sagst es ja selber, dass der Großteil der ALG-II-Empfänger gerne wieder arbeiten würde und nicht freiwillig zu Hause rumsitzt. Wenn ich dann jetzt aber vorschlage ihnen die Möglichkeit dazu zugeben, etwas für ihr Geld zu tun, dann ist es gleich wieder eine Bestrafung für alle. Mir geht es ja dabei auch vornehmlich nicht darum, jeden irgendwas machen zu lassen, weil er Geld bekommt. Ich sehe darin ja auch durchaus den Vorteil des leichteren Übergangs in die Privatwirtschaft.

Aktuell ist es ja nunmal Realität, dass sehr viel Jobs im Niedriglohnbereich geschaffen werden und nur wenige hundert Euro über dem ALG-II-Satz liegen. Das jetzt jemand sagt, er geht keine 160 Stunden im Monat arbeiten um dann 150 Euro mehr zu haben, das kann ich vollkommen nachvollziehen. Und wenn jemand, der seit 10 Jahren nicht mehr gearbeitet hat, Probleme hat morgens um 8 Uhr auf der Matte zu stehen oder 8 Stunden am Stück zu arbeiten, das kann ich genauso nachvollziehen. Und genau da denke ich würde es dann leichter fallen, wenn alle sowieso schon ein wenig arbeiten würden und einen geregelten Tagesablauf hätten. Und dann halt statt 160 Stunden im Monat nur noch 80 Stunden mehr arbeiten müssten für die 150 Euro und nicht von 0 auf 8 Stunden am Tag gehen, sondern von 4 auf 8. Nur als Beispiele. Das dürfte viele Jobs im Niedriglohnbereich attraktiver machen.

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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