Wie viel helfen Jungen und Mädchen im Haushalt?
Im Rahmen meines Studiums habe ich gerade eine Studie behandelt, in der es darum ging, wie viel Jugendliche im Haushalt helfen. Dabei kam heraus, dass Mädchen deutlich mehr als Jungen dazu angehalten werden, bei Hausarbeiten mitzuhelfen und dies auch tun. Es liegt auf der Hand, dass Mädchen und Frauen nicht grundsätzlich besser putzen, kochen, aufräumen oder Wäsche waschen können als Jungen und Männer, und die Studie zeigte auch, dass sowohl weibliche als auch männliche Jugendliche eigentlich keine Lust haben, im Haushalt mitzuhelfen, wobei die Mädchen eben trotzdem häufiger darum gebeten werden und auch insgesamt eher gewillt sind, trotz ihrer Unlust mit anzupacken.
Was mich an der Studie etwas überrascht hat, ist, dass dort teilweise auch Jugendliche interviewt wurden, die auch Geschwister des anderen Geschlechts hatten. Mein eigener Bruder ist elf Jahre älter als ich und auch größtenteils nicht in unserem Haushalt aufgewachsen, sodass ich praktisch als Einzelkind aufgewachsen bin, was den häuslichen Alltag anging. Ich als Mädchen habe mit zunehmendem Alter recht viel im Haushalt mitgeholfen, kann mir aber nicht vorstellen, dass ich mich einfach damit abgefunden hätte, dass ich grundsätzlich mehr machen muss als mein Bruder, wenn ich denn einen zu Hause gehabt hätte.
Mir ist bekannt, dass auch heute noch der Großteil der Hausarbeit von Frauen geleistet wird, selbst wenn diese genauso lange und viel arbeiten wie ihre Ehepartner. Ich frage mich aber, wie das dann in der Realität aussieht, dass zwei jugendliche Kinder unterschiedlichen Geschlechts ein völlig verschiedenes Pensum an Hausarbeit machen. Wieso lässt man sich das als Tochter gefallen? Ich denke, dass ich mich doch einfach sehr heftig bei meinen Eltern beschwert hätte, wenn mir aufgefallen wäre, dass mein Bruder allenfalls den Müll rausbringt, während ich ständig Geschirr spüle, putze und Wäsche wasche.
Ich würde dazu gerne ein paar Erfahrungsberichte von Eltern mit Kindern beider Geschlechter und auch Menschen, die mit Geschwistern des anderen Geschlechts aufgewachsen sind, lesen. Wie ist oder war das bei euch? Helfen die Mädchen wirklich mehr als die Jungen? Und wird die Problematik auch mal mit den Eltern besprochen oder wird dieser Unterschied einfach nur so hingenommen?
Naja, du schreibst jetzt, dass du es dir nicht hättest gefallen lassen, wenn du gemerkt hättest, dass du viel mehr machen musst als dein Bruder; aber du weißt ja trotzdem nicht wie es in anderen Haushalten so zugeht. Meine Eltern sind auch modern und trotzdem bin ich genauso aufgewachsen wie die meisten anderen Mädchen: Mein Bruder musste nie etwas tun! Hin und wieder sollte er zwar die Reifen mal wechseln oder andere Dinge tun, die männlich sind, aber das ersetzte natürlich nicht, dass ich jeden Samstag die halbe Bude putzen musste. Ich habe zwar nie Angst gehabt vor meinen Eltern, aber es nutzte nichts, wenn das Gespräch gesucht wurde. Sie haben einfach immer gesagt, das sei 'schwul', wenn er die Wäsche macht oder einfach damit argumentiert, dass er das ja eh nie könne. 'Ein Junge kann doch nicht bügeln!' habe ich zu hören bekommen und dass er das später doch eh nicht machen müsste. So nach dem Motto 'Das macht ja dann die Frau später'.
Ich hatte keine Wahla als das zu akzeptieren. Meine Eltern haben nicht mit sich sprechen lassen und ich bin auch recht früh ausgezogen. Mein Bruder lebt heute noch immer zu Hause und kann noch immer nichts. Er ist ein erwachsener Mann heute und alleine total aufgeschmissen. Das ist die Schuld meiner Eltern. Auch in meinem Umkreis beobachte ich das: Die Jungen müssen einfach den Mädchenkram nie machen. Keiner würde je von seinem Sohn verlangen (in meinem Umfeld!), dass er die Socken zusammenlegt, Wäsche bügelt oder den Boden nass wischt. Besonders Mütter finden oft, dass das total unnötig ist. Ich finde es grausam, dass man sein eigenes Kind fern hält von völlig normalen Dingen und in Kauf nimmt, dass es später mal völlig aufgeschmissen ist. Heute ärgern sich meine Eltern, dass mein Bruder immer noch zu Hause wohnt; dabei sind die selbst schuld, denn er KANN ja gar nicht alleine leben.
Ich selbst bin mit einem jüngeren Bruder aufgewachsen und wir mussten beide relativ wenig helfen. Wenn wir allerdings zu Hilfstätigkeiten heran gezogen wurden, galt das für beide gleichermaßen. Wenn ich z.B. zum Abwasch verdonnert wurde, so musste mein Bruder abtrocknen. Aber viele Dinge hat uns meine Mutter eben auch hinterher getragen. Ich habe mir die dann irgendwann selbst beigebracht, mein Bruder hatte da wenig Motivation. Dann ist er an eine Freundin geraten, die ihm was gehustet hat, wenn er ihr Aufgaben wie kochen, waschen und putzen zuschieben wollte und die ihm sehr fix beigebracht hat, wie man was macht.
Aber die Begründung du bist eine Frau, du musst ja mal einen Mann versorgen, bzw. für einen Mann gehört es sich nicht solche Sachen zu machen, haben wir nie gehört. Meiner Mutter ging es da eher darum, dass sie am heißen Bügeleisen oder am Herd auch im Teenageralter immer noch akute Gefahren witterte und uns deshalb alle beide davon fernhalten wollte. Auch nicht unbedingt rational und schon gar nicht sinnvoll, aber zumindest gerecht.
Ich kann immer nicht nachvollziehen, wie Eltern zu der Schlussfolgerung kommen, dass Jungen so etwas nicht können müssen oder womöglich gar nicht können sollen, weil das irgendwie abartig ist, wenn ein Mann putzt. Selbst wenn man an der antiken Vorstellung festhalten will, dass die Ehefrau das tut - erstmal muss man ja eine finden. Und da viele Frauen heute wesentlich emanzipierter denken und ihren Lebensgefährten Bescheid stoßen anstatt ihnen alles hinterher zu tragen, ist es heute sicherlich auch schwerer eine willige Sklavin zu finden als das vielleicht vor 30 Jahren der Fall war. Oder man muss sich eben eine bezahlte Haushälterin leisten können. Erziehung fürs Leben leistet man damit jedenfalls nicht.
Und gerade bei Müttern finde ich es extrem befremdlich, wenn die von ihren Töchtern verlangen ihre zukünftigen Ehemänner bedingungslos zu bedienen, bzw. ihre Söhne dazu erziehen sich ihre Ehefrauen als Haushälterinnen zu domestizieren. So mancher Mann findet das vielleicht wunderbar und will auch die Tochter zur guten Ehefrau heranbilden bzw pocht auf seinem Recht für den Sohn. Aber als Frau sowas zu konservieren finde ich furchtbar!
Ich habe einen Jungen und ein Mädchen, die 2 Jahre auseinander sind und beide haben gleich viel und auch die gleiche Arbeit im Haushalt mitmachen müssen. Das war mir auch wichtig, dass der Junge nicht weniger macht als das Mädchen, weil ich denke, dass heutzutage auch viele Jungens einen eigenen Haushalt führen und auch Beziehungen oft nicht ewig halten und der junge Mann dann auch gezwungen ist alleine einen Haushalt zu führen. Ich wollte auch keinen Pascha heranziehen, der sich von seiner Freundin/Frau irgendwann die Pantoffeln nachtragen lässt.
Ich finde es sehr wichtig, dass beide Geschlechter auch alles im Haushalt lernen und es für selbstverständlich halten zu helfen und den Haushalt zu schmeißen. Auch das Kochen mussten beide lernen und auch der Junge musste mal die Toilette putzen. Denn jeder wollte essen und jeder machte was schmutzig und deswegen gab es einen Haushaltsplan, wo jeder auch berücksichtigt wurde,
Ich habe zwar einen jüngeren Bruder, kann mich aber beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, ob es bei der Mithilfe im Haushalt nun große Unterschiede gab oder nicht. Zwar wollte insbesondere meine Mutter mir immer die hausfraulichen Tugenden beibringen und hat mir bis zum Ende des Teenager-Alters erklären wollen, dass man als Frau bestimmte Dinge einfach so hinnehmen müsste und der Mann der Chef sei. Leider aber ohne wirklichen Erfolg.
Sicher hat mein Bruder weniger im Haushalt getan, was aber nicht unbedingt nur an meinen Eltern lag sondern auch an unseren unterschiedlichen Charakteren. Mein Bruder war schon immer wesentlich sturer und hat diskutiert auf Teufel komm raus, während ich eher nachgegeben habe. So war das dann eben auch mit der ungeliebten Hausarbeit.
Wieso man sich im Kindesalter als Tochter so eine Ungleichbehandlung wahrscheinlich gefallen lässt, ist doch recht einfach einzusehen, wenn man mal davon ausgeht, dass Kinder erst mal nur ihre Familien kennen und Erfahrungen die sie im Familienverband machen lange als Normalzustand betrachten. Da wird erst mal nicht sehr viel hinterfragt. Diese Phase beginnt erst später. Wenn es dann aber im Freundes- und Bekanntenkreis auch viele Familien gibt, in denen die Ungleichverteilung der Hausarbeit genauso existiert, wird man auch dann noch nicht hinterfragen und diese Tatsache einfach so hinnehmen.
Aber selbst wenn man als Tochter eine Ungleichberechtigung bemerkt und sich auch dagegen wehren möchte, ist man ja doch auch noch von dem "Wohlwollen" der Eltern abhängig: wenn diese nicht darauf eingehen, dann hat man als Kind in der schwächeren Position eigentlich keine andere Möglichkeit als sich doch zu fügen.
Mein Bruder und ich wurden gleich erzogen. Wir mussten beide gleichviel helfen und waren für die selben Arbeiten eingeteilt. Es gab ein "Rad", wo eine Woche der eine bestimmte Dinge erledigte und die andere Woche umgekehrt. Besonders bei der Sauberkeit war es immer ein großes Thema, weil mein Bruder nicht so engagiert war. Mittlerweile ist er selbst sehr achtsam und achtet auch auf Ordnung und Sauberkeit in seinem Zimmer.
Bei anderen Familien kenne ich es leider total anders. Oft helfen nur die Mädchen im Haushalt. Leider habe ich sogar bemerken müssen, dass manche Eltern ihre Söhne so verwöhnen, dass sie gar nichts selbermachen können. Auch kann dann passieren, dass das Mädchen ihrem Bruder etwas bringen soll (!). Das finde ich persönlich schon schockierend, immerhin leben wir im 21. Jahrhundert.
Auch mein Bruder und ich wurden gleich erzogen und wurden gleichermaßen dazu angehalten, im Haushalt mitzuhelfen. Dennoch denke ich, dass es zumindest in einem gewissen Alter durchaus so war, dass ich mich einfach eher dazu aufgerafft habe und das Schimpfen meiner Eltern wohl bei mir wirksamer waren, als bei meinem Bruder.
Mein Mann und ich haben bisher nur einen Sohn und der ist erst 2,5 Jahre alt, sodass er noch keine Aufgabe im Haushalt alleine übernimmt, aber dennoch steht für mich bereits jetzt fest, dass unser Sohn in Zukunft nie weniger im Haushalt helfen muss, nur weil er eine Junge ist. Ich schließe mich also der Meinung meiner Vorschreiber an und muss sagen, dass ich entsetzt darüber bin, dass es durchaus noch üblich ist, dass Mädchen für die Hausarbeit herangezogen werden.
Ich kenne solche Beispiele auch und finde es ebenfalls unverständlich und erschreckend, dass viele Eltern zwischen Jungen und Mädchen doch noch deutliche Unterschiede machen. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass Frauen und Männer sowie Mädchen und Jungen gleichberechtigt sind. Leider ist oft das Gegenteil der Fall. In vielen Familien herrschen immer noch klare Rollenbilder, die für Männer und Frauen ganz bestimmte Aufgaben und Verhaltensweisen vorsehen.
Oftmals werden solche Rollenbilder von einer Generation zur nächsten vererbt. Die Mutter ist in einer solchen Familie vielleicht nur Hausfrau und erledigt die übliche Hausarbeit, während der Vater arbeiten geht und die angeblich typisch männlichen Aufgaben wahrnimmt, zum Beispiel auch das Rasenmähen, das Wechseln von Reifen und Zündkerzen und ähnliche Dinge. In einem solchen Haushalt wird einem Mädchen ja auch gar nicht vorgelebt, dass es anders sein könnte. Die Mädchen sehen dann schon recht früh, dass die Mutter und andere weibliche Verwandte sich mit dem Putzen, Kochen, Nähen und ähnlichen Aufgaben beschäftigen und finden es daher dann auch nicht merkwürdig, dass sie ebenfalls für solche Arbeiten herangezogen werden.
Ich denke, dass viele Mütter oder Eltern im Allgemeinen immer noch eine gewisse Scheu davor haben, ihrem Sohn einen Staubsauger in die Hand zu drücken, damit dieser die Wohnung mal durchsaugt. Die Jungen lernen daher auch gar kein anderes Verhalten und tragen die veralteten Rollenbilder und diese klar umgrenzten Aufgabenverteilungen dann ihrerseits wieder an ihre Kinder weiter. Zudem kenne ich auch wenige Männer, die zusammen mit ihren Töchtern am Auto schrauben oder den Dachstuhl ausbauen. Solche Basteleien werden dann eher mit den Söhnen zusammen gemacht, während die Mädchen ihren Müttern bei irgendwelchen Deko-Sachen wie Laubsägearbeiten, Sticken oder so etwas helfen.
Meistens fallen in den Haushalten einfach mehr Arbeiten an, die als typische Arbeiten für eine Hausfrau gelten. Die gesamte Hausarbeit gilt dann als "Frauensache" und so ist es kein Wunder, dass den Mädchen dann auch mehr Aufgaben zugemutet werden als den Jungen - einfach weil man eben viel häufiger wischt, kocht, abwäscht oder bügelt als man irgendwelche Sachen am Auto reparieren muss.
Was ich auch schlimm finde, ist die Meinung vieler Eltern, dass die Jungs die Hausarbeit gar nicht machen müssen, weil sie im Laufe ihres Lebens immer eine Frau haben werden, die die Aufgaben für sie erledigt. Zuerst ist es die Mutter und später ist es dann die Freundin oder Ehefrau. Es gibt ja durchaus Leute, die noch denken, dass eine moderne Frau sich auf so einen dummen Deal einlässt und es gibt immer noch reichlich Mädels, die noch nie etwas davon gehört haben, dass man sich die Hausarbeit auch teilen kann. Die Grundlagen dafür werden wohl in der Familie gelegt.
Ich finde es schlimm, wenn Eltern ihren Kindern keine gleichen Chancen geben und ihre Jungen und Mädchen nicht gleich behandeln. Ich denke dass Mädchen ebensowenig Lust auf die Hausarbeit haben wie die Jungen und anders herum gibt es sicher auch Jungen, die gerne im Haushalt helfen würden, wenn man es ihnen nur mal zeigen würde, wie das alles funktioniert.
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