Darf man Realität und Computerwelt vermischen?
Gerade habe ich diesen Artikel bei PC Games Online gelesen - und habe meinen Augen nicht getraut. Für Linkmuffel die Story des Artikels in Kurzfassung: In den Vereinigten Staaten wurde eine Jobsuchende bei einem Bewerbungsgespräch gefragt, was sie in ihrer Freizeit mache. Sie als bekennende Spielerin des Online-Spiels World of Warcraft nannte daraufhin stolz ihren Spiel-Charakter, samt Fraktion und Level. Nun zum Kuriosen: Angeblich habe der Gesprächspartner das Interview mit ihr abgebrochen, weil er selbst World of Warcraft spielt und nicht wie sie auf der Seite der Horde, sondern auf der Seite der Allianz spielt.
Nicht nur, dass es eigentlich völliger Humbug ist, eine Jobkandiatin nur wegen eines Spiels nicht zu nehmen, sondern auch die Tatsache, dass der Zeitvertreib am PC inzwischen so wichtig für manche Menschen geworden ist, lässt mich innerlich schaudern. Zwar empfinde ich den PC als wichtigen Teil meines Lebens, aber nicht so stark, dass ich ihn anderen Hobbys oder gar meinem Privatleben überordnen würde.
Darf man die Realität und die virtuelle Welt eines Computer(-spiels) so extrem vermischen, dass scheinbare Nebensächlichkeiten in einem Spiel dermaßen große Auswirkungen auf das wahre Leben einer Person haben können? Habt ihr selbst bereits Erfahrungen machen müssen, dass die "virtuelle Welt" euren Lebensweg beeinflusst?
Ich persönlich finde dieses Verhalten, seine Mitmenschen unterschiedlich zu behandeln, je nachdem, was für einen Spielcharakter sie spielen (oder je nachdem, ob sie derselben Fraktion angehören, wie man selbst, oder den "Feinden"), zumindest einmal kindisch. Dass Teenies das möglicherweise tun, kann ich schon noch verstehen. Die zanken sich auch, weil sie einen unterschiedlichen Musikgeschmack haben, oder bei Filmopponenten jeweils den anderen favorisieren. Aber bei erwachsenen Menschen sollte es vollkommen egal sein, was man in seiner Freizeit macht. Also auch, was für einer virtuellen Gruppierung man angehört.
Allerdings wird man diesem Arbeitgeber auch nichts zur Last legen können. Er kann sicher selbst entscheiden, wen er annimmt, und wenn nicht. Egal, aus welchem blöden Grund er jemanden abgelehnt hat (es sei denn vielleicht, es wäre rassistisch, ich weiß aber auch nicht, inwiefern es in den USA etwas gibt, was ähnlich zu unserem "Anti-Diskriminierungs-Gesetz" ist).
Aber selbst, wenn man ihn verdonnern würde, die Bewerberin annehmen zu müssen, das würde der Frau wohl auch nichts bringen, oder? Wahrscheinlich würde der Arbeitgeber sie dann auch andauernd schikanieren, und bei so jemandem würde ich ehrlich gesagt auch nicht arbeiten wollen. Wenn ich schon weiß, der kann mich nicht leiden und will mir daher andauernd schaden.
Insgesamt finde ich also, dass man Realität und Fiktion schon stark trennen sollte. Was jemand am PC spielt, und welcher Gruppe er sich da virtuell anhängt, kann mir egal sein.
Wobei ich gleichzeitig auch verstehen kann, was bei einigen Leuten da noch an ideellen Fragen dran hängt. Es gibt ja beispielsweise Rollenspiele, bei denen man sich auch den "Bösen" anschließen kann. Ich kenne Menschen, die solche Menschen unsympathisch finden, weil es ihren ethischen Ansprüchen widerspricht, wenn jemand freiwillig böse handelt, wenn auch nur virtuell.
Oder aber, es gibt Menschen, die können Shooter-Spieler nicht leiden. Auch, wenn diese auch nur virtuell "Gewalt" gegenüber Pixeln ausüben. Dennoch gibt es extreme Pazifisten, die das schon widerlich finden und diese Leute deswegen auch als Gewalttäter sehen und ablehnen, egal, wie friedlich und pazifistisch diese in der Realität sind.
Vorbehalte und auch Vorurteile aufgrund von Dingen, die reale Menschen in der virtuellen Welt tun, sind da also leider gar nicht so selten. Wobei diese Probleme gewöhnlich nicht so offen zu Tage kommen, wie in diesem hier geschilderten Fall.
Leider ist es heutzutage immer öfter der Fall, dass Menschen zwischen Realleben und virtueller Welt nicht mehr unterscheiden können, gerade bei dem Spiel World of Warcraft. Dieses Spiel ist bekannt dafür, dass es sehr vielen Menschen das komplette Leben zerstört hat, da sie so extrem süchtig wurden, dass sie sich nurnoch in ihrer virtuellen Welt wohl gefühlt haben. Freunde, Job, Familie, Geld, alles wurde nebensächlich bzw. total egal. Bei Youtube gibt es beispielsweise etliche Videos über betroffene, die über ihr Schicksal erzählen und vor laufender Kamera ihre gekauften CD's des Spiels zerstören, die sie für viel Geld gekauft haben oder ihren Spielaccount löschen, an dem sie tausende von Stunden gespielt haben. Selbst im Fernsehen, bei Spiegel TV und anderen Sendungen waren schon Berichte über solche Menschen
In diesem Fall, dass sogar angeblich der Arbeitgeber die Frau aufgrund einer anderen Angehörigkeit im Spiel nicht angenommen habe, finde ich extrem übertrieben. Aber wie schon Wawa666 gesagt hat, der Arbeitgeber kann sich ja aussuchen wen er einstellt und wen nicht, auch wenn es auf so eine skurile Weise geschieht. Aber an diesem Beispiel, wenn es denn wirklich wahr sein sollte, sieht man mal wieder, dass in den USA alles möglich ist.
Meiner Meinung nach sollte man zwischen virtueller Welt und realem Leben schon sehr trennen. Wie oben schon gesagt ist es heutzutage leider immer öfter der Fall, dass besonders Jugendliche, diese beiden Welten vermischen, oder sie nicht mehr genau unterscheiden können.
Ich persönlich trenne sehr stark zwischen virtueller Welt und realer Welt. Ich bin mehrere Stunden am Tag am PC in Foren unterwegs oder chatte mit Leuten im ICQ oder anderen Messengern, spiele jedoch nur selten irgendwelche Spiele. Mir sind Leute, mit denen ich im "wirklichen" Leben nichts zu tun habe im Prinzip vollkommen egal - was zählt sind meine Freunde, Freundin, Familie etc. und ich würde niemals durch irgendwelche online Aktivitäten meine Freunde oder Familie vernachlässigen.
Ich denke, so etwas kann in jedem Land der Welt geschehen, nicht nur in den USA. Deswegen sollte man sich mit solchen Meldungen nicht in seinen Vorurteilen bestätigt fühlen. Es mag zwar sein, dass häufiger "merkwürdige" Meldungen aus den USA kommen, aber das ist bei der Medienlage und der Einwohnerzahl nicht verwunderlich.
Auch glaube ich, hat dieser gesamte Fall rein gar nichts mit dem Verwechseln zwischen Realität und Fiktion zutun und mit Computersucht auch nichts. Die Leute, erwachsene Menschen, wissen sicherlich gut genug, dass das Spiel nur Fiktion ist. Aber die Handlungen, für die man sich in diesem Spiel ja als realer Mensch entscheidet, scheinen sie einfach zu ernst zu nehmen.
Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass diese Denkweise nicht direkt etwas mit Computerspielen zutun hat. Womöglich hätte es denselben Ärger gegeben, wenn die beiden beteiligten Menschen Fans unterschiedlicher Fußball-Vereine gewesen wären. Ich bin mir sicher, aus so einem lächerlichen Grund würden schon sehr viel mehr Menschen einen anderen Menschen ablehnen. Gesellschaftlich würde das absurderweiser wohl sogar akzeptierter sein.
So, wie der Chef da drauf ist, sollte die Frau vielleicht besser froh sein, den Job nicht bekommen zu haben. Jemanden, der ja vermutlich ausreichend für den Job qualifiziert war, deshalb nicht zu nehmen, weil einem nicht gefällt, was derjenige in seiner Freizeit spielt, finde ich zum Kopfschütteln. Es sei denn, es war nur ein Vorwand und ihm passte etwas anderes an der Bewerberin nicht.
Selbst sehe ich Computerspiele einfach nur als entspannenden Zeitvertreib an. Ich spiele auch hin und wieder mal gerne, wenn auch mehr am Nintendo als am PC. Aber ich bin noch nie irgendwo hochgesprungen, weil ich goldene Sterne erwischen wollte. Und was ich an Spielen spiele, erzähle ich auch sicherlich nicht im Job, höchstens mit ebenfalls zockenden KollegInnen.
Ich weiß aber, dass es viele Leute gibt, die sozusagen ein zweites Leben im Cyberspace haben. Das betrifft aber eher die Second Life-Spieler. Da habe ich jetzt schon von mehreren gehört, dass sie sich in Second Life eben ihre Cyber-Existenz aufgebaut haben, mit Beruf, Haus, eben allem, was so dazugehört. Und da wirklich sehr viel drin leben. Für mich nicht nachvollziehbar, irgendwie finde ich das auch ein bisschen gruselig.
Ich finde es grundsätzlich schon erschreckend, dass jemand in einem Vorstellungsgespräch erzählt, dass er im Prinzip seine Freizeit damit verbringt, irgendwelche virtuellen Phantasiewesen zu jagen. Wenn man das schon als ernsthaftes Hobby bezeichnet, finde ich das allein schon ziemlich befremdlich. Aber immerhin ist es löblich, wenn jemand ehrlich ist und zugibt, dass er keine tollen Hobbys hat, sondern eben in der Freizeit nur in die Röhre starrt.
Die Beschreibung des Hobbys der Frau würde ich allerdings als harmlose Spinnerei abtun. Letztendlich kann es einem Chef egal sein, ob seine zukünftige Angestellte in ihrer Freizeit irgendwelche Computerspiele spielt oder nicht. Sehr bedenklich finde ich allerdings die andere Seite. Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Vertreter der entsprechenden Firma das Vorstellungsgespräch abgebrochen hat, weil die Frau auf der "falschen" Seite bei diesem Spiel spielt. Falls sich die Situation wirklich so abgespielt hat, wäre das mehr als nur unprofessionell.
Private Vorlieben haben bei der Arbeit nichts verloren. Man kann sicher nicht immer sein komplettes Privatleben aus seinem Arbeitsleben heraushalten, aber solche Dinge wie die hier beschriebene Situation dürfen einfach nicht vorkommen. Es gibt sicher Ausnahmen, bei denen das Privatleben eines Arbeitnehmers eine Rolle spielt. Wenn jemand Mitglied einer rassistischen Gruppierung ist, wäre diese Person sicher ein schlechtes Aushängeschild in einem Job, in dem eine Repräsentantenfunktion unerlässlich ist. Auch ein vorbestrafter Pädophiler wäre wohl eine schlechte Besetzung für einen Arbeitsplatz, in dem ein Kontakt mit Kindern gegeben ist. Solche Leute beschädigen unter Umständen das Ansehen des Arbeitgebers, sofern so etwas publik wird.
In diesem Fall finde ich das Vorgehen des Interviewpartners aber sehr seltsam und ich kann immer noch nicht so recht glauben, dass sich die Situation wirklich so abgespielt hat, wie das hier beschrieben wurde. Natürlich kann ein Arbeitgeber einstellen, wen er will und als Bewerber wird man keine Chance haben, gegen solche Dinge vorzugehen. Trotzdem ist es natürlich schlimm, wenn jemand seine privaten Interessen so sehr in die Arbeit integriert, dass er einen Bewerber nicht mehr objektiv bewerten kann, sondern anhand solch merkwürdiger Kriterien entscheidet. Wenn diese Bewerberin gar nichts von ihrem Hobby gesagt hätte, hätte sie scheinbar bessere Chancen auf diesen Job gehabt. Ihre Qualifikation für diesen Job wäre in beiden Fällen die gleiche gewesen.
Bei der Vergabe von Arbeitsstellen und ähnlichen Situationen sollte nur eines zählen: die Qualifikation des Bewerbers. Irgendwelche Zugehörigkeiten zu einer Spieler-Allianz dürfen keine Rolle spielen, da sie nichts mit der Arbeit zu tun haben. Leider wird das wohl nicht von allen Menschen so gesehen.
Nun ja, was hier geschehen ist, hat ja eigentlich nicht mal unbedingt etwas mit dem Internet zu tun. Es gibt etliche Menschen, die sich weigern, mit jemandem Zeit zu verbringen, der zum Beispiel einem "feindlichen" Fußballverein anhängt - das ist im Endeffekt auch nichts anderes. Beides sollte zwar eigentlich kein Grund für eine Anstellung oder Nichtanstellung sein, aber in der Realität passiert das sicherlich, völlig unabhängig vom Internet.
Dass die Frau bei diesem Vorstellungsgespräch nun so ins Detail gegangen ist, was ihre Spielgewohnheiten angeht, finde ich nicht so schlimm. Sicher würde man zunächst mal denken, dass das nicht unbedingt einen guten Eindruck macht, aber wir kennen ja auch den Zusammenhang nicht. Vielleicht hat die Dame auch einfach nur gesagt, dass sie gerne Onlinespiele spielt, weil sie eben nach ihren Hobbies gefragt wurde, und da der Interviewer ja anscheinend auch ein Freund dieser Tätigkeit war, hat er eben nach mehr Details gefragt - es ist bei einem Vorstellungsgespräch ja durchaus nicht ungewöhnlich, dass man auch mal ein paar persönliche Fragen bespricht, wenn man feststellt, dass man gemeinsame Freizeitinteressen hat.
Ich finde es aber generell auch immer komplizierter, "virtuelle" und "reale" Welten so klar zu trennen. Heutzutage gibt es so viele Arbeiten, die nur noch über das Internet ausgeführt werden und auch die Jobsuche findet viel online statt. Es ist ja nun mal ein Fakt, dass Anhänger von Spielen wie World of Warcraft über das Spiel auch ein echtes Sozialleben führen, dort reale Partnerschaften und Freundschaften finden und Beziehungen knüpfen. Von daher liegt es meiner Meinung nach auch nicht so fern, dass in so einem Fall das Leben teilweise von diesem Spiel mitbestimmt wird, weil es eben einen großen Teil der Alltagsrealität ausmacht.
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