Victoria Frances: Favole 1, Tränen aus Stein
Die Gothic-Künstlerin Victoria Frances dürfte vielen Menschen hauptsächlich für ihre Zeichnungen bekannt sein, die man hauptsächlich auf irgendwelchen Merchandising-Artikeln wie Kissenhüllen, Taschen oder Notizbüchern findet. Irgendwie hat da der totale Ausverkauf stattgefunden, dass es mir schon fast befremdlich erscheint. Aber, die Dame hat ja ursprünglich nicht Werbeartikel entworfen, sondern mehrere Bücher veröffentlicht. Diese beinhalten ihre bekannten Zeichnungen, allerdings nur als Illustrationen zu einer von ihr verfassten Geschichte. Wobei es zahlreiche großformatige Illustrationen sind. Jedenfalls habe ich dies diversen Rezensionen entnommen.
Am interessantesten erschien mir da ihre Trilogie "Favole", wohl auch das erste, was sie veröffentlicht hatte. Der erste Band nennt sich "Tränen aus Stein". Es soll dabei um einen Vampir und seine früheren Lieben gehen. Das klang mir schon sehr kitschig, aber ich erwartete wie gewohnt tolle düster-romantische Zeichnungen, sodass ich mir diesen Band zugelegt habe. Ich wollte ihn quasi erst einmal "testen", bevor ich mir auch Band 2 und Band 3 zulege, aber ob ich das tun möchte, da bin ich mir jetzt leider nicht mehr ganz so sicher.
Das erste, was mir auffiel, war, dass das Büchlein leider etwas schmal ist. Die genaue Seitenzahl weiß ich jetzt nicht, aber gerade für den Preis von stolzen 17 Euro ist es doch ein dünnes Ding. Ich habe dann auch erst einmal schnell alle Seiten durchgeschaut, um zumindest einmal einen Blick auf die Zeichnungen zu erhaschen. Zeit, auch den Text zu lesen, hätte ich erst am Wochenende gehabt. Aber da fiel schon auf, dass da sowieso nicht besonders viel Text war, höchstens Bildunterschrifts-artig. Nun gut, damit kann ich leben.
Wenn denn wenigstens alle Zeichnungen top wären! Aber das sind sie leider auch nicht. Einige wirken etwas amateurhaft, da wunderte es nicht, dass man gerade diese sonst nie zu sehen bekommt. Auch waren relativ viele weibliche Akt-Zeichnungen mit dabei, die ich jetzt auch nicht so gelungen fand. Aber gut, die meisten Zeichnungen waren schon noch von der gewohnten Qualität, also ganz schön anzusehen.
Als ich dann aber dazu kam, das Buch, beziehungsweise die wenigen kurzen Texte, auch zu lesen, nahm meine Begeisterung dann noch einmal etwas ab. Gut, die Schrift ist so klein, dass man sie nicht lesen muss, also verschandelt sie das Buch auch nicht. Aber an sich sind die Texte unglaublich peinlich. Sie sind wirklich extrem kitschig, und übertreffen an Banalität sogar den billigsten Groschenroman.
Sie sind außerdem absolut phrasenhaft, ich will beispielsweise nicht wissen, wie oft ich auf wenigen Seiten "geisterhafte Schönheit mit ihrer karmesinroten Violine" lesen durfte. Und wenn man genau solche langen Phrasen immer wieder wiederholt liest, fühlt man sich doch ein wenig veräppelt. Jedenfalls ist das bei mir so, weil es dadurch irgendwie auch enorm inhaltsleer wirkt.
Ebenso hatte ich das Gefühl, dass die Stimmung innerhalb dieser auch nur sehr kurzen Texte nicht wirklich stimmig war. Da waren sehr romantisierte Phrasen, und dazwischen einzelne, unglaublich banale, neuzeitliche Begriffe. Das passte einfach nicht und wirkte sehr ungekonnt. Wobei ich nicht sagen kann, ob diesen Bockmist nicht vielleicht auch der deutsche Übersetzer verzapft hat. Aber die Texte finde ich jedenfalls völlig misslungen. Viel Story ist da übrigens auch nicht, zwischen diesen paar dünnen Sätzchen.
Also, wer eine tolle Story erwartet, ist hier leider fehl am Platz. Für Leute, die einfach nur einen Bildband mit Victorias Zeichnungen suchen, ist das Buch sicher ganz nett, wenn natürlich auch relativ teuer. Ich jedenfalls überlege noch, ob ich mir der Vollständigkeit halber auch die anderen Bände zulege. Schön sind die Zeichnungen ja, und ich hätte sie gerne vollständig beisammen. Aber andererseits habe ich auch kein Geld zu verschenken.
Ich bin ein großer Fan der Zeichnungen von Victoria Frances und habe so einige Poster von ihr und verwende auch gerne mal alte Kalenderblätter als Umschläge für Bücher und Hefte. Dass sie auch schreibt wusste ich bis eben gar nicht, wie ich gestehen muss. Im ersten Moment dachte ich, dass ich mir das mal ansehen muss, nach deiner Beschreibung ist das Interesse aber gleich wieder abgeflaut. Denn offensichtlich habe ich da auch nicht besonders viel verpasst.
Ein Fan von Liebesgeschichten bin ich ohnehin nicht, auf sowas kann ich immer gut verzichten. Und auch bei Literatur, die sich mit Vampiren oder anderen übersinnlichen Phänomenen befasst stelle ich eine gewisse Neigung fest in Kitsch abzugleiten. Bei ihren Bildern empfinde ich das nicht ganz so stark so, die gefallen mir sehr gut, aber was du von den Geschichten schreibst, erweckt doch diesen Eindruck. Für mich klingt das nach deiner Schilderung eher so, als hätte sie versucht Texte zu ihren Bildern zu verfassen versucht, anstatt umgekehrt. Scheinbar liegt ihr Talent eher im Zeichnen denn im Schreiben. Darum werde ich wohl auch darauf verzichten mir diese Arbeiten nicht kaufen, denn 17€ ist wirklich ein stolzer Preis für diesen Inhalt.
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