Satt gegessen: lernen bringt nichts?

vom 20.04.2010, 20:21 Uhr

Sicher kennt fast jeder den Spruch alter Leute "Ein voller Bauch studiert nicht gerne". Auch heute gehen viele Eltern noch danach und lassen ihre Kinder erst Mittagessen, wenn sie Hausaufgaben gemacht haben oder lassen sie noch 2 Stunden nach dem Mittagessen spielen, ehe sie Hausaufgaben machen sollen. So auch eine gute Bekannte von mir. Sie meinte, dass man mit vollem Bauch nicht lernen kann und deswegen hält sie sich auch daran.

Was ist dran an dieser Geschichte? Sollte man nicht lieber dem Körper Nahrung geben, damit er arbeiten kann? So soll man doch auch nicht ohne Frühstück in die Schule und die Pause ist ja auch da, damit die Kinder was essen und auch oft Kakao trinken, der auch den Bauch voll macht. Ist dieser Spruch veraltet und ein Ammenmärchen?

Sollte man Kindern vor dem Lernen was zu essen geben oder lieber danach? Sollte man Pausen nach dem Essen machen, ehe die Kinder anfangen ihre Hausaufgaben zu machen? Wie haltet ihr es mit euren Kindern und welche Erfahrung habt ihr damit gemacht?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich glaube, dass man hier unterscheiden sollte. Bestimmt kennst du auch das Völlegefühl nach einem üppigen Festmahl, wenn das Essen zu gut war und man einfach zuviel gegessen hat. Danach fühlt man sich oft sehr müde und träge. Da wäre Lernen sicher nicht angebracht und hier wird der Spruch "Ein voller Bauch studiert nicht gern" sicher zutreffen.

Normale Mahlzeiten und vor allem kleinere Mahlzeiten wie eben die Schuljause oder ein Kakao fördern meiner Meinung nach sogar das Lernen, weil hungrig lernt sich auch nicht gut. Außerdem gibt wie du ja schon richtig gesagt hast die Nahrung dem Körper Energie, zumindest eben wenn es in normalen Mengen ist. Isst man zuviel ist der Körper auch wieder mit der Verdauung zu sehr beschäftigt und kann sich nicht auf das Lernen konzentrieren.

In der Regel bietet man einem Kind im Alltag zu Mittag aber sowieso keine üppigen Festmahle und deswegen würde ich auch meinen, dass man ruhig nach einem Mittagessen etwas Lernen kann.

Ein anderer Aspekt wäre vor allem bei Volksschulkindern noch zu beachten, dass sie eventuell vom Kindergarten her es noch gewöhnt sind ein Mittagsschläfchen zu halten, auch wenn es nur kurz ist und auch wenn sie in der Volksschule dann kein Schläfchen mehr halten, kann der Körper noch ein wenig darauf eingestellt sein, dass er nach dem Mittagessen ruht. Da wäre eine Pause durchaus angebracht. Das hat dann jedoch weniger mit dem Mittagessen zu tun, als mehr mit der Gewohnheit zu Mittag eine Pause oder davor eben ein Schläfchen zu halten.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also ich kann nur für mich selbst sprechen und bei mir ist es so, dass ich wirklich schneller und effektiver lerne, wenn ich ein bisschen Hunger habe. Es sollte sicher kein großer,nagender Hunger sein, nur ein bisschen, aber das hilft meiner Meinung nach wirklich. Wenn ich satt bin oder sogar zu viel gegessen habe, bin ich eher faul und habe nicht mehr so viel Lust was zu lernen, sondern würde viel lieber ein bisschen schlafen. Ich kann mich also sehr schlecht konzentrieren und vergesse die Sachen meist schneller, als wenn ich mit leicht hungrigem Gefühl lerne.

Wenn ich mich nicht irre, soll das auch noch aus der Urzeit kommen. Früher musste man sich eben sehr viel konzentrieren und und alle Sinne mussten scharf sein, wenn man Hunger hatte, denn dann hieß es, dass man auch die Jagd gehen musste. Man konnte sich als besonders gut konzentrieren. Das soll uns heute zum Teil eben noch erhalten geblieben sein und so ist es eben besser, mit leichtem Hungergefühl zu lernen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist eigentlich genau andersherum. Mit leerem Magen, dementsprechend leerem Glykogenspeicher lässt es sich verdammt schwer lernen und konzentrieren. Kohlenhydrate werden für fast alle Körperfunktionen gebraucht. Gerade beim Lernen wird immer dazu geraten langkettige Kohlenhydrate in form von Vollkorn aufzunehmen. Diese bleiben länger im Blut und versorgen somit das Gehirn besser.

Mit zu vollem Magen allerdings sollte man auch nicht lernen. Aber eigentlich sollte man ja auch nicht essen bis man platzt. Wenn die Wohlfühlgrenze erreicht ist, kann man besser lernen. Bei uns Zuhause läuft es jedenfalls immer so, dass die Kinder aus der Schule kommen, dann sofort das Essen auf dem Tisch steht und dann erst Hausaufgaben gemacht werden. Alles andere halte ich auch für unnötige Quälerei. Und, wie ich schon erklärt habe, ist es ja ein Irrtum.

» rinalii19 » Beiträge: 146 » Talkpoints: 0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Da bin ich jetzt echt erstaunt. Irgendwie habe ich mir so meine Gedanken gemacht, warum man nun wirklich sagt, dass ein voller Bauch nicht gern studiert. Deswegen habe ich mal ein wenig diesbezüglich nachgegoogelt.

Der Spruch stammt scheinbar aus dem Lateinischen und heißt im Lateinischen: plenus venter non studet libenter. Soweit so gut. Oft liest man dann auch als Erklärung dass eben das Verdauen den Magen belastet und deswegen die Gehirfunktionen nur eingeschränkt sind. Das habe ich einfach hingenommen und ehrlich gesagt, nicht so ernst genommen. Ist ja naheliegend, dass so eine Erklärung bei diesem Spruch kommt.

Dann habe ich jedoch auch noch diese Seite von wissenschaft.de gefunden. Die können das mit Studien erklären, dass die Leistungfähigkeit offensichtich mit gefülltem Magen wirklich geringer ist, beziehungsweise drehen sie halt den Spieß um und erklären, dass bei leerem Magen ein Hormon gebildet wird, dass die Gehirleistung verbessern soll, zumindest bei Ratten. Das finde ich dann doch recht erstaunlich!

Was haltet ihr jetzt von diesem Artikel. Ist doch was Wahres an dem Spruch? Ich hätte es eigentlich eher umgekehrt gesehen. Aber ich denke, dass wenn man noch eine Weile sucht, findet man wohl auch eine gegenteilige Studie.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also mir war eher im Gedächtnis geblieben, dass der Körper schon bestimmte Nahrung benötigt, um gut zu funktionieren. Ebenso gerade wenn man lernen will. Hatte ich sehr viel Stress auf der Arbeit, brauchte ich zum Beispiel oft etwas Süßes, damit ich einigermaßen dann weiter arbeiten konnte.

Aber ich war dann auch nicht vom Frühstück oder so schon voll gestopft. Ich habe allerdings auch einmal gelesen, dass Kinder besser lernen, wenn Sie regelmäßig ein gesundes Frühstück zu sich nehmen, dass allerdings der Beginn der Schulzeit für viele zu früh ist, so dass man da über eine Änderung der Unterrichtszeit nachdachte. Dazu gibt es auch noch Berichte im Internet zu lesen, wie wichtig das Frühstück ist für Kinder.

Allerdings denke ich, dass man das ganze sowieso nicht allzu sehr pauschalisieren kann, denn wie der eigene Körper funktioniert, sieht ja sicher nicht bei jeden in jeder Verfassung gleich aus, oder?

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


An dem Satz ist durchaus etwas dran. Hast du bei dir selbst noch nie bemerkt, dass du nach dem Mittagessen oder einem opulenten Abendessen nicht so leistungsfähig bist und so gut arbeiten oder lernen kannst wie sonst, wenn du nicht gerade gegessen hast? Ich kann von mir auch behaupten, dass ich nach einem großen Essen, wozu ein normales, warmes Mittagessen für mich durchaus gehört, meistens zu müde bin, um mich noch auf irgendwelche wichtigen Dinge zu konzentrieren. Sport und Lernen sind für mich nach dem Essen einfach undenkbar, da ich mich dann einfach nicht so gut konzentrieren kann und oft auch einfach zu müde bin.

Ein bisschen Nachdenken reicht ja schon aus, um festzustellen, dass diese Geschichte kein Ammenmärchen ist. Wenn man gut gegessen hat, ist der Körper erst einmal mit der Verwertung der Nahrung beschäftigt, so dass sich auch die Durchblutung auf den GI-Trakt konzentriert. Meistens ist es eben nicht möglich, dass der Körper an zwei "Baustellen" die volle Leistung bringt, so dass die geistigen Fähigkeiten (Konzentrationsfähigkeit) nach dem Essen erst einmal auf der Strecke bleiben. Wenn man hingegen nur einen kleinen Snack zu sich nimmt, ist man in der Regel weiterhin gut belastbar und kann auch lernen, ohne dass man unter Konzentrationsschwierigkeiten leidet.

Ich finde es gut, dass deine Bekannte ihr Kind nach dem Essen nicht noch damit belastet, dass es direkt nach dem Essen die Hausaufgaben erledigen muss. Es ist sinnvoll, wenn die Kinder erst einmal ein bisschen spielen und die Aufgaben dann nach einer kurzen Ruhepause erledigen. Dass manche Eltern ihren Kindern erst nach dem Erledigen der Hausaufgaben Mittagessen geben, finde ich grenzwertig, da das Kind dann sehr viel geistige Leistung am Stück leisten muss, ohne eine echte Pause zu haben. Wenn es von morgens um acht Uhr bis nach ein oder zwei Uhr in der Schule sitzt und danach noch die Hausaufgaben erledigen muss, finde ich das schon recht viel.

Daher finde ich es sinnvoller, wenn das Kind zuerst etwas isst, dann ein bisschen spielt und anschließend die Hausaufgaben macht. Wenn ich von der Uni komme, lerne ich auch nicht direkt, sodern esse zunächst etwas, gammel dann ein bisschen herum und widme mich dann erst dem Lernen. Ich esse zwischendurch dann höchstens mal kleine Snacks, aber nach einem richtigen Essen lerne ich nicht direkt weiter. Ich bin wesentlich aufnahmefähiger, wenn ich nicht gerade gegessen habe und kann wesentlich konzentrierter arbeiten als direkt nach dem Essen. Vielleicht ist das ja bei dir anders, aber ich habe bisher nur Leute kennengelernt, denen es so ging wie mir oder auch deiner Bekannten - und dieses Phänomen kann man schließlich auch erklären.

Wenn man sehr hungrig ist, bringt das Lernen natürlich auch nichts. Ein kleiner Snack, zum Beispiel eine Scheibe Brot ist ideal, wenn das Kind nach dem Heimkommen lernen möchte. Und nach dem Lernen gibt es dann eben das richtige Mittagessen. Ob man nun lieber erst lernt oder erst zu Mittag isst, muss jeder für sich herausfinden. Ich esse lieber etwas und entspanne mich, bevor ich dann abends und nachts lerne.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke auch, dass es eher auf die Menge ankommt. Wenn man hungrig ist, kann man genauso schlecht lernen, wie wenn man sich überfressen hat. In beiden Fällen kann man sich schlecht konzentrieren und ist eigentlich mit dem Kopf ganz woanders.

Eigentlich sollte man meiner Meinung nach aber auch gerade bei Kindern beides vermeiden. Ein echtes Hungergefühl sollte ein Kind doch nie haben, weil das generell das Essverhältnis stört. Genauso ist es auch einfach nicht gesund, mehr zu essen, als man braucht.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke ebenfalls, dass dieser Spruch nur dann zutrifft, wenn man sich extrem angegessen hat. Denn ich persönlich muss sagen, dass ich hungrig nicht gut lernen konnte. Man schweift dann einfach immer wieder ab und bekommt sogar Heißhungerattacken, sodass man sich nicht mehr konzentrieren kann.

Ich bin also dafür, dass man durchaus etwas vor dem Lernen isst. Man sollte einfach darauf achten, dass es gesund und leicht verdaulich ist. Zudem ist es natürlich auch von Vorteil, wenn man nicht total vollgestopft ist und denkt, dass man jedem Moment platzt- denn auch hier geht die Konzentration flöten.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich halte es nicht für sonderlich schlau, ein Kind erst Hausaufgaben machen zu lassen und dann bekommt es erst Mittagessen. Das Ganze lässt sich auch ganz einfach begründet: beim Denken verbraucht man erheblich Energie und wenn der "Ernegiespeicher" leer ist, kann man auch nicht gut denken.

Aus diesem Grund ist es besser, wenn man etwas isst, ein bischen verdaut und dann zum Beispiel Hausaufgaben macht. Direkt danach empfiehlt es sich meiner Meinung nach aber auch nicht. Immerhin hat man durch das Völlegefühl erstmal das Bedürfnis sich Auszuruhen.

Es kommt sicherlich auch nochmal darauf an, wann und wieviel man isst und ob man vorher nicht schon etwas kleines zu sich genommen hat, oder ob man gerade zu hungrig ist.

Es stimmt das der Spruch aus dem lateinischen kommt. Bedenken sollte man hierbei, dass die Ernährunsweise der alten Römer sich auch etwas anders verhalten hat als unsere. Nur die wohlhabenderen Menschen konnten ja "studieren" und diese ernährten sich in der Regel recht reichlich und ausgiebig vor allem am Abend. Alle wichtigen Sachen wurden Vormittags erledigt und da zog man leichtere Sachen vor.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


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