Das Schicksal anderer Menschen geht mir Nahe

vom 19.04.2010, 00:02 Uhr

Immer wenn ich von meinem großen Bekanntenkreis einen Schicksalsschlag höre, dann geht er mir immer sehr Nahe. Ich kann dann manchmal nicht schlafen, weil ich mir immer goße Gedanken mache und auch nach Lösungen von einem Problem mit suche. Aber manchmal ist es auch so, dass man keine Lösungen finden kann, weil es eben ein Schicksalsschlag ist, wie Fehlgeburt, Abtreibung, Geburt eines behinderten Kindes oder eben etwas, was man eben nicht ändern kann.

Ich habe mir schon so oft vorgenommen, dass ich nicht immer alles so nahe an mich ran lasse. Aber da auch meine Bekannten und Freunde wissen, dass ich immer ein offenes Ohr für sie habe, sprechen sie wohl auch gerne mit mir über ihre Probleme. Ich bin auch die Letzte, die nicht zuhören will. Aber es geht mich eben so Nahe, dass es mich selber dann bedrückt. Mein Mann meint immer, dass ich einfach nicht mehr zuhören soll. Das kann ich aber nicht. Denn wenn man mich braucht bin ich immer da. Er meint, dass ich einfach "zu gut für diese Welt" bin. Und meine Meinung ist aber, dass man nie zu gut sein kann. Ich will es einfach nur schaffen, dass ich nicht alles so nah an mich ran lasse.

Wie schafft ihr es, Probleme anderer nicht zum eigenen Problem zu machen? Was kann ich machen, dass ich für meine Freunde und Bekannte immer da sein kann ohne mich selber zu belasten? Ich habe selber auch Probleme, die ich mit meinen Freunden und Bekannten auch besprechen kann. Und das will ich auch nicht missen. Aber um anderer Menschen Probleme zu meinen eigenen Problemen zu machen, dafür habe ich eigentlich auch Probleme genug, die ich selber auch bearbeiten und verarbeiten muss. Es wäre schön, wenn ihr da einen Tipp für mich hättet, wie ich mich verhalten soll und was ich tun kann.

Ist es eine schlechte Eigenschaft, dass ich so reagiere und alles so an mich ranlasse? Manchmal heule ich dann sogar mit den Menschen mit, die mir ihre Probleme anvertrauen. Auch wenn sie selber nur von Bekannten reden, die ich eigentlich nur flüchtig kenne. Normal ist das doch sicherlich nicht, oder?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ob das normal ist oder nicht, kann ich dir auch nicht wirklich beantworten. Ich persönlich finde es normal, das liegt aber vielleicht daran, dass ich auch eher so ein Typ bin, der gerne alle Sorgen der Welt auflastet und ich bin auch für viele die Ansprechpartnerin. Das stört mich auch nicht, auch wenn ich viele Probleme auch mit in den Schlaf mitnehme. Ich bin gerne für andere Menschen da und es tut mir auch irgendwie gut, wenn ich weiß, dass ich jemanden geholfen habe, und sei es nur durch Zuhören.

In der von dir genannten Situation einer Abtreibung bei einer Freundin war ich auch schon einmal. Sie hat es niemanden erzählt außer dem vermeintlichen Vater des Kindes und eben mir. Es war eine total schwere Situation auch für mich. Ich habe nächtelang um dieses Kind geweint, ich glaube ich habe sogar mehr geweint als meine Freundin. Ich glaube ich habe nicht "nur" um das Kind geweint, sondern auch weil ich mir vorstellen konnte, wie schwer es für meine Freundin sein muss, auch wenn sie sich selber dazu entschieden hat, aber eine Abtreibung fällt wohl keiner Frau leicht. Egal unter welchen Umständen.

Wenn man so ein Typ Mensch ist, muss man allerdings auch ein wenig aufpassen. Es gab vor einigen Jahren während meinem Studium eine ziemlich heftige Zeit bei mir, wo mir unbewusst wohl alles zuviel wurde. Es war auch in etwa die Zeit wo ich eben auch sehr viel für oben genannte Freundin da war, die auch noch gröbere andere Männer- und Beziehungsprobleme hatte und auch sehr heftige Sachen von ihrem Vater erzählt hat.

Zu dieser Zeit habe ich in einem Nachhilfeinstitut gearbeitet, wo naturgemäß vorrangig Schüler sind, denen das Fach nicht so Spaß macht und als Nachhilfelehrer ist man ja auch ein wenig der Tröster und der Zuhörer bei Schulproblemen. Neben dieser Tätigkeit habe ich auch in einem Pharmakonzern als Ernährungsberater für Übergewichtige gearbeitet. Da war ich auch in erster Linie eine Ansprechperson für Sorgen. Sehr viele Patienten schilderten mir ihre ärgsten Sorgen, vor allem jene, die vor Frust gegessen haben.

Irgendwie war ich zu der Zeit sowohl beruflich als auch privat extrem viel mit Sorge, Ängsten, Schicksälen und so weiter konfrontiert. Ich habe sehr gerne die Zuhörposition übernommen, allerdings war mir gar nicht bewusst, dass es mir irgendwann einmal wohl zuviel wurde. Viele Freunde haben sich dann auch hauptsächlich bei Sorgen bei mir gemeldet. Ich habe mir dann ewig den Kopf zerbrochen und dann haben sich die Sorgen oft schon wieder gelegt. Da wurde ich dann aber nicht gleich angerufen.

Es war dann schon teilweise so extrem, dass es mich selber runtergezogen hat. Als ich das bemerkt habe, musste ich auch ein wenig Grenzen setzen. Mit einer Freundin konnte ich zum Glück sehr gut darüber reden, dass ich sehr gerne zuhöre, aber ich auch positive Berichte brauche. Genau genommen hat sie sogar das Gespräch angefangen, was mir sehr geholfen hat.

Ich bin noch immer der Zuhörertyp, allerdings mit Grenzen. Ich glaube, dass man seine Grenzen auch irgendwie ausstrahlt, weil interessanter Weise wurde es weniger extrem als ich mir selber Grenzen gesetzt habe. Ich glaube, genauso wie Menschen es fühlen, dass jemand alle Belastungen mit einem teilt, so fühlen sie dann auch durch die Ausstrahlung, dass Grenzen erreicht sind.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich zu dieser Zeit auch recht viel abgenommen habe, ohne dass es mir bewusst war und meine Freunde sahen, dass es mir selber auch nicht mehr besonders gut ging. Mich haben dann auch viele angesprochen, dass ich auch über meine Sorgen sprechen kann, ich sei immer für die anderen da und höre nur zu und über mich selber rede ich kaum. Ich glaube ich habe diesen "Tritt in den Hintern" ein wenig gebraucht.

Meine Freunde waren dann zum Glück auch sehr für mich da und ich musste erstmal ein wenig lernen, dass ich auch über meine Sorgen sprechen kann. Das fällt mir manchmal noch immer ein wenig schwer. Ich überschätze mich manchmal noch immer in meiner Belastbarkeit. Aber ich passe auf. Ich weiß, dass die Gabe des Zuhörens (es ist eine Gabe, weil nicht jeder kann das) auch zu einer Belastung werden kann und wenn einem das wenigstens einmal bewusst ist, ist man schon sehr weit, weil dann kann man auch besser aufpassen.

Ich rate dir, viel auch über deine Sorgen, Ängste und so weiter mit deinen Freunden, deinem Partner, deiner Familie oder wen auch immer du passend findest zu sprechen. Auch ein Forum wie dieses hier kann sehr helfen.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Mir gehen zwar die Schicksale meiner Bekannten auch nahe, aber ich kann nicht behaupten das es mich um meinen Schlaf bringt. Vermutlich bin ich dafür zu sehr mit meinen eignen Problemen beschäftigt. Ich kenne es jedoch von meiner Mutter. Sie ist sehr gefühlsbetont und leidet immer sehr schnell mit. Ohne es jetzt ins Lächerliche ziehen zu wollen, sie sitzt teilweise sogar nachmittags vor dem TV und heult wegen irgendeiner Soap. Früher fand ich das immer sehr nervig, weil ich nicht verstehen konnte wie man sich derart den Tag versauen lassen kann, heute habe ich dafür mehr Verständnis.

Es liegt vielleicht ein wenig an der Hilflosigkeit, die man verspürt, wenn einem ein liebgewonnener Mensch von einer Tragödie berichtet, gegen die man rein garnichts mehr tun kann. Manch einem bleibt dann einfach nur noch, mit zu leiden und zu weinen. Wenn mir unter Tränen von einem solchen Schicksalsschlag berichtet wird, prallt das auch nicht ohne Wirkung an mir ab. Aber ich sag mir dann immer, das demjenigen nicht geholfen ist wenn ich auch noch zusammen breche und frage mich dann einfach wie kann ich jetzt noch helfen? Das einzige was mir dann zur Verfügung steht, ist Trost, den ich spenden kann. Ich wappne mich innerlich und versuche Stärke und Verständnis zu spenden.

Ich glaube nicht das es eine schlechte Eigenschaft von dir ist, es zeigt doch eher das du mit besonders viel Mitgefühl und Herzlichkeit ausgestattet bist. Auf Dauer ist es aber sicher eine große Belastung für dich und vielleicht auch für deinen Mann, der ja mitansehn muß wie du mitleidest. Vielleicht hilft es dir ja auch, wenn du dich in einem solchen Moment auf eine Lösung konzentrierst oder auf das was du geben kannst und weniger auf das Leiden der betroffenen Person.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Also bei mir kommt es wirklich darauf an, wie nahe mir diese Menschen stehen und eben davon abhängig gehen mir deren Probleme und Sorgen mal mehr oder mal weniger nahe. Dass ich aber dadurch schlaflose Nächte verbringen würde kann ich nicht sagen. Hätten jetzt aber mein Freund oder meine Eltern wirklich sehr ernste Probleme, dann wäre das natürlich etwas ganz anderes und dann würde es mich sicher auch so sehr belasten, dass es mir nicht möglich wäre, davon mal den Kopf frei zu bekommen. Aber das ist nur bei denen so und lässt sich nicht auf sämtliche Freunde oder Bekannte übertragen.

Von daher würde ich mal behaupten, dass das was du dann fühlst oder was in dir dann vorgeht, erst einmal nicht unbedingt so normal erscheint. Wenn es dich so sehr beschäftigt, dass du dich selbst im Bett, wo du schlafen solltest, noch damit auseinander setzt, kann dir das ja auch selbst nicht gut tun. Sicher nimmt man auch Anteil an den "Schicksalen" anderer Personen aber es sollte nicht zu sehr in dein eigenes (Gefühls) Leben eingreifen.

Sicher sind außergewöhnlich tragische Umstände da auch nochmal ein bisschen anders zu betrachten, so zum Beispiel die Tatsache, wenn jemand ein behindertes Kind bekommt oder dergleichen. Dann wäre ich auch sehr betroffen und würde mit dem Freund oder Bekannten mitfühlen, aber ich denke es existiert dann auch ab einem bestimmten Level so eine Art Selbstschutz, der dafür sorgt, dass man sich dann wieder auf sein Leben konzentriert.

Ich bin auch für meine Freunde da, wenn sie Probleme haben und sie können mich jederzeit um Rat fragen oder sich ihr Herz ausschütten, dann bekommen sie, wenn sie das möchten, auch immer ernst gemeinte Ratschläge von mir und ich versuche ihnen zu helfen, wenn sie es wollen. Ich denke vielleicht kannst du auch irgendwie an diesem Punkt ansetzen, zumindest was deine Gefühle und die Grübelei angeht.

Versuche herauszufinden, ob die betreffenden Leute es überhaupt möchten, dass du für die irgendwelche Lösungen oder Ratschläge parat hast. Manchmal wollen Menschen ja auch einfach nur ihre Ruhe haben, wenn ihnen etwas trauriges widerfahren ist und benötigen erst einmal keinen Rat oder dergleichen. Dementsprechend kannst du dir dann vor Augen halten, dass du dann auch keine Lösungswege finden musst oder Ratschläge zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht nötig sind. Sicher wird das erstmal nicht viel daran ändern, dass dich bestimmte Situation trotzdem traurig machen aber du kannst versuchen, sie nicht zu deinen Problemen werden zu lassen, indem du im Bett liegst und grübelst weil es eben keiner von dir erwartet.

Sicher ist das erst einmal auch leicht dahin gesagt aber vielleicht hilft es dir, wenn du Schritt für Schritt versuchst, dir bewusst zu machen, dass du bestimmte Dinge nicht ändern kannst und daher dein Leben trotzdem genießen darfst und nicht immer zu grübeln brauchst. Dabei kannst du ja trotzdem immer für deine Freunde und Bekannte da sein, aber eben mit einer nötigen Distanz.

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Grundsätzlich ist es ja ein ganz normales und natürliches Verhalten, dass Menschen sich auch um die Menschen sorgen, die ihnen am Herzen liegen. Wenn ein nahestehendes Familienmitglied oder ein guter Freund nun eine unschöne Erfahrung machen musste oder vor einer schweren Entscheidung steht, denkt man doch als Freund oder Angehöriger auch über diese Situation nach und fühlt auch mit dem anderen mit. Problematisch wird es dann, wenn man sich nicht mehr mitfühlend verhält, sondern schon mitleidet. An diesem Punkt sollte man sich Gedanken um sein eigenes Verhalten machen und sich fragen, warum man so funktioniert und auch nach Wegen suchen, sich ein wenig von solchen Situationen zu distanzieren.

Ich würde nicht direkt sagen, dass jemand der so funktioniert wie du, automatisch "zu gut für die Welt" ist. Es handelt sich ja in der Regel nicht um einen bewusst gesteuerten Altruismus, sondern oft genug um ein Verhalten, das diejenigen, die so ticken, gerne auch verändern würden, eben um nicht immer so empfänglich für das Leid anderer zu sein. Ich denke dass es solchen Leuten an der Fähigkeit fehlt, sich von anderen Menschen und deren Problemen richtig zu distanzieren.

Ich habe dieses Phänomen bei mir noch nicht so ausgeprägt festgestellt, aber ich habe mir durchaus früher mehr Gedanken gemacht als eigentlich notwendig waren und damit auch mehr Zeit verbracht als eigentlich angebracht gewesen wäre. Mittlerweile ist das eigentlich nicht mehr der Fall und ich denke, dass man sein Verhalten in solchen Situationen durchaus auch ändern kann - natürlich nicht von heute auf morgen, aber grundsätzlich ist es eben doch möglich.

Vielleicht solltest du dir zunächst überlegen, warum du die Probleme anderer Menschen immer zu deinen eigenen machst und dann regelrecht darunter leidest. Bist du von dem Gedanken beseelt, am liebsten allen helfen zu wollen oder bist du vielleicht generell jemand, der über alles grübelt und sich dann so weit in solche Gedanken hineinsteigern kann, dass er kaum noch herauskommt? Hast du durch diese Gedanken das Gefühl, irgendwie wichtig und gebraucht zu sein? Vielleicht war dir dieses Verhalten ja irgendwann auch mal selbst an dir wichtig und es hat sich im Laufe der Zeit zum Selbstläufer entwickelt und nun fällt es dir schwer, dich aus diesem Kreislauf zu lösen?

Wenn du große Probleme mit diesem Verhaltensmuster hast, solltest du jedes Mal, wenn dir jemand wieder etwas von seinem (für ihn und damit auch für dich) tragischen Schicksal erzählt, musst du versuchen, dich bewusst gegen die folgenden Gedanken zu stellen. Vielleicht solltest du dir anfänglich ganz bewusst sagen, dass es nicht dein Problem ist, dass du nur Außenstehender bist und vor allem, dass es dem Betroffenen nichts bringt, wenn ihr schließlich gemeinsam im Leid versinkt.

Wenn ich mit einem Freund über ein Problem spreche, das mich betrifft, dann erhoffe ich mir von dem Freund andere Ansatzpunkte, konkrete Hilfestellungen oder einfach jemanden, der zuhört. Was ich aber auf keinen Fall möchte ist jemand, der mit mir leidet, auch wenn ihn die Geschichte gar nicht wirklich betrifft. Ich brauche keine Leidensgenossen, sondern Freunde - die mir in solchen Situationen vielleicht auch mal "den Kopf waschen" und mich wieder auf den richtigen Weg bringen. Vielleicht hast du noch nie darüber nachgedacht, dass es deinen Freunden und Angehörigen gar nicht weiterhelfen könnte, wenn du dir nun selbst auch so viele Gedanken machst, die dich dann belasten, so dass ihr letztendlich beide leidet und nicht mehr herauskommt.

Ich glaube ja, dass Verhaltensweisen nicht einfach so entstehen, sondern dass man sehr vieles selbst beeinflusst, auch wenn man das nicht unbedingt immer sehen will. Es ist ja auch bequemer sich damit zu trösten, dass das Leid von ganz alleine auf einen einprasselt. Das ist aber nicht so und ich denke, dass man einen adäquaten Umgang mit schwierigen Situationen durchaus erlernen kann - garantiert auch ohne psychologische Hilfe. Man muss bereit sein, sich wieder und wieder von den Problemen anderer aktiv zu distanzieren und eben für den Menschen da sein und nicht seine Probleme für sich adaptieren.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich würde dieses Verhalten durchaus als menschlich beschreiben. Wir sind ja doch eher "Rudeltiere" und da ist es doch kein Wunder, wenn den meisten Menschen das Schicksal der Mitmenschen nahe geht. Besonders natürlich, wenn man die Menschen gut kennt und mag.

Ich selbst mache da durchaus einen kleinen Unterschied, wie doll ich diese Menschen mag und wie gut ich sie kenne. Handelt es sich um ein Familienmitglied, geht einem das Schicksal nicht nur meistens etwas an, sondern auch nah. Ich finde es auch natürlich, dass man sich dann Gedanken um die Situation des Menschen macht. Bedenken sollte man vielleicht, dass es nur Sinn macht, wenn man wirklich etwas tun kann und das ist leider selten der Fall.

Das du dann automatisch zu gut für diese Welt bist, finde ich auch nicht. Ich kenne auch keinen, der mit nahe steht, der sich nicht meine Probleme anhören würde und sich dann zwangsläufig sicherlich auch Gedanken darüber machen würde. Gleichzeitig würde auch ich nicht nein sagen, wenn mir jemand sein Herz ausschütten will. Sowas macht man einfach nicht, auch wenn man es vielleicht gar nicht hören will.

Es zeichnet doch einige Menschen einfach aus, dass sie sich Zeit dafür nehmen. Sicherlich hat man auch genug eigene Probleme - aber wer hat das nicht? Ich kenne keinen, der vollkommen problemlos ist. Dafür sind Freunde und Bekannte und natürlich die Familie aber da.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Dass dir die Schicksale von Menschen total nahe gehen, die dir nahe stehen bzw. die du einfach besser kennst, finde ich eigentlich völlig normal. Natürlich gehen Schicksale wohl nicht jedem so nahe, wie dir, aber okay ist das dennoch.

Für mich persönlich ist es nicht mehr ganz so normal, wenn einem die Schicksale von fremden Menschen so nahe gehen, dass man weinen muss, aber richtig abnormal oder gar "behandlungsbedürftig" finde ich es ebensowenig. Mach dir daher keine Gedanken darüber, ob das normal ist oder nicht, sondern nimm es einfach so hin, wie es ist. Besser etwas gefühlsbetonter als andere Menschen sein, anstatt gefühlskalt!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nipfi hat geschrieben:Mach dir daher keine Gedanken darüber, ob das normal ist oder nicht, sondern nimm es einfach so hin, wie es ist. Besser etwas gefühlsbetonter als andere Menschen sein, anstatt gefühlskalt!

Ja und nein. Ich hatte den Eindruck, dass Diamante schon unter diesem Problem leidet, da sie ja schon regelrecht mitleidet. Man kann nicht pauschal sagen, dass es besser ist, betont emotional zu sein als ein bisschen kühler auf solche Situationen zu reagieren.

Diamante hat geschrieben, dass sie sogar manchmal mitheult, wenn ihr die Leute von anderen Bekannten erzählen. Dabei geht es dann um entferntere Bekannte oder vielleicht sogar Fremde, wenn ich das richtig verstanden habe. Und das wiederum halte ich nicht mehr für gut.

Gerade wenn man auch noch andere Dinge zu tun hat, als den ganzen Tag mit anderen Leuten zu leiden, stelle ich mir dieses Verhalten sehr schwierig vor. Abgesehen davon ist es sicher auch sehr zermürbend, wenn man immer wieder in solche Situationen gerät und einen hohen emotionalen Stress aufbaut. Das kann wirklich anstrengend sein, wenn es in einem solchen Ausmaß passiert, wie das hier geschrieben wurde. Daher würde ich mir sehr wohl Gedanken machen und das Verhalten nicht einfach so abtun.

Wichtig ist ja auch in erster Linie, wie es dem betreffenden Menschen mit der Situation geht. Auch wenn andere Leute die Situation anders beurteilen würden, zählt letztendlich nur, wie es dem jeweiligen Menschen mit der Sache geht - und ich hatte den Eindruck, dass es ihr damit nicht gut geht - und nur das zählt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Was normal ist und was nicht, ist hier nicht so wichtig. Es gibt meiner Meinung nach auf dieser Welt viel zu wenig Menschen, die so empathisch sind, wie du, darauf solltest du stolz sein können. Ich habe viele Freunde und Freundinnen, die nicht richtig zuhören können und bei denen man so gut wie nie auf ein offenes Ohr stößt und keine Hilfe zu erwarten braucht. Umgekehrt erwarten sie das aber natürlich immer und ich wünsche mir daher oftmals jemanden, der richtig zuhören kann. In meinen Augen sind es Menschen wie du, die unterere Welt besser machen.

Das einige sensible Menschen die Probleme anderer manchmal zu ihren eigenen machen, ist auch nichts ungewöhnliches. Ich selbst habe das früher auch gemacht. Dann hatte ich Zeiten, in denen ich morgens gegen 4 Uhr aufgewacht bin, weil mir durch de Kopf schoss, dass meine kleine Cousine um 8 Uhr ihre Führerscheinprüfung macht. Mit der Zeit hat sich das bei mir gelegt und ich habe gelernt zwischen meinen Problemen und denen anderer zu unterscheiden.

Habe ich gemerkt, dass ich zu viel an die Probleme anderer denke und mit nichts anderen mehr beschäftigt bin, konnte ich mich dann von der einen Minute auf die andere davon ''abschotten''. Auf der anderen Seite war dann meine Welt. Gelernt habe ich das aber nicht von alleine, sondern von einem Therapeuten. Zu Beginn musste ich das aber immer ganz bewusst machen, später habe ich es verinnerlicht und heute geht es von ganz alleine. Ich denke man braucht einfach diese Art von Abwehrmechanismus, denn man wird sonst verrückt, wenn man den ganzen Leid der Welt so nah an sich heran lässt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das, was du hier gerade geschildert hast, kenne ich sehr gut von meiner Frau. Ihr geht es genauso wie dir, sie nimmt sich alles viel zu viel zu herzen und kann wegen verschiedener Ereignisse oftmals nicht schlafen. Ihr geht alles sehr nahe, selbst traurige Fernsehsendungen beschäftigen sie noch eine Weile. Auch sie gehört zu den Menschen, an die sich jeder mit seinen eigenen Problemen wendet. Irgendwie scheinen Menschen es zu merken, wer ihnen genau zuhört und sich deren Probleme auch annimmt.

Was kannst du dagegen machen? Das ist eine Frage, die schnell beantwortet ist, die Umsetzung fällt dir sicherlich schwer. Du musst einsehen, dass du nicht die Welt verändern kannst. Du kannst nicht alle Probleme und Schicksalsschläge bereinigen und solltest das auch nicht immer versuchen. Wenn du damit unglücklich bist, und diesen Eindruck machen deine Schilderungen auf mich, dann musst du auch mal anfangen, an dich zu denken. Die Probleme anderer können einen auffressen, wenn man sie sich zu sehr zu herzen nimmt.

Im Gegensatz zu meiner Frau bin ich komplett anders, was oftmals als kalt und herzlos ausgelegt wird. Ich höre mir ebenfalls die Probleme an und sage dann unverblümt meine Meinung dazu. Wenn ich meine, dass man daran eben nichts ändern kann und es so hinnehmen sollte, dann sage ich das auch. Man kann dann noch etwas darüber sprechen, danach ist das Thema aber fast immer für mich erledigt. Natürlich gibt es auch Sachen, die mich mehr beschäftigen, gerade wenn es die besten Freunde oder die Familie betrifft. Trotzdem versuche ich, mich nicht zu lange damit zu beschäftigen, denn meistens kann man eh nichts daran ändern. Man kann für die Menschen da sein, aber im Endeffekt sind sie für ihre Probleme selbst verantwortlich und können sie auch nur selbst lösen.

Bei all den Problemen und Schicksalsschlägen, die tagtäglich auftreten können, muss man auch realistisch sein. Es gibt Dinge, die sind unumstößlich und man kann nichts daran ändern. Da helfen auch keine schlaflose Nacht und kein ewiges Grübeln. Manches muss man akzeptieren, wie es ist und ein langes Reden darüber macht die Sache auch nicht immer besser.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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