Straße vor dem Haus kehren - Unnötiges, deutsches Phänomen?

vom 17.04.2010, 09:50 Uhr

Am Samstag kann ich immer ein wunderbares Phänomen beobachten: Die Leute kommen am Vormittag aus ihren Häusern und fangen an, die Straße, und damit meine ich nicht nur den Gehweg, sondern auch den Teil darunter, also wirklich die Straße, zu kehren und zu reinigen. Mir ist wirklich seit vielen Jahren schon ein Rätsel weshalb man sowas tut. Ich kann es ja wirklich verstehen, dass sowas im Winter angebracht ist, wenn Schnee liegt und dabei geht es ja dann auch um die Sicherheit der Leute, die am eigenen Haus vorbei laufen.

Aber im Endeffekt sieht das doch aus: Die kehren und fegen und 3 Minuten später kommt ein Windstoß und kurze Zeit später sieht es wieder genauso aus wie vorher. Da fahren Autos vorbei, die Dreck aufwirbeln, die fallen Blätter hin und so weiter. Nicht einmal für nur eine Stunde bleibt das doch wirklich so sauber wie es eben aussieht. In meinen Augen ist das wirklich total sinnbefreit und ich selbst würde nie auf die Idee kommen die Straße vor unserem Haus zu fegen.

Habt ihr so etwas schonmal in anderen Ländern beobachten können? Ich weiß ja, dass Deutschland wirklich ein recht sauberes Land ist (sicherlich nicht in jeder Gegend) und ich kann mir nicht vorstellen, dass andere Kulturen überhaupt nur auf die Idee kommen würden, so etwas zu machen. Fehlt eigentlich nur noch, dass es Leute gibt, die vielleicht noch die Autobahnauffahrt in ihrere Nähe von Staub befreien oder die die örtlichen Spielplätze einfach zu ihrem Freizeitvergnügen von Blättern befreien.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde schon, dass es etwas bingt, wenn man den Fußweg und die Straße ab und zu mal kehrt. Dann sollte man den zusammengekehrten Schmutz allerdings auch entfernen und nicht irgendwo einfach als Haufen liegen lassen.

Im Herbst ist es sogar notwendig, dass man Fußweg und teilweise sicherlich auch die Straße kehrt. Wenn die Blätter nämlich einfach liegen bleiben würden kann das böse Folgen haben.

Im Frühjahr kann man gut den "Dreck" vom Winter beseitigen. So komisch finde ich es also nicht, dass es viele Leute machen. Ich persönlich finde das sogar gut, wenn es Leute gibt, die die Straße sauber halten, denn zum einen kommt die Kehrmaschine nicht überall hin und zum anderen kommt diese meisten wenn dann auch nur einmal wöchentlich.

In anderen Ländern konnte ich das auch schon beobachten. Allerdings bekommt man da meistens auch nur Hotelsitten mit. Wir waren auf Koh Samui allerdings auch mitten auf der Insel wo die Einheimischen wohnen und die kehren nicht, weil sie keinen Besen haben, sondern sammeln Schmutz teilweise mit der Hand auf. Die haben wirklich nicht viel und es macht auch eher einen unordentlichen Eindruck, aber ein bischen sauber hält wo jeder das "drumherum" seiner Hauses oder seiner Hütte.

Fehlt eigentlich nur noch, dass es Leute gibt, die vielleicht noch die Autobahnauffahrt in ihrere Nähe von Staub befreien oder die die örtlichen Spielplätze einfach zu ihrem Freizeitvergnügen von Blättern befreien.

Ich frage mich ehrlich, was du daran sinnbefreit findest, wenn jemand Blätter auf einem Spielplatz befreien würde? Das würde einige Leute sogar sehr freuen und für die Kinder ist es erst recht gut. Leider sind die meisten Städte ja der Meinung, dass sie für sowas nicht zuständig sind. Menschen, die also Spielplätze von Blättern (es ist äußerstlästig, wenn man im Sandkasten spielt und ständig Blätter zwischen dem Sand hat) und Scherben! befreien sind also eher eine Wohltat.

Dir kann das natürlich egal sein, wenn du keine Kinder hast und selber keinen Spielplatzt nutzt - aber manchmal hilft es, wenn man etwas weiter denkt.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Wie mir nach dem relativ hartem Winter bei uns im Lokalteil lesen durften, ist es bei uns sogar die Pflicht der Hauseigentümer den Gehsteig und die Straße bis zur Mitte hin von Streusand zu befreien. An stark befahrenen Straßen gehört es immerhin noch zu Pflicht die Rinne am Straßenrand zu reinigen.

Also solltest du anstatt von "sinnbefreitem Handeln" zu schreiben, lieber mal die Ortsatzung studieren und dir ein Bild machen wofür die Anwohner einer Straße alles so verpflichtet sind.

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» Julix » Beiträge: 2566 » Talkpoints: -1,81 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich bin per Satzung gezwungen den Fußweg vor meinem Haus und die Straße bis zur Straßenmitte regelmäßig zu säubern, auch wenn die Straßenreinigung zuweilen lebensgefährlich ist. Gerade im letzten Winter gab es etliche nachdrückliche Aufforderungen vom Ordnungsamt an die Anwohner etlicher Nebenstraßen diese vom Schnee zu beräumen.

Ansonsten muss ich aber sagen dass es gut finde dass der Gehweg regelmäßig gereinigt wird. Ob das nun typisch deutsch ist möchte ich garnicht einmal abstreiten, aber wo Dreck liegt und dieser nicht weggeräumt wird kommt innerhalb kürzester Zeit immer mehr dazu. Niemand fühlt sich mehr verantwortlich und niemand nimmt mehr Rücksicht, Stichwort Hundekot. Ich denke dass auf einen ordentlich gefegten Weg die Hemmschwelle einfach etwas höher ist. Schau dir mal manche ausländische Urlaubsorte an oder auch bestimmte Ghettos hier in Deutschland, ich würde mich in dem Dreck nicht Wohlfühlen können.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



hooker hat geschrieben:Ich bin per Satzung gezwungen den Fußweg vor meinem Haus und die Straße bis zur Straßenmitte regelmäßig zu säubern,

Das ist bei uns nicht anders, auch wir müssen allwöchentlich die Straße bis zur Straßenmitte reinigen. Das ist an Samstagen bis 16:00 Uhr nötig, an Feiertagen am Tag vor dem Feiertag. Beim ersten Verstoß gibt es nur einen blauen Brief, beim zweiten Mal kann es schon eine Ordnungsstrafe mit einer kleinen Geldbuße hageln, bleibt man weiter uneinsichtig, dann wird eine Firma beauftragt, die die Straßenreinigung auf Kosten des Uneinsichtigen vornimmt. Und so geht es sicher auch den von Dir beobachteten Mitmenschen; Du wirst sicher in Form von Nebenkosten für diese in Deinen Augen sinnfreie Tätigkeit zur Kasse gebeten.

Ganz sinnfrei empfinde ich da Kehren der Straße übrigen nicht. Denn ich selbst habe schon mehrfach bemerken dürfen, dass das Kehren der Straße etwas bringt. Wenn ich es mal eine Woche nicht geschafft habe, zu kehren, dann habe ich es beim folgende Kehren schon deutlich bemerkt. Außerdem wird je nach Pflasterung des Weges auch das Nachwachsen von Unkraut verhindert.

Übrigens habe ich auch schon im Ausland beobachten können, dass die Straße gekehrt wurde. Allerdings weniger im städtischen Bereich sondern ländlichen Bereich. Es ist also mitnichten eine typisch deutsche Eigenart die Straße zu kehren.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


In Vietnam habe ich auch schon Frauen dabei beobachtet, wie sie den Gehweg und die Straße vor ihrer Wohnung gekehrt haben. Und das mitten in der Stadt. Der Grund liegt bei diesem Land darin, dass die Leute den Gehsteig als Vergrößerung des Wohnzimmers mitbenutzen. Also wird der Gehsteig wie ein weiterer Wohnraum gepflegt. Nachts kommen dort die Frauen aus den Häusern und kehren die Straßen und Rinnsteine sauber.

Es ist also nicht alleine eine deutsche Angewohnheit. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit typisch für die Deutschen.

Ich habe auch mal eine Wohnung angemietet gehabt, wo es im Mietvertrag explizit drin stand, dass die Mietergemeinschaft auch alle zwei Wochen den Gehweg und den Rinnstein fegen müsse. Der Vermieter wollte damit verhindern, dass ein negatives Licht auf ihn und sein Haus fällt. Ich fand diese Verpflichtung immer ziemlich nervig, weil die Absprachen, welcher Mieter in dieser Woche dran ist, nie geklappt haben.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Am letzten Wochenende habe ich eine interessante Sendung über die ehemaligen deutschen Kolonien gesehen. Darin wurde unter Staunen berichtet dass die Einwohner von Samoa immer noch am Samstag die Gehwege vor ihrer Haustür fegen und somit die deutsche Tugend der Ordnung und Sauberkeit auch noch nach neunzig Jahren weiter pflegen. In Namibia, auch eine ehemalige deutsche Kolonie, ist dieses Verhalten bekannt.

Ansonsten sehe ich diese Gewohnheit aber wirklich als urdeutsch, genau wie Gartenzäune oder Autopflege.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann mich nur anschließen, für mich macht das Straßekehren durchaus Sinn. Wenn man nämlich nie reinigen würde, dann wird der Dreck immer mehr und das sieht wirklich nicht schön aus. Allerdings schließe ich mich dem samstäglichen Druck nicht an, ich kehre meine Straße regelmäßig, aber immer dann, wenn ich Zeit dazu habe. Das Wochenende versuche ich von solchen lästigen Tätigkeiten zu befreien, um mich ganz meiner Familie widmen zu können.

Frustrierend finde ich nur, dass einmal die Woche kehren bei mir nicht reicht. Die Stadt hat eine zugegeben wunderschöne Zierhasel direkt vor meine Haustüre gesetzt. Im Frühjahr bekommt massenweise diese länglichen Fruchtstände, die dann abfallen und über Wochen die komplette Straße inklusive meines Vorgartens bedecken. Da ist wirklich einmal am Tag kehren angesagt, sonst wird es richtig eklig. Wenn die Zeit vorbei ist, dann wachsen da massig Haselnüsse, die im Spätsommer runterfallen, wohlgemerkt nicht nur die Nüsse, das sind so große stachelige Ballen. Die Fallen aber auch in großen Mengen und bedecken wiederrum die Straße und meinen gesamten Vorgarten. In der Zeit muss ich auf jeden Fall täglich ran, weil das richtig gefährlich werden kann, ich bin auf so einen Ballen mal unglücklich drauf getreten und habe mir durch umknicken eine schmerzhafte Zerrung geholt. Sobald diese Plage einigermaßen überstand ist kommt der Spätherbst und damit die Blätter. Wieder mehrere Wochen täglich kehren, wenn es dann noch regnet wirds richtig unangenehm.

Der Baum sieht wunderschön aus, aber ich ärgere mich wahnsinnig, weil ich auch nicht weiß, wohin mit dem ganzen Dreck. Ich fahre das auf eigene Kosten mehrmals wöchentlich zum Grünschnitthof, da wurde ich schon angesprochen, dass ich eigentlich nur einmal am Tag kommen dürfte. Wo aber soll ich dann mit meinen eigenen Gartenabfällen hin, die würde ich ja auch noch gerne loswerden. So schön wie dieser Baum ist, ganz fair ist das nicht. Die Arbeit nehme ich ja für den Baum in Kauf, aber die Entsorgung ist ein echtes Problem. Mein Nachfragen bei der Stadt, ob sie mir nicht kostenlos eine zweite braune Tonne zur Verfügung stellen könnten wurde abschlägig beschieden. Das gehöre nunmal zur Straßenreinigung dazu, wenn der Baum auf dem Grundstück meines Nachbarn stünde müsste der mir ja auch seine Mülltonne nicht zur Verfügung stellen, damit ich die Blätter entsorgen kann. Also versuche ich weiter unauffällig das Laub beim Grünschnitthof loszuwerden.

» maryshelley100 » Beiträge: 248 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe ehrlich gesagt noch nie etwas von einer Pflicht zum wöchentlichen Straße kehren gehört. Kann das denn jede Stadt selber festlegen wie das geregelt wird?

Ich wohne allerdings auch nicht in einem typischen Wohngebiet, wo sich ein Haus an das andere reiht und meine Straße hat nicht mal einen Gehweg. Von daher wäre es wirklich relativ sinnfrei, wenn ich vor meinem Grundstück die Straße kehren würde, weil es rechts und links von mir niemanden gibt, der das gleiche tun könnte.

Aber auch in den Wohngebieten in meiner Gegend sehe ich nur dann Leute beim Straße kehren, wenn Schnee oder Laub dort liegt, also wenn es eben einen ersichtlichen Grund zum Besen schwingen gibt und wenn dadurch eine potentielle Gefahr beseitig wird.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Dass samstags die Straße gekehrt wird, kommt vor allem auf dem Land vor. In der Stadt, wo ich lebe, da kehrt man auch schon einmal unter der Woche oder läßt es ganz ausfallen, wenn man keine Lust dazu hat. Ich finde es aber eigentlich eine gute Sache, da es dann einfach gepflegter vor der Haustüre ausschaut. Schließlich wird über so etwas auch in der Nachbarschaft geredet und es wird gleich daraus geschlossen, ob die Besitzer des dazu gehörenden Grundstückes auch eher saubere Leute sind oder eher schlampiger sind.

Ich kenne das Samstagskehren auch von Spanien, wo ich eine zeitlang auf dem Land gewohnt habe. Allerdings, so glaube ich mich erinnern zu können, hat man das wöchentliche Kehren dort öfters in der Woche vollzogen und dann auch nicht auf einen bestimmten Wochentag fest gemacht, so dass es durchaus auch sein konnte, dass Leute unter der Woche gekehrt haben. In einem ist man sich aber sowohl in Spanien als auch in Deutschland einig. Nämlich, dass am Sonntag ausgeruht wird und dass man sonntags keinen Besen zur Hand nimmt.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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