Straße vor dem Haus kehren - Unnötiges, deutsches Phänomen?
Ich finde es überhaupt nicht schlimm, sondern normal, dass man ab und zu den Gehweg vor seiner Haustüre säubert. Es sieht nicht nur besser aus und macht deswegen einen besseren und sauberen Eindruck, es ist, soweit ich das mal gehört habe, zumindest in Herbst und Winter notwendig. Wenn beispielsweise jemand stürzt, weil der Schnee nicht weggeschaufelt wurde, dann kann das auf einen selbst zurückfallen, dementsprechend muss man sich dann mit Versicherungen und was sonst noch rumschlagen. Für den Herbst kann gleiches für die Blätter gelten, wenn diese nass werden kann es auch recht rutschig werden.
Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt, aber ich meine mich zu erinnern, dass mein Vater mir das mal gesagt hat, als er mich im Winter früher immer hat Schnee schaufeln lassen . Ich habe ihn dann mal gefragt, warum ich das machen soll, es schneit doch noch, das wäre ja sinnlos. Da hat er mir eben das Thema mit der Unfallgefahr erklärt.
Eine andere Eigenart (der Deutschen) ist das allsamstägliche Putzen des Autos. Das finde ich dann schon eher seltsam, denn unsere Nachbarn beispielsweise putzen das Auto auch, wenn sie nur zwei Tage in der Woche damit gefahren sind. Es muss immer mehr als picco bello aussehen. Natürlich kann man auch hier wieder mit dem sauberen Eindruck etc. argumentieren, aber nach zwei Mal Fahren ist das doch bei weitem nicht dreckig.
Ich wohne auch in so einer Gegend, in der die Leute überkorrekt sind und dementsprechend oft auch die Gehwege fegen. Ich denke, dass die meisten mindestens einmal in der Woche fegen, ein paar Spezialisten greifen sicher auch häufiger zum Besen. Als meine Omi noch lebte, hat sie auch den Weg vor dem Haus gefegt, selbst wenn nur ein paar kleine Blätter aus der Hecke gefallen sind. Es gibt einfach Gegenden, in denen das wöchentliche Fegen dazugehört, während in anderen Gegenden selbst Zigarettenstummel, die schon mehrere Wochen auf dem Weg liegen, noch lange liegenbleiben. Ich finde es nicht schlimm, wenn die Gehwege nicht ganz sauber sind, allerdings habe ich grundsätzlich auch nicht viel mit den ganzen Auswüchsen des typischen Spießertums zu tun. Vieles ist einfach übertrieben und lächerlich.
Allerdings würde ich das Fegen der Gehwege nicht pauschal als sinnlos bezeichnen. Dass man im Winter den Schnee wegräumt, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Auch Blätter kann man ruhig in die Gosse fegen, sofern sehr viele Blätter anfallen, die dann in Kombination mit Regen eine undefinierbare Matsche bilden, so dass darauf auch Leute ausrutschen können. Das sind für mich aber auch fast die einzigen Gründe, um den Gehweg zu fegen. Daneben finde ich es eigentlich nur noch sinnvoll, den Weg nach dem Winter zu fegen, um Splitt oder Sand vom Streuen loszuwerden. Ich finde es aber lächerlich, jede Woche einen nahezu sauberen Gehweg zu fegen.
Die Putzfrau, die hier einmal wöchentlich das Treppenhaus sowie den Keller putzt (was an sich auch eine überflüssige Tätigkeit ist), fegt auch immer den Bürgersteig und wischt sogar die Platten im Eingangsbereich. Ich würde das nicht machen, wenn sie es nicht machen würde, weil ich es nicht notwendig finde. Die Straße ist leicht abschüssig und wenn es mal etwas stärker regnet wird der normale Straßenschmutz ohnehin schnell weggewaschen und fließt dann die Straße runter und in den Gully.
Bei uns ist es so, wie wohl in den meisten größeren Ortschaften beziehungsweise Städten, dass die Stadt einmal wöchentlich die Gossen fegt mit einem Wagen. Das muss natürlich von den Anwohnern bezahlt werden. Genau so, wie wir für den Winterdienst zahlen müssen, obwohl nur die Hauptstraßen von Schnee und Eis befreit werden, aber bisher nicht ein einziges Mal unsere Straße. Durch diese Straße fahren sehr viele Autos und es ist sogar eine Zufahrtsstraße zum Krankenhaus. Das Fegen der Straßen habe ich bisher nur auf Dörfern gesehen. Da wird samstags gefegt und dann sieht aber auch alles wieder schön sauber aus.
Die Bürgersteige werden einmal wöchentlich gefegt. Das finde ich aber auch richtig und das hat nichts mit Spießertum zu tun. Wenn überhaupt nichts gemacht würde, könnte man nach vier Wochen sicherlich über einiges hinweg steigen, denn es sammeln sich sich außer Schmutz und Dreck noch Papierschnitzel, Bonbonpapiere, Zigarettenstummel, kleine Äste, Blätter und so weiter an.
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