Straße vor dem Haus kehren - Unnötiges, deutsches Phänomen?
In der Stadt, in der ich lebe, ist es im Spätsommer und Herbst sogar total wichtig, dass jeder seinen Gehsteig kehrt. Wir haben nämlich massive Probleme mit der Kastanienminiermotte und sehr viele mit Bäumen bepflanzte Wohnviertel. In vielen Straßen stehen die Bäume alleenartig zwischen Gehsteig und Straße, vor allem eben Kastanien, weil die so schön widerstandsfähig waren, bis eben dieser Schädling kam. Da leider kein chemisches Mittel gegen diese Motten hilft und sie ihre Larven in die Blätter legen, welche dann erst das Blatt braun fressen und dann im abgestorbenen Laub am Boden überleben, ist es sehr wichtig geworden diese Laubhaufen zu vernichten. Das verrottende Laub bietet aufgrund der Wärmeproduktion die idealen Bedingungen für die Mottenlarven um zu überwintern.
Deswegen sind in der Stadt, in der ich lebe alle Bürger dazu aufgerufen ihre Gehsteige vom laub zu befreien und dies in speziell dafür verteilten Müllsäcken zu sammeln und es zur Abholung raus zu stellen, damit die Stadt es verbrennen kann. Es kann also extrem wichtig für unsere Umwelt sein, seinen Gehsteig sauber zu halten.
Dieses Jahr wurden zusätzlich Meisenkästen aufgehängt, da diese Vögel die natürlichen Feinde der Kastanienminiermotte sind. Auf das Gehwegsäubern im Herbst kann jedoch trotzdem nicht verzichtet werden, wenn man die Kastanien längerfristig retten will!
Ich kenne dieses Phänomen nur zu gut, denn bei meinen Eltern ist sowas Pflicht. Sie haben ein schönes Haus in einer gepflegten Gegend und für sie gehört es einfach dazu, alle zwei, drei Wochen den Bürgersteig vor dem Haus und auch den Weg zum Hauseingang hoch zu fegen. Aber das ist auch noch lange nicht alles, denn zwischen den Pflastersteinen wachsen natürlich auch die einen oder anderen Pflänzchen! Und auch die müssen gründlich entfernt werden, damit der Bürgersteig ordentlich aussieht.
Ich finde dieses Aktionen natürlich auch etwas lächerlich und halte mich da immer raus, aber ich muss hierzu auch ergänzen, dass meine Eltern ursprünglich nicht aus Deutschland kommen, es ist also nicht nur ein typisch deutsches Phänomen. Ich sehe das gleiche aber kaum bei unseren Nachbarn. Im Winter wird selbstverständlich der Schnee zur Seite geschippt, aber keiner fegt den Gehweg. Und im Endeffekt kann ich dir da auch nur recht geben, denn bringen tut es doch kaum was. Nach so einer Aktion fühlt man sich vielleicht toll, weil man meint, man hätte was geschafft, aber nach wenigen Minuten hat ein kleiner Windzug den Erfolg auch schon wieder zunichte gemacht, also wozu das ganze?
Sicher hat es den Vorteil, dass neben Staub und Blättern auch der Müll weggefegt wird. Ob auf einem Gehweg tausend Zigarettenstummel und Papierchen liegen oder nicht, ist schließlich doch ein Unterschied und so schnell sammelt sich der Müll in der Regel auch nicht mehr neu an. Auch das auszupfen des Unkrauts lässt den Bürgersteig für einige Zeit ordentlicher wirken, aber das halte ich schon wirklich für stark übertrieben.
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich als Kind für einige Zeit bei meiner Oma gewohnt habe. Nebenan wohnte ein älteres Paar, in einem wirklich gigantischen Haus und vor diesem Haus standen drei sehr große Linden. Im Herbst warfen diese dann natürlich auch die Blätter ab und der alte Mann stand jeden Morgen gegen fünf Uhr in der frühe auf und fegte diese Blätter in Schubkarren auf die andere Straßenseite, in den Wald. Und das ausnahmslos jeden Tag, bis es zu schneien begann. Diese Marotten alter Menschen kennt sicherlich jeder, aber bei jüngeren Menschen finde ich das ehrlich gesagt nur noch spießig.
Ich persönlich würde zwar auch keine Lust haben mich an einem Samstag mit einem Besen bewaffnet auf die Straße zu begeben aber ich kann die Leute dennoch verstehen. Es gibt halt Menschen, die möchten stets ein akkurates Bild von sich und ihrem Haus zeigen. In solch einem akkuraten Bild stört dann natürlich jedes Blatt. Selbstverständlich ist es so, dass gleich nach dem Fegen wieder ein bisschen Schmutz dort hin fliegt aber es ist logischer Weise nicht so viel, als wenn dort nur alle zwei bis drei Monate gekehrt würde.
Meiner Meinung nach wäre die Straßenreinigung ja eigentlich eine Sache der Stadt und jeder Bürger zahlt diese ja mit den Steuergeldern. Allerdings ist es wohl leider nur so, dass die Reinigungswagen ausschließlich durch sehr große Straßen fahren.
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das Kehren der Straße ausschließlich ein deutsches "Problem" ist. Meine Familie war beispielsweise noch nie so. Bei uns vor dem Haus liegen eigentlich immer Blätter und es ist uns egal. Mein Vater stört sich zwar schon mal daran aber er hat keine Zeit um diese zu entfernen. Den anderen Familienmitgliedern ist es egal. Ich finde es auch albern wenn ich unsere Nachbarn beobachte, die ständig mit einem Besen auf der Straße hantieren. Wobei ich auch sagen muss, dass in unserer Straße sicherlich nur 40 % ständig fegen. Dem Rest ist es auch nicht so wichtig.
Ich glaube schon, dass das in anderen Ländern ähnlich ist. Es kommt ja auch immer auf die Wohnsituation an. Wenn man mit seinem Zuhause nicht zufrieden ist verhält man sich sicherlich anders, als wenn man sein Haus liebt und schätzt. Außerdem hängt es natürlich davon ab, wie genau die Straße gebaut ist. Ist es nicht auch möglich, dass in anderen Ländern einfach alle Straßen von der Stadt gereinigt werden?
Einerseits ist man als Hauseigentümer dazu verpflichtet, da der Gehweg mit zum Haus gehört. Ich glaube auch nicht das alle dies freiwillig machen. gerade im Winter ist das bestimmt kein Spaß und wenn dann jemand vor deinem Haus hinfällt weil nicht richtig geräumt wurde ist der Hauseigentümer in der Verantwortung. Andererseits ist bei älteren Leute genug Zeit da um dies zu tun und gerade in kleiner Gemeinden ist ja auch der Ruf wichtig. Man möchte vor den Nachbarn gut dastehen.
In anderen Ländern habe ich persönlich so etwas noch nicht beobachtet, aber das ist die Frage wie dort die Gesetzeslage ist. Vielleicht ist dort der Gehweg vor Privathäuser öffentliches Land und die Stadt ist für die Reinigung verantwortlich.
Dieses Kehren eines Teils der Straße vor dem Gehweg, der am eigenen Haus vorbeiführt, also dem, der sich schon wirklich auf der Fahrbahn befindet, kenne ich, soweit ich mich erinnere, nur aus Bayern. Hier wohne ich allerdings sehr ländlich und kann deshalb nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich eher um ein Phänomen handelt, dass das Landleben mit sich bringt. Vermutlich ist dem aber so, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass in Ludwigsburg jemand, der seinen Gehweg kehrt, sich für das Stück Straße eben mal auf die B27 stellt.
So richtig nachvollziehen konnte ich das auch nie und ich finde es reichlich unsinnig, die Straße auch noch zu kehren, wenn nicht, und das wäre wirklich die einzige Ausnahme, die ich einsehen würde, in der Herbstzeit Blätter auf der Straße liegen würden. Denn Blätter können tatsächlich gefährlich werden, wenn sie vor allem nass werden. Dann hat man schnell eine Rutschfläche auf der Straße liegen, die glatt ist wie Schmierseife und ich kann mir vorstellen, dass das für Fahrradfahrer weniger angenehm sein dürfte. Ich selbst würde als Hauseigentümer wiederum ungern einen Fahrradfahrer vor meinem Haus auf der nicht gekehrten Straße verunglücken sehen. Dann doch lieber kehren.
Aus anderen Ländern kenne ich dieses Straßekehren übrigens auch nicht, aber auch hier muss ich dazusagen, dass ich noch nicht darauf geachtet habe, ob das in anderen Ländern praktiziert wird. Auch hier kann ich nicht sagen, dass es feste Tage oder Zeiten gäbe, in denen die Straßen gekehrt werden, ich nehme nur immer mal wieder die älteren Herrschaften wahr, die hier mit dem Besen an der Straße entlanglaufen, um diese zu kehren.
Ich habe selbst noch nicht gesehen, dass die Leute das machen. Aber vielleicht ist es bei mir in der Nachbarschaft auch einfach nicht übliche. Es ist ja meistens so, dass es vor allem in bestimmten und "alten" Regionen gemacht wird. Jedoch habe ich schon oft davon gehört, dass manche Leute das machen. Wenn ich mich nicht irre, dann ist es auch ein Brauch von den Christen.
Ich selbst bin ja nicht gläubig und ich wohne auch nicht in einer Gegend, in der das üblich ist. Darum kehre ich meine Straße auch nicht und nicht das Teil, das eigentlich noch zum Grundstück dazugehört. Genau wie du sehe ich keinen Sinn darin. Schließlich kommt nur kurze Zeit später ein Windstoß oder ein Auto und dann ist die ganze Arbeit hinüber und man könnte, theoretisch, von vorne anfangen.
Ich denke hier gibt es zwei wesentliche Punkte, wieso es absolut nötig ist öfter mal die Straße zu kehren.
Tradition und Generationen: Man kennt ja den Konflikt zwischen den Generationen. Dazu gehört auch, dass ältere Menschen damit aufgewachsen sind am Wochenende die Straße zu kehren. Wir jungen Menschen kennen das eben gar nicht mehr
Sauberkeit: Viele Leute wollen eben, dass die Straße und der Gehweg sauber bleibt. Es kommt ja immer darauf an, in was für einer Gegend man wohnt.
Wenn man sich überlegt, dass in Spanien (zumindest in einigen Regionen des Landes) täglich sämtliche Straßen mit Wasser abgespült werden, dann finde ich persönlich es nur halb so spannend oder interessant, dass in Deutschland Bürgersteige oder Straßen gekehrt werden. Was dort eine Frage der Wasserverschwendung ist, ist hier einfach nur eine Frage der Sauberkeit.
Ganz ohne Reinigung der Straßen geht es meines Erachtens auch nicht, denn wenn dort alles liegen gelassen werden würde, was die nicht ganz so ordnungsliebenden Passanten fallen lassen, dann wäre irgendwann alles heillos verdreckt und verstopft.
Ich muss aber sagen, dass ich das Phänomen des "Kehrens" eher von Bürgersteigen und nicht so sehr von ganzen Straßen kenne.
Ich sage dir ganz ehrlich, dass ich noch niemanden beobachtet habe, wie er die Straße fegt. Klar gibt es den deutschen Begriff Straßenkehrer, aber gesehen hab ich sowas noch nicht. Daher würde mich interessieren, aus welchem Teil Deutschlands du kommst.
Und als nächstes möchte ich dir zustimmen, dass es absolut unsinnig ist, 5 Meter Straße zu kehren. Gefährlich ist es dann auch noch. Da muss man ja die ganze Zeit aufpassen, dass keine Autos kommen und den Straßenkehrer über den Haufen fahren. Das gibt dem Spruch, vor der eigenen Tür kehren, einen gänzlich neuen Sinn.
Aber apropos sinnlose Kehrtätigkeiten, da muss ich noch erwähnen, dass wir als Jugendliche mal verdonnert wurden, den Schulhof zu kehren. 8 Stunden haben wir uns abgemüht. Und einen Tag später sah alles wie vorher aus. Und genauso ist das wahrscheinlich auch auf der Straße.
Von Russland her kenne ich es, dass Straßen von der Straßenreinigung mit ganz viel Wasser gesäubert werden. Wahre Wasserfontänen kommen dabei zum Einsatz. danach schwimmt dann zwar die ganze Straße, aber der Staub ist weg. Ich möchte aber nicht wissen, wie viel Wasser dabei verschwendet wird. Ich persönlich halte das natürlich für stark übertrieben. Aber du siehst, nicht nur die Deutschen sind zu sowas in der Lage.
Unser Nachbar ist da ganz penibel, der kehrt sicherlich 3 mal am Tag. Schon früh um 5 Uhr höre ich diesen harten Besen über sein Gehweg fegen und das jedes Wochenende. Manche übertreiben es schlicht. Wir kehren nur unser Grundstück und das nicht jeden Tag. Für den Rest ist die Stadt verantwortlich schließlich müssen wir ja Kehrgebühren bezahlen.
Wenn ich früh meine Zeitungen austrage, sehe ich zum Teil einige Kehrvanatiker die bereits zwischen 4 und 5 Uhr morgens ihren Weg kehren. Wäre mir persönlich viel zu blöd und manche nehmen es da sehr genau.
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