Kirchenaustritte auf Grund der Skandale

vom 15.04.2010, 11:29 Uhr

Manchmal frage ich mich, ob ein Kirchenaustritt aufrichtig damit begründet werden kann, dass sich Kirchenvertreter bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nicht besonders hervorgetan haben. Oder eben, dass hier Kirchenvertreter zu den Tätern gehören. Denn immerhin ist man ja nicht auf Grund der Führungskräfte Mitglied in einem Verein. Sollte es da nicht um die Ideale des Vereins gehen? (Ich schreibe Verein, weil ich damit beide Kirchen bzw. eigentlich alle Religionsgemeinschaften und Sekten meine.)

Wenn nun hier einzelne (und im Verhältnis zur gesamten Personalstärke ist ja wirklich nur ein verschwindend geringer Teil Täter) Verbrechen begehen, so sollte man doch meinen, ändert dies nichts an den Idealen der ganzen Sache? Und hinter denen sollten die Mitglieder weiterhin stehen.

Lächerlich ist es auch, plötzlich in den Prügelstrafen (von damals) einen Skandal zu sehen. Immerhin ist die körperliche Züchtigung (im privaten Bereich) endgültig erst nach der Widervereinigung verboten worden (mit Strafe bedroht). Es ist doch nun wirklich nichts unbekanntes, das private Eliteschulen sehr wohl auch immer zu "autoritären" "Erziehungsmethoden" gegriffen haben. Ebenso die privaten kirchlichen Schulen. War das nicht sogar Aushängeschild und Werbung dafür, seine Kinder dort trotz der hohen Kosten unterzubringen?

Schwieriger natürlich, wenn Kinder körperliche Gewalt erfahren, weil die der Willkür der erwachsenen Erzieher ausgesetzt sind. Aber auch dies war doch lange Zeit wissentlich hingenommen worden. Ich heiße das nicht gut und will es nicht verteidigen. Und ich bin froh, dass das in unserer Zeit vorbei ist. Aber es eignet sich eben nicht, zum Skandal hochstilisiert zu werden.

Eben aus diesen Gründen aus der Kirche auszutreten entspricht in etwa einem Vorgang, seinen neuen Ford nach Jahren der Nutzung plötzlich zu verkaufen, weil Henry Ford ein bekennender Antisemit war.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es wird sicher niemand, der total von diesem Verein überzeugt ist, austreten, weil ein Priester, mit dem er persönlich nie etwas zu tun hatte, vor 20 Jahren ein Kind missbraucht hat, das er auch nicht kennt.

Austreten werden doch die Leute, die mit dem Verein eh nicht mehr viel am Hut haben, sich nie bewusst dafür entschieden haben überhaupt Mitglied zu sein und die vielleicht auch länger schon über einen Austritt nachgedacht haben. Da ist dann dieser Skandal eben der berühmte Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt.

Nebenbei bemerkt sehe ich den Skandal etwas anders als du. Für mich ist es kein Skandal, dass sich Priester nach den damals geltenden Standards der Erziehung verhalten haben, man könnte sich zwar fragen, ob es jemand, der ein Mann Gottes sein will, nicht besser wissen sollte und Gewalt in jeder Form generell ablehnen sollte, aber seis drum. Der Skandal beginnt für mich da, wo diese Fälle totgeschwiegen werden, wo sich der Papst weigert dazu Stellung zu nehmen und wo ein Bischof seine Opfer mehr oder weniger als Lügner hinstellt um später zuzugeben, dass an den Vorwürfen doch etwas dran sein könnte.

Da kann ich wirklich jeden verstehen, der sagt, dass er mit Menschen, die so eine Doppelmoral und Scheinheiligkeit an den Tag legen nicht mehr assoziert werden möchte, und sei es nur durch einen Eintrag auf der Lohnsteuerkarte.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Kirche und Glauben sind auch in diesem Beispiel für viele gläubige Katholiken zwei paar Schuhe und das kann ich gut nachvollziehen. Der Institution Kirche gehören ja die meisten von uns erstmal an, weil unsere Eltern uns dort eingebucht haben. Viele - so wie ich auch - bleiben auch noch so lange in der Kirche, bis es anfängt weh zu tun (Kirchensteuer) und treten dann aus, weil sie ohnehin nichts mit Glauben und Kirche zu tun haben. Andere finden ihre Erfüllung im Glauben und vielleicht sogar in der Kirche und bleiben drin. Aber die, die wie mein Mann z.B. zwar durchaus gläubig sind, denen der Glauben auch wichtig ist, die aber nicht unbedingt die jeweilige Kirche als notwendig sehen, wenden sich nach so etwas dann eben auch mal von der Kirche ab und treten aus.

Ich kann es teilweise schon nachvollziehen. Ich sehe es allerdings genau wie du, das Geschrei um Ohrfeigen zu einer Zeit, zu der das nicht nur normal, sondern auch irgendwie en vouge war (ich brauche ja nur meine Eltern fragen, wie das bei ihnen so war), finde ich irgendwie völlig überzogen. Bei den ganzen Vorwürfen zum Thema sexuellem Mißbrauch stellen sich mir aber ganz gewaltig die Haare auf. Auch für einen Nichtgläubigen passen Kirche und Kindesmißbrauch so was von gar nicht zusammen, das ist irgendwie sogar völlig unvorstellbar.

Ich weiß, daß mein Mann da im Moment ein ganz großes Problem hat, auch wenn er noch keine Entscheidung getroffen hat. Und ich kann bei ihm wirklich sagen, am Glauben liegt's nicht, der ist da und häufig Thema von Diskussionen bei uns.

Wenn der Katholik mit der "Atheistin"... quasi :lol:

» kuyashinaki » Beiträge: 113 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde die großen Plakatwände, die derzeit zum Kirchenaustritt aufrufen einfach nur geschmacklose Bauernfängerei. Nur weil das "Bodenpersonal" Fehler macht, ändert das doch nichts an den Eigenschaften des Gottes an das der jenige glaubt.

Ich finde es auch unverantwortlich, dass Würdenträger und Respektspersonen sich in letzter Zeit häufig nicht mehr so verhalten, dass man sie als moralisches Vorbild nehmen kann. Nur, es sind eben auch nur schwache Menschen. Auch in früheren Jahrhunderten waren kirchliche Würdenträger auch nicht unfehlbar. Was mich und sicher viele andere auch aufregt, ist die Verlogenheit von solchen Sexual-Tätern. Da findet man nichts von der in der Bibel geforderten Demut. Da wird einfach geleugnet und zurechtgebogen. Und ich kenne definitiv keine Stelle in der Bibel, die zu sexuellem Missbrauch auffordert. Sexuelle Unzucht in jeglicher Form war vom christlichen Glauben, wie von anderen Religionen auch, schon immer geächtet.

Mit der Prügelstrafe ist das so eine Sache. Es gibt in der Bibel tatsächlich auch Stellen, die besagen, dass man seinen Sohn nur liebt, wenn man nicht an der Rute spart. Wenn man sich also streng an die Empfehlungen der Bibel hält und strenggläubiger Christ ist, muss man sich sogar für die Prügelstrafe an Kindern aussprechen, auch wenn das eigentlich dem christlichen Ideal der Nächstenliebe widerspricht. In der Hinsicht kann man logisch nachvollziehen, warum in christlichen Bildungsstätten die Prügelstrafe genutzt wurde.

Dies spiegelt sich auch in christlichen Volksbräuchen. Der Nikolaus bringt in vielen Gegenden noch den Knecht Ruprecht mit, der den unartigen Kindern den Po verhauen soll.

Auch in Bildungseinrichtugen wurde bis weit ins letze Jahrhundert noch körperlich gezüchtigt. Laut Wikipedia wurde bis 1973 sogar in Grundschulen noch legal geschlagen. Eltern konnten das damals noch vorhandene Züchtigungsrecht auf Lehrer und Erzieher übertragen. Für mich als Lehrerin ist das unvorstellbar, so zu handeln. Zum Glück bin ich nach dieser Zeit in die Schule gegangen. Bayern schaffte das Züchtigungsrecht an staatlichen Schulen sogar erst 1980 ab.

An Privatschulen sah die Lage ganz anders aus. Also kann man davon ausgehen, dass an den christlichen Schulen zum Stand der damaligen Gesetze oft legal geschlagen wurde. Aber mein Standpunkt ist da ganz klar: Ob legal oder nicht legal. Die Auswirkungen von körperlichen Strafen auf die Zöglinge sind so verheerend, dass man körperliche Strafen unbedingt zu unterlassen hat.

Erst mit dem Aufkommen der Antiautoritären Pädagogik und den Studentenrevolten setzte in den 60er Jahren in den alten Bundesländern langsam ein Umdenken ein, dass eine barbarische Erziehung nicht mehr viel in einem demokratischen Staat zu suchen haben kann. Die DDR war da weit fortschrittlicher und schaffte schon 1949 die Körperstrafen im Unterricht ab und machte diese illegal.

Erst seit Juli 2000 haben Kinder ein gesetzliches Recht auf eine gewaltfreie Erziehung auch im häuslichen Umfeld. Das ist also erst sein knapp 10 Jahren so. Das sollte man im Hinterkopf behalten, um über legalität und Illegalität zu entscheiden. Trotz allem ändert das nicht an dem Ausmaß der Tragödie, die jetzt nach und nach ans Licht kommt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich bin katholisch und muss zugeben, dass ich in den letzten Wochen öfter darüber nachgedacht habe aus der Kirche auszutreten. Ich bin zwar kein regelmäßiger Kirchengänger, aber es kam für mich auch nie in Frage aus der Kirche auszutreten um beispielsweise Steuern zu sparen. Ich war mir immer relativ sicher das die Kirchensteuern, die ich bezahle, für gute Zwecke verwendet wird. Doch die letzten Wochen haben irgendwie ziemliche Spuren hinterlassen und mich am ganzen Konstrukt der katholischen Kirche zweifeln lassen.

Es ist nicht die Tatsache, dass es unter Priestern zu sexuellen Mißbrauch an Jugendlichen gekommen ist oder das Priester mal Ohrfeigen verteilt haben. Es ist eher der Umgang der Kirche mit dem ganzen Thema. Anstatt das die ganze Geschichte sauber aufgearbeitet wird und die Kirche zu den Fehltritten steht, hat sie jahrelang versucht die ganzen Geschehnisse zu vertuschen. Das ist für mich der eigentliche Skandal.

Priester wurden nach Fehlgriffen an Jugendlichen in andere Gemeinden versetzt, anstatt sie anzuzeigen und aus der Kirche auszuschließen. Vielen wurde durch das Versetzen in andere Gemeinden die Möglichkeit gegeben sich weiter an Kindern zu vergreifen. Sowas ist schlichtweg nicht tolerierbar und diejenigen, die als Mitwisser gelten und damals nicht eingeschritten sind, sollten genauso zur Rechenschaft gezogen werden.

Dieses mittelalterliche Vertuschen, Verheimlichen und der Versuch der kirchlichen Selbstjustitz ist skandalös. Viele Kirchenoberen lassen in keinster Weise durchblicken das sie zu einem Umdenken bereit sind, im Gegenteil. Abwechselnd schiebt man die Schuld den Medien zu, die eine Hetzkampagne gestartet haben sollen oder es wird einfach die ganze säkularisierte Geschellschaft kritisiert.

Diese Arroganz ist für mich einfach unerträglich geworden. Ich hätte von der Kirche erwartet, dass sie zuerst an die Opfer und nicht nur an ihren Ruf denkt. Es hätte eine einfach "Entschuldigung" gereicht und nicht dieser ständige Versuch der schamlosen Rechtfertigung.

Es ist für mich langsam unerträglich geworden täglich einen Kirchenoberen bei seinen verbalen Verfehlungen mitanzuschaun. Anstatt eines "mea culpa" wird weiter munter gegen Homosexuelle gehetzt und den konservativen Brüdern der Pius Bruderschaft die Rückkehr in die Kirche ermöglicht obwohl diese öffentlich den Holocaust geleugnet haben, furchtbar.

In der Talk Show Anne Will hat ein Bischof gesagt, dass die katholischen Kirche für jeden offen steht, der zur katholischen Kirche will. Genau das ist der Fehler. Die Kirche steht, aber sie bewegt sich nicht mehr auf die Menschen zu, im Gegenteil. Sie wird von einem konservativen Theologieprofessor geleitet der zuerst die Ökomene zerstört und dann noch das Verhältnis zu allen anderen Religionen beschädigt hat.

Natürlich ist in der katholischen Kirche nicht alles schlecht. Natürlich darf man nicht gleich jeden Priester als Päderasten darstellen, dass ist auch klar. Auch wird das Thema medial einseitig ausgeschlachtet und teilweise einseitig thematisiert. Trotzdem denk ich mittlerweile, dass nur noch der massenweise Kirchenaustritt ein Umdenken in der Kirche erzeugen kann.

Mich beschleicht langsam ein ungutes Gefühl, das ich als Mitglied dieser Kirche stillschweigend die Verfehlungen toleriere. Irgendwann ist auch bei mir die Schmerzgrenze erreicht.

» DerRaucher » Beiträge: 161 » Talkpoints: 9,79 » Auszeichnung für 100 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:Wenn nun hier einzelne (und im Verhältnis zur gesamten Personalstärke ist ja wirklich nur ein verschwindend geringer Teil Täter) Verbrechen begehen, so sollte man doch meinen, ändert dies nichts an den Idealen der ganzen Sache? Und hinter denen sollten die Mitglieder weiterhin stehen.

Klar, aber es kommt ja auch darauf an, wie man mit dem eigenen Fehlverhalten öffentlich umgeht - von Buße tun über den Willen zur Verbesserung, davon ist ja leider nichts erkennbar! Die katholische Kirche bemüht sich ja seit Jahrzehnten eher um Vertuschung oder mundtot machen oder gar das ganze noch zu verteidigen, anstatt das ganze mal aufzuarbeiten. Es ist ja nicht so, dass sie davon erst aus der Zeitung erfährt, im Gegenteil: Verfehlungen und Fehltritte werden zuerst innerkirchlich bekannt, vertuscht und verdeckt und kommen über Umwege an die Öffentlichkeit.

Ich glaube, dass mit den Prügelstrafen ist so eine Sache - sicher, die gab es und bis vor kurzem war die auch zuhause bei vielen bestimmt noch normal (und ist es immernoch). Nur macht es einen Unterschied, ob ich mich in die Öffentlichkeit begebe und sage: "Das gab´s nicht und vor allem ich habe es nie gemacht!" und dass der Wahrheit entspricht oder ich mich wiederholt (!) beim Lügen erwischen lasse. Das ist für viele wohl der eigentliche Skandal - nicht dass da mal zugelangt wurde, sondern dass man es mal wieder abstreitet und im Nachhinein zugeben muss anstatt gleich die Wahrheit zu sagen.

Und all das setzt die Glaubwürdigkeit natürlich rapide herab und das Vertrauen, welches man diesem Verein entgegen bringt: erst hat man von nichts gewusst, dann aber doch. Nazis, Holocaust, Pädophilie, Prügelstrafe, usw. - erst die Unschuld vom Lande, am Ende doch wieder Mittäter.

Und die Kirche ist seit Jahren ja irgendwie nur darum bemüht negativ aufzufallen bzw. mit Themen und Thesen, die jeden Menschen mit etwas Resthirn die Ohren schlackern lassen: Schwulenhetze, Ablehnung und Verteufelung von jedwedem Fortschritt (nur um ihn dann doch stillschweigend und das eigene Tadel vergessend mitzumachen), Kondomhetze usw. Gab es eigentlich auch mal etwas Positives mit dem man auffiel? Was jetzt wieder abläuft und viele zum langüberlegtem Austritt bewegt ist doch nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt - irgendwann ist eben das Maß voll...

derpunkt hat geschrieben:Eben aus diesen Gründen aus der Kirche auszutreten entspricht in etwa einem Vorgang, seinen neuen Ford nach Jahren der Nutzung plötzlich zu verkaufen, weil Henry Ford ein bekennender Antisemit war.

Eben nicht - eben weil Henry Ford ein bekennender Antisemit war! Der hat aus seinem Judenhass nie einen Hehl gemacht, da war es nie so, dass man auf einmal 2010 überrascht feststellen muß:" Huch, der war ja Antisemit und Naziverherrlicher! Und erst jetzt kommt`s raus!". Die Kirche weiß ja gar nicht mehr, wo sie mit dem Lügen aufhören könnte und zu was man sich eigentlich noch alles bekennen sollte wo man mal wieder die Realität kreativ umgedeutet hat.

DerRaucher hat geschrieben:Ich war mir immer relativ sicher das die Kirchensteuern, die ich bezahle, für gute Zwecke verwendet wird.

Ja, satte 10 % - und nicht einmal das, im Grunde nur die Hälfte und weniger, da die meisten kirchlichen, karitativen Projekte vor allem vom Staat aus Steuergeldern ordentlich bezuschusst werden. Der Rest geht für Erhalt & Personal drauf.

trüffelsucher hat geschrieben:Nur weil das "Bodenpersonal" Fehler macht, ändert das doch nichts an den Eigenschaften des Gottes an das der jenige glaubt.

Das nicht, aber es gibt zum Glück ja nicht nur eine christliche Kirche, sondern hunderte größere und tausende von Sekten - da hat man mehr als genug Auswahl, wenn man mit der einen Truppe nicht zufrieden ist. Und an Gott glauben kann man, wenn man es will, auch ohne Mitgliedschaft in der Kirche - den bei ihm kommen die Gelder garantiert nicht an und wenn man sowieso seit Jahren nicht mehr physisch in der Kirche anwesend war kann man auch von zuhause aus weiter glauben.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Man muss hier einmal eine ganz wichtige Sache erst einmal genau betrachten. Die Leute die in der Kirche sind und auch dort hin gehen glauben an Gott. Allerdings kann man auch an Gott glauben ohne in einer Kirche Mitglied zu sein. Wenn man nun an Gott glaubt und auch wirklich sich daran hält, verurteilt man diese ganzen Skandale auf Schärfste. Das ist auch für Nichtgläubige wie mich so verständlich.

Ein anderer Gesichtspunkt ist oder stellt sich dar, wie die Kirche mit den offen gelegten Skandalen umgeht. Und hier liegt wohl das eigentliche Problem. Die Leute warten in der Hinsicht auf Ergebnisse. Die fehlen leider noch, denn außer viel oder je nach Situation weniger Gerede ist nichts gekommen. Die Kirche würde lieber den Mantel des Schweigens darüber hüllen. So sind die Kirchengänger enttäuscht und haben das Vertrauen in die Kirche verloren. Logische Konsequenz sind nun einmal die zahlreichen Austritte.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Subbotnik hat geschrieben:oder ich mich wiederholt (!) beim Lügen erwischen lasse. Das ist für viele wohl der eigentliche Skandal - nicht dass da mal zugelangt wurde, sondern dass man es mal wieder abstreitet und im Nachhinein zugeben muss anstatt gleich die Wahrheit zu sagen.

Hier fürchte ich, dass ich nicht so sehr davon überzeugt bin, dass das Lügen den Skandal im öffentlichen Bewußtsein darstellt. Ich denke eher wirklich, dass der Akt des "Prügelns" hier verurteilt wird. Was eben bei mir wieder Unverständnis auslöst. Denn auf die Frage, wie damals ein Polizist oder Richter reagiert hätte, wenn ein Kind aus einem Heim sich offenbart hätte (dass das Kind im Zuge der Erziehung/Züchtigung geschlagen wurde), will wohl keiner eine Antwort geben.

Ich gebe Dir aber Recht, dass auch ich eher das Lügen (nennen wir es 'Abstreiten') als den Skandal sehe. Aber darauf haben sich die Vertreter der Medien noch nicht gestürzt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


In den zehn Geboten steht ganz deutlich für jeden Christen: Du sollst nicht lügen.

Das Problem ist eben, dass da nicht steht, du darfst nicht lügen. Sollen ist ja quasi nur so eine Verpflichtung. Nicht zu dürfen ist ein Zwang. Das Problem ist, dass einige Priester diese Freiheit ausnützen und kein ordentliches Vorbild vorleben. Die Kirche hat Priestermangel, also werden auch diejenigen gehätschelt und gepäppelt, die eigentlich zur Strafe für ihr mieses Verhalten den Kirchplatz zur Buße jäten sollten. Da wird Feindesliebe an der falschen Stelle praktiziert.

Das Problem an den Kirchenaustritten ist, dass man dadurch nichts am Verhalten der Kirchenfunktionäre ändert. Eine schwindende Mitgliederzahl wird registriert, mehr nicht. Das übt keinen wirklichen Druck aus. Die konsequenteste und beste Variante wäre meiner Meinung nach, wenn man als gläubige Menschen seiner Kirche richtig Druck macht, sich an die eigenen Verhaltensmaximen zu halten. Das könnte zum Beispiel in Form von Demonstrationen auf dem Petersplatz geschehen. Man könnte Mahnwachen halten oder Unterschriftenaktionen starten. Aber einfach austreten wird nicht viel verändern.

Übrigens wollte ich noch so am Rande anmerken, dass es wirklich nicht alle Priester sind, die so handeln. Ich habe in meiner Kindheit drei katholische Priester erlebt. Allesamt waren wirklich hoch anständig zu uns Kindern. Ebenso diejenigen, die für die Jugendbetreuung zuständig waren. Uns hat in unserer Pfarrei keiner sexuell in irgend einer Form ausgebeutet oder mit körperlicher Gewalt in Kontakt gebracht.

Diese vollkommen verblendete Piusbruderschaft ist übrigens auch kein Bestandteil der katholischen Kirche mehr. Sie sind längst suspendiert und sind von der katholischen Kirche nicht anerkannt. Auch wenn sie ursprünglich aus der katholischen Kirche stammen möchte ich als Katholik nicht mit dieser widerlichen Bande von ewiggestrigen und bescheuerten Holocaustleugnern in einen Topf geworfen werden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:Hier fürchte ich, dass ich nicht so sehr davon überzeugt bin, dass das Lügen den Skandal im öffentlichen Bewußtsein darstellt. Ich denke eher wirklich, dass der Akt des "Prügelns" hier verurteilt wird.

Sicher, vielen haben bestimmt auch mit der körperlichen Züchtigung ein Problem, vor allem eben die nach 68er und die heutige Generation. Aber das sind ja selten diejenigen, die noch die Kirchen physisch füllen - für die "Dauergäste" die meist deutlich über der 50+ Grenze liegen war das ja damals auch Normalität. Vor allem, wenn es wie im Fall Mixa nur um eine "Watsch´n" geht und nicht um eine minutenlange Prügelorgie - da hätte die Polizei damals sicher auch keinen Schritt aus der Tür gemacht.

Nur glaube ich, dass Mixa sein Lügengerüst, sein ständiges Abstreiten und die Opfer öffentlich angreifen so richtig (neben der Unterschlagung) beschädigt hat.Ich glaube viele Katholiken hätten ihm eine öffentliche Buße weitaus weniger übel genommen als das.

Ich gebe Dir aber Recht, dass auch ich eher das Lügen (nennen wir es 'Abstreiten') als den Skandal sehe. Aber darauf haben sich die Vertreter der Medien noch nicht gestürzt.

Ich nenne es weiter lügen :D, denn wenn ich das Gegenteil wider besseres Wissen behaupte um mich selber besser darzustellen ist das gemeinhin eine Lüge :D. Ich glaube auch nicht, dass man der katholischen Kirche das seit jeher angespannte Verhältnis zur Wahrheit besonders ankreiden wird, da wird eher mit dem Verdacht auf mehr weitergegraben, was sich da noch so finden lässt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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