Betrug am Verbraucher: Klebefleisch überall
Kochschinken wurde auch früher schon in Formen gepresst und man hatte etwa gleichgrosse Scheiben. Und das schon lange bevor mit Poltermaschinen gearbeitet wurde. Genauso wie Aufschnitt in der Regel die gleiche Scheibengrösse hat - weil Aufschnitt nun mal in Därme gefüllt werden, die nur in wenigen verschiedenen Kalibern auf dem Markt sind. Naturdärme sind hier eine Ausnahme, werden aber an sich bei der Produktion von Aufschnittsorten nicht eingesetzt.
Klar ist geiz geil und so weiter. Und ich habe es früher auch gehasst, wenn alle nur brüllten, doofe Massentierhaltung, doofe Schlachtviehtransporte etc pp. Der Verbraucher machte so Sachen möglich. Denn nur so kann mit Gewinn gearbeitet werden. Heute sehe ich in meine Geldbörse und kann da zum Teil halt entscheiden, entweder weniger Essen oder was kaufen, was halt billig hergestellt wurde. Und in vielen Fällen wähle ich die letzte Variante.
Und ich glaube nicht wirklich, das da nur der Verbraucher dran schuld ist. Im Endeffekt ist es ein Kreislauf, der uns zum Teil auch vorgegeben wird. Immer mehr Menschen verdienen immer weniger Geld. Somit sinkt die Kaufkraft - Ergebnis es werden Stellen abgebaut. Und die Kaufkraft sinkt halt immer mehr und so weiter. Und es wird immer weniger Menschen geben, die sich einen Einkauf im Fachhandel auf Dauer und in dem Ausmass wie beim Einkauf im Discounter überhaupt leisten können.
Auf der anderen Seite frage ich mich, warum man da enorm viel Geld darein investiert, immer mehr Sachen zu finden, die die Produktion von Lebensmitteln günstiger machen. Es ist ja oftmals leider nicht so, das die Qualität des Produktes dadurch gesteigert wird.
Gutfried und ähnliche Konzerne, die im Supermarkt "Markenlebensmittel" anbieten leben ja gerade von dem Nimbus, dass viele Leute glauben Markenlebensmittel seien automatisch hochwertig.
So wie Klausi Hipp mit seinem Namen für hochwertige Babygläschen bürgt klingt es irgendwie nach Überschaubarkeit und Verlässlichkeit wenn eine einzelne Firma auf dem Etikett steht. Wenn auf der Schinkenpackung Beispielsweise nur vielsagend steht: "Hergestellt für Aldi in 12345 Musterstadt" denkt man eh viel schneller an Verschleierungstaktik und Großkonzerne.
Das ist allerdings eine rein psychologische Frage. Ob der Schinken nun aus einer Markenfirma kommt oder nicht, sagt erst mal nichts über die Produktqualität aus. Die zahlreichen Tests von z.B. Stiftung Warentest haben das ja schon oft gezeigt, dass Markenprodukte mit höheren Preisen oft von No-Name-Produkten übertroffen werden.
Dies hängt zum Teil davon ab, dass No-Name-Produkte oftmals auch in Fabrikhallen von Markenfirmen hergestellt werden. Im Internet und in Printform kursieren ja zahlreiche Listen darüber, welche Discounter-Hausmarken auf den Maschinen in den Hallen von Markenfirmen produziert werden.
Der andere Teil der Ursache ist, dass Markenfirmen reichlich Geld in Werbung investieren. Nette Slogans über den TV flimmern zu lassen, dass Gutfriedwurst gut für mich ist, kostet eben beträchtliche Summen. Diese Kosten fließen dann eben auch in die Preisgestaltung für Gutfriedprodukte (und natürlich auch andere Markenprodukte) im Supermarkt ein. Der höhere Preis wird also nur zu einem Teil dadurch verursacht, dass in der Produktion mehr aufwand betrieben wird.
Bleibt also im Hinblick auf Fleischprodukte nur die Empfehlung, diese so weit möglich beim Fleischer des Vertrauens zu kaufen. Wenn Du in der glücklichen Lage bist, eine Lebensgefährtin mit einem Fleischeropa zu haben, können die Dir sicher eine Empfehlung geben, welcher Fleischereibetrieb bei Euch ordentlich arbeitet. Schließlich gibt es ja auch bei Fleischern schwarze Schafe, die wirklich noch den letzten Dreck in die Wurstpelle füllen. Ich kenne auch viele, die Fleisch direkt ab Hof kaufen und dann Vorräte einfrieren. So können sie halbwegs sicher gehen, woher ihr Fleisch kommt und dass es nie eine Fabrik von innen gesehen hat.
trüffelsucher hat geschrieben:Gutfried und ähnliche Konzerne, die im Supermarkt "Markenlebensmittel" anbieten leben ja gerade von dem Nimbus, dass viele Leute glauben Markenlebensmittel seien automatisch hochwertig.
Naja, das Spektrum bei den Markenlebensmitteln ist da ja ziemlich durchwachsen - von dem was Du angesprochen hast, dass es da keinen Unterschied gibt oder gar schlechter bis hin zu besser. Es gibt ja verschiedene Tests und getestete Produkte.
trüffelsucher hat geschrieben:Dies hängt zum Teil davon ab, dass No-Name-Produkte oftmals auch in Fabrikhallen von Markenfirmen hergestellt werden.
Klar, da werden Überkapazitäten auch anderweitig genutzt, aber auch hier weiß man nie was wirklich drinsteckt, denn von gleichwertig (nur anderes Label) bis hin zu minderwertiger (andere Rezeptur) ist da auch wieder alles dabei.
trüffelsucher hat geschrieben:Wenn Du in der glücklichen Lage bist, eine Lebensgefährtin mit einem Fleischeropa zu haben, können die Dir sicher eine Empfehlung geben, welcher Fleischereibetrieb bei Euch ordentlich arbeitet. Schließlich gibt es ja auch bei Fleischern schwarze Schafe, die wirklich noch den letzten Dreck in die Wurstpelle füllen.
Ganz ehrlich: Gar keiner. Wie LittleSister schon einmal in anderen Threads erwähnt hat kaufen die meisten Fleischer genauso im Großmarkt genau das gleiche ein wie Discounter usw. Fleischereien die mehr als 20 % "Eigenherstellung" wirklich anbieten findet man sowieso fast gar nicht mehr. Ich kaufe meine Wurst und Schinken, wenn wir überhaupt mal welche essen, größtenteils im Ausland (Spanien / Italien / Frankreich) direkt vom Erzeuger oder dem direkten Vertriebspartner, Internet sei dank und bei 2 - 3 Kilo lohnt es sich auch richtig.
trüffelsucher hat geschrieben:Ich kenne auch viele, die Fleisch direkt ab Hof kaufen und dann Vorräte einfrieren.
Mach ich auch so und ist auch mit die beste Variante - bzw. ich kauf meist vom Jäger oder schieße mir selbst mein Essen , da ich Wildfleisch für "tierfreundlicher" halte. Fleisch direkt vom Hof hat oft den Nachteil, dass es nicht auf dem Hof geschlachtet wird sondern kostengünstiger in einer Schlachtfabrik - und hier hat man den nächsten Skandal, dass 0,1 % aller Tiere (paar hunderttausend pro Jahr) lebend geschlachtet, verarbeitet und gekocht werden, was mir das essen auch verleidet.
Subbotnik hat geschrieben:trüffelsucher hat geschrieben:Gutfried und ähnliche Konzerne, die im Supermarkt "Markenlebensmittel" anbieten leben ja gerade von dem Nimbus, dass viele Leute glauben Markenlebensmittel seien automatisch hochwertig.
Naja, das Spektrum bei den Markenlebensmitteln ist da ja ziemlich durchwachsen - von dem was Du angesprochen hast, dass es da keinen Unterschied gibt oder gar schlechter bis hin zu besser. Es gibt ja verschiedene Tests und getestete Produkte.
Um hier Missverständnisse zu vermeiden: Ich wollte nicht sagen, dass alle Markenprodukte automatisch gleich hochwertig sind. Deshalb schrieb ich ja "Nimbus". Ein Nimbus ist einfach ein Ruf, eine Art Ruhm die jemandem oder etwas vorauseilt. Und viele Leute geben Markenprodukten eben wegen eines gefühlten Ruhmes Vorschusslorbeeren. Davon leben schließlich die Marken und dafür treiben Markenhersteller eben den immensen Werbeaufwand. Wenn die Leute erst sagen ich trinke nur Coke, weil die so cool sind, dann hat der Hersteller gewonnen. Unabhängig davon ob Pepsi oder ClubCola o.a. vielleicht qualitativ hochwertiger sind oder wohlschmeckender.
Zu den Fleischereien: Schade, dass es keine ordentliche Fleischerei in Deiner Nähe gibt. Im Raum Berlin gibt es da zahlreiche Angebote. Ein Beispiel sind die Neuland-Fleischereien. Die sind so weit ich weiß inzwischen recht weit verbreitet in Deutschland. Über deren Homepage kann man auch die nächstgelegene Filiale finden. Deren Fleisch ist nach Biorichtlinien erzeugt, schmeckt richtig gut, schnurrt nicht in der Pfanne auf die halbe Größe zusammen und ist deshalb seinen Preis wert. Außerdem ist es dort kaum teurer, als in einer normalen Fleischerei. Wenn man dass dann umrechnet, dass von 100g Fleisch auch 100g übrig bleiben und nicht 30 g als Wasser auslaufen, dann ist es kaum noch teuer, wenn man einen Preis pro Gramm Fertigprodukt berechnen würde.
Im Berliner Umland gibt auch die eine oder andere Land-Fleischerei, die nur Tiere aus umliegenden Bauernhöfen verarbeitet. Nur innerhalb einer Großstadt ist es meist nicht so einfach, etwas vergleichbares zu finden. Es liegt vermutlich daran, dass in Städten normalerweise keine Nutz-Tierhaltung möglich ist.
Man muss eben selbst skeptisch prüfen, damit einem keiner ein X für ein U vormacht. Aber wer Wert auf Qualität legt, muss eben in diesen sauren Apfel beißen.
trüffelsucher hat geschrieben:Deren Fleisch ist nach Biorichtlinien erzeugt, schmeckt richtig gut, schnurrt nicht in der Pfanne auf die halbe Größe zusammen und ist deshalb seinen Preis wert.
Auch wenn es langsam OT wird: Nach Bio Richtlinien erzeugt und geschlachtet sind in Deutschland 2 verschiedene Paar Schuhe, denn die Schlachtungen (auch von BIo Fleisch) werden hauptsächlich über Großschlachtereien abgewickelt, die dann das geschlachtete Fleisch zur Weiterverarbeitung wieder abliefern.
Bio hört am Schlachthof auf - konkret dazu ab 5:57 Minuten.
Deswegen ist mein Vertrauen in die Bio Ware eher gering. Ich kauf es zwar mangels Alternativen trotzdem, aber steht`s mit einem schlechten Gewissen, denn Tierquälerei ist hier eben nicht ausgeschlossen. Das einzige Bio Fleisch gibt`s im Grunde nur im Wald, welches vom Jäger geschossen wird - nur da kann man sich sicher sein, dass ein Tier ein wirklich artgerechtes Leben hatte und nicht einen qualvollen Tod (sonst ist man seinen Jagdschein schneller los als man gucken kann aufgrund der in Deutschland sehr strengen Vorschriften).
Eine Alternative um zu echtem hochwertigem Schinken zu kommen, der garantiert nicht geklebt und geschleudert ist gibt es noch: Man hält sich ein Hausschwein und schlachtet es selbst. Das geht allerdings nur, wenn man ein Haus mit Garten in landwirtschaftlich geprägter Umgebung hat. Dann kann man das Tier artgerecht füttern, an frischer Luft im Schlamm suhlen lassen und erhält ein wunderbares Fleisch.
Das einzige Manko daran ist nur, dass man das übers Herz bringen muss. Was früher selbst verständlich war, dass man sich selbst Tiere gehalten hat, z.B. Kaninchen, um sie selbst zu verzehren, ist heute total aus dem Blickfeld gerückt. Und kaum einer, mich eingeschlossen, würde es einfach so ohne Überwindung schaffen ein Tier zu schlachten und zu essen, zu dem man eine Beziehung aufgebaut hat. Und das trotz dem man weiß, dass es den Industrietieren damit unheimliches Leid zufügt. Aber es wäre eine Möglichkeit, der Industrie mit ihren verbraucherverarschenden Praktiken den Daumen zu zeigen.
Ach ja, ich weiß ja nicht, wo Du wohnst. Aber beispielsweise in Bayern gibt es noch einige Fleischereien bzw. Metzgereien die mit ausschließlich eigener Schlachtung werben.
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