Abtreibung eines behinderten Kindes
Das Thema Abtreibung an sich ist sicher schon ein äußerst heikles und sensibles Thema, deswegen möchte ich gleich vorweg schreiben, dass es hier nicht um Vorurteile oder um richtig und falsch gehen soll. Jede Familie und vor allem jede Frau wird so eine Entscheidung nicht leichtfertig treffen und wir ihre Gründe haben und welche Entscheidung auch immer sie treffen mag, muss man sie respektieren.
Dennoch möchte ich hier über einige Überlegungen diskutieren. In den letzen Tagen kamen ja auch ein paar Beiträge über Spätschwangerschaften und Untersuchungsmöglichkeiten. Diese Untersuchungen haben ja zum Großteil auch den Sinn oder Nutzen, um feststellen zu können ob das ungeborene Baby eine Behinderung haben wird oder nicht. Kommt bei den Untersuchungen dann heraus, dass das Kind wohl behindert sein wird, können sich die Eltern auch über die herkömmlichen 12 Wochen hinaus noch für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden.
Leider weiß ich nicht, bis zu welcher Woche das in solchen Fällen noch geht, aber vielleicht weiß das hier zufällig auch jemand. Auch wenn ich persönlich gegen Abtreibungen bin, oder wahrscheinlich ist es richtiger zu sagen, dass ich nicht generell gegen Abtreibungen bin, sonder ich für mich würde niemals eine Abtreibung machen, finde ich es trotzdem gut, dass es diese Möglichkeit gibt.
Ich wollte euch jetzt fragen, ob ihr euch wohl für eine Abtreibung entscheiden würdet, wenn ihr bei einer Untersuchung erfahren würdet, dass euer Baby wohl eine Behinderung haben wird. Leider kann ich diese Frage nicht allgemeiner formulieren, da ich in diesem Thread auf jeden Fall beibehalten möchte, dass jeder eine individuelle Meinung haben soll und kann. Wie würdet ihr eure Entscheidung begründen? Warum würdet ihr abtreiben oder warum würdet ihr es nicht machen? Bis zu welcher Schwangerschaftswoche wäre für euch in diesem Fall ein Abbruch noch vertretbar und wann wäre eine Grenze überschritten und warum?
Wie ich bereits geschrieben habe, könnte ich mir eine Abtreibung unter keinen Umständen vorstellen. Ich habe einige Untersuchungen auch nicht machen lassen, da es mich eigentlich gar nicht interessiert hat, ob mein Kind behindert sein würde oder nicht. Das heißt interessiert hätte es mich natürlich insofern schon, dass sich wohl jeder ein gesundes Baby wünscht. Wäre jedoch bei einer Untersuchung eine Behinderung entdeckt worden, hätte ich mich nicht für einen Abbruch entschieden. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich schon öfters mit behinderten Kindern und Jugendlichen gearbeitet habe und ich gesehen habe, wie glücklich auch behinderte Kinder sein können.
Eine sehr problematische Fragestellung bei diesem Thema ist für mich auch, wo die Grenzen einer Behinderung liegen müssten um sich für einen Schwangerschaftsabbruch zu entscheiden? Wenn man jetzt allgemein antwortet, dass man sich dafür entscheiden würde, wenn das Kind körperlich und geistig schwer behindert wäre, möchte ich auch hinterfragen, wo da dann die Grenzen liegen würden? Würdet ihr euch zum Beispiel auch bei einem Kind mit Down-Syndrom gegen eine weitere Schwangerschaft entscheiden? Da gibt es ja auch unterschiedliche Schwerheitsgrade. Kann man das bei den Untersuchungen eigentlich auch feststellen?
Ich würde auf keinen Fall abtreiben, da meiner Meinung nach auch ein behindertes Kind ein Recht auf Leben und Liebe hat. In meinem Bekanntenkreis wurde dieses Thema auch oft diskutiert. Einige waren der gleichen Meinung wie ich, der andere Teil dachte anders.
Ein paar Leute haben das Argument gebracht was ist wenn die Ärzte bei der Untersuchung feststellen, dass das Kind so schwer behindert zur Welt kommen würde, dass es kaum eine Überlebenschance hat.
Da gingen dann die Meinungen dann weit auseinander. Ich selbst kann nur für mich sprechen. Selbst in so einem Falle würde ich nicht abtreiben. Wie oft haben sich Ärzte schon geirrt, gerade was neugeborene Kinder und ihren Lebenswillen betrifft.
In meiner Schwangerschaft wurde mir von meinem Arzt auch nahegelegt eine Fruchtwasserpunktion zu machen da ich schon über 30 war. Ich habe ihm ins Gesicht gelächelt und gesagt das ich diese Untersuchung auf keinen Fall machen werde, weil es mir zu gefährlich ist. Egal was kommt, ich werde mein Kind lieben. Damit war er zufrieden.
Ich finde das ist ein sehr heikles Thema. Bis vor meiner Schwangerschaft mit unserem heute 14 Monate alten Sohn hätte ich immer zu einer Abtreibung tendiert, wenn ich schon im Vorhinein gewußt hätte, dass das Kind mit einer Behinderung auf die Welt kommen würde. Dabei hätte es für mich keine Rolle gespielt, wie schwer die Behinderung ist.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis eine Dame, deren Neffe körperlich sehr stark behindert ist. Er ist zwar geistig voll da, kann aber sein Leben überhaupt nicht genießen, da er im Rollstuhl sitzt und seine Knochen total schief und krumm sind. Es ist inzwischen so schlimm, dass wohl ein paar Knochen (ich vermute es sind die Rippen) gefährlich in Richtung Bronchien gehen, er kaum Luft bekommt und ständig starke Schmerzen hat. Das ist wohl eine ganz besondere Krankheit, die nicht alle Ärzte behandeln können bzw. wollen. Er mußte dazu von Süddeutschland extra bis nach Kiel, wo man ihn operieren wollte, aber auch gleich sagte, dass wenn die Operation nicht gelänge er vielleicht sogar sterben könnte. Trotzdem willigten Mutter und Sohn ein.
Ich führe dieses Beispiel an, um zu zeigen, dass eine Behinderung, auch wenn sie "nur" körperlich ist, durchaus fürchterlich sein kann. In diesem Fall tut mir der nun 18-jährige Junge fürchterlich leid, dass er das alles ertragen muss. Wenn ich die Mutter wäre und noch in der Schwangerschaft von dieser Behinderung erfahren hätte, hätte ich auf jeden Fall abgetrieben. Das ist sowohl für die Mutter eine Qual, ihren Jungen so leiden sehen zu müssen, wie auch für das Kind selber, das mit seiner Behinderung klar kommen muss.
Wie gesagt, das war meine Meinung, bevor ich mit unserem Sohn schwanger war. Inzwischen bin ich irgendwie sensibler geworden und inzwischen wüßte ich nicht mehr, was ich täte. Wenn man sich als Schwangere vorstellt, dass man das Leben, das in einem heranwächst einfach so tötet, obwohl das Ungeborene in dem Stadium noch nichts mitbekommt, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Wie gesagt, in der heutigen Situation wüßte ich nicht, was ich täte. Einerseits möchte man sich und dem Kind die ganzen Qualen ersparen, auch unter dem Aspekt, dass ein behindertes Kind oftmals ein Leben lang Pflege braucht und die Mutter nicht ewig lebt und vermutlich das Kind nicht bis zu seinem Tode pflegen könnte, andereseits ist es ein Leben, dem man keine Chance gibt sich auf der Erde zu beweisen.
Wahrscheinlich müßte ich erst wieder schwanger sein und mich gründlicher mit diesem Thema beschäftigen, damit ich sagen könnte, wie ich mich entscheiden würde und warum.
Ich finde, Abtreibung ist ein wirklich sehr heikles Thema. Es gibt viele Frauen, die von vornherein ganz klar sagen, dass für sie eine Abtreibung auf keinen Fall in Frage käme. Ich gehöre nicht zu diesen Frauen. Eine Abtreibung kann sicher schwere Folgen für die Frau nach sich ziehen und sie ein ganzes Leben lang belasten. Trotzdem ist es in manchen Fällen besser, sich für eine Abtreibung zu entscheiden. Ein behindertes Kind hat es immer schwer und auch die Eltern haben Schwierigkeiten damit zurecht zukommen. Trotzdem würde ich ein Kind mit einer schweren Behinderung, bei der keine Heilungschance besteht abtreiben lassen. Ich denke, dass es mich einfach zu sehr belasten würde, zu sehen, dass aus dem Kind nie was werden wird, dass es immer ein Pflegefall bleibt und nicht wirklich was vom Leben hat, sondern vielleicht sogar eher leidet. Ich hätte Probleme mit sowas umzugehen und ich glaube auch, dass ich einem solchen Kind vielleicht nicht in allen Situationen beistehen und helfen könnte, weil es mich selbst zu sehr belastet.
Ich finde es auch gerechtfertigt das Kind abzutreiben, wenn man finanzielle Probleme hat und weiß, dass man dem Kind keine angemessen Therapie bezahlen kann (sofern diese nicht von der Krankenkasse übernommen wird). Wenn ich von vornherein weiß, dass ich dem Kind keine Stütze sein kann, weil mein eigenes Selbstbewusstsein für sowas nicht stark genug ist, würde ich es ihm nicht zumuten, so zu leben. Und ob der Vater mit der Situation zurecht kommt, kann man auch nie wissen. Man sollte sich aber nicht darauf verlassen. Was macht ein behindertes Kind, wenn seine Eltern sich nicht um ihn kümmern können? Es ist sicher nicht Sinn und Zweck des Ganzen, ein Kind zu bekommen, weil man es nicht umbringen will, aber dann nicht dafür sorgen kann. Wer würde denn ein solches Kind im Zweifelsfall adoptieren? Und was wird aus dem Kind, wenn die Eltern sterben? Eltern die solche Kinder bekommen müssen stark sein und ich bewundere solche Eltern auch sehr dafür.
Wenn das Kind keine ganz so großen Behinderungen hat und Chancen auf Heilung bestehen, würde ich das Kind aber auf jeden Fall bekommen. So schwer es auch sein würde, sofern eine Chance auf Heilung besteht, würde ich dafür kämpfen und dem Kind eine gute Zukunft bieten wollen. In einem solchen Fall besteht eben Hoffnung und das ist was ganz anderes, als zu wissen, das es dem Kind nie besser gehen wird.
Was den Zeitpunkt angeht, so würde ich mich so schnell wie möglich dafür oder dagegen entscheiden. So bald es dem Arzt möglich sein sollte, eine Behinderung festzustellen, würde ich meine Entscheidung treffen. Zu warten macht das Ganze nur noch komplizierter und schmerzhafter. Außerdem ist die Abtreibung in frühem Stadium deutlich schmerzloser und gefahrloser, als eine Spätabtreibung. Bis zur 9. Woche ist es noch mögliche eine Abtreibungspille zu nehmen. Dies ist eine der sichersten Methode und funktioniert natürlich ganz ohne operativen Eingriff. Der Embryo ist dann gerade mal 2cm groß, hat noch kaum menschliche Züge und was am wichtigsten ist, er spürt noch nichts.
Je länger man wartet, desto komplizierter und gefährlicher wird dann eine Abtreibung und ich finde eine Abtreibung dann am allerschlimmsten, wenn der Fötus oder Embryo schon überlebensfähig ist und zerschnitten wird. Absaugmethoden und Spätabtreibungen belasten seelisch sehr, Abtreibungen im frühen Satdium verkraftet eine Frau viel besser. Im Extremfall, also wenn die Behinderung erst sehr spät entdeckt wird, würde ich mich eventuell auch gegen eine Abtreibung entscheiden. Ich glaube aber auch, dass man das jetzt so gar nicht entscheiden kann. Wenn man erstmal in einer solchen Situation ist, sieht man das Ganze vielleicht ganz anders und reagiert ganz anders, als man ursprünglich gedacht hatte.
Ja, ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich derzeit einfach nicht weiß, was ich täte, wenn ich von einem behinderten bzw. schwerstbehinderten Kind in mir wüsste. So einfach lässt sich das nicht sagen, man kann nur hoffen, dass man wirklich nie in so eine Lage kommt und dann wirklich vor dieser schrecklichen und folgenschweren Entscheidung steht.
Die Frage ist, ob man dem Kind etwas Gutes tut, wenn man es zur Welt bringt oder wenn man es abtreibt. Bei einer Abtreibung erspart man ihm einerseits sicher einiges an Problemen, aber man hält ihm auch das Leben vor. Wer sagt denn, dass es nicht trotzdem schöne Momente durchleben könnte, auch wenn es behindert zur Welt kommt? Und wenn ich es zur Welt bringe sind es dieselben Fragen nur umgekehrt.
Ich weiß es einfach nicht, ich kenne auf diese Frage einfach keine Antwort und ganz ehrlich gesagt, möchte ich darüber momentan auch nicht wirklich nachdenken. Das ist so ein schwieriges Problem, was man sicher auch mit seinem Partner besprechen muss und mit den Ärzten. Behinderung ist ja nicht gleich Behinderung. Nur weil es zum Beispiel querschnittsgelähmt ist, kann es ja trotzdem die WElt entdecken, dann eben im Rollstuhl. Aber kommen noch solche schlimmen Missbildungen wie im Text über mir dazu, wird es schon wieder heikel.
Habe einen querschnittsgelähmten Bekannten, der irgendeine Fehlentwicklung des Rückenmarkes hat und somit auch im Rollstuhl sitzt. Die Ärzte hätten seiner Mutter damals gesagt, dass er nicht älter als (ich glaube) maximal 20 Jahre alt wird und inzwischen geht er auf die 60 zu und hat bisher ein schönes Leben mit vielen schönen Momenten gehabt. Er meinte, dass die Ärzte heute dazu verpflichtet sind, zur Abtreibung zu raten - wird seine Krankheit bei einem Fötus festgestellt. Das ist schon eine krasse Geschichte. Ärzte können sich irren, der Mann hätte nie eine Chance auf sein Leben gehabt, wenn er in den letzten Jahren und nicht schon vor über 50 Jahren geboren wäre. Sowas könnte man dann schon wieder Mord nennen, aber man weiß es eben nicht vorher.
@ crispin: das mit der Abtreibungspille bis zur 9. Woche ist nicht immer möglich. Meine Schwester musste ihr Baby abtreiben, da es nicht mehr weitergewachsen ist und das war gerade einmal ein paar Milimeter groß. Es ist wohl in der 5. Woche abgestorben und in der 7. Woche musste sie es durch eine Ausschabung leider entfernen lassen. Die Möglichkeit einer Abtreibungspille hätte sie nicht gehabt.
Außerdem glaube ich erkennt man in den seltendsten Fällen vor der 9. Schwangerschaftswoche eine Behinderung und sicher kann man es zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall noch nicht feststellen. Eine Untersuchung bezüglich des Down-Syndroms zum Beispiel erfolgt erst ab der 11./12. Woche durch eine Nackenfaltenmessung. Wenn da die Werte auffällig sind, kann man noch eine Fruchtwasseruntersuchung machen, die jedoch nicht ganz ungefährlich für das Baby ist. Die erfolgt jedoch nicht vor der 13. Woche.
@tournesol: Dieser Thread hier wird dich bestimmt interessierenSpätabtreibung bei behinderten Kindern . Dort wurde schon heftig diskutiert über dieses Thema.
Leider weiß ich nicht, bis zu welcher Woche das in solchen Fällen noch geht, aber vielleicht weiß das hier zufällig auch jemand.
Bis zur 25. Schwangerschaftswoche ist eine Spätabtreibung wegen einer Behinderung erlaubt. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich, wenn ich heute erfahren würde, dass ich schanger bin und weiter wäre als die 12. Woche auch alle Untersuchungen machen würde. Ich würde im Falle einer Behinderung bei dem Kind dann auch die Zeit in Anspruch nehmen und auch bis dann noch mein Kind abtreiben lassen.
Es mag sich hart anhören. Aber ich bin fast 50 und wenn das Kind 18 ist, bin ich fast 70 und wenn das Kind dann auch noch behindert ist, wird es keine Pflege mehr durch mich haben können. Es mag auch egoistisch klingen. Aber ich denke, dass ich nicht mehr in der Lage wäre es auf mich zu nehmen. Ich würde nur sicher sein wollen, dass es nicht passiert, wie in dieser Geschichte, die ja tatsächlich passiert ist.
Ist eine Behinderung des Kindes durch einen Gendefekt entstanden, der bei jeder weiteren Schwangerschaft sein könnte, wie das Downsyndrom, dann würde ich auch nicht noch ein weiteres Kind bekommen wollen. OK, für mich ist der Zug eh abgefahren. Aber wenn ich damals in der Lage gewesen wäre, ich hätte mich dann nicht für ein weiteres Kind entschieden. Eine Abtreibung beim Downsyndrom wäre wahrscheinlich dann für mich erst mal nicht in Frage gekommen. Aus dem Grund, weil es ja nicht nachgewiesen werden konnte mit den normalen Vorsorgeuntersuchungen. Hätte man es mir gesagt, dann weiß ich nicht, wie ich entschieden hätte.
Ich denke, dass man wirklich präzise nur antworten kann, wenn man schon mal in der Lage gewesen ist. Ich würde heute sagen, dass ich das Kind nicht bekommen würde. Aber wenn es dann soweit ist, weiß ich nicht, ob ich es über mein Herz bringen könnte. Dann ist es wahrscheinlich doch was anderes und man entscheidet sich dann nach dem Herzen, wo das Baby schließlich drunter liegt. Ob ein Mutterherz dann anders entscheidet, kann ich nicht sagen.
@Diamante: Danke für den Link, ich habe zwar mit Suchfunktion nach ähnlichem gesucht, aber ich habe nur "Abtreibung" eingegeben und da kam kein Beitrag mit einem behinderten Kind.
Auch aus den Gründen, die du schon nanntest, befürworte ich eben die Möglichkeit einer Spätabtreibung. Du hast natürlich recht, dass man das erst dann richtig entscheiden kann, wenn man auch in der Situation ist, aber trotzdem könnte ich von mir fix behaupten, dass ich es nicht könnte. Ich verstehe aber durchaus die Meinung, dass man sich dazu nicht in der Lage fühlt, auch wenn es "nur" ein Down-Syndrom ist. Ein behindertes Kind in einer maßlos überforderten Familie wäre wohl alles andere als glücklich, auch wenn ich fest davon überzeugt bin, dass ein behindertes Kind, auch ein geistig behindertes Kind ein äußerst glückliches und zufriedenes Leben führen kann.
Ich habe auch nach den Grenzen der Behinderung gefragt, weil ich erst im Februar ein ziemlich arges Gespräch hatte. Mein Sohn hat ja Neurodermitis und deswegen war ich auf Kur. Natürlich gab es dort viele andere Neurodermitiker, mit denen ich viele Gespräche geführt habe. An einem Tag habe ich mich mit einem Vater unterhalten, der sich für sich selber hundertmal entschuldigt hat, dass er ein Kind gezeugt hat, weil sein Sohn hat jetzt auch Neurodermitis und wenn er das vorher gewusst hätte, hätte er sich gegen das Kind entschieden.
Diese Aussage hat mich dann doch sehr schockiert. Wenn ich in der Schwangerschaft erfahren hätte, und wäre es auch am ersten Tag gewesen, dass mein Sohn eine ausgeprägte Neurodermitis haben wird, hätte ich mich vor allem in diesem Fall niemals dagegen entschieden, auch wenn mir in der Schwangerschaft bei weitem noch nicht klar war, wie sehr ein Kind bei diesem Thema Hallo schreien kann und welche Ausmaße diese Krankheit haben kann. Bislang kannte ich eigentlich nur Formen von geröteten und meinetwegen stark juckenden Stellen.
Dass eine Neurodermitis auch die Heftigkeit einer Behinderung ausarten kann, war mir eigentlich nie bewusst und nun habe ich so ein Kind. Und die Intensität ist durchaus mit einem körperlich behinderten Kind zu vergleichen. Wenn man mir gesagt hätte, dass ich es monatelang aushalten werde, keinen einzigen Tag länger als maximal 45 Minuten durchschlafen zu können, hätte ich gesagt, dass ich es niemals durchstehen würde. Wenn man mir gesagt hätte, dass sich mein Kind jede Nacht derart blutig kratzen würde, trotz Handschuhen, dass ich teilweise sogar in der Nacht zusätzlich das Leintuch wechseln muss, weil alles klebrig von Gewebsflüssigkeit ist, dann hätte ich gesagt, dass ich es nicht durchhalten würde. Wenn man mir gesagt hätte, dass ich drei bis viermal wöchentlich Stunden in einem Wartezimmer verbringen muss hätte ich ebenfalls gesagt, dass ich die Energie dazu nicht hätte.
Nun kam aber alles so und irgendwie geht es. Vielleicht ist es gut, dass ich es in der Schwangerschaft noch nicht wusste und ich langsam in diese Situation hineingewachsen bin und wenn man mir dann noch dazu gesagt hätte, dass diese Belastung meine Beziehung nicht aushalten wird und sich der liebe Papa vertschüsst, weil ihm alles zu heftig geworden ist, dann hätte ich erst recht daran gezweifelt, wie ich das alles schaffen soll. Aber es geht! Keine Ahnung, ob ich irgendwann einmal einen Zusammenbruch bekomme, wie ihn mir einige vorhersagen, ich weiß es nicht, derzeit kann ich voll und ganz für meinen Sohn dasein und ich traue mich guten Gewissens behaupten, dass er trotz seiner massiven Einschränkungen ein glückliches Leben führt, auch wenn er sicher um ein vielfaches mehr leiden muss als ein gesundes Kind.
So, wie die Eltern lernen mit der Situation irgendwie klarzukommen, lernen es auch die Kinder. Trotz meiner derzeitigen Situation sehe ich mich sogar in einer unendlich glückllichen Lage, weil ich nicht wüßte, wie es mir wohl gehen würde, wenn mein Sohn eine lebensbedrohliche Krankheit hätte. Diese Situation könnte ich mir derzeit zum Beispiel gar nicht vorstellen und wenn es so wäre, würde ich wahrscheinlich auch irgendwelche Strategien entwickeln.
Das alles bedenken viele in der Schwangerschaft jedoch nicht, können sie auch nicht, hätte ich auch nicht gekonnt. Man kann sich oft ja nicht einmal vorstellen, ob man die Energie für ein gesundes Kind hat und hat zum Beispiel Angst vor schlaflosen Nächten. Und dann geht es aber doch immer irgendwie. Mein Leben mag durch meinen Sohn einige Einschränkungen haben. Ich habe dadurch auch vieles verloren, nicht nur meine Beziehung sondern auch der Kontakt zu einigen Freunden und vieles mehr und dennoch war ich noch nie in meinem Leben so glücklich wie seit der Geburt meines Sohnes. Man darf aber auch nicht nur die negativen Seiten sehen, ich finde oft nicht die richtigen Worte, wie rührend sich meine Familie und viele andere Freunde und Bekannte für uns einsetzen.
Ich gehöre zu den Frauen, die immer gesagt haben, wenn ich wüsste, das mein Kind schwerbehindert auf die Welt kommen würde, würde ich es abtreiben.
Ich selbst bin ja eher aus Aussenseiter aufgewachsen. Ich weiss wie weh Sticheleien von Kindern tun können. Und ich war nur ein übergewichtiges Kind. Sowas wollte ich meinem Kind auf keinen Fall antun. Also eher die Beleidigungen und Hänseleien aufgrund einer sichtbaren körperlichen Behinderung.
Ich selbst habe in meinem Leben wenig Kontakt zu Menschen gehabt, die eine offensichtliche Schwerbehinderungen haben. Ich trete behinderten Menschen gegenüber auch eher scheu auf. Und mit Sicherheit auch extrem neugierig. Was sicherlich nicht immer angenehm ist- für alle Seiten nicht.
Sprich mir fehlt auch der Umgang mit Schwerbehinderten. Ich wüsste gar nicht, wie ich damit umgehen würde. Wobei ich in den letzten paar Jahren da schon anders mit umgehen gelernt habe. Aber vorher hätte ich mir die Pflege eines behinderten Kindes nicht zugetraut. An den finanziellen Aspekt habe ich dabei noch eher weniger gedacht. Eher an die Rund- um- die- Uhr- Pflege. Und was mal wird, wenn ich tot bin und das "Kind" noch lebt. So Sachen halt. Und ich habe mich auch immer offen dazu bekannt, lieber zu sagen, ich kann und will das auch nicht. Für beiden nicht. Dem Kind möchte ich ein solches Leben in der heutigen Gesellschaft ersparen. Und ich hätte es wahrscheinlich auch nicht gekonnt, die Plege eines schwerbehinderten Kindes übernehmen.
Der Thread hat mich aber schon zum Nachdenken gebracht. Meine Situation ist eine andere als vor ein paar Jahren. Und ich bin älter, wenn auch vielleicht nicht reifer. Die Chancen das ich jemals schwanger werde, sind relativ gering. Auf der anderen Seite sind Kinder immer mein grösster Wunsch gewesen.
Was wäre wenn ich jetzt ( oder in absehbarer Zeit) schwanger werden würde? Klar stünde ich automatisch vor der Frage: Behalten oder Abtreiben? Wobei nun noch nicht mal vorderrangig im Vordergrund stehen würde, ob das Kind gesund oder schwerbehindert sein würde. Liegt aber generell an meiner momentanen Situation, die sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern würde.
Wenn ich es austragen würde, Adoption käme absolut nicht in Frage. Und wenn ich es austragen würde und man würde feststellen, das es schwerstbehindert sein könnte? Ich weiss nicht, was ich machen würde. Gerade weil auch zur Zeit der Wunsch nach einem Kind sehr gross ist. Genauso gross wie das Wissen, das es Wahnsinn wäre, ein Kind zu bekommen.
Ein Apsekt für ein schwerbehindertes Kind wäre in meinem Fall, das ich von vorneherein eh schon mehr Hilfe von aussen bekommen würde, als "gesunde" Mütter.
Ich persönlich kann aus momentaner Sicht absolut nicht sagen, ob ich ein behindertes Kind abtreiben würde. Ich denke, dass dies eine sehr schwierige Entscheidung ist und dass man sich einfach mal so wohl kaum in die Lage einer betroffenen Frau versetzen kann.
Ich würde aber wohl auch nicht die Wahrheit schreiben, wenn ich jetzt sofort sagen würde, dass ich über Abtreibung gar nicht nachdenken würde. Es ist mit Sicherheit eine schwere Aufgabe ein behindertes Kind zu haben und man sollte daher gründlich überlegt haben, ob man dieser Aufgabe gewachsen ist.
Dass man ungeborene Kinder länger abtreiben darf, wenn sie eine Behinderung haben, finde ich eigentlich gut. Dennoch bin ich der Meinung, dass man sich nicht bis zur 25. Schwangerschaftswoche mit seiner Entscheidung Zeit lassen sollte, sondern möglichst bald eine Entscheidung treffen sollte. Immerhin bekommt das Baby ja von Woche zu Woche mehr mit und für mich persönlich wäre es wohl umso schlimmer, umso weiter die Schwangerschaft wäre.
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