Tod eines schwerbehinderten Kindes besser
Durch eine Bekannte habe ich von einer Frau einiges mitbekommen, die im September einen Buben zur Welt gebracht hatte. Der Bub ist seit der Geburt schwer behindert. Soviel ich weiß litt er an einer Muskelschwäche und einiges anderes. Auf alle Fälle war er blind, bewegungsunfähig und somit ein 24 Stunden Pflegefall.
Der Kleine wurde mittels einer Magensonde künstlich ernährt, mußte sehr oft abgesaugt werden, damit er nicht erstickt. Transportfähig per Auto war er nicht, wenn irgendwas war mußte er mit dem Hubschrauber in die nächste Kinderklinik geflogen werden. Er wurde nur 7 Monate alt und ist vor ein paar Tagen gestorben. Vorher wurde er schon zweimal wiederbelebt und diesesmal schafften es die Eltern nicht mehr.
Als Außenstehender denke ich das es für das Kind und die Eltern besser so war. Die Eltern konnten nicht mehr arbeiten gehen und waren die ganze Zeit für das Kind und seinem gesunden Bruder da. Ich bewundere sie sehr dafür. Auch die finanzielle Belastung war schon sehr hoch da die Versicherung die Kosten für den Hubschrauber und so weiter nicht übernommen hat weil das Kind behindert war.
Aber wenn ich jetzt denke das das mein eigenes Kind wäre, würde ich alles menschenmögliche unternehmen damit mein Kind am Leben bleibt. Wieso sehe ich das als außenstehender anders. Das Kind hätte von seinen Eltern alle Liebe dieser Welt bekommen, doch ob es überhaupt etwas davon mitbekommen hätte, weiß niemand.
Wie denkt ihr darüber. Ist es für so ein Kind und seine Eltern besser wenn es sterben darf oder anders. Man kann es eh nicht selber entscheiden, je nachdem ob das Kind kämpft und der kleine Bub hat 7 Monate lang gekämpft, oder eben nicht. Wie gesagt, ich als Außenstehende bin der Meinung das das Kind in Ruhe gehen darf, obwohl, wenn ich die Mutter wäre, für mich eine Welt zusammenbrechen würde.
Weil man als Außenstehender die Sachlage mit einer gewissen Logik betrachtet. Man schätzt die ganze Sache einfach realer ein, was für den betroffenen Angehörigen im ersten Moment sehr brutal klingt. Als Angehöriger sieht man wie hier eben nur das Kind, denn das andere Geschehen wird bewusst erst einmal verdrängt.
Der Betroffene hat aber später die selbe Ansicht wie beispielsweise der Außenstehende. Er muss durch die besonderen Umstände erst einmal seine Ruhephase finden. Dann kann er die Sache auch mit logischen Schlüssen betrachten. Die Aufarbeitung ist hier eben äußerst wichtig und ein Außenstehender hat die Phase der Aufarbeitung nicht, weil er ja nicht davon direkt betroffen ist.
In einer solchen Situation wird bei den Eltern immer der Verlust und der Schmerz überwiegen. Auch wenn das Kind behindert war, war es das eigene Kind. Man hat es gepflegt, wurde gebraucht und selbstverständlich hat man es geliebt.
Als Außenstehender kann man das nur schwer nachvollziehen. Aber die Aufopferung als Elternteil geht über das normale hinaus. Gerade weil man vielleicht 24h am Stück für das Kind da war, entsteht eine sehr enge Bindung.
Das Kind kann man auch nicht einfach ersetzen. Wenn überhaupt werden die Eltern nur begreifen, dass es eine Erlösung sein kann, wenn sie das mit etwas mehr Abstand betrachten. Dazu muss Zeit vergehen. Aber Zeit heilt eben auch nicht alle Wunden.
In erster Linie wird es eine Erlösung für das Kind gewesen sein. Man kann sicherlich behaupten, dass es nicht viel vom Leben hatte und ein trostloses Dasein zu fristen hat keiner verdient. Haben die Eltern erstmal begriffen, dass es vielleicht besser für das Kind war ohne Schmerz und Qual leben zu müssen, dann können sie eines Tages vielleicht auch sich selber zugestehen, dass es besser für sie selbst war. Tatsache bleibt nun einmal, dass es das Kind war und da gesteht man sich als Elternteil nicht zu, dass so ein behindertes Kind noch sehr viel mehr Zeit, Nerven und Geld kostet, als ein "normales". Und schon gar nicht will man überhaupt nur den Gedanken haben, dass es für einen selbst besser sein könnte - auch wenn es vielleicht so ist.
Das ist vielleicht eine so ähnliche Situation, wie wenn man selbst einen nahen Angehörigen verliert, der schwer krank gewesen ist und man dann am Ende irgendwann sagen kann, dass derjenige jetzt seine Ruhe finden kann und sich nicht mehr quälen muss. In dem Moment, und noch eine Weile danach, sieht man das vielleicht noch nicht so, da man diesen Menschen ja sehr lieb hatte und man ihn vermisst und sich bewusst wird, dass man ihn nie wieder sehen wird. Später kann man das dann schon eher aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Nach einiger Zeit kann man vielleicht irgendwann besser damit umgehen. Ich denke gerade für ein Kind, das so schwer behindert war, dass es 24 Stunden täglich liegen musste, sich nicht bewegen konnte, nichts sehen konnte usw. wäre das auf lange Sicht sicher kein schönes Leben geworden. Sicher ist jedes Leben wertvoll aber ein Leben, dass einen so kleinen Menschen ja kaum am Leben teilhaben lässt, ist sicher mit vielen Qualen verbunden gewesen. Ich denke, das wird irgendwann auch eine Möglichkeit für die Eltern sein, den Tod ihres kleinen Kindes besser verarbeiten zu können. Es ist aber ganz logisch, dass der Schmerz über den Verlust ihres Kindes jetzt erst einmal überwiegt und man mit solchen Argumenten bei den Eltern sicher nicht die richtigen Worte wählen würde. Das wird ihnen sicher erst nach einer längeren Trauerzeit bewusst werden.
Die Erlösung sehe ich persönlich als besser an, als wenn ein Kind, was ein 24 Stunden-Pflegefall ist mehr oder weniger dahinsiecht und von der Welt nichts mitbekommt. Aber ich war auch bisher zum Glück nie in dieser Situation groß darüber nachzudenken.
Ich habe mal für ein paar Jahre in einem Haushalt gearbeitet, wo ein gesundes Kind und ein von Geburt an behindertes Kind war. Das Kind war spastisch gelähmt und konnte nicht sprechen und schlecht hören und sich nicht richtig bewegen. Die Mutter hat sich aufopferungsvoll für das Kind eingesetzt. Aber ich habe oft gesehen, wie sie am Ende ihrer Kräfte war. Aber sie hätte um nichts in der Welt das Kind hergegeben und das von der ersten Minute an.
Als ganz Aussenstehender kann man das wirklich schwer nachvollziehen und ich verstehe die Menschen, die erleichtert über den Tod sind, wenn das Kind kein lebenswertes Leben hatte und ich verstehe auch die Menschen, die sich ihr krankes Kind wieder herbeisehnen. Ob der Tod also besser ist als ein nicht menschenwürdiges Leben will und kann ich nicht entscheiden. Und ich bin froh, dass ich nie entscheiden musste und nicht entscheiden muss.
Ich denke, dass da die Hoffnung eine ganz große Rolle spielt. Solange das Kind lebt, ganz gleich wie dieses Leben auch aussieht, bleibt in den Eltern immer noch die Hoffnung zurück, dass es eines Tages besser werden könnte. Und da ist es ganz egal, wie die Prognose ausschaut, eine Mutter (und vermutlich auch ein Vater, aber die Mutter ist bei einem Neugeborenen nunmal doch näher dran) will ganz sicher glauben, dass mit ihrem Kind alles gut wird.
Stirbt das Kind, stirbt damit eben auch alle Hoffnung. Denn es wurde ja vorher schon alles Mögliche unternommen, um das Kind am Leben zu erhalten. Als Hausgeburt oder in einem land mit einer schlechteren medizinischen Versorgung wäre ein solches Kind direkt bei oder nach der Geburt gestorben. Da es im Krankenhaus zur Welt kam, gab es die Möglichkeit, es am Leben zu erhalten.
Wie eine Familie damit umgeht, hängt auch immer vom Schweregrad der Behinderung ab, bzw. vor allem auch inwieweit eine geistige Behinderung vorliegt. Wenn die Kinder im Kopf normal sind, ist es etwas ganz anderes, als wenn sie im Grunde nur noch ein atmender oder beatmeter Körper sind. Trotzdem wird auch der Tod eines geistig behinderten Kindes für die Mutter, bzw. die Eltern, wenn der Vater bleibt, schrecklich sein.
Als Außenstehender ist man nicht emotional beteiligt, sieht eben viel mehr die Realität, dass es eben keine Chance auf Besserung bei dem betreffenden Kind gab. Aber wenn man eine Beziehung zu ihm hätte, dann würde man ebenso wie die Mutter hoffen, dass es doch noch eine Chance bekommt.
Ich denke für das Kind ist es trotz allem eine Erlösung, dass es nach 7 Monaten gehen durfte. Das Kind hätte nicht viel von seinem Leben gehabt und hätte immer Pflege gebraucht. Wie viel es dann von seinem Leben mitbekommen hätte ist fraglich.
Klar ist es für die Eltern ein großer Schmerz und sehr traurig ein Kind zu verlieren, das man 9 Monate unter seinem Herzen getragen hat, geboren hat und gepflegt hat. Aber letztendlich sind den Eltern durch den Tod des Baby viele Sorgen erspart geblieben. Das klingt zwar jetzt sehr hart, aber für das Baby war es sicherlich so am besten.
Ich schließe mich der Meinung meiner Vorschreiber an! Für das Kind und auch für die Eltern und den älteren Bruder muss es in einer solchen Situation eine Erlösung gewesen sein. Dass die Eltern aber alles getan haben, um das Kind bei sich zu behalten ist ganz klar. Immerhin geht es um das eigene Kind, das man ja bedingungslos liebt.
Dennoch sagt sich als Aussenstehender sicher leichter, dass es so wohl besser für das Kind und die Familie gesamt war. Denn wie du bereits richtig festgestellt hast, ist eine solche Behinderung des Kindes für die gesamte Familie eine Belastung- finanziell wie auch psychisch! Auch kann ich mir vorstellen, dass die Partnerschaft der Eltern und der ältere Bruder unter der Situation gelitten haben. Wenn man ein so schwer behindertes Kind hat, wird man wohl kaum eine Minute von seiner Seite weichen oder es gar mal für längere Zeit alleine lassen!
Ich kann mir vorstellen das es für die Eltern besonders schlimm ist. Es sollten einfach keine Kinder vor den Eltern sterben. Und ich denke das gerade in so einem Fall, wo das Kind behindert ist und 24 Stunden Pflege benötigt, die Eltern noch mehr mit dem Kind zusammen wachsen als es bei einem gesunden Kind ist.
Als Aussenstehender tut man sich hier sicher leichter, als wenn man direkt betroffen ist. Man sieht viel mehr als die Eltern selber. Man sieht wie die Eltern leiden, wie das Geschwisterchen leidet und auch die Finanzielle Situation darf man hier nicht unterschätzen, vor allem wenn eine eigens dafür abgeschlossene Versicherung nicht bezahlt, weil das Kind behindert ist. Alleine das finde ich eine Frechheit.
Sicher ist es vermutlich für das Kind und Eltern sowie auch für die Angehörigen besser, sofern man das so sagen kann. Es ist ein Kind, das die Eltern lieben und hier klingt es hart wenn man sagt das es das beste ist, aber es ist vermutlich so. Vielleicht sehen das die Eltern wenn sie genug getrauert haben ebenso und können wieder glücklich werden.
Mein Bruder ist ja 1983 schwer verunglückt und die Ärzte sagten, dass er nicht mehr aufwachen wird aus dem Koma und ohne Maschinen nicht mehr leben kann. Selbst wenn er aufwachen würde, dann wäre er schwerst behindert. Meine Eltern haben sich am 1. Mai 1983 dafür entschieden die Maschinen abzustellen.
Die Wahrscheinlichkeit das er aufwacht war sehr gering und einen schwer behinderten Jungen wollten sie nicht. Wenn ich heute als Mutter darüber nachdenke, dann weiss ich nicht wie ich reagieren würde.
Eins weiss ich aber mit Sicherheit, dass ich niemals die Maschinen abstellen würde, wenn ein Funke Hoffnung noch im Raum schwebt. Ein Mensch den ich liebe, den kann ich nicht abschreiben und gut ist.
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