Eltern zerstritten = Kinder schlechte Haut?

vom 11.04.2010, 13:18 Uhr

Laut dem Ratgeber "Eltern - Das gesunde Kind" sind Kinder besser vor Neurodermitis (entzündliche, sehr trockene Haut mit Ekzembildung) geschützt, wenn sich die Eltern der Kinder in einer gut funktionierenden Partnerschaft bzw. Ehe befinden. Kinder, deren Eltern sich oft streiten, sollen angeblich öfters an Neurodermitis erkranken. Das wird jedenfalls in einer Studie behauptet, an der sowohl Allergologen wie auch Sozialmediziner beteiligt waren.

Demnach sollen Kinder drei Mal so häufig unter Neurodermitis leiden, wenn sich die Eltern in den letzten 12 Monaten getrennt hatten. Wenn die Kinder bei der Trennung ihrer Eltern bereits an Neurodermitis erkrankt waren, wurde diese nach der Trennung wohl noch schlimmer.

Gut, dass die Psyche bzw. die psychische Belastung, denen die Kinder ausgesetzt sind bei einer Trennung, Krankheiten mitbestimmen kann, ist klar. Allerdings glaube ich nicht, dass man so pauschal alles immer nur auf die Bedingungen zuhause schieben kann. Mein Sohn leidet z.B. auch an einer, wenn auch zum Glück nur an einer wenig stark ausgeprägten Neurodermitis und mein Mann und ich verstehen uns gut und keiner von uns beiden denkt an eine Trennung. Trotzdem hat unser Sohn die Neurtodermitis, obwohl er keiner psychischen Belastung ausgesetzt ist.

Ich glaube, dass heutzutage vieles überinterpretiert wird, wenn es um die Gesundheit von Kindern geht. Wie seht ihr das?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Neurodermitis ist eben eine Krankheit, die vielleicht erblich ist, bei der die Schübe aber situationsbedingt eintreten. Das heißt, bei Stress ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schub kommt, beziehungsweise das Hautbild sich verschlechtert, natürlich höher, als wenn es einem gut geht.

Da ist es egal, ob es Stress zuhause mit den Eltern ist, oder mit Gleichaltrigen oder in der Schule mit Lehrern. Und man kann auch nicht den Umkehrschluss ziehen, dass es dringend Stress sein müsste, wenn ein Kind starke Neurodermitis hat. Außerdem gibt es ja nicht nur psychischen Stress als Auslöser. Da du ein Kind mit Neurodermitis hast, wirst du ja wissen (jedenfalls hoffe ich das, da dies für die Gesundheit des Kindes wichtig ist), dass beispielsweise auch Hitze und Kälte die Neurodermitis verschlimmern können, oder Feuchtigkeit.

Meiner Meinung nach schiebt diese Studie nicht alles auf die Eltern. Ich glaube nicht, dass man damit die Eltern von Kindern mit Neurodermitis stigmatisieren möchte, nach dem Motto: "Schaut her, das Kind beweist, dass die Eltern nicht miteinander zurecht kommen". Nein, das ist unsinnig.

Meiner Meinung nach soll die Studie eben einen einzelnen Grund von vielen benennen, den es gibt, wenn die Neurodermitis schlimmer wird. Und das kann eben bei Streit zwischen den Eltern gut vorkommen. Natürlich auch nicht bei jedem Kind, aber es kommt vor. Mehr sagt der Artikel doch nicht aus.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Neu ist diese Erkenntnis nicht, siehe Scheidungskinder leiden öfter an Neurodermitis. In diesem Thread findest Du auch ein paar mehr mögliche Gründe dafür, dass Kinder zerstrittener Eltern eben mehr Probleme mit Neurodermitis haben. Im übrigen hast Du ja selbst geschrieben:

Nettie hat geschrieben:...sind Kinder besser vor Neurodermitis (entzündliche, sehr trockene Haut mit Ekzembildung) geschützt, wenn sich die Eltern der Kinder in einer gut funktionierenden Partnerschaft bzw. Ehe befinden.

Das heißt doch aber nicht, dass es nicht auch andere Gründe für diese Erkrankung gibt. Kann es sein, dass da nicht etwas überinterpretiert wird, sondern dass Du als betroffene Mutter da etwas überempfindlich bist, weil Dir öfter mal etwas unterstellt wird?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mein Sohn leidet unter sehr starker Neurodermitis. Er hat es auch nicht schubweise, sondern durchgehend. Lediglich die Intensität variiert. Neurodermitis ist mit großer Wahrscheinlichkeit vererbt. Im Fall von meinem Sohn hat er die prinzipielle genetische Veranlagung der Neurodermitis von seinem Papa, der als Kind ebenfalls leichte Neurodermitis hatte. Die Intensität hat er jedoch wahrscheinlich von mir, da ich einen starken Heuschnupfen habe und laut Ärzten ist das dann die "perfekte" Kombination.

Ausgelöst wurde die Neurodermitis bei meinem Sohn durch die erste 6fach Impfung. Damit will ich nicht unbedingt sagen, dass die Impfung die Ursache für die Neurodermitis ist. Wie gesagt, die Veranlagung wird wohl vorher schon dagewesen sein. Allerdings ist eine Impfung für den Körper ein großer Stress und dieser Stress hat dann bei meinem Sohn die Neurodermitis ausgelöst.

Stress kann das Hautbild demnach durchaus verschlechtern und das kann natürlich auch die gespannte Situation zwischen zerstrittenen Eltern sein, dies ist ja defintiv für die Kleinen äußerst belastend. Alleine darauf zurückführen kann man es jedoch sicher nicht. Neurodermitis ist eine äußerst komplexe Erkrankung und die Auslöser können sehr unterschiedlich sein.

Bei meinem Sohn ist auch sehr gut ersichtlich, dass er sehr auf Stress reagiert, das kann aber genauso ein positiver Stress sein. Zum Beispiel kam letztes Jahr der Nikolo zu uns nach Hause. Mein Sohn war total fasziniert und auch begeistert, jedoch ist er von Minute zu Minute regelrecht aufgeblüht! Er war nach wenigen Minuten total aufgerissen und das ganze Gesicht hat geblutet! Es war einfach zu aufregend.

Ebenso reagiert er auch stark auf Spannungen zwischen mir und seinem Papa. Demnach stimmt die Studie schon zu einem bestimmten Grad. Nur ist es eben ein Auslöser von vielen, genauso reagiert mein Sohn sehr stark auf verschiedene Lebensmittel und das ist ja wohl definitiv nicht mit Stress verbunden.

Ich denke, dass psychische Faktoren defintiv eine Rolle spielen, jedoch ist es nur ein Teil des ganzen Puzzles. Und wenn jemand, wie mein Sohn auch auf Stress stark reagiert, kann man natürlich versuchen viele Situationen zu vermeiden, allerdings sollte man das bei jedem Kind machen und Streitereien oder Stresssituationen gehören zum Leben dazu und auch ein Kind mit Neurodermitis muss lernen, damit umgehen zu können.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die meisten Kinder reagieren auf Stress und bei Kindern, die an Neurodermitis leiden, sieht man es leider besonders, wenn sie gestresst sind. Streiten sich die Eltern, bekommen das Kinder mehr mit, als man vielleicht denken könnte.

Leider wissen die meisten Eltern gar nicht, dass Kinder sehr empfindlich auf Stress reagieren. Die meisten meinen weiterhin, dass Kinder es nicht einmal mitbekommen, wenn sie sich vor der Nase des Kindes streiten. Das ist natürlich ganz und gar nicht so.

Natürlich ist die Krankheit Neurodermitis wesentlich komplexer und nicht jedes Kind, was unter Stress steht, erkrankt daran. Das Risiko ist dann aber eben deutlich höher. Neurodermitis kann zum Teil angeblich wirklich vererbt werden und dann hilft es auch nichts, wenn man eine intakte Beziehung hat.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


JotJot hat geschrieben:Das heißt doch aber nicht, dass es nicht auch andere Gründe für diese Erkrankung gibt. Kann es sein, dass da nicht etwas überinterpretiert wird, sondern dass Du als betroffene Mutter da etwas überempfindlich bist, weil Dir öfter mal etwas unterstellt wird?

Klar gibt es auch andere Gründe, warum eine Neurodermitis bei Kindern vorkommt. Und nein, ich bin eigentlich diesbezüglich gar nicht überempfindlich und unterstellt wird mir auch nichts.

Aber hier in dieser Studie ging es darum, dass eben Kinder zerstrittener Eltern öfters an Neurodermitis erkranken als Kinder in intakten Familien, weiter kenne ich Fallbeispiele, wo man z.B. AD(H)S nachsagt, dass es an den Eltern liegt, dass es die Kinder haben. Ich meine damit nur, dass ich nicht glaube, dass man alle Krankheiten, die bei Kindern vorkommen und die häufig auch psychischer Natur sind, durch die heutige Erziehung der Kinder bzw. durch die Eltern entstehen und dass viele heutzutage einfach nur alles auf die Gesellschaft bzw. die Eltern schieben, was Krankheiten anbelangt, obwohl Ursachen sehr vielfältig sein können und man in den meisten Fällen überhaupt nicht weiß, warum nun eine Krankheit ausbricht. Krankheiten entstehen nun einmal. Oft kann man nur Vermutungen anstellen, woher eine Krankheit kommt. Mit Bestimmtheit läßt sich das nur in sehr wenigen Fällen sagen.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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