Donizettis „Der Liebestrank“ - oder wer daran glaubt?

vom 10.04.2010, 12:04 Uhr

Gaetano Donizetti war ein sehr fleißiger Komponist, er schuf in fünfzehn Jahren über sechzig Opern, tragische und auch komische. Sein Genie zeigte er in beiden Arten. Leider ist heute nur noch ein kleiner Teil seiner vielen Werke bekannt. Bei den komischen Opern zählt dazu unter anderem „Der Liebestrank“. Es ist eine Oper die sich auf satirische Weise mit dem Aberglauben und der Quacksalberei auseinandersetzt. Die literarische Grundlage stammt vom französischen Schriftsteller Eugene Scribe und seinem Werk „Le Philtre“ (Der Zaubertrank). Der bekannte italienische Librettist Felice Romani schriebt danach das Textbuch. So entstand eine Oper voll Gefühl und Humor. Um so schwerer ist sie zu inszenieren weil man sich auf einem schmalen Grat zwischen Witz und Klamauk befindet.

Wer sich diese Oper gerne auf DVD anschauen möchte würde ich die Aufführung mit Angela Gheorghiu und Roberto Alagna aus der Oper in Lyon empfehlen weil der Regisseur hier den Esprit und Witz inszenierte den Donizettis Musik verdient. Der Meister charakterisierte seine Hauptgestalten sehr genau. Wir haben die kokette Adina die genau weiß wie sie mit Männern umzugehen hat, den herzensguten aber sehr naiven Nemorino, den selbstsicheren Quacksalber Dulcamara und den von sich überzeugten Sergeant Belcore. Die Uraufführung fand mit großem Erfolg 1832 in Mailand statt und der Erfolg blieb ihr auch bis heute treu.

Die Handlung spielt in einem Dorf in Italien Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Dorfleute ruhen sich gerade von ihrer Arbeit auf den Feldern aus. Nemorino schaut aus der Ferne sehnsüchtig seiner geliebten Adina beim Lesen zu. Als sie auf einmal laut anfängt zu lachen wollen alle wissen was sie so lustig findet. So liest sie ihrer Freundin Gianetta und den anderen die Geschichte von Tristan und Isolde vor die ja durch einen Zaubertrank zueinander fanden. Adina glaubt nicht an solche Tränke und findet die Geschichte sehr erheiternd. Mit Trommelwirbel und Marschmusik zieht nun der Sergeant Belcore an der Spitze seiner Soldaten ein. Er verliebt sich sofort in Adina und meint das das auf Gegenseitigkeit beruht weil ja alle Frauen Männer in Uniform lieben. Adina lässt ihn aber abblitzen. Die Dorfleute gehen wieder zurück auf die Felder. Bevor Adina ins Haus geht versucht der nun etwas eifersüchtig gewordene Nemorino sein Glück bei Adina. Sie schickt ihn aber mit der Aufforderung sich lieber um seinen kranken Onkel zu kümmern wieder nach Hause.

Die Bewohner des Dorfes hören auf einmal seltsame Geräusche und versammeln sich auf dem Platz, dort trifft gerade der stadtbekannte Quacksalber Dulcamara mit viel Trara ein. Seine Berufung ist es den Bewohnern der Dörfer unnütze Medizin für viel Geld anzudrehen. Er preist seine Wundermittelchen so überzeugend an das ihm die Bewohner diese aus den Händen reißen. Während er sehr zufrieden die Einnahmen zählt schleicht sich von hinten Nemorino an. Schüchtern fragt er Dulcamara nach dem Liebestrank von Isolde. Dulcamara ist anfangs leicht verwirrt, bemerkt aber schnell das Nemorino auch nicht viel intelligenter ist als der Rest der Leute hier. Er funktioniert schnell eine Flasche billigen Rotweins zum Liebestrank um und verkauft sie Nemorino, sagt ihm aber das der Trank erst am nächsten Tag seine Wirkung entfalte. Bis dahin ist er sowieso wieder über alle Berge. Nemorino ist überglücklich, endlich besitzt er den Trank und Adina muss ihn jetzt lieben.

Vorsichtig probiert er den Zaubertrank und ist überwältigt von dem Geschmack, übrigens seine erste Begegnung mit dem Alkohol. Nemorino kostet weiter und wird lustig. So findet ihn Adina. Sie ist erstaunt über die plötzliche Heiterkeit Nemorinos. Er im Gefühl des sicheren Sieges straft sie mit Nichtbeachtung. Diese macht hingegen Adina wütend. In diese Szene platzt Belcore um mal wieder sein Glück bei Adina zu versuchen. Er macht ihr einen Heiratsantrag. Nemorino, der dies hört, denkt an den Zaubertrank und lacht schallend. Das verärgert die Beiden sehr und aus Wut sagt Adina ja. Als nun ein Soldat erscheint und dem Sergeant verkündet das sie morgen schon weiterziehen müssen, willigt sie immer noch wütend ein Belcore sogar heute noch zu heiraten. Jetzt ist es mit Nemorinos Verstellung vorbei, flehentlich bittet er Adina noch einen Tag zu warten. Doch Adina, jetzt wieder oben auf, lädt alle zur Verlobung ein und Nemorino ist zum Gespött der Dorfbewohner geworden.

Am Abend wird mit Essen und Trinken die Verlobung von Adina und Belcore gefeiert. Belcore und der Notar warten das Adina die Dokumente unterschreibt. Diese zögert aber noch. Der verzweifelte Nemorino versucht beim Dulcamara noch eine zweite Flasche von dem Elixier zu bekommen, leider fehlt ihm das nötige Geld. Belcore der verwirrt ist weil Adina immer noch nicht unterschrieben hat, sieht ihn und hat eine Idee. Er schlägt ihm vor unter die Soldaten zu gehen, so will er den Rivalen loswerden. Nemorino, den ohne Adina hier nichts mehr hält, willigt nach erstem Zögern ein. Mit dem von Belcore erhaltenem Geld stürmt er geradewegs zu Dulcamara.

Auf dem Dorfplatz versammeln sich die Frauen zum schwatzen. Da bringt Gianetta die Nachricht, das Nemorinos Onkel verstorben sei und ihm sein ganzes Vermögen hinterlassen habe. Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe. Nemorino ist jetzt steinreich. Dieser schwankt gerade aus dem Wagen Dulcamaras wo er eine Menge „ Zaubertrank“ genossen hat. Auf seinen Weg nach Hause scharwenzeln auf einmal alle Mädchen des Dorfes um ihn herum und es dauert ein wenig bis er begreift dass der „Zaubertrank“ schon wirkt und ihn jetzt alle Frauen lieben. Von dem Lärm angelockt erscheinen auch Adina und Dulcamara, beide sind erstaunt über das Geschehen, Dulcamara überlegt ob er nicht doch einen Zaubertrank gebraut hat. Adina erkennt nun das sie eigentlich nur Nemorino haben will, als ihr Dulcamara erzählt das er aus Liebeskummer Soldat geworden ist, beschließt sie ihn mit allen Mitteln zu erobern. Nemorino kommt um einen letzten Blick auf die Geliebte zu werfen bevor er mit den Soldaten fortzieht.

Da steht Adina auf einmal vor ihm und übergibt ihn den Vertrag mit dem Nemorino sich als Soldat verpflichtet hat. Er ist nicht mehr gültig. Nemorino nimmt all seinen Mut zusammen und sagt, wenn Adina ihn nicht liebe, sterbe er halt als Soldat. Da gesteht Adina ihm endlich ihre Liebe und beide sind glücklich. Da platzt Belcore wieder herein, er muss nun einsehen das hier nichts mehr zu holen ist. Aber er tröstet sich, andere Städte, andere schöne Frauen. Während alle die Hochzeit von Adina und Nemorino vorbereiten verabschiedet sich auch Dulcamara von den Bewohnern, aber nicht ohne die Vorzüge seines Trankes nochmals aufzuzählen.und dann mit lauten Hupkonzert zu fahren.

Mir gefällt diese Art von Musik sehr und Donizetti muss auch viel Spaß bei der Arbeit gehabt haben denn er soll nur zwei Wochen für die Komposition gebraucht haben.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe von diesem Komponisten tatsächlich noch nichts gehört und auch diese Oper, die du hier beschrieben hast, kenne ich nicht. Zu der Musik kann ich nichts sagen, da ich noch nicht hinein gehört habe, was ich aber noch machen werde, wenn ich online etwas dazu finde. Aber die Geschichte klingt schon sehr spannend und passend für eine Oper. Ich kann mir vorstellen, dass das sehr gut ist, wenn es gut inszeniert ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


hooker hat geschrieben:Mir gefällt diese Art von Musik sehr und Donizetti muss auch viel Spaß bei der Arbeit gehabt haben denn er soll nur zwei Wochen für die Komposition gebraucht haben.

Ich mag Belcanto-Musik auch ganz gern (Donizetti wird ja dem Belcanto-Stil zugeordnet), wobei mir die Opern manchmal zu gleichförmig klingen. Ob Donizetti, Bellini oder zum Teil auch Rossini, manches klingt fast zum Verwechseln ähnlich. Den Liebestrank kenne ich bislang nur dem Namen nach, aber Lucia di Lammermoor und Don Pasquale habe ich schon mehrfach gesehen und finde die Musik eigentlich recht angenehm zu hören.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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