Wieso richten Menschen sich nach Moden?
Es fängt bei Kindern schon an, dass sie haben wollen, was "alle" haben. Jedenfalls kenne ich solche Äußerungen zu gut, und ich muss zugeben, dass ich als Kind selbst auch eine Zeit lang so war, dass ich bestimmte Dinge haben wollte, weil andere sie hatten. Vielleicht liegt das auch in der Natur des Kindes, denn Kinder lernen ja auch durch Imitation. Nur, irgendwann ist man ja auch älter und sollte dann eigentlich auch einen eigenen Geschmack entwickelt haben. Jedenfalls war es bei mir so, dass ich dann selbst entschied, was mir gefiel und was nicht. Das war in allen Lebensbereichen so, bei banalen Entscheidungen wie Kleidungsstilen und Hobbies, bis hin zur politischen Meinung. Das sind Dinge, die bildete ich mir eben selbst.
Was mich nun wundert, ist Folgendes. Man sollte ja davon ausgehen, dass Erwachsene geistig zumindest das Potential haben, sich selbst Meinungen zu bilden. Von schweren geistigen Behinderungen vielleicht abgesehen, wobei ich denke, dass auch stark geistig behinderte Menschen ja selbst wissen, ob sie etwas mögen, oder nicht. Also, die Entscheidungsfreiheit haben Menschen dann ja wohl.
Nur, wieso gibt es dann so viele Menschen, die sich auch im Erwachsenenalter noch blind nach Moden richten? Ich kenne durchaus einige, die können scheinbar gar nicht selbst beurteilen, ob ihnen etwas gefällt. Stattdessen kaufen sie, was gerade "in" sei, egal, ob es um Kleidung geht, um Getränke, Nahrungsmittel oder was weiß ich. Sogar Urlaubsziele wählen einige nach Moden, kaufen eine Hunderasse, die gerade "trendy" ist, ja, sogar die politische Meinung plappern sie oftmals nur anderen Menschen nach. Selbst Hobbies werden zum Teil nach Moden gewählt, beziehungsweise bestimmte Hobbies mit der Begründung, dass sie "out" seien, abgelehnt, auch, wenn sie ihnen sonst vielleicht gefallen könnten.
Natürlich ist jeder Mensch anders, hat einen unterschiedlichen Charakter, einen anderen Geschmack. So wird es eben welche geben, die gerne mit der Masse schwimmen. Und sich alles vorgeben zu lassen, Geschmack und Meinung, das ist sicherlich sehr gehirnschonend. Für Faule wohl bestens, denn sie müssen sich ihren Kopf nicht zerbrechen und selbst entscheiden. Oder, welche Gründe kann das noch haben?
Bitte nicht falsch verstehen, jeder darf leben, wie es ihr oder ihm gefällt! Wenn jemand ungern eigene Entscheidungen fällt, sondern jeder Mode hinterher rennt, dann finde ich das persönlich komisch, aber wenn sie das möchte, dann bittesehr! Es ist, salopp gesagt, ja nicht mein "Problem".
Nur, ich persönlich kann einfach schwer verstehen, wieso Menschen so fremdbestimmt sein wollen, ja, sich dagegen nicht wehren. Dass man sich bereitwillig der Meinung, die durch irgendwen (Umfeld, Medien, und so weiter) vorgegeben wird, einfach so, ohne darüber nachzudenken, anschließt. Mir jedenfalls fällt es im Traum nicht ein, eine Kleidungsfarbe zu kaufen, die mir selbst nicht gefällt, nur weil sie im Moment als ach wie modisch gilt. Ebenso käme mir nie in den Sinn, ein Hobby aufzugeben, weil es nun gerade als unmodisch gilt. Ich fände es auch dumm, wenn Menschen mir vorschreiben wöllten, was ich gerade wie finden sollte. Und wenn Menschen andere verspotten, da sie sich nicht nach Moden richteten, dann ist das für mich auch seltsam. Wobei ja nachgewiesen ist, dass "Abweicher" von der Masse sehr oft verspottet werden.
Ja, aber, wie ich schon schrieb, irgendwie begreife ich das einfach nicht, wieso man Moden so folgen kann. Ich bin aber interessiert daran, was und wie Menschen denken. Vielleicht kann mir ja jemand von euch erklären, wieso man als erwachsener Mensch mit potentiell eigener Meinung Moden bedingungslos folgen mag? Ich mag diese Leute ja auch gerne verstehen. Gegenseitiges Verständnis kann ja nur positiv sein.
Ach, und mit denen, die Moden folgen, meine ich nicht Menschen, die eine Mode ab und zu mitmachen, weil ihnen der "neue" Stil einfach selbst gefällt. Das finde ich normal, dass man gewissermaßen Vorschläge sieht, prüft, und dann gegebenenfalls, wenn sie einem halt gefallen, annimmt. Nein, hier soll es um Leute gehen, die wirklich jede Mode mitmachen, ohne überhaupt nachzudenken, ob sie ihnen gefällt und wenn ja, wieso. Solche Menschen habe ich wirklich schon erlebt, und zwar erwachsene.
Bevor ich mich zum Inhalt äußere, möchte ich anmerken das dies ein sehr schönes Thema ist! Als Teenager habe ich mich auch nach der Mode und den gängigen Trends gerichtet. Damals waren gerade diese riesigen Swatch Uhren fürchterlich "IN" und ich wollte unbedingt eine haben, obwohl sie für damalige Verhältnisse richtig teuer waren. Nach nicht gerade wenigen Wochenendjobs hatte ich sie mir dann endlich geleistet und war totunglücklich damit. Im nachhinein konnte ich mir einfach nicht erklären, wieso ich sie unbedingt hatte haben wollen, sie war klobig und quietschgrell, mal abgesehn davon war sie auch nicht bequem.
Aus Frust fing ich dann an, die Uhr an dem rechten Handgelenk zu tragen (wodurch ich bei zahlreichen Gelegenheiten auf peinliche Weise heraus fand wieso man die Uhr links trägt) und machte mir auch zu anderen modischen Dingen Gedanken. Es störte mich plötzlich in der Schule den selben Füller haben zu müssen wie alle anderen, weil man sonst uncool war. Ich fing an alles ins Gegenteil zu kehren und gegen den modischen Trend zu arbeiten. Mir wurde aber dann bewusst das dies genauso behämmert war, wie ein klagloser Mitläufer zu sein. Es kostete mich einige Zeit und viele Versuche, meinen eigenen Geschmack und Stil zu finden.
Warum genau Menschen dazu neigen sich nach einem allgemeinen Trend zu richten, habe ich mir dann so erklärt, das sie selbst unsicher sind. Ihnen fällt es vielleicht schwer sich für ihren eigenen Stil zu entscheiden, da sie nicht wissen ob es wirklich gut zu ihnen passt. Ein gewisses Selbstbewußtsein muß man schon an den Tag legen, um völlig frei von der vorherrschenden Mode und dem Urteil anderer Menschen zu sein. Wenn man sich nicht von der Masse absetzt, kann man auch nicht viel falsch machen.
Eine zusätzliche Erklärung fand ich dann noch in meinem Einzelgängertum, während andere Menschen immer die Nähe zu Gleichgesinnten und soziale Kontakte suchten, war ich damit beschäftigt Abstand zu gewinnen. Vielleicht ist es ein Überbleibsel des Urinstinktes. Das Rudelverhalten trug zum Schutze des eigenen Lebens sowie das der ganzen Gruppe bei. Wenn man aus der Reihe tanzte, mußte man sich eventuellen Gefahren alleine stellen. Natürlich sind das alles nur Spekulationen, aber anders konnte ich mir dieses Verhalten nicht erklären.
Pikalina hat geschrieben:Warum genau Menschen dazu neigen sich nach einem allgemeinen Trend zu richten, habe ich mir dann so erklärt, das sie selbst unsicher sind. Ihnen fällt es vielleicht schwer sich für ihren eigenen Stil zu entscheiden, da sie nicht wissen ob es wirklich gut zu ihnen passt.
Wenn ich diesen Gedanken so folge, dann könnte ich mir vorstellen, dass diese Frage, ob man Moden folgt oder nicht, vielleicht richtig eine Frage der Lebenseinstellung ist, und damit gekoppelt an bestimmte alltägliche Denkweisen. Also vielleicht echt einfach eine Frage des individuellen Charakters, und möglicherweise können wir gar nicht anders, weil wir eben auf unsere angeborenen individuellen Denkweisen beschränkt sind? So sind vielleicht einige Leute durch ihr Denken dazu "verdammt", Moden zu folgen, während anderen das Folgen von Moden einfach nicht logisch erscheinen kann, weil ihre Denkweise und Weltsicht einfach eine andere ist?
Weil, wenn mir jemand sagen würde, wenn ich der Mode nicht folge, dann wäre unsicher, dass das auch alles gut zu mir passt, dann würde mir bloß einfallen, ja, Mode, die jeder anzieht, wieso sollte denn ausgerechnet diese auf mich als Individuum passen? Dann doch eher, was ich mir selbst ausgesucht habe. Denn Mode, die für die Massen da ist, die kann niemals zu jedem Menschen passen. Genau genommen glaube ich sogar, dass Mode mir höchstwahrscheinlich nicht wirklich passt. Was kann man da denn dann noch falsch machen? Da ist, sich selbst einen Stil zu suchen, ja irgendwie eher die einzige Chance, etwas Passendes zu finden, statt sich gleich der auf jeden Fall unpassenden Mode zu beugen.
Das wäre jedenfalls ein Gedanke, der mir sofort käme, wenn jemand mir sagen würde, Mode bedeute, auf jeden Fall passend gekleidet zu sein.
Der Mensch ist ein Herdentier. Und wenn irgendein Mensch, der vermeintlichen großen Einfluß zum Beispiel in der Klasse oder in der Schule hat, der wird nachgeahmt und das ist toll und wird gleich mitgemacht. So ist es in allen Dingen und auch in der Mode. Geld ist nun mal auch Macht. Gute Mode kostet Geld. Derjenige, der es sich leisten kann hat Einfluß und Macht und zieht die "kleinen" Leute mit. Diese sind dann enttäuscht, wenn sie sich die Mode nicht leisten können und versuchen trotzdem mitzuhalten.
Nur wirklich sehr selbstbewußte Menschen entwickeln ihren eigenen Modestil. Diese selbstbewußten Menschen haben in gewisser Hinsicht dann auch eine Art Macht und ziehen wieder Leute mit, die ihre Mode mitmachen. Aber die meisten Menschen wollen mit der großen Gruppe mitziehen und nicht als altmodisch dastehen. Es ist einfach ein Gruppenzwang sich nach der Mode zu richten.
Wenn namhafte Designer irgendwas auf den Markt bringen, dann muss es Mode sein und wenn dann einer, der das Geld dafür hat, damit anfängt, dann ziehen eben viele mit. So entsteht Mode und so richten sich dann die Menschen nach der Mode. Es ist einfach cool so zu sein wie die anderen Menschen und wenn es eben nur um die Klamotten geht.
Wenn man es generell ablehnt der Mode zu folgen, folgt man auch einer Mode. Ich finde es amüsant, wie verbissen manche Leute darauf achten sich nach ihrem eigenen Stil zu kleiden und natürlich Nichts von der Stange zu kaufen sondern Second Hand. Und wenn es schon von der Stange ist, dann muss es natürlich ungewöhnlich kombiniert werden oder mit ungewöhnlichen Accessoires getragen werden. Aber wenn man dann durch bestimmte Bezirke in Berlin läuft und jeder zweite die gleiche Schiene fährt ist es eben auch nicht mehr weit her mit der Individualität, die so hochgehalten wird. In meinem Bereich, dem Wohndesign, ist das nicht anders. Aber das nur mal am Rande.
Ich denke einen weiteren Ansatz um die Frage zu beantwortet findet man, wenn man sich fragt, wer die Trends setzt, wer bestimmt was angesagt ist und wer für die Mode überhaupt verantwortlich ist. Da wird man nämlich sehr schnell auf Leute stoßen, die von vielen als Idol oder Vorbild betrachtet werden. Leute, denen manch einer nacheifert und mit denen er sich identifizieren möchte. Da es aber die wenigsten in kurzer Zeit schaffen werden zum Rockstar oder zum gefeierten Schauspieler aufzusteigen liegt es dann wohl nahe, sich erst mal eine kleines Stück davon zu holen und sich eben die gleiche Jacke, die gleiche Frisur oder den gleichen Hund zuzulegen.
Und dann hat Mode natürlich auch immer etwas mit Geld, Konsum, Status, "sich etwas leisten" und so weiter können zu tun. Sprich, wenn jemand in der aktuellen Kollektion eines angesagten Designers auftauche, drücke er damit aus, dass er sich etwas leisten kann, dass er nicht in seinen alten Sachen herumlaufen muss. In gewissen Kreisen ist es eben ein Muss zu zeigen, dass man dazu gehört.
Wawa666 hat geschrieben:Wenn ich diesen Gedanken so folge, dann könnte ich mir vorstellen, dass diese Frage, ob man Moden folgt oder nicht, vielleicht richtig eine Frage der Lebenseinstellung ist, und damit gekoppelt an bestimmte alltägliche Denkweisen.
Ja, ich denke das die Frage ob und wie weit man sich der Mode beugt eine Frage der Lebenseinstellung und der Denkweisen ist. Ein gutes Beispiel dafür sind doch Themenbezogende Moden. Musikrichtungen, Sportarten, Religion, Erziehung und noch vieles mehr spielen mit eine Rolle. Viele Menschen drücken durch ihre modische Wahl eine Gruppenzugehörigkeit aus, andere wissen einfach nicht wohin und schliessen sich irgendwo an.
Wawa666 hat geschrieben:Weil, wenn mir jemand sagen würde, wenn ich der Mode nicht folge, dann wäre unsicher, dass das auch alles gut zu mir passt, dann würde mir bloß einfallen, ja, Mode, die jeder anzieht, wieso sollte denn ausgerechnet diese auf mich als Individuum passen?.
Mit "passen" bezog ich mich weniger darauf das die Farbe zu meinen Augen oder meinen Haaren passt oder ich nach Mallorca in den Urlaub fahre weil es zu meiner Ausstrahlung passt. Es ging mir viel mehr darum, das sie keine genau Geschmacksausrichtung haben, ihre Wünsche nicht klar definieren können und auch nicht das Bedürfniss haben.
Desto länger ich darüber nachdenke, desto mehr Gründe fallen mir ein warum sich jemand einer Mode anschliesst oder nicht. Als selbstbewusster Mensch fällt es einem schwer sich vorzustellen, man könnte zur Mode gezwungen werden. Im privaten Bereich liegt das auch ausserhalb meines Vorstellungsvermögen, in beruflicher Hinsicht ist es jedoch wieder was ganz anderes. Dort gibt es Normen denen man sich schlichtweg unterwerfen MUSS, zumindest wenn man weiterhin seinen Arbeitsplatz behalten möchte.
Im Idealfall geht man also seinen ganz eigenen Weg, pickt sich aus der gerade vorherrschenden Mode das gefällige heraus und ignoriert den Rest. Da einen jedoch gesellschaftliche, berufliche oder wie auch immer geartete Zwänge beeinflussen, kommt man schon fast nicht mehr darum herum, es sei denn man lebt in Timbuktu auf einem Baum und lebt von Blättern.
@Cloudy, ich denke eher, dass den eigenen Stil pflegen zu wollen eher ein Klassiker, also eine längerfristige Äußerung des Zeitgeistes ist, als Mode, die wiederum eher kurzfristiger den Zeitgeist wieder gibt Aber ich denke auch, dass man sich erst mal fragen sollte, wer denn für diese eher kurzfristigen Moden verantwortlich ist: zunächst einmal doch bestimmte Designer, die ihre Stücke dann oft genug erst mal der Presse (egal welcher Form) vorstellen, und je nach Redaktion wird dann entschieden, was den Konsumenten vorgestellt und welche somit Trends somit gesetzt werden. Natürlich kann man da sagen, dass die Mode den Konsumenten irgendwo aufgezwungen wird.
Allerdings ist es doch so, dass jedes Medium seine Konsumenten doch irgendwie kennt und so entscheidet, was dieser Personenkreis mögen wird. Andererseits kann man sich als Konsument doch auch problemlos für ein anderes Presse-Medium entscheiden kann.
Aber selbst wenn man sich gar nicht explizit um Mode schert, ist es doch auch schwer sich einfach nicht danach zu richten. Denn egal ob man etwas kauft oder selbst herstellt, kann man sich doch nicht ganz von modischen Strömungen frei machen, da man beim Kauf doch (fast) immer darauf angewiesen ist, was andere als modern empfinden. Daher stellt sich für mich eher nicht die Frage, warum man eben Menschen Moden mitmachen sondern eher ob es überhaupt möglich ist, von der Mode völlig unbeeinflusst zu bleiben.
Diamante hat geschrieben:Aber die meisten Menschen wollen mit der großen Gruppe mitziehen und nicht als altmodisch dastehen. Es ist einfach ein Gruppenzwang sich nach der Mode zu richten.
Also folgen Menschen Moden, weil sie dazu gehören wollen, klar. Auch wegen Angst vor Ausgrenzung (ich weiß gut, wie einige Menschen einen ablehnen, nur wegen solcher Banalitäten, wie, weil man "unmodische" Kleidung trägt!). Gerade bei Jugendlichen und Kindern kann das manchmal schon sehr ausgeprägt sein.
Nur, ich frage mich eben, wieso erwachsene Menschen, die ja im Allgemeinen als geistig reif gelten, all dieses Theater überhaupt mitmachen. Wieso sie beispielsweise auch nicht "nur" glauben, jede Mode mitmachen zu müssen, sondern eben auch Menschen, die da anders sind, ablehnen. Wieso kommen sie nicht zur einfachen Erkenntnis, dass es doch am besten wäre, wenn jeder (im für seine Mitmenschen unschädlichen Rahmen) einfach absolut alles so machen würde, wie es ihm eben gerade gefällt?
Und wieso meinen sie, sie müssten diesen ganzen Mist, wie "alle" sein zu müssen, überhaupt mitmachen? Wieso kommen sie nicht auf die Idee, einfach nach ihrem Geschmack leben zu wollen, egal, was dazu gesagt wird? Ich fände das irgendwie viel erstrebenswerter, als sich zum Ziel zu machen, immer möglichst das zu tun, was die Masse macht, egal, wie man nun persönlich zu den einzelnen Moden steht.
Cloudy24 hat geschrieben:Wenn man es generell ablehnt der Mode zu folgen, folgt man auch einer Mode. Ich finde es amüsant, wie verbissen manche Leute darauf achten sich nach ihrem eigenen Stil zu kleiden und natürlich Nichts von der Stange zu kaufen sondern Second Hand. Und wenn es schon von der Stange ist, dann muss es natürlich ungewöhnlich kombiniert werden oder mit ungewöhnlichen Accessoires getragen werden. Aber wenn man dann durch bestimmte Bezirke in Berlin läuft und jeder zweite die gleiche Schiene fährt ist es eben auch nicht mehr weit her mit der Individualität, die so hochgehalten wird. In meinem Bereich, dem Wohndesign, ist das nicht anders. Aber das nur mal am Rande.
Da hast du vollkommen Recht, Cloudy24! Ich sehe das genau so, wie du. Daher verstehe ich auch eine generelle Anti-Haltung gegenüber jedem Trend als Beeinflussung durch Mode.
Wirklich unbeeinflusst ist man nur in dem Fall, in dem man sich gar nichts daraus macht, ob etwas als modisch gilt, oder nicht. Das heißt, dass man Dinge, die einem nicht gefallen, nicht trägt, obwohl sie als modisch gelten, aber eben auch, dass man Dinge, die einem gefallen, weiterhin trägt, auch, wenn sie gerade modisch werden und man allgemein Moden eigentlich nicht mag. Also, immer nur "anti" sein zu wollen, das finde ich auch pubertär. Aber wenn Teenies das machen, dann würde ich sagen, "dürfen" sie das ruhig, sie sind schließlich mitten in der Entwicklung. Aber bei Erwachsenen Menschen?
Pikalina hat geschrieben:Da einen jedoch gesellschaftliche, berufliche oder wie auch immer geartete Zwänge beeinflussen, kommt man schon fast nicht mehr darum herum, es sei denn man lebt in Timbuktu auf einem Baum und lebt von Blättern.
Ja, das stimmt leider. Über die Vor- und Nachteile von Berufskleidung möchte ich hier jetzt nicht diskutieren. Aber ich denke mir eben, dass man Berufskleidung nur während seiner Arbeitszeit tragen muss. Ob ich danach, nach Feierabend, in rosa Tüll durch die Gegend laufe, in Lackleder, oder ganz "normal", das müsste theoretisch keinen Menschen etwas angehen.
Dass in der Praxis dennoch gerne ein Auge darauf geworfen wird, was man sonst so in seinem Leben macht, das stimmt aber leider auch. Ich kann mir gut vorstellen, nein, ich weiß es selbst noch aus meiner Schulzeit, wie dann zum Teil im Unterricht getuschelt wurde, wenn mich jemand am Wochenende gesehen hatte.
Als ich noch etwas jünger war, gab es bei meinen Eltern immer einen ziemlichen Ärger wegen meines Kleidungsstils. Der folgte weder den allgemeinen Konventionen, noch strikt den Regeln eines subkulturellen "Dresscodes". Er war, streng genommen, einfach nur "seltsam". Meine Eltern hatten zur Bedingung gestellt, bis zu einem bestimmten Alter, dass ich in der Freizeit so herumlaufen dürfe, aber in der Schule solle ich bitte "normal" gekleidet erscheinen, damit die Lehrer mich nicht aufgrund von Vorurteilen schlechter bewerten. Tja, nur kannst du dir dann sicher vorstellen, was das immer für ein Getrasche war, zum Teil tagelang, wenn mich dann eben mal zufällig ein Mitschüler in meiner "Freizeitkleidung" auf der Straße getroffen hatte.
So wird es dann quasi doch zum Thema am "Arbeitsplatz", wie man in seiner Freizeit gekleidet ist. Auch, wenn es sie eigentlich nichts angehen sollte. Aber ja, auf der Basis kann es durchaus sein, dass man gedrängt wird, sich an Konventionen zu halten, auch in seiner Freizeit, weil es immer ein Kollege mitbekommen und dann auf der Arbeit thematisieren könnte. Nur, irgendwie hätte ich auch keine Lust, mich selbst in meiner Freizeit immer normkonform zu verhalten, und mein Leben lang meinen Stil zu unterdrücken, nur, damit ich nie jemandem irgendwie negativ auffalle, und dann nur aufgrund der Intoleranz dieser Person, wenn man es ja streng nimmt.
JotJot hat geschrieben:Andererseits kann man sich als Konsument doch auch problemlos für ein anderes Presse-Medium entscheiden kann.
Ja, das kann man auf jeden Fall. Mal abgesehen von starkem Gruppenzwang vielleicht, wie er in manchen Schulen vorherrscht. Da gibt es ja im Grunde die, die (mit-)bestimmen, was als "tragbar" gelte, und die anderen, die dem folgen, um keine sozialen Repressalien zu spüren zu bekommen.
Aber, mir stellt sich in erster Linie gar nicht, wonach man sich seine "Mode" aussucht. Sicherlich ist die Anzahl an potentiellen Vorbildern ziemlich groß. Und es gibt auch subkulturelle Moden, denke ich beispielsweise daran, wie sich viele Anhänger der Hip-Hop- oder meinentwegen auch der Gothic-Szene kleiden. Gerne wird das mit Individualität verwechselt, und dann tragen sie doch nur die Kleidung, die in ihrer Szene als "in" beschrieben wird. Also, man verallgemeinernd gesprochen. Einzelne Personen werden natürlich (hoffentlich) immer auch davon abweichen und einfach anziehen, was ihnen gefällt. Ob gerade modisch, oder nicht.
Eher frage ich mich also nicht, wie man sich seine Mode aussucht, sondern, wieso überhaupt? Wieso man sich eben nicht einfach hinstellt und entscheidet, salopp gesagt, "Ich mag dunkelgraue Hosen und pastellgrüne Hemden, also ziehe ich das einfach mal an", und dabei eben nicht daran denkt, was wohl die anderen Menschen dazu sagen.
JotJot hat geschrieben:Aber selbst wenn man sich gar nicht explizit um Mode schert, ist es doch auch schwer sich einfach nicht danach zu richten. Denn egal ob man etwas kauft oder selbst herstellt, kann man sich doch nicht ganz von modischen Strömungen frei machen, da man beim Kauf doch (fast) immer darauf angewiesen ist, was andere als modern empfinden.
Wieso ist man beim Kauf darauf angewiesen? Gerade, wenn man selbst etwas strickt oder näht, beispielsweise. Sicherlich, die Stoffmuster und auch Applikationen, Knöpfe und solche Dinge, die kann man nur kaufen, wenn sie wohl gerade als modisch gelten. Sonst wären sie nicht im Laden vorhanden.
Nur, sind Moden nicht etwas sehr Kurzfristiges? Das würde ja heißen, wenn ich meinentwegen 1998 irgendwo ein Stoffmuster gekauft habe, weil ich es schön fand (und es da gerade verfügbar war, da in Mode), und dann nähe ich mir etwas daraus und trage das 2003, ja, ist das denn dann nicht schon längst wieder "out"? Kann man dann noch sagen, dass man sich dann, wenn man das dann trägt, sich zwangsläufig einer Mode unterwirft? Oder reden wir gerade total an einander vorbei?
Pikalina hat geschrieben:Da einen jedoch gesellschaftliche, berufliche oder wie auch immer geartete Zwänge beeinflussen, kommt man schon fast nicht mehr darum herum, es sei denn man lebt in Timbuktu auf einem Baum und lebt von Blättern.
Genau - auch wenn man keine Berufskleidung tragen muss. Ich weiß von einem Fall, in dem die Angestellten überhaupt keinen Kundenkontakt hatten und trotzdem gab es den Angestellten von Vorgesetzten gegenüber dumme Kommentare, die sich nicht mal annähernd modisch kleideten.
Wawa666 hat geschrieben:Wirklich unbeeinflusst ist man nur in dem Fall, in dem man sich gar nichts daraus macht, ob etwas als modisch gilt, oder nicht.
Kann man das wirklich? Das versuchte ich Dir gerade in meinem Post zu erklären. Sicher kann man sich versuchen, sich nicht beeinflussen zu lassen. Aber wenn man nicht gerade auf oben schon erwähnten Baum in Timbuktu lebt, ist es schwer von Mode nichts mitzubekommen. Und wenn man etwas mitbekommt, dann löst das doch immer irgendwelche Gefühle aus.
Wawa666 hat geschrieben:Eher frage ich mich also nicht, wie man sich seine Mode aussucht, sondern, wieso überhaupt?
Weil man sich, zumindest meiner Meinung nach, auch bei Desinteresse gar nicht davon lösen kann! Man ist täglich von Mode umgeben. Sei es in den Medien, beim Einkaufen oder nur, wenn man unter Menschen ist und dort die anderen Menschen auch ansieht.
Wawa666 hat geschrieben:Wieso ist man beim Kauf darauf angewiesen? Gerade, wenn man selbst etwas strickt oder näht, beispielsweise. Sicherlich, die Stoffmuster und auch Applikationen, Knöpfe und solche Dinge, die kann man nur kaufen, wenn sie wohl gerade als modisch gelten. Sonst wären sie nicht im Laden vorhanden.
Nur, sind Moden nicht etwas sehr Kurzfristiges? Das würde ja heißen, wenn ich meinentwegen 1998 irgendwo ein Stoffmuster gekauft habe, weil ich es schön fand (und es da gerade verfügbar war, da in Mode), und dann nähe ich mir etwas daraus und trage das 2003, ja, ist das denn dann nicht schon längst wieder "out"? Kann man dann noch sagen, dass man sich dann, wenn man das dann trägt, sich zwangsläufig einer Mode unterwirft? Oder reden wir gerade total an einander vorbei?
Nein wir reden nicht aneinander vorbei. Sicher kann man sich auch alte Dinge aufheben und die später wieder benutzen, dann richtet man sich zumindest nicht nach der aktuellen Mode. Aber mal ehrlich, wer hebt sich denn so lange etwas auf? Ich beispielsweise würde nichts länger als ein Jahr aufheben, weil sich eben Geschmäcker (auch unabhängig von der Mode) ändern.
JotJot hat geschrieben:Genau - auch wenn man keine Berufskleidung tragen muss. Ich weiß von einem Fall, in dem die Angestellten überhaupt keinen Kundenkontakt hatten und trotzdem gab es den Angestellten von Vorgesetzten gegenüber dumme Kommentare, die sich nicht mal annähernd modisch kleideten.
Ja, das weiß ich. Und diese Intoleranz ist mir absolut zuwider. Aber geistig läuft das für mich dann doch irgendwie unter "Berufskleidung", auch, wenn es offiziell keine ist. Aber, wenn ich daran denke, mich für den Beruf, nur für den Beruf, irgendwie "gesellschaftsfähig" anziehen zu müssen, dann ist das für mich doch irgendwie ein berufsgebundener Kleidungszwang. Den ich dann, wie bei einer offiziellen Berufskleidung, auch in Kauf nehmen würde, ginge es nicht anders. Aber nach Feierabend hätte ich wieder an, was mir gefällt.
JotJot hat geschrieben:Kann man das wirklich? Das versuchte ich Dir gerade in meinem Post zu erklären. Sicher kann man sich versuchen, sich nicht beeinflussen zu lassen. Aber wenn man nicht gerade auf oben schon erwähnten Baum in Timbuktu lebt, ist es schwer von Mode nichts mitzubekommen. Und wenn man etwas mitbekommt, dann löst das doch immer irgendwelche Gefühle aus.
Es geht mir ja nicht darum, von Mode gar nichts mit zu bekommen. Natürlich hört oder liest man vielleicht von Dingen. Man wird sich auch eine Meinung bilden, ob man es schön findet, oder nicht. Nur, man kann dann ja trotzdem sagen "Aha, Grün ist Mode. Mag ich nicht, also ziehe ich weiter meinen eigenen Kram an". Ist das dann Beeinflussung durch Mode? Denn eigentlich bleibt das, was man trägt, ja von der aktuellen Mode dann doch unbeeinflusst, auch, wenn man von der Mode weiß.
JotJot hat geschrieben:Weil man sich, zumindest meiner Meinung nach, auch bei Desinteresse gar nicht davon lösen kann! Man ist täglich von Mode umgeben. Sei es in den Medien, beim Einkaufen oder nur, wenn man unter Menschen ist und dort die anderen Menschen auch ansieht.
Aber wieso ist man daran gebunden? Ich muss dir ehrlich sagen, ich kann nie sagen, was gerade Mode ist, und ich lebe nicht im Wald, sondern in Berlin. Ich meine, natürlich, mir fällt es auf, wenn ich in der Stadt besonders viele Menschen mit einer bestimmten Kleidungsfarbe sehe. Dann denke ich mir unter Umständen, gut, das ist nun wohl Mode. Aber mehr Gedanken mache ich mir darüber nicht. Weil es mir völlig egal ist.
Und irgendwie verstehe ich gar nicht, wieso Menschen gezwungen sein müssten, darüber nachzudenken. Ich habe meinen Kopf immer randvoll mit irgendwelchen diversen Dingen, da könnte der Tag 63 Stunden haben, und ich käme zeitlich einfach nicht dazu, über Moden nachzudenken. Genau genommen ist er einzige Gedanke, den ich mir in den letzten Monaten über Mode gemacht habe, der, den ich hier gepostet habe: Ja, Mode, wozu brauchen Menschen so etwas und was finden sie daran so toll?
Übrigens ist es bei den Medien auch so bei mir, dass ich davon wenig mitbekomme. Meldungen über Stars finde ich langweilig und schaue mir sie deswegen gar nicht an. Eigentlich sehe ich außer, wenn ich nicht einschlafen kann, sowieso kaum fern. Und in der Tagesschau oder in irgendwelchen Reisedokus oder Uraltfilmen, die nachts manchmal dudeln, was soll man da von aktueller Mode mitbekommen? Ich ziehe daraus jedenfalls irgendwie keine Erkenntnis.
JotJot hat geschrieben:Sicher kann man sich auch alte Dinge aufheben und die später wieder benutzen, dann richtet man sich zumindest nicht nach der aktuellen Mode. Aber mal ehrlich, wer hebt sich denn so lange etwas auf? Ich beispielsweise würde nichts länger als ein Jahr aufheben, weil sich eben Geschmäcker (auch unabhängig von der Mode) ändern.
Tja, siehst du, ich bin da anders. Und ich mag nicht wahr haben, dass ich bei unserer Weltbevölkerung von mehreren Milliarden Menschen die einzige Person bin, die da anders tickt.
Ich habe mit 14 schon Klamotten gehabt, die fände ich heute noch ziemlich chic, die würde ich direkt noch tragen, wenn ich seitdem nicht gewachsen wäre und mir das Zeug daher leider zu kurz und klein geworden ist. Mein liebstes Paar Stiefel habe ich bekommen, da war ich 16. Heute bin ich 23. Also, so wirklich viel hat sich bei mir beim Geschmack nicht verändert. Dunkle Sachen, edle Muster, so ein Zeug mochte ich damals schon (für das Alter sehr ungewöhnlich, ich weiß, aber da bin ich wohl hängen geblieben ) und heute ist es nicht anders.
Aber, da sieht man wieder einmal, wie unterschiedlich Geschmäcker und auch Charaktere sind. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, einmal pro Jahr alle meine Kleider plötzlich schrecklich zu finden, weil sich mein Geschmack geändert hätte. Ich war bisher eigentlich der Meinung, zumindest ab einem bestimmten Alter hat man einen so gefestigten Geschmack, dass man durchaus neu Kennengelerntes zu seinen Vorlieben neu hinzuzählen kann, aber, dass man seine alten Vorlieben nicht mehr so einfach verliert.
Also, wieder etwas dazu gelernt. Doch, es freut mich ehrlich. Ich war schon immer ein "Freak" und habe Dinge, die gemeinhin als "normal" galten, nicht verstanden. Ich bin froh, wann immer mir jemand meine Verständnislücke füllen und mir Fragen beantworten kann. Wie eben beispielsweise, wieso so viele Leute andauernd ihren Kleiderschrank ausmisten.
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