Totes Baby normal zur Welt bringen

vom 09.04.2010, 23:38 Uhr

Ich habe neulich gehört, dass es sein muss, dass ein Baby, dass im Mutterleib verstirbt normal auf die Welt gebracht werden muss. Ein Kaiserschnitt wäre dabei unmöglich. Die werdende Mutter bekommt dann wehenfördernde Mittel und muss das tote Kind normal zur Welt bringen.

Ich habe das auch schon mal im Fernsehen gehört und war eigentlich total entsetzt. Ist es nicht schon schlimm genug, wenn die werdende Mutter erfährt, dass ihr Baby tot ist? Muss sie dann noch die Erfahrung der Geburt mitmachen und kann nicht mal hoffen, dass es doch noch lebt? Ist es nicht eine Zumutung für die werdende Mutter und auch seelisch kaum zu verkraften? Welchen Sinn hat es, dass man das einer werdenden Mutter zumutet? Kann sie davon nicht eher einen seelischen Knax bekommen, als wenn sie es per Kaiserschnitt bekommt und dann Abschied nehmen kann, wenn es da ist? Welchen medizinischen Grund kann es haben, dass so gehandelt wird?

Als ich meinen Sohn bekommen habe, war auch eine Mutter im Krankenhaus, die ein totes Kind gebären musste. Sie kam sogar in ein Zimmer, wo eine Wöchnerin lag mit einem Baby. Ich fand es so entsetzlich. Die Frau weinte den ganzen Tag und die Ärzte meinten, dass sie kein anderes Zimmer frei haben. Aber am schlimmsten fand ich, dass sie das Kind normal zur Welt bringen musste. Ich dachte, dass es vor 20 Jahren vielleicht noch üblich war. Aber dass es heute noch so ist, ist mir unverständlich.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde es an sich auch eher unmenschlich, wenn eine schwangere Frau ihr totes Kind auf natürliche Art zur Welt bringen muss. Allerdings habe ich mal von einer Erklärung gehört, die ich nachvollziehbar finde.

Ein Kaiserschnitt ist nun mal eine Operation. Operationen sind immer mit einem Risiko verbunden. Und Operationen werden an sich nur durchgeführt, wenn sie medizinisch notwendig sind. In dem Falle das ein Kind bereits im Mutterleib stirbt, kann es ja aus medizinischer Sicht auch natürlich entbunden werden und man möchte damit das Operationsrisiko umgehen. Allerdings bekommen die Frauen die ein totes Kind gebähren (müssen) auch alle medizinischen Möglichkeiten. Also auch PDA und so weiter.

Und eine Kaiserschnittsnarbe ist ja auch bei weiteren Geburten nicht ganz ungefährlich. Es besteht immer die Gefahr, das die alte Narbe bei einer weiteren Geburt reisst. Was sicherlich auch ein Grund ist, das Totgeburten halt auf dem natürlichen Wege stattfinden sollten.

Und für mich wäre noch ein Aspekt, allerdings ein ziemlich harter. Frau leidet ja an sich schon genug unter der ganzen Situation. Aber eine Kaiserschnittnarbe würde sie ein Leben lang Tag für Tag daran erinnern. Klar erinnern sich Mütter von Sternenkindern täglich an ihre Kinder. Aber eine Kaiserschnittnarbe ist ja nicht unbedingt was schönes. Ich hoffe es kann jemand verstehen was ich aussagen möchte.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Wenn das Kind schon weit entwickelt ist, muss es in der Tat auf natürlichem Wege auf die Welt gebracht werden. Schon allein, weil man dadurch viele Komplikationen ausschließen oder minimieren kann. So kommt ja dann auch gleich die Nachgeburt mit heraus und wenn der Säugling stirbt, setzt ja auch der Verwesungsprozess ein und eine Operation kann da schón gefährlich werden. Das darf ja nicht in den Blutkreislauf der Mutter kommen.

Ich finde auch, dass es psychisch eine sehr starke Belastung für die Mutter ist. Sie steht all die Schmerzen durch und kann am Ende nicht mal ihr lebendes Baby in den Armen halten. Viele Mütter vergessen dann Anstrengung und Schmerz und hier wird all das nur noch verdoppelt.

Einige Mütter wollen dann ihr totes Kind trotzdem auf den Arm bekommen um sich verabschieden zu können. Es kann vielleicht durchaus helfen, den Schmerz entwas zu lindern, wenn man sich so verabschieden kann. Ich denke aber, dass sowas die Sache auch noch unerträglicher machen kann...

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Ich finde den Gedanken auch ganz furchtbar und ich habe allergrößten Respekt vor jeder Mutter, die so ein Erlebnis durchmachen muss! Während meiner Schwangerschaft war ich manchmal etwas überängstlich und hatte wie viele andere Schwangere auch riesengroße Angst, dass mit meinem Baby etwas passiert. Diesbezüglich kann das Internet ein Fluch sein, weil ich stundenlang in irgendwelchen Foren gewesen bin, mit Berichten über Fehl- und Totgeburten.

Mein Verstand hat immer gesagt, dass ich das bleiben lassen soll und dennoch haben mich die Beiträge oft so berührt, dass ich sie immer wieder gelesen habe. So habe ich schon mehrere Beiträge über Totgeburten gelesen. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie man dazu psychisch fähig sein soll, aber es haben viele Frauen berichtet, dass es trotzdem eine wunderschöne Geburt war und sie es sehr positiv gefunden haben, dass sie das Kind auf natürlichem Weg zur Welt bekommen haben. Sie würden das auch niemals missen wollen. Es war für sie ein wichtiger Schritt Abschied zu nehmen.

Ich habe auch einmal einen psychologischen Bericht gelesen, indem erklärt wurde, dass es vor allem für die Mutter sehr wichtig für die Verarbeitung sein soll. Wirklich vorstellen kann ich es mir nicht, aber es dürfte irgendwas Wahres daran sein, weil der Großteil der Berichte tatsächlich positiv waren, also natürlich nicht, dass es eine Totgeburt war, sondern einfach dass sie die Möglichkeit zu einer normalen Geburt hatten.

Vielleicht kann man es ein wenig damit vergleichen, dass auch bei normalen Geburten Frauen mit einem Kaiserschnitt manchmal etwas missen. Eine Freundin von mir hatte einen Kaiserschnitt und sie sagt mir jetzt, 2 Jahre danach noch immer wieder, wie sehr sie eine normale Geburt vermisst und sie ist fest davon überzeugt, dass ihr etwas entgangen ist. Ich kann mir das schon vorstellen, mir würde glaube ich auch etwas fehlen, aber bei ihr war es medizinisch notwendig und ein Kaiserschnitt war sicher vernünftiger.

Eine Geburt ist schon ein sehr bedeutendes Erlebnis für eine Frau. So was ich aus den Beiträgen rausgelesen habe war auch, dass man das Kind trotz Totgeburt möglichst wie ein lebendes Kind behandelt. Eine Mutter kann ich mich erinnern hat einmal geschrieben, dass es so wäre, als ob man das Kind begraben lässt ohne dabei zu sein. Ein Begräbnis ist ebenfalls sehr schmerzhaft und dennoch wichtig für die Trauerarbeit.

Eine Totgeburt ist auch erst ab einer bestimmten Schwangerschaftwoche möglich und es wurde auch immer wieder geraten, in Grenzfällen eher zu einer Todgeburt zu tendieren. Als äußerst unmenschlich jedoch finde ich es, dass man diese Mutter dann in ein Zimmer mit einem Baby legt! Also das ist wohl wirklich furchtbar und einfach unmenschlich! Da würde ich es viel passender finden, dass diese Frauen in der normalen gynäkologischen Abteilung sind.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde es auch furchtbar ein Kind tot auf die Welt zu bringen, und da noch dazu auf einem normalen Weg. Aber ich denke das es, wenn möglich auch besser so ist. Man hat den Schmerz vom Tot des Kindes und dann noch die Schmerzen vom Kaiserschnitt - das wünsche ich keiner Mutter.

Außerdem denke ich das man, wenn man die Wehen und die Geburt durchmacht, besser alles verarbeiten kann. Man kann Abschied nehmen. Beim Kaiserschnitt, eventuell noch mit Narkose, bekommt man ja nicht viel mit. Irgendwie kriegt man nicht so wirklich mit das es jetzt vorbei ist.

Das man so eine Frau auf eine Station legt wo die Babys sind finde ich grausam. Ich kann mich noch erinnern, als ich meine Fehlgeburten hatte, war ich auf der normalen Gyn Station. Allerdings mußte ich zu einer Untersuchung wo anders hingehen und dort liefen gerade zwei Mütter mit ihren frisch geborenen Babys hin und her. Für mich war es einfach nur furchtbar. Wie muß es dann der Mutter gehen die die Babys den ganzen Tag sieht.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Also ich mußte ja leider Mal die Erfahrung einer Totgeburt machen und kann LittleSister weitgehen zustimmen. Bei mir war es in der 36. Schwangerschaftswoche und als ich es im Krankenhaus erfahren hatte, wollte ich eigentlich auch nur schnell das tote Baby aus dem Bauch haben. Erst frage ich auch nach einem Kaiserschnitt und wunderte mich wieso man das nicht macht, aber im Nachhinein ist mir das natürlich klarer, denn eine normale Geburt ist eben für den Körper viel einfacher zu verkraften.

Mir wurden damals abends Tabletten gegeben damit die Wehen eintraten und dann ging es ganz schnell. Ich hatte allerdings das Glück, dass ich auf der normalen Gynstation liegen durfte und mußte mir somit keine frischgeborenen Babys anhören oder ansehen. Die Geburt selbst erlebt man sowieso wie in Trance, man bekommt dass in dem Moment gar nicht so richtig mit. Ich durfte normal in einem kleinen Kreissaal in aller Ruhe entbinden und von dem Baby Abschied nehmen. Nach der Geburt fühlte ich mich trotzdem erleichtert und konnte das Baby sogar im Arm halten. Der Abschied war für mich sehr wichtig und ist natürlich ein großer Aspekt für die Trauer gewesen, genauso wie die Beerdigung.

Kurz darauf war ich auch wieder schwanger und war heilfroh darüber dass es die Totgeburt nicht mit einem Kaiserschnitt endete, denn sonst hätte ich noch mehrere Monate wegen der Wundheilung etc. warten müssen. Mittlerweile denke ich auch relativ selten an die Totgeburt zurück und konnte es dank der darauffolgenden Geburt meines Sohnes relavit schnell und gut verarbeiten.

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» Princess84 » Beiträge: 1034 » Talkpoints: 17,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich stelle mir diese Prozedur einer Totgeburt auch schrecklich vor und mir tut es unendlich leid wenn jemand so etwas durchmachen muss. Da hat man die Schmerzen und Wehen wie bei einer normalen Geburt aber kein schönes Ergebnis, das muss echt schlimm sein.

Andererseits finde ich es gut, dass es auf normalen Wege geboren werden sollte - sofern es möglich ist. Wie schon oben geschrieben wurde, ist es besonders bei den nächsten Schwangerschaften wichtig. Auch kann man durch die Geburt vielleicht etwas damit abschließen und sich verabschieden und somit die Trauer bewältigen.

Princess84 hat geschrieben:Kurz darauf war ich auch wieder schwanger und war heilfroh darüber dass es die Totgeburt nicht mit einem Kaiserschnitt endete, denn sonst hätte ich noch mehrere Monate wegen der Wundheilung etc. warten müssen. Mittlerweile denke ich auch relativ selten an die Totgeburt zurück und konnte es dank der darauffolgenden Geburt meines Sohnes relavit schnell und gut verarbeiten.

Das ist wohl das beste, was einem passieren kann. Nach einer Totgeburt eine weitere Schwangerschaft mit gutem Ausgang. Man kann dadurch einfach besser abschließen und das neue Baby freudig in Empfang nehmen. Man erfreut sich dadurch am neuen Nachwuchs und denkt stressbedingt einfach weniger an die Totgeburt. Schön, dass es bei dir dann doch gut ausgegangen ist. Einer Bekannten von mir ist es leider nicht so gut gegangen und sie leidet teilweise sogar jetzt noch (10 Jahre später) an ihrer Totgeburt.

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» misses_jessica » Beiträge: 963 » Talkpoints: -4,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bewundere diese Mütter, die eine Totgeburt miterleben müssen, so wie sie z.B. Princess84 beschrieben hat. Alle Achtung!! Ich weis nicht, ob ich so etwas so durchstehen könnte. Da ich selber in der 36. Woche schwanger bin, ist die Vorstellung für mich wirklich sehr schlimm. Wenn ich solche Meldungen höre, wünsche ich mir nur mehr mein Kind lebend und auch hoffentlich gesund in den Armen halten zu können.

Es wird sicher medizinische Gründe geben, warum man eine Totgeburt auf normalen Weg auf die Welt bringen sollte. Das mit der Infektion klingt eigentlich auch recht einleuchtend für mich. Aber ich stelle mir die Geburt dadurch, dass das Baby nicht mehr "mithelfen" kann noch schmerzhafter vor. Wenn ich mich an meine erste Entbindung zurück erinnere, weis ich noch genau, wie der Kopf der Kleinen in mein Becken gedrückt hat. Damals haben die Hebammen gesagt, die Kleine will schon raus, sie hilft schon richtig mit. Aber bei einem totem Baby kann es diese Hilfe ja nicht mehr geben.

Und mal ehrlich, ich kann auch das Krankenhauspersonal nicht ganz verstehen, wenn sie die Mutter eines toten Kindes in ein Zimmer mit Babys legen. Wenn man die Kleinen dann noch den ganzen Tag sieht und sie schreien hört, ist das ganze dann noch viel schlimmer. Ich denke mir, dass man da erst einmal eine Zeit braucht um dieses Erlebnis zu verdauen. Aber auf diese Art und Weise ist der Schmerz noch viel schlimmer.

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» Kruemmel » Beiträge: 1280 » Talkpoints: 62,51 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Auch ich finde den Gedanken ganz furchtbar, dass man ein totes Baby noch normal auf die Welt bringen muss. Auch kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass dies sein MUSS. Falls dies aber dennoch so ist, würde ich mich freuen, wenn uns jemand hier erklären könnte, wieso das so ist.

Dass eine Mutter dies aber muss, könnte ich mir nur so erklären, dass es irgendeine Wirkung auf den Körper bzw. die Psyche der Mutter hat. Vielleicht versteht der Körper erst nach der Geburt, dass das Baby nicht mehr da ist und produziert ander Hormone, usw.? Oder es ist für die Psyche der Mutter einfacher zu verstehen, wenn sie ihr Kind normal auf die Welt bringt!?

Von einer Freundin meiner Familie weiß ich allerdings, dass sie vor etwa 20 Jahren ebenfalls eine Totgeburt hatte. Sie wusste damals ebenfalls bereits vor dem Geburtsvorgang, dass ihr Baby tot ist und musste es dennoch noch auf normalen Weg auf die Welt bringen. Das ist aber wie bereits erwähnt etwa 20 Jahre her.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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