Sanierung einer Villa - Kosten

Bei einer Stadtrundfahrt haben wir uns spontan in eine alte Villa verliebt, die dort in einem sehr schönen Viertel liegt. Der Preis wäre auch sehr günstig denn die Villa ist ziemlich herunter gekommen. Nun haben wir keine Ahnung was uns die Sanierung der Villa kosten würde.

Wisst ihr wie man sowas rausfindet, gibt es Gutachter die einem das vielleicht vorher schon mal sagen könnten? Denn wir wollen nicht dass der Kauf ein Fiasko wird, wo finden wir mehr Infos dazu?

Sicherlich gibt es Gutachter, nur die kosten halt auch Geld. Fragt einfach mal beim Verkäufer oder halt Makler nach, ob es ein Exposé zu diesem Haus gibt. Dort dürfte schon der Sanierungsbedarf drin stehen. Gibt es sowas nicht, dann solltet ihr mal einen Fachmann kommen lassen für einen Kostenvoranschlag einer kompletten Sanierung. Da kann man vorher abklären, das dieser kostenlos sein muss. Gibt nämlich auch Firmen, die einem dann sowas in Rechnung stellen.

Ich habe letztes Jahr mal wegen einer solchen Sanierung bei einem Mehrfamilienhaus mir einen Preis nennen lassen. Und da wurde nur grob geschätzt anhand von Bildern, welche im Internet dazu waren. Unter 100.000 Euro wäre da nichts drin gewesen. Du siehst also, das so eine komplette Sanierung aus einem vermeintlichen Schnäppchen eine Finanzruine machen kann. Deswegen da vorher mal konkrete Zahlen liefern lassen.

Eine seriöse Schätzung ohne Details kann man eigentlich nicht abgeben. Aber weil du selber schreibst dass die Villa einen ziemlich herunterge-kommenden Eindruck macht würde ich bei einer Komplettsanierung so um die 300 000 Euro ansetzen, eher noch mehr. Mit Komplettsanierung meine ich die Erneuerung des Daches, die Fassade, Heizung, Fenster, Bad und Elektroleitungen. Wenn noch umfangreiche energetische Sanierungen erforderlich sind, Villen haben oft einen hohen Heizbedarf, kann es locker mehr werden. Auch versteckte Mängel die man auf den ersten Blick nicht sieht können noch richtig reinhauen. Ich denke so an morsche Fußböden, feuchte Keller oder sogar den gemeinen Hausschwamm.

Bei einer Teilsanierung würde ich grob 100 000 bis 150 000 Euro ansetzen, je nach dem was ihr für Ansprüche habt. Wenn die Villa zum letzten Mal beispielsweise in der 80igern saniert wurde wären das ungefähr die Ausgaben um ein halbwegs vernünftiges Wohnen zu ermöglichen. Villen sind Liebhaberobjekte, da sollte man nicht so aufs Geld schauen.

Meine Zahlen sind nicht aus der Luft gegriffen. Für unser Haus habe ich inzwischen so an die 150 000 Euro an Sanierungskosten gezahlt. Mein ehemaliger Nachbar hat 325 000 Euro in eine heruntergekommene Villa investiert bevor ihm die Luft ausging und die Banken den Geldhahn zudrehten.

Zahlen können nicht allgemein aufgestellt werden und richten sich meist nach der Anzahl der qm. Für eine Komplettsanierung kannst Du locker 300 Euro pro Quadratmeter Grundfläche x Anzahl Stockwerke (auch Keller & Dachboden) ansetzen, darunter geht meist nichts.

Das kann billiger werden wenn z. B. kostenintensive Punkte wie Dach, Heizungsanlage, Sanitäranlagen, Elektroanlagen oder Keller wegfallen. Da kann man grob für jedes wegfallende Element 40 Euro abziehen. Oder wenn man dazu bereit ist sehr viel in Eigenleistung zu machen, wobei man nicht alles alleine machen kann - nicht wegen des fehlenden Könnens, sondern weil per Gesetz und Verordnungen bestimmte Arbeiten von Fachpersonal ausgeführt werden müssen.

Den ungefähren Investitionsstau kann man also grob erst einmal ohne Gutachter abschätzen indem man beim Verkäufer anfragt, was denn z. B. wann gemacht wurde. Sollten die letzten Modernisierungen länger als 20 Jahre zurückliegen (gerade bei Heizung, Dach, usw.) kannst Du schon einmal damit rechnen, dass das zu machen ist und in die Rechnung einbeziehen.

Solltet ihr keinen vom Fach an der Hand haben im Bekanntenkreis und das Haus wirklich kaufen wollen würde ich mir dann einen Gutachter holen der den Investitionsbedarf und den Wert des Hauses in Relation dazu abschätzen kann. Denn für einen kompletten Sanierungsfall können auch noch 60.000 Euro in bester Lage zu teuer sein.

Was wirklich nicht zu vergessen ist, hat Subbotnik kurz angesprochen: es wird einen Grund geben, weshalb das Anwesen günstig abzugeben ist. Einer der Gründe könnte sein, dass das Sanieren sich nicht lohnt bzw. aus rein wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn macht. Daher braucht es nicht nur zur Abschätzung der Sanierungskosten einen Baugutachter, sondern schon vorher bzw. des Wert bzw. des Zustandes der vorhanden Bausubstanz.

Wenn der zum Schluss kommt, dass das Baugrundstück den einzigen Wert darstellt und sich hier nur noch der Abriss lohnt, dann sind mögliche Schätzungen bzgl. Sanierungskosten vergebene Liebesmühen und der günstige Preis für das Haus in Wahrheit nur ein extrem überteuerter Preis für ein erschlossenes Baugrundstück.

Ich denke man kann hier pauschal nicht sagen. Es kommt immer darauf an was alles gemacht werden muß, ob ihr einen Teil selber machen könnt, wie groß das Haus ist und so weiter.

Wir haben in unserem Haus 6 Räume mit Gipsplatten verkleidet, verspachtelt, ausgemalt, Böden gelegt und haben dafür circa 3000 Euro bezahlt. Haben aber alles selber gemacht, also hatten keine Handwerker. Wenn man die Handwerker auch noch bezahlen muß dann kommt es um sehr viel teurer.

Ich würde mir trotzdem vorher mal die ganze Geschichte von einem Fachmann anschauen lassen und mich danach entscheiden. Wenn es ziemlich heruntergekommen ist könnten hier sehr viel versteckte Kosten auf euch zu kommen.