Kandidatin in Österreich

Irgendwie lese und höre ich hier in Deutschland recht wenig über die Geschehnisse jenseits der Alpen (Österreich). Aber nun steht dort ja die Präsidentschaftswahl an, und der Präsident bzw. die Präsidentin wird dort ja direkt vom Volk gewählt. So was ist schon mal im (Kurt) Waldheim geendet.

Jetzt aber steht dort die Barbara Rosenkranz tatsächlich zur Wahl, und seltsamer Weise wird nirgends berichtet, dass sie völlig außer Konkurrenz und Chancenlos nur die Öffentlichkeit für die FPÖ sucht. Kann es denn wirklich sein, dass im Jahr 2010 in Österreich eine Holocaustleugnerin und Ausländerfeindin reale Chancen hat, vom Volk ins höchste und repräsentative Staatsamt gewählt zu werden? Zumal ja auch noch ihre Bekanntheit daher rührt, dass ihr Mann wohl nur deshalb nicht selbst als Kandidat auftritt, weil er zu sehr mit Nazi-Organisationen in Verbindung gebracht wird und mit der Parole "Nein zur Ausländerflut" dem bürgerlichen Lager einen (kleinen) Schritt zu weit gegangen ist bzw. zu offen war.

Irgendwie verstehe ich nicht, warum hier so wenig Protest aus breiteren Schichten der Bevölkerung zu vernehmen ist. Die gute Frau Rosenkranz hat ja als erste Forderung nach ihrer Nominierung verlangt, dass das Gesetz aufgehoben wird, wonach eine Wiederbetätigung der NSDAP in Österreich unter Strafe gestellt ist. Da bleibt einem die Spucke weg.

Auch leugnet sie beharrlich den Holocaust. Auf Fragen dazu, verweist sie auf ihr Schulwissen. Und damals hätte sie eben so was nicht gelernt. Vielleicht muss man dazu wissen, dass zu ihrer Schulzeit (Ende der 60er Jahre) in Österreich der Geschichtsunterricht mit dem Ende des Ersten Weltkriegs endete und eine Aufarbeitung der Geschichte in weiten Teilen des Landes wohl nicht statt gefunden hat.

Offenbar hat sie sich nun so wie ihr Mann auch - schon oder nur des international zu erwartenden Protestes wegen - ein wenig von der Leugnung distanziert, indem sie die Verbrechen der Nazis verurteilt. Ist so was zu fassen? Die Sprache ist ja bekanntlich verräterisch. Wer sich explizit von den Verbrechen der Nazis distanziert, vereinnahmt deren anderen Positionen. Und das wird in Österreich genau so verstanden. Ganz nach dem Motto: Juden, Kommunisten und Schwule weg sperren war OK, aber nicht das umbringen. Obwohl das alles wohl bekannt ist, regt sich - der hiesigen Presse nach - kein Protest in Österreich.

Existiert in dem Land eigentlich eine eigenständige linke politische Kraft oder aber ist dies in all den Jahren des SPÖ und ÖVP Einheitsbreis abhanden gekommen und nur die Rechten erstarken bzw. trauen sich wieder aus den Löchern?

Ich bin ehrlich und aufrichtig auf den Ausgang der Wahl gespannt.

Ich bin zwar Österreicherin, aber mich interessiert diese Wahl und alles was vorher rundherum passiert eigentlich nicht sonderlich. Normalerweise gehe ich bei jeder Wahl wählen, aber dieses Mal werde ich es mir noch sehr genau überlegen.

Wie die Wahl ausgehen wird fragst du. Obwohl ich kein Meinungsforscher bin kann ich mit ziemlicher Sicherheit heute schon sagen, dass Dr. Heinz Fischer wieder Bundespräsident wird. Deswegen haben einige größere Parteien auch auf die Aufstellung eines eigenen Kandidaten verzichtet, da sie sowieso chancenlos sind und es nur unnötig Geld kostet.

Ich höre zwar in letzter Zeit sehr wenig Nachrichten, aber dass Fr. Rosenkranz einige Meldung von sich gegeben hat, die überhaupt nicht passend waren. Schon alleine deswegen werde ich wohl nicht zur Wahl gehen. Proteste hat es meines Wissens schon gegeben, aber eher im kleinen Rahmen. Die FPÖ ist ja bei uns durch Dr. Jörg Haider erst wieder so richtig aufgelebt. Er hat es zeitweise verstanden, die Menschen zu manipulieren. Er war ja eine große Persönlichkeit, aber eben auch sehr zwiespältig. Aber ich würde nicht sagen, dass es bei uns viel mehr "Ausländerfeindlichkeit" gibt als in anderen Ländern. Deswegen wird Fr. Rosenkranz nur eine klitzekleine Nebenrolle in der Wahl spielen.