Englische und deutsche Lehrbücher fürs Studium

Welche Lehrbücher verwendet ihr für das Studium? Ich selbst studiere im Bereich der medizinischen Lebenswissenschaft. Es ist ein neuer Studiengang, der zwischen Biologie und Medizin angesiedelt ist und mir ist aufgefallen, dass englische Lehrbücher viel besser sind als deutsche Lehrbücher. Ich finde deutsche Lehrbücher einfach total schlecht. Mit den englischen Lehrbüchern kann ich viel besser lernen. Sie sind besser strukturiert, motivieren einen mehr und sind leichter verständlich.

Wie seht ihr das? Fast hätte ich es vergessen: Gibt es einen Grund, weshalb deutsche Lehrbücher so kompliziert und schlecht sind und Englische dagegen besser?

Ich selbst studiere Anglistik, daher bin ich bei der Auswahl meiner Lehrbücher natürlich etwas eingeschränkt. Aber dass die englischen Lehrbücher wesentlich übersichtlicher strukturiert und leichter verständlich sind, ist mir auch schon aufgefallen. Ein weiteres Phänomen, das mir vor allem in meinem Nebenfach (Philosophie) auffällt, ist, dass es im englischsprachigen Bereich um ein Vielfaches mehr Einführungen gibt, als in der deutschsprachigen Literatur.

Ich glaube, beide Beobachtungen sind hauptsächlich zwei Tatsachen geschuldet. Zum einen sind amerikanische (College-)Studenten in der Regel einige Jahre jünger als ihre deutschen Pendants und haben eine ganz andere Vorbildung in ihren High-Schools genossen. Das Schreiben von Essays oder Analysen - also das, was wir hier in Deutschland spätestens ab der zehnten Klasse fast ausschließlich behandeln - lernt man dort häufig erst in der akademischen Laufbahn. Ich schätze, dass dementsprechend auch die Lehrbücher etwas einfacher gehalten werden, da eine Darstellung, wie sie in unserer Literatur üblich ist, die meisten Studienanfänger in den Staaten schlicht überfordern würde.

Zum anderen ist das auch ein kulturelles und sprachliches Phänomen. Im Englischen gibt es wesentlich weniger Fachbegriffe als im Deutschen, da diese häufig gleichzeitig auch in der Umgangssprache gebraucht werden. Durchfall, zum Beispiel, heißt bei uns unter Medizinern Diarrhoe - in den Staaten einheitlich „Diarrhea“, unter Ärzten wie unter Bauarbeitern. So ist im Endeffekt weniger spezielles Vokabular von Nöten, um die Fachliteratur zu verstehen, weil man die meisten Wörter (zumindest als Muttersprachler) schon kennt. Hinzu kommt eine - um es mal sehr einfach auszudrücken - eher pragmatischen Ausrichtung der Akademischen Ausbildungen selbst und des gesellschaftlichen Ansehens, welches diese genießen. So kommt es, das Bücher, die an deutschen Hochschulen vielleicht (begründet oder nicht) als "zu oberflächlich" eingestuft würden, in den USA Standardlektüre sind.

Wenn man all das noch mit dem wesentlich größeren Absatzmarkt für Fachliteratur auf Grund der schlichtweg höheren Bevölkerungszahl kombiniert, kann man, denke ich, diese Unterschiede schon recht gut nachvollziehen.

Rein persönlich ziehe ich aber immer noch die deutschen Lehrbücher den englischen vor. Die haben meiner Erfahrung nach eine wesentlich höhere Durchschnittsqualität - was für mich als Student ganz praktisch bedeutet, dass ich zur Recherche weniger Bücher prüfen muss und mich auf die Angaben und deren Vollständigkeit besser verlassen kann. Und letztendlich ist es selbst für mich, der an guten Tagen auch bei Muttersprachlern als solcher durchgeht, schlichtweg einfacher, Deutsch zu lesen. Da bin ich einfach schneller und sicherer. Aber ich mag auch den typischen Lehrbuchstil, der dort häufig Verwendung findet. Ich schätze, was man bevorzugt, ist am Ende einfach Geschmackssache.