Weibliche Kriminalpolizei

vom 07.04.2010, 03:35 Uhr

Ich gucke immer "Aktenzeichen XY" falls ich die Möglichkeit dazu habe. Nun habe ich über das XY-Wiki festgestellt, dass im Internet auch ganz alte Folgen verfügbar sind und habe mir direkt mal ein paar davon angeschaut. Die Folgen, die ich bisher geschaut habe, sind von 1967 und 1968. Nun ist schon zum zweiten Mal der Begriff "Weibliche Kriminalpolizei" gefallen. Ich habe diese Zeit selbst nicht miterlebt und kenne nur die Polizei in ihrer heute üblichen Form, also so, dass Männer und Frauen gleichberechtigt ihren Dienst bei der Polizei versehen.

Was hat es mit der "Weiblichen Kriminalpolizei" auf sich? Warum wurde diese Unterscheidung gemacht? Gab es damals wirklich eine eigene Einheit für Frauen, die sich vielleicht sogar von der Kriminalpolizei für Männer unterschieden hat? Falls ja: wo bestanden die Unterschiede?

Aus heutiger Sicht erscheint es geradezu kurios, dass es vor nicht allzu langer Zeit scheinbar noch solche Unterscheidungen zwischen Männern und Frauen im Berufsleben gab.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ja, die "weibliche Kriminalpolizei", abgekützt auch "WKP", war wohl wirklich ein einzelner Teil der Polizei, zu der dann wirklich nur Frauen Zugang hatten. Es gab ihn zwischen den 20er und 70er Jahren.

In der Wikipedia steht jedenfalls, dass die sich hauptsächlich mit minderjährigen Straftätern, Prostituierten und auch mit der Verhörung von Zeugen und Opfern beschäftigt haben. Besonders mit den Opfern von Sexualstraftaten haben sie sich befasst, oder auch mit minderjährigen weiblichen Tätern. Sie haben auch mit den Jugendämtern zusammen gearbeitet. Eine Uniform hatten sie wohl übrigens nicht, sondern trugen zivile Kleidung. Also, allgemein wurden sie wohl eher als "soziale Hilfkräfte" betrachtet. Irgendwie erinnert mich das sehr an dieses Klischee, dass Frauen sozial kompetenter seien, als Männer. Ich befürchte sogar, dass dieses Klischee auch der Grund für diese besondere Polizeigruppe war.

Wobei ich es bei einigen ihrer Aufgabenbereiche schon nachvollziehen kann. Eine Frau, die sexuell von einem Mann missbraucht worden ist, wird wohl lieber einer Frau schildern, was ihr geschehen ist, als einem Mann. Meistens jedenfalls. Aber auch heute werden die Opfer, denke und hoffe ich zumindest, dann ja eher von Beamtinnen befragt, als von Beamten. Dazu braucht man keine eigene Polizei nur für Frauen, finde ich. Aber noch vor einigen Jahrzehnten hatten die Menschen ja zum Teil komische Ansichten.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hier darf man bei der Einschätzung aber nicht vergessen, wie groß der Fortschritt war, als diese "Weibliche Kriminalpolizei" eingeführt wurde. Damals gab es gar keine Frauen in diesem Bereich, so dass es sicher (vermutlich auch eine Folge der Männerknappheit nach dem ersten Weltkrieg) als ein bedeutender Schritt in Sachen Emanzipation gesehen werden kann.

Wenn man sich nun darüber wundert, dass es erst sehr spät dazu gekommen ist, die Unterscheidung im Sinne einer echten Gleichberechtigung aufzuheben, dann sollte man sich auch andere Verordnungen und Gesetzte vor Augen halten, die ebenfalls eigentlich erst vor kurzem geändert wurden. Der Besitz und Vertrieb von Kinderpornographie war bis in die 90er Jahre erlaubt. Gleichgeschlechtliche Liebe war, anders als sonst, lange erst ab 21 Jahren erlaubt. Eine einheitliche Regelung (für heterosexuelle und homosexuelle) gab es erst seit 94. Körperliche Bestrafungen von Kindern (also das Prügeln) ist als Erziehungsmethode im Grunde auch erst seit 2000 explizit verboten!

Da ist die Geschichte mit der Weiblichen Kriminalpolizei doch fast noch etwas, dass man unter Fortschritt sehen könnte. Alles andere erinnert einen, dass das Mittelalter vielleicht doch noch nicht so lange her ist.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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