Geld macht glücklich - wenn man mehr hat
Sicher jeder kennt den Spruch Geld allein macht nicht glücklich. In gewisser Weise könnte der Spruch mehr stimmen, als man gemeinhin annimmt. Denn nach Studien der Universität Warwick in Großbritannien soll Geld dann glücklich machen, wenn man davon mehr als Freunde und Bekannte besitzt.
Von 1997 bis 2004 wurden insgesamt 12.000 Briten befragt, mit dem Ergebnis, dass die absolute Höhe des Einkommens die allgemeine Lebenszufriedenheit kaum beeinflusst. Erst wenn der Vergleich klar macht, dass man mehr als andere verdient, erhöht sich diese Zufriedenheit. Einziges Problem daran, wir Menschen orientieren uns eher nach oben als nach unten, so dass das Glücksgefühl öfter mal einen Dämpfer erhält.
Wer nun denkt, dass die reichsten Menschen auch die glücklichsten sein müssten, der irrt. Ist erst mal ein mittleres Einkommen erreicht, dann steigt das Glücksgefühl mit weiter steigendem Einkommen kaum noch.
Das habe ich letztens auch gelesen und kann das sehr gut nachvollziehen. Wenn ich mir mal ausmale, dass die Leute um einen herum genauso viel Geld haben wie man selbst, dann macht das ja nicht glücklich - Selbst wenn dann alle viel Geld und einen hohen Lebensstandard haben, fühlt man sich ja trotzdem wie die Mittelschicht. Ich glaube, wenn man im Freundes- und Bekanntenkreis einfach immer gleich gestellt ist, kann man gar nicht zu schätzen lernen wie gut es einem geht, weil man es ja als Normalität empfindet.
Wenn aber natürlich die Leute um einen herum immer weniger zur Verfügung haben als man selbst und man sich Dinge kaufen kann, die sich andere nicht leisten können und wenn der Besuch nur staunt über die teure Couchgarnitur und die tolle Einbauküche mit allem Schnickschnack, dann macht das mit Sicherheit glücklich und ich glaube, es beruhigt einen auch.
Die Statistik klingt einleuchtend. Das Problem ist ja, dass man sich an anderen Leuten orientiert und dann eben unzufrieden ist. Wenn man so überlegt was man hat und sich alles leisten kann, kann man durchaus schon zufrieden sein. Können sich aber viele im Umfeld mehr leisten oder "bessere" Sachen leisten, kann es schon schnell auch zur Frust werden.
Ich selbst reagiere ähnlich. Wenn das Umfeld die selben Möglichkeiten hat wie ich, dann ist es Normalität. Habe ich Leute um mich, die immer mehr Geld haben und es (in meinen Augen) schon fast aus dem Fenster werfen, komme ich mir wie ein Kleinverdiener vor. Andersrum komme ich mir dann schon wohlhabender vor, wenn das Umfeld viel sparen muss um sich etwas zu leisten oder es kaum möglich ist. Das ist ja oft nur ein subjektiver Eindruck, der sich je nach Umfeld ändern kann.
Ich finde das faszinierend, wie stark sehr viele Menschen offenbar von Neid und Missgunst geprägt sind. Denn umgekehrt könnte man ja auch sagen: Egal wie schlecht es mir geht, Hauptsache ich kenne wen, dem es noch schlechter geht. Dass man jemandem, den man nicht ausstehen kann eventuell seinen Luxus nicht gönnen mag, kann ich ja noch nachvollziehen. Oder, dass man sich ärgert, wenn jemandem, der einfach faul und dreist ist, gewisse Dinge zufallen, für die man selbst hart arbeiten musste, das kann ich auch verstehen. Das gilt sicherlich nicht nur in materiellen Dingen, sondern auch was Erfolg oder Lebensglück angeht.
Aber, dass man auch guten Freunden nicht gönnt, wenn es diesen ebenso gut geht, wie einem selbst und, dass man lieber über ihnen stehen will, und sei es nur ein bisschen, schockiert mich nun gerade doch. Wenn ein Freund von mir und ich beide hart arbeiten und wir dadurch beide in etwa den gleichen Lebensstandard erreichen, warum sollte ich dann deswegen unbefriedigt sein? Vielleicht bin ich da auch wieder mal fehlsozialisiert, aber irgendwie will es einfach nicht in mein Denkmodell passen, dass so viele Leute nur dann zufrieden sein sollen, wenn sie sich ihrem Umfeld überlegen fühlen.
Natürlich ist es gut, ehrgeizig zu sein und etwas erreichen zu wollen in seinem Leben. Und, dass man vielleicht frustriert ist, wenn alle, die man kennt, einen deutlich höheren Lebensstandard haben, dass man sie um ihren Luxus beneidet, mag ich auch glauben. Aber Freunde und Bekannte immer ausstechen zu müssen, wenn man in etwa auf demselben finanziellen Niveau ist, dieses Bedürfnis habe ich nicht.
Das setzt aber doch erst mal voraus, dass man sich überhaupt über sein Einkommen definiert und dass man Wert auf zur Schau getragenen Materialismus legt. Und selbst ein großes Auto oder eine teure Wohnungseinrichtung sagen doch in Zeiten, wo man fast alles finanzieren kann, überhaupt nichts mehr über die tatsächlichen Vermögensverhältnisse des Besitzers aus. Wenn ich eine tolle neue Küche gezeigt bekomme führt das bei mir jedenfalls nicht dazu, dass ich unzufrieden bin, ich bin dann eher glücklich, dass ich für meine Küche keinen Kredit abstottern muss.
Ich finde es aber nachvollziehbar, dass der reichste Mensch nicht automatisch der glücklichste Mensch ist. Denn Geld an sich ist ja relativ wertlos, der Wert kommt ja erst dadurch zustande, dass man das Geld gegen etwas eintauscht und die Anzahl dieser "Tauschvorgänge" ist beschränkt. Also ich kann zum Beispiel nicht mehr als eine Reise auf einmal unternehmen und obwohl ich mir mit genügend Geld natürlich eine ganze Fabrikhalle voller Autos kaufen könnte, wird die Freude über das tausendste Auto nicht mehr so groß sein wie über das erste, weil es dann nämlich längst zur Gewohnheit geworden ist.
Sorcya hat geschrieben:Denn umgekehrt könnte man ja auch sagen: Egal wie schlecht es mir geht, Hauptsache ich kenne wen, dem es noch schlechter geht.
Nach u. A. diesem System verkauft sich die BILD seit Jahren hervorragend - die einem die unter einem zeigen und über einem und man so immer was zum besser fühlen oder meckern hat.
Bei mittleren Einkommen würde ich gern wissen wollen, was man denn in England darunter versteht - denn ich habe mich da über einen kräftigen Sprung nach oben schon gefreut als mein mittleres Einkommen nach oben gemittelt wurde und es gibt einen schon einen kräftigen Ansporn noch mehr zu machen (um mehr zu verdienen).
Ansonsten finde ich die Studie nichts besonderes: Heute kann man sich nur noch gegenüber anderen materiell vergleichen und nicht mehr wie früher auf der Ebene: Ich bin adelig, Du Fronarbeiter. Auch gibt`s ja keine Rudelführer mehr usw. Die soziale Hierarchie wird zu 90 % nur dadurch festgelegt, wer mehr Geld hat - logisch dass man sich dann mit mehr Geld als seine Freunde einfach besser fühlt weil man weiß, dass man in der (materiellen) Hackordnung weiter oben steht.
Sippschaft hat geschrieben:Wenn ich mir mal ausmale, dass die Leute um einen herum genauso viel Geld haben wie man selbst, dann macht das ja nicht glücklich
Ja, vor allem weil man immer jemanden im eigenen Freundeskreis / der Verwandtschaft finden wird über den man sagen kann: "Dem müsste es besser gehen / schlechter gehen ... da er das überhaupt nicht verdient hat", Thema: Diejenigen, denen ihr Geld einfach so zugefallen ist im Vergleich mit denjenigen, die ackern ohne Ende und nicht vorwärts kommen.
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