Wie kann man Smalltalk in die Länge ziehen?
Ich habe zwar eigentlich gar kein Problem damit hin und wieder mal Smalltalk zu führen. Das muss ich nicht nur bei der Arbeit sowieso ständig machen, sondern ich muss es leider privat auch hin und wieder tun. Der Freundeskreis meines Freundes ist recht umfangreich und da sind auch ein paar Leute dabei, mit denen ich nun nicht wirklich plane eine echte Freundschaft zu entwickeln. Das sind einfach nicht so meine Typen - Ist aber nicht schlimm, weil es mich nicht stört trotzdem ein paar Mal pro Jahr einfach mal für eine Viertelstunde über Belangloses zu sprechen. Da findet sich ja normalerweise immer irgendetwas.
Nun hatte ich aber am Wochenende das Problem, dass mir genau das total schwer gefallen ist. Der Smalltalk war dann einfach mal vorbei und es war ausgedehnt und dann war ich wirklich total ratlos und wusste gar nicht mehr was es noch zu reden gibt. Das kenne ich normalerweise gar nicht von mir, aber wir haben uns etwa 90 Minuten über Unwichtiges unterhalten und über Allgemeines. Und dann kam so ein Punkt, an dem es eben nichts mehr gab. Ich habe es nicht geschafft den Smalltalk weiter in die Länge zu ziehen und das hat mich schon geärgert, weil ich dann nämlich einfach anfangen musste über Persönliches zu sprechen und das wollt ich in dem Fall eben gar nicht.
Wisst ihr, wie man einen Smalltalk möglichst in die Länge ziehen kann? Oder ist es wirklich so, dass es irgendwann mal nichts mehr Belangloses gibt, das man abhandeln kann? Beendet ihr dann auch das Gespräch und zieht weiter oder wie verhaltet ihr euch, wenn ihr bemerkt, dass der Smalltalk ausgelutscht und erschöpft ist?
Einen Smalltalk über eine solche (zeitliche) Distanz zu führen, ist ja schon ein Kunststück. Selbst wenn man sich über Sport unterhält, ist das Thema bei Leuten, die sich sonst nichts zu sagen haben oder sagen wollen, recht schnell ausgelutscht. Daher bewundere ich Dich, wenn Du schreibst, dass Dir erst nach eineinhalb Stunden mit den Themen am Ende warst. Wenn es dann zu einer peinlichen Stille kam, lag es übrigens auch am Gegenüber, der offenbar auch nichts mehr beizutragen hatte. Was spricht denn in dem Fall dagegen, wenn man dann einfach weiter zieht? Hier ist ein Interesse an weiteren Gesprächen nicht vorhanden - auf beiden Seiten. Sich nun doch zu zwingen, auch über das Paarungsverhalten von frei lebenden Eichhörnchen in westeuropäischen Wohngebieten zu reden, wäre quatsch.
Wohingegen angemerkt werden muss, dass da schon auch Sympathie oder gegenseitiges Interesse unterstellt werden könnte, wenn man 90 Minuten beieinander ist, obwohl noch andere Gesprächspartner und Partnerinnen anwesend waren. Mit Smalltalk überbrückt man doch nicht mehr als eine viertel Stunde?
Wenn man der Freundlichkeit und des Anstands wegen ein paar Worte gewechselt hat, gerne dann auch über das fragwürdige Frühlingswetter, dann hat man die Pflicht erledigt und kann sich der Kür zuwenden. Das bedeutet freie Partnerwahl (was die Gesprächspartner angeht ) und man kann ohne weiteres gehen!
Ich finde 90 Minuten Smaltalk auch schon eine Leistung! Nach dieser Zeit gehen wohl jedem die Themen aus, wobei wie lange man Smaltalk machen kann, hängt natürlich auch vom Gesprächspartner ab. Es gibt Leute, die einfach derart ruhig und gesprächsunfreudig sind, die dann immer nur minimalistischste Antworten wie ja, nein, stimmt oder dergleichen geben, dass eine Konversation äußerst mühsam wird.
Ich selber bin auch ein sehr redseliger Mensch und kann auch leicht der Länge mal Breite mit null Inhalt schwafeln. Aber wenn ich so ein stummes Gegenüber habe, fällt es auch mir schwer. Wenn ich zu Hause bin, mache ich dann meistens irgendwas nebenbei, sei es Kaffee kochen oder was auch immer, weil diese stumme Schweigen oft sehr unangenehm sein kann, finde ich.
Du hast geschrieben, dass es sich bei dir um Freunde von deinem Freund handelt. War dein Freund bei dem Besuch nicht dabei? Das ist dann oft ja auch schon eine große Hilfe. Unterhält er sich auch nur über belanglose Sachen mit ihm? Wenn du dich nicht unbedingt mit dem Freund verstehst, finde ich nicht wirklich was dagegen, wenn du eine Zeit lang halt Smaltalk mitmachst und dann eben auch irgendwas anderes machst. Es ist ja der Freund von deinem Freund.
Ansonsten wäre es mir wirklich zu mühsam ein belangloses Gespräch mehr als 90 Minuten hinauszuzögern. Da würde mir die Motivation fehlen.
Also ich persönlich würde 90 Minuten über belanglose Sachen zu reden nicht wirklich als Smalltalk bezeichnen. Es sind zwar sehr allgemeine Sachen, allerdings verstehe ich unter Smalltalk etwas ganz anderes. Smalltalk ist für mich, wenn man zehn, aber höchstens 15 Minuten miteinander redet, denn "small" ist englisch und bedeutet in diesem Fall "kurz". Ein Gespräch, das 90 Minuten dauert, ist meiner Meinung nach nicht kurz, denn ich wüsste gar nicht, worüber ich eine halbe Stunde reden sollte, geschweige denn 90 Minuten. Ich glaube, dass du dich sehr tapfer gehalten hast und nach 90 Minute hätte ich jedenfalls den Gesprächspartner gewechselt, da mir das doch arg lang erscheint.
Ich wüsste nicht, was man da noch in die Länge ziehen könnte, was nicht allzu persönlich ist. Denn du sagst ja, dass alle Themen abgelutscht waren und ihr euch nichts mehr zu sagen hattet. An deiner Stelle hätte ich das Gespräch beendet und mir einen neuen Gesprächspartner gesucht, denn du willst nicht über persönliche Sachen reden, was ich auch vollkommen verstehe, und dann hast du wohl nicht mehr so viele Möglichkeiten. In 90 Minuten kann man sich wirklich sehr genau mit einer Person beschäftigen, aber irgendwann muss auch mal ein Schlusspunkt gesetzt werden.
Jedoch wundert es mich ein wenig, dass dein Freund anscheinend gar nicht da war, als du mit seinen Freunden geredet hast. er hätte bestimmt zu einem gutem Gespräch beigetreten. War er denn da, als du dieses Gespräch geführt hast? Hier hat er wohl die Aufgabe mit seinem Freund zu kommunizieren, denn es ist ja sein Freund und nicht deiner.
Man kann Smalltalk dadurch in die Länge ziehen, indem man ihn mit Leuten führt, mit denen man auch reden möchte. Da du aber selbst sagst, dass diese Leute nicht gerade deine Freunde werden sollen, stellst sich mir doch die Frage, warum du überhaupt mit ihnen reden willst? Wenn es nichts mit ihnen zu besprechen gibt und du auch gar nichts mit ihnen zu tun haben willst, würde ich es einfach bleiben lassen, oder machst du das nur deinem Freund zuliebe?
Ansonsten kannst du dir auch mal ein Buch über Smalltalk zulegen, denn es gibt da meistens Auflistungen über Themengebiete, die du dir dann ins Gedächtnis rufen kannst. Des Weiteren kann man bestimmte Regeln befolgen, beispielsweise durch Nachfragen das Gespräch nicht abebben lassen. Allerdings sollte dein Gesprächspartner dasselbe machen, sonst gleicht das eher einem Verhör.
Wenn ich merke, dass es nichts mehr zu Sagen gibt, dann lasse ich es einfach. Man kann sich ja unter einem Vorwand verabschieden und erst einmal mit jemandem Anders reden und nach einiger Zeit wieder auf das Gespräch zurückkommen, wenn einem noch etwas eingefallen ist.
pepsi-light hat geschrieben:Da du aber selbst sagst, dass diese Leute nicht gerade deine Freunde werden sollen, stellst sich mir doch die Frage, warum du überhaupt mit ihnen reden willst?
Wahrscheinlich weil man die Freunde des Lebensgefährten nicht einfach so abwatschen und stehen lassen und sich zwangsweise mit ihnen beschäftigen muss .
Ansonsten geht`s mir wie tournesol: 90 Minuten und Smalltalk? Bei mir ist die Grenze sogar schon bei 5 Minuten und alles darüber ein längeres Gespräch. Und: worüber hast Du Dich denn mit ihnen unterhalten? Also 90 Minuten lang?
Also ganz ehrlich, wenn ich mich in so einer Situation sehe fange ich an mit "reden lassen" und Interesse heucheln - auch wenn es mich ohne Ende langweilt, wenn da einer über ein Thema schwadroniert was mich im Grunde überhaupt nicht interessiert.
Hast Du den so üblichen Themenkatalog jedesmal durchgerattert, also z. B.:
- Wetter
- Sport
- Hobbys
- Zeitgeschehen
- Urlaub
Ich fress mich gern beim Thema Hobbys fest, da kann man immer wieder nachhaken und Leute endlos erzählen lassen indem man nur wenige Fragen stellt und die meisten fühlen sich immer besonders wichtig und geachtet, wenn sie über sich reden dürfen und im Mittelpunkt stehen. Da kann man mit einer geschickten Frageführung locker 30 Minuten Gespräch rausholen bei nur 2 - 3 Minuten eigenem Zeitinvestment . Und die meisten haben ja mehr als 1 Hobby.
"Zeitgeschehen" eignet sich aber wirklich nur bedingt als Smaltalk Thema. Denn das ist wie mit Religion und Politik im Allgemeinen. Richtig ist nur die eigene Sicht. Trifft man also den falschen, verscherzt man es sich mehr, als wenn man jemanden einfach stehen lässt. Geht also nur, wenn man weiß, welchen Standpunkt der andere vertritt.
Dann schon doch lieber den anderen über Hobbys reden lassen. Wobei: wenn der/die auch kein Interesse an der Unterhaltung haben, ist auch das Thema in locker zwei Minuten durch.
Es eignet sich sehr gut, man muss einfach nur eine Frage ohne Wertung in den Raum werfen zu einem aktuellen Sachverhalt und warten was die anderen dazu meinen - und dann kann man seinen Standpunkt daran anpassen (oder auch nicht).
Der Vorteil ist, dass die meisten bei aktuellen Themen auch mehr von sich durchblitzen lassen und man leicht auf andere Themen weiterleiten kann.
Ich finde Smalltalk öfter recht schwierig, da mich solche Gespräche recht schnell langweilen und ich dann meistens nur noch aus der Situation flüchten möchte, um mich nicht weiter mit irgendwelchen Diskussionen über das Wetter, eine neue Umgehungsstraße oder ähnlichem Kram auseinandersetzen zu müssen. Ab und zu ist es dennoch unumgänglich, solche Gespräche zu führen, gerade wenn man eine kleiner Feier oder Party veranstaltet, auf der dann auch Leute sind, zu denen man kein besonders enges Verhältnis hat. Bevor man sich dann irgendwo in die Ecke stellt und den ganzen Abend über schweigt, ist es natürlich besser, auf Smalltalk auszuweichen. Und private Dinge sind natürlich bei einer solchen Feier meistens fehl am Platz und abgesehen davon möchte man ja auch nicht mit jedem x-beliebigen Menschen über seine privaten Dinge sprechen.
Ich habe allerdings noch nie versucht, den Smalltalk künstlich in die Länge zu ziehen. Wenn das Gespräch beendet war und jede weitere Unterhaltung eigentlich nur noch an den Haaren herbeigezogen war, dann habe ich mich einem anderen Gesprächspartner zugewendet oder eben etwas anderes gemacht. Normalerweise ist man ja nicht gezwungen, den halben Abend mit dem gleichen Gesprächspartner über Belanglosigkeiten zu sprechen. Man kann freundlich bleiben und die Situation verlassen, ohne dass der Gesprächspartner einem das übel nehmen würde. Mit Sicherheit gibt es Ausnahmen, aber meistens war es bei mir der Fall, dass ich mich diesen lästigen Situationen nicht länger als nötig stellen musste. Wenn man von vorneherein jegliche Gespräche abblockt, ist das sicher nicht besonders höflich, gerade nicht wenn man Gastgeber oder Partner des Gastgebers ist. Allerdings reicht es bei solchen Anlässen doch meistens aus, ein bisschen Interesse zu zeigen, ohne sich stundenlang mit jemandem auseinanderzusetzen, der einen nicht einmal ansatzweise interessiert.
Ich denke, dass es sehr stark von einem selbst abhängig ist, ob man sich gut über Belanglosigkeiten austauschen kann. Es gibt sicher Leute, die eigentlich den ganzen Tag nur über Belanglosigkeiten sprechen, ganz gleich mit wem. Wenn diese Leute dann noch dazu neigen, generell viel herumzuquatschen, werden sie sicher keine großen Probleme haben, einen ganzen Abend lang Smalltalk zu führen. Wenn man sich aber generell nicht für jeden Mist interessiert und vielleicht eher zurückhaltend ist, wird man eher Probleme mit überflüssigen Gesprächen haben und diese auch nicht in die Länge ziehen können.
Falls du deinen Gesprächspartnern dennoch signalisieren willst, dass dich grundsätzlich interessiert, was sie zu sagen haben, würde ich es so machen wie Subbotnik. Gerade wenn du die Leute nach ihren Hobbys befragst, reden sie sicher munter drauf los und du musst eigentlich nur ein bisschen zuhören und zwischendurch mal ein zustimmendes "ah", ein bewunderndes "oh" oder sonstige Worte in den Raum werfen.
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