Chemotherapie bei alten Menschen
Mein Opa hat vor einigen Tagen erfahren, dass er an Krebs leidet und nun wird aus diesem Grund eine Chemotherapie gemacht. Für eine operative Entfernung des Tumors ist er schon zu alt.
Mein Opa ist jetzt 82 und hat seit ca. 5 Jahren immer wieder verschiedenste Krankheiten. Im letzten Jahr hatte er zwei Schlaganfälle und nun wurde eben Krebs diagnostiziert. Natürlich wäre es schön, wenn er noch lange lebt, aber leiden möchte ich ihn auch nicht sehen. Ich liebe meinen Opa und möchte ihn noch lange bei mir haben, trotzdem bricht es mir das Herz, wenn ich daran denke, welche Qualen er wohl in den nächsten Wochen und Monaten erleiden muss. Deshalb stellt sich für mich die Frage: "Macht in einem so hohen Alter eine Chemotherapie und die damit verbundenen Schmerzen wirklich noch Sinn?"
Was meint ihr? Hat eine Chemotherapie in so einem hohen Alter wirklich noch Sinn?
Diese Diskussion wird eigentlich immer geführt und man stellt sich wirklich immer die Frage, ab wann die ein medizinisches Eingreifen nicht mehr "lohnt". Einhellig ist man der Meinung, dass dies nicht auf Grund des Alters oder der anschließenden Lebenserwartung zu entscheiden ist, sondern am Beitrag zum Bruttosozialprodukt.
Nachdem ich unterstelle, dass Dein Opa in der gesellschaftlichen Kosten-/Nutzenrechnung mehr auf der Kostenseite zu Buche schlägt, würde ich davon sprechen, dass es sich nicht mehr "lohnt". Zum einen kostet die Therapie, zum anderen kann es passieren, dass er kurz danach (oder während der Therapie) eines natürlichen Todes stirbt. Dann wäre es ja auch umsonst gewesen. Daher ist ein medizinisches Eingreifen bei der Erkrankung aus wirtschaftlicher Sicht sinnlos und es wäre besser, ihn für den Rest seiner (!) Zeit medikamentös ruhig zu stellen. Bei einer Fehldosierung käme es sogar zum sogenannten "sozialverträglichen Frühableben".
Wie genau soll das lohnen denn in dem Fall definiert werden? Soll nicht alles versucht werden, hier ein Leben zu retten? Es handelt sich nicht um ein Nutztier, bei dem irgendwelche Abwägungen möglich sein sollten. Natürlich lohnt es sich, auch noch mit 105 Jahren, alles medizinisch mögliche zu machen, solange der Patient das will und die Chance (auch eine minimale Chance ist ein solche) einer Heilung besteht. Ich finde, darüber muss nicht diskutiert werden!
Deine Sorgen mögen ehern sein, aber sie und ihr Urteil stellen sich über den Opa und nehmen sich das Recht heraus, über sein Leben (bzw. Ableben) zu entscheiden. Das aber steht keinem Menschen zu (und über dem Menschen steht nichts und niemand, auch kein Computer) und ethisch ist noch nicht mal geklärt, ob ein Mensch über das Ende seines eigenen Lebens bestimmen darf. Wie also sollte es möglich sein, dass Dritte hier über Patienten entscheiden sollen?
Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Es soll und muß jedem Patienten selbst überlassen bleiben, ob und wie lange er gegen seine Krankheit ankämpfen möchte. Ein 71 jähriger Patient sollte noch gegen die Krankheit kämpfen, aber ein 80 jähriger nicht, wo sollte man deiner Meinung nach da die Grenze ziehen?
Abgesehen davon gibt es unterschiedliche Therapiemethoden und auch die Chemotherapie gibt es in abgeschwächter Form mittlerweile als Tablette. Es ist nicht vorausgesetzt das jeder Patient unter der Chemotherapie Qualen oder Schmerzen erleidet. Selbst wenn die Ärzte keine Heilungschance mehr sehen würden, hat dein Opa das Recht um sein Leben zu kämpfen, dabei gibt es nichts zu diskutieren.
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