Studium - Zwang zum sozialen Netzwerk

vom 05.04.2010, 13:18 Uhr

Ich selbst bin ein ziemlicher Gegner von StudiVZ und Konsorten und melde mich da auch freiwillig nie an. Ich kann es einfach nicht leiden, dass da mein Leben ausgebreitet wird oder jemand mich finden kann und ich mag auch das ganze Getue darum nicht besonders. Nicht, dass ich Angst um meine Daten hätte, sondern es ist eher so, dass ich nicht im Intenet Fotos von mir drin haben möchte und Dinge, die nicht jeden etwas angehen.

Seit diesem Semester habe ich einen neuen Professor, der darauf aber total abfährt. Er hat eine eigene Plattform im Internet, bei der man sich erst einmal registrieren musste als Student, weil man anders an die Unterlagen gar nicht gekommen wäre. Zur Erklärung: Normalerweise haben wir ein großes Netzwerk, mit dem sonst jeder Professor arbeitet und wo man sich einfach mittels seiner Zugangsdaten der Universität seine Unterlagen besorgen kann. Aber eben jener Professor hat eine eigene Plattform erschaffen. Da musste man dann erstmal ein Profil erstellen und die Pflichtfelder ausfüllen. Dazu gehörte der Wohnort, das Geburtstag und der volle Name (der war deshalb wichtig, weil er meinte, dass er dahingehend auch die Prüfungsleistungen beurteilt) - Wir müssen uns von dieser Plattform nämlich Unterlagen besorgen und Aufgaben bearbeiten und können die Ergebnisse auch nur dort wieder hochladen, sodass sie von ihm bearbeitet werden können. Natürlich nennt sich dann niemand 'Prinzessin 123', sondern man gibt seinen echten Namen an.

Das Problem ist nur, dass er dann auch noch wollte, dass jeder von sich ein Foto einfügt und machte auch das zu einem Pflichtfeld. Natürlich auch wieder keine unseriösen Bilder von Eichhörnchen, sondern eines von einem selbst. Es wurde ein Forum eingerichtet und jeder hat ein Postfach und jeder kann einsehen, wer wann online war und wann jeder seine Aufgaben hochgeladen hat. Das geht mir total auf die Nerven und ich will sowas auf gar keinen Fall! Wisst ihr denn, ob es eine Möglichkeit gibt, da einfach zu kritisieren, dass es nicht in Ordnung sein kann, dass ich Unterlagen für mein Studium nur dann erhalten kann, wenn ich private Daten und Fotos von mir preisgebe? Ich bin echt genervt davon und möchte so nicht weiterhin studieren müssen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Oh je, diesen Zwang zum StudiVZ kenne ich ja, allerdings eher als privaten Druck, der sich aber auch im Studium nieder schlägt. Nur, so extrem, dass der Prof einen zwingt, sich dort anzumelden, und da seine echten Daten sogar mit Foto anzugeben, so schlimm war es bei mir dann doch noch nie. Und ich dachte schon, bei mir wäre es schlimm gewesen.

Was du machen könntest, wäre, dich erst einmal bei Kommilitonen umzuhören, ob die das genauso nervt. Wenn ihr mehrere seid, könntet ihr den Professor offen darauf ansprechen. Ansonsten könntet ihr vielleicht auch über die Studenten-Vertretung gehen, oder mal bei der studentischen Studienberatung des Fachbereichs (oder auch der allgemeinen, falls euer Fachbereich keine eigene hat), nachfragen, ob das so in Ordnung ist.

Ich denke, man kann das Problem auf jeden Fall thematisieren, und du bist gar nicht so im Unrecht, wenn es dich stört, für das Studium Fotos von dir online veröffentlichen zu müssen! Denn dazu ist nun wirklich kein Student verpflichtet, und es ist auch nichts, ohne das der Unterricht misslingen müsste. Also, einen logischen Grund, wieso du das tun müsstest, gibt es nicht. Das ist reine Willkür des Profs, also wird man dagegen doch vorgehen können.

Aber es ist wirklich schlimm, wie weit das mit dem StudiVZ mittlerweile geht. Ich weiß es ja noch aus meinem Studium, beziehungsweise aus den ersten paar Semestern (aktuell studiere ich auch noch). Wenn man kein Profil im StudiVZ hatte, wurde man schon wie ein Außerirdischer behandelt. Kontakt halten, auch zu alten Mitschülern, konnte man ohne kaum. Und die neuen gingen immer davon aus, ganz selbstverständlich, dass man auch im VZ sei. Ich weiß gar nicht, wie oft ich mir anhören musste, jemand wolle mir irgendwelche Infos über das StudiVZ schicken. Wenn ich sagte, ich sei dort nicht angemeldet, wurde ich richtig entsetzt angesehen. Wie ein Außerirdischer eben. Das war schon immer sehr nervig, denn statt auf normale Emails zu wechseln, um zu kommunizieren, bestand man irgendwie auf Studi-PMs. Man wurde irgendwie richtig ausgeschlossen.

Aber dass diesen wahnhaften Zwang nun auch noch Profs mitmachen, das finde ich echt übel. Gerade, wenn die davon auch noch die Zensuren abhängig machen.

Hat eure Uni nicht vielleicht eine uni-interne, passwortgeschützte, Website? Oder könnt ihr nicht alternativ alle Dokumente per Email verschicken? Vielleicht kannst du das ja vorschlagen. Ich fände das jedenfalls besser, als diese blöde Idee des Profs mit dem VZ.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Sein Argument ist eben, dass auf dieser Plattform eben alles stattfinden soll: Man erhält die Unterlagen, man trägt sich in Kurse sein und lernt sich kennen. Er fand eben am Anfang, dass man so auch über die anderen mehr erfahren kann - Aber genau das ist das, was mich stört. Ich möchte eben nicht in einem Kurs sitzen mit 150 anderen Leuten (unser Studiengang ist doch recht groß) und erreichen, dass jeder von denen meine private E-Mail-Adresse kennt und weiß woher ich komme. Ich möchte noch immer selbst entscheiden wer dieser Leute zu mir eine nähere Beziehung pflegen sollte und wer eben nicht. Diese Entscheidung wird mir so eben total abgenommen und ich muss diese Dinge preisgeben.

Mich würde das gar nicht stören, wenn es nur wenige Leute wären. In meinem Studiengang sind von 150 Leute auch etwa 5 - 10 dabei, die keinen Account bei Studivz haben; Eben weil sie sich diesem Zwang auch nicht aussetzen möchten. Das finde dann auch immer alle komisch und keiner versteht das - Aber meine Güte, das war mir bisher egal, ob jemand das komisch findet. Wahrscheinlich sollte ich die anderen paar auch mal fragen, ob sie das nicht ganz furchtbar finden und wir können irgendeine Lösung finden. Das Problem nicht nur die Unterlagen - die könnte man echt per E-Mail versenden - sondern, dass jeder seine Aufgaben auch dort auf der Plattform hochladen muss, nachdem er sie bearbeitet hat. Vielleicht frage ich den Professor einfach, ob es ihm nicht ausreicht, wenn ich ihm die Aufgaben direkt auf seine E-Mail-Adresse schicke.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin auch nicht unbedingt der grosse Fan von Sozialen Netzwerken. Gut bei einem bin ich registriert, halte da meine Daten aber echt recht klein. Und auch wenn ich zur Zeit nicht berufstätig bin, schreckt es mich halt auch ab, das eventuell mal potentielle Arbeitgeber nach mir suchen könnten. Und ich gehe mit meinen Daten an sich schon recht frei um, aber dann halt meistens auch nur in Verbindung mit Nicknamen oder halt Sachen die man eh ohne grosse Probleme finden kann.

Ich kann dir aber nicht ganz folgen. Hat dein Professor nun eine Gruppe bei irgendeinem Sozialen Netzwerk angelegt oder eine eigene Seite gemacht. Also sowas in der Art wie Seite-Professor- XYZ.de?

Bei einer öffentlichen Seite, wie halt StudiVZ etc. würde ich eher argumentieren, das ich mich da nicht registrieren will, weil man damit schon mal Probleme hat. Die lassen sich schnell finden. So Sachen wie mein Ex belästigt mich dort.

Bei einer Seite die der Professor nur für sich und seine Studenten eingerichtet hat, würde ich für mich bestimmte Punkte hinterfragen. Für mich wäre es wichtig zu wissen, wer hat in welcher Form Zugriff auf die Seite. Sprich können die Daten auch von völlig fremden Menschen abgerufen werden. Und mir wäre es auch wichtig, wie schnell ich meine Daten ( in dem Falle auch die Zwangsdaten) da wieder rausbekomme. Oder sind die noch jahrelang für folgende Studenten einsehbar. Und wie sieht es generell mit der Sicherheit der Daten aus. Die gesamten Ergebnisse da hochladen? Und wenn sich doch mal jemand dort einhackt etc.? Wer steht in der Beweispflicht?

Und ich bin mittlerweile generell eher immer mehr schockiert, welche Erwartungen an Schüler und Studenten gestellt werden. Nicht jeder kann sich einfach mal so einen Computer samt Internet leisten. Wie machen denn Schüler und Studenten sowas, wenn sie die Möglichkeit nicht haben? Und ich nenne da nun nur mal kleinere Möglichkeiten wie Stromausfall, Bauarbeiten vorm Haus und die reissen die Telefonleitungen ausversehen mit raus und es fällt erstmal keinem auf und so weiter.

Ganz generell ich würde versuchen mich dagegen zu wehren. Es geht ja auch um Datenschutz. Und je freier das Internet wird, umso sorgsamer sollte man an sich schon mit seinen persönlichen Daten umgehen. Und da sollte auch das Persönlichkeitsrecht jedes einzelnen beachtet werden.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Nein, nein, es hat keine Gruppe angelegt bei einem sozialen Netzwerk, sondern er hat selbst so eine Plattform gemacht für seine Studenten. Das läuft praktisch alles über ihn und die Website ist auch seine eigene. Mir ist schon klar, dass das ein Unterschied ist - Aber ich möchte eben auch nicht, dass ich dazu gezwungen werde, auf seiner Website ein Foto von mir hochzuladen und mir im Prinzip auf Schritt und Tritt folgen zu lassen. Was nutzt es denn, wenn alle sehen können, wann ich meine Aufgaben hochgeladen und bearbeitet habe? Es wäre ja nochmal etwas anderes, wenn nur ER das einsehen kann; Aber ich bin ja gezwungen dazu, dass 150 andere Leute eben auch auf mein Profil zugreifen können.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Als ich deinen Beitrag gelesen habe, musste ich spontan an George Orwells 1984 denken, einen Roman, in dem ein totalitärer Staat beschrieben wird. Das hört sich für mich sehr nach Überwachung und Kontrolle an.

Musst du denn bei diesem Professor ein Seminar besuchen, oder kannst du einen anderen Professor auswählen? An der Uni ist es meistens besser mit den Füßen abzustimmen, weil auf Kritik an den Professoren meist einfach nicht reagiert wird. Die meisten Professoren sind leider unfähig Kritik anzunehmen. Auch in der Lehrevaluation werden die Studenten zwar aufgefordert Verbesserungsvorschläge zu geben, aber umgestzt wird davon dann doch nichts.

Generell sollte auch an der Uni Datenschutz gelten. Leider wird das nicht immer so genau genommen. Im Grund genommen muss ein Professor nur deine Matrikel-Nummer wissen, um dich zu bewerten. Weitere Daten werden vom Studierenden-Sekreteriat oder von den Prüfungsämtern verwaltet.

Wenn du dich beschweren willst, dann empfielt es sich, sich an das jeweilige Dekanat zu wenden. Es gibt an vielen Unis einen Studiendekan, der sich um solche Probleme kümmern sollte.

» Patrick87 » Beiträge: 25 » Talkpoints: 12,29 »


Deinen Antwortpost hatte ich leider erst gesehen, als ich meinen schon abgeschickt hatte. Dazu fielen mir nämlich noch ein paar Sachen ein.

Ich würde mich dort auf keinen Fall in dem geforderten Ausmass regeistrieren. Mir wäre das alles zu unsicher. Und klingt so wie du es schilderst, für mich eher unseriös. Allerdings weiss ich auch nicht was genau du studierst. Was an sich auch relativ egal ist, weil es einfach Daten gibt, die man nicht veröffentlichen müssen sollte. Ich war zum Beispiel weniger begeistert, als meine Nachbarin ihre komplette Adresse in einem Sozialen Netzwerk veröffentlicht hat und dann noch gross bloggte, das sie nun mal drei Wochen im Urlaub sind.

Und ich möchte auch nicht, das Hinz und Kunz meine E- Mail- Adresse hat. Wenn man Kontaktmöglichkeiten geben möchte, dürfte es kein Problem sein, auf der Seite eine Funktion für interne Nachrichten einzuführen. Wenn Bedarf an anderen Kontaktmöglichkeiten bestehen sollte, dann kann man das immer noch unter sich ausmachen.

Und habe ich das richtig verstanden- ihr bekommt dort euere studiengebundenen Aufgaben und die müsst ihr dort hochladen und die kann jeder sehen? Das wäre ein Punkt an dem ich zuviel bekommen würde. Allerdings wäre meine Angst auch, das sich andere erstmal an meinen Lösungen bedienen können und ich hätte auch Angst, das andere nun über meine Lösungswege über mich lästern würden. Und ich würde an der Uni selbst wohl bei jedem der mir über den Weg läuft denken, lacht der nun auch. Ok ich gebe zu, ich bin da wohl ein wenig paranoid.

Ich finde auch diese zu letzt Online- Funktion nur in einem bestimmten Masse zuträglich. Ich gebe zu, das ich hier durchaus auch mal nachsehe, ob jemand in einem bestimmten Zeitraum Online war. Da habe ich aber weder die Adresse noch sonst was. In dem von dir genannten Fall wüssten 150 andere, die noch dazu deine Adresse und auch die Termine der Semesterferien kennen, ob du daheim bist oder nicht. Sprich man kann auch ausrechnen, das der User eventuell in den Urlaub gefahren ist.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich kann mir das richtig gut vorstellen - ein Professor, der sich überlegt, wie er seine Veranstaltung modern und interessant gestalten kann und der dabei weit über das Ziel hinausschießt. Und der wahrscheinlich auch nicht berücksichtigt, dass längst nicht alle Leute Lust auf soziale Netzwerke haben, obwohl sie aus der Facebook Generation kommen.

Ich würde jedenfalls erst mal das direkte Gespräch mit dem Professor suchen. Denn ich finde es immer besser, wenn man sowas direkt anspricht und nicht irgendwelche Aktionen "hintenrum" startet und wie gesagt, ich kann sehen, dass er es eigentlich gut meint und dass er sich wahrscheinlich gar nicht bewusst ist, wie sehr sich manche daran stören könnten.

Das Hochladen von Aufgaben muss übrigens nicht zwangsläufig dazu führen, dass man auch seinen Namen mit angeben muss. In meinem Studium liefen die ganzen Internet Geschichten ausschließlich über die Matrikelnummer, das wurde damals so beschlossen, weil die Nummer eindeutig zuzuordnen ist, während das bei einem Namen unter Umständen nicht der Fall ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich würde auch empfehlen, dass direkte Gespräch mit dem Professor zu suchen. Wie Cloudy ja schon schrieb, wird die heutige Jugend ja gern als Generation Web 2.0 betrachtet und da denkt so manch ein älterer Mensch eben es wäre toll, so etwas eben auch im Verlaufe des Studiums anzubieten. Vielleicht hat diese besondere Plattform ja auch etwas mit dem Thema der Veranstaltung zu tun.

Das alles sind aber nur Vermutungen. Und deswegen eben auch das Gespräch mit dem Professor. Erklär ihm einfach, warum Du eben nicht so gern all die geforderten Daten veröffentlichen möchtest und weshalb Du auch nicht Mitglied eines anderen sozialen Netzwerk bist.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


An deiner Stelle würde ich jetzt einmal mit dem Professor reden, denn er ist anscheinend der Meinung, dass sich jeder junge Mensch auf solchen Seiten anmelden möchte und das ist nun einmal nicht der Fall. Du solltest ihm sagen, dass du dich da einfach nicht anmelden möchtest und er dir die Unterlagen halt irgendwie anders zukommen lässt, beispielsweise per E-Mail. Vielleicht schätzt er seine Studenten nur falsch ein und denkt, dass alle diese Idee gut finden.

Ich finde es auch wirklich toll, dass du dich hier wehren willst und nicht mit dem Rest mitschwimmst. Schließlich hast du ja nicht unrecht, sondern versuchst einfach deine Daten zu schützen. Letztendlich musst du entscheiden, ob du den Professor jetzt darauf ansprichst oder es bleiben lässt, allerdings würde ich den Professor auf jeden Fall darauf ansprechen und sehen, was sich dann ergibt.

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» ich322 » Beiträge: 797 » Talkpoints: -1,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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