Ausbildung: Schon überfordert mit dem Barcode?

Ich habe eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht, dass ist jetzt schon etwas her. In einem Discounter bei uns in der Stadt. Als ich meine Ausbildung begonnen habe, mussten wir noch alle Produkte mit den Preisen auswendig lernen. Unser Chef hat sogar einmal in der Woche einen Verkäufer getestet, es kommen ja immer wieder neue Produkte dazu.

Es gab zwar schon einer Scannerkasse wo man mit Hilfe des Barcode den Preis ermitteln konnte. Nun hat meine Nichte auch eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau und die jammert jetzt schon weil sie trotzdem viel wissen muss. Was hätten wir denn da gemacht? Die Jugend will ja gar nicht mehr Arbeiten.

Und was willst du mit deinem Beitrag sagen? "Die Alten sind immer nur am Meckern"? Wenn ja, dann Glückwunsch zur Bestätigung dieses Vorurteils, das auch schon so alt ist, wie die Menschheit selbst. Genau wie "Die Jugend will nicht arbeiten". Was soll es bringen, sich gegenseitig bloß Vorwürfe zu machen? Trägt das zum Verständnis zwischen den Generationen bei?

Fakt ist doch bloß, deine Nichte hat sich einmal beschwert, dass es ihr schwer fällt, sich die Preise oder Codes oder was auch immer zu merken. Wo ist da jetzt das Problem? Und wieso schließt du daraus, dass "die Jugend" nicht arbeiten will? Erstens, woher schließt du, dass deine Nichte nicht arbeiten will, nur, weil sie sich einmal über etwas beklagt hat, was ihr an ihrer Ausbildung (die ja sonst wohl gut zu funktionieren scheint) missfällt? Und wie kommst du darauf, von ihr auf die gesamte Jugend, also mehrere Millionen Menschen auf dieser gesamten Welt, zu schließen? Fällt dir die Unlogik vielleicht selbst auf?

Du musstest von jedem Produkt den Preis wissen? Was für eine fürchterliche Vorstellung für mich. Wenn ich was nicht kann, dann ist das Auswendiglernen. Ich kann mir auch garnicht vorstellen, das man, wenn man heutzutage bei einem Discounter eine Ausbildung macht, irrgendwelche Preise auswendig lernen muss. Da werde ich mich rein aus Interesse mal informieren. Aber wenn man den Beruf seit X Jahren macht, dann wird man wohl die wichtigsten Preise auch irrgendwann drin haben, weil man die Proukte ja dann doch täglich mehrmals in der Hand hat und über die Kasse schiebt. Dan weiß man dann halt auch, das die Butter 1€ kostet, die Cola 50ct. und die Kekse 3€.

Natürlich könnte man sicher mit etwas Fingerspitzengefühl herausfinden, was denn die Nichte genau überfordert und würde dann auch von pauschalen Vorurteilen. Aber natürlich ist es erst mal einfacher über die heutige Jugend zu schimpfen. Ganz ehrlich: arbeitest Du selbst denn auch noch in einem Discounter und kannst so auch die Anforderungen an die Azubis beurteilen? Kannst Du das auch im konkreten Fall Deiner Nichte? Ich fürchte ja fast nicht!

Sicher ist es so, dass die Ausbildungseignung der Schulabgänger sich immer weiter verschlechtert. Das ist allerdings ein allgemeiner Trend und Ausnahmen von dieser Regel gibt es zum Glück immer noch. Außerdem ist es doch auch so, dass sich die Anforderungen, die in einem Beruf gestellt werden immer weiter steigen.

Es hat ja nicht einmal etwas mit der Ausbildungseignung zu tun. Obwohl ich gar nicht bestreite, dass es immer mehr Jugendliche gibt, die von der Schule gehen, aber eigentlich nicht gut genug ausgebildet sind, um dann einen Beruf (beziehungsweise erst einmal eine Berufsausbildung) zu beginnen. Da kann man aber auch nicht die ganze Schuld auf die Schulabgänger schieben, denn wer soll ihnen denn alles beibringen? Die Schule beziehungsweise Lehrer, und natürlich auch die Eltern.

Klar, durch Faulheit kann es durchaus sein, dass ein Schüler bestimmte Dinge nicht mitbekommt, obwohl der Lehrer sie zu vermitteln versucht hat. Aber es ist eben nicht immer Faulheit. Wenn ich so daran denke, selbst ich mit meinem Gymnasialabschluss war zum Teil nach dem Abitur verloren. Weil man bestimmte Dinge als vorrausgesetzt ansah, die man in der Schule nie gelehrt hatte (das kann ich sicher sagen, da ich ein solcher Schüler war, der immer schon fast pervers aufmerksam war)! Und das, obwohl meine Schule zu den besten des Bundeslandes gehörte. Also auch bei einigen Lehrern läuft etwas gewaltig schief. Alles auf "die blöden Jugendlichen" zu schieben, das bringt es nicht.

Was mir, abgesehen davon, nicht gefällt, ist diese Pauschalisierung, "die Jugendlichen" seien faul, schlecht, arbeitsscheu, und so weiter. Es gibt so viele Jugendliche, die leisten sehrwohl noch etwas und die arbeiten völlig normal. Denen wird es einfach nicht gerecht, immer pauschal über die Jugend her zu ziehen.

Und außerdem wage ich es mal, zu behaupten, dass jedem Menschen unterschiedliche Dinge liegen. Es gibt durchaus fleißige und auch intelligente Menschen, die hätten vielleicht auch Probleme, im Einzelhandel zu arbeiten. Weil sie sich beispielsweise Zahlen schlecht merken können. Und dennoch kann man in anderen Berufen völlig aufgehen, und meinentwegen ein Sprach- oder Musikgenie sein. Nur, weil man sich Produktnummern nicht merken kann, muss man doch nicht blöd oder faul sein.

Ich denke auch, dass es darauf ankommt, was genau deine Nichte eigentlich an der Arbeit überfordert. Vielleicht geht es bei den Sachen, die sie wissen muss, um ganz andere Dinge, als die, die du dir damals merken musstest. Die Anforderungen haben sich eben verändert und auch die Interessen der Auszubildenden sind einfach unterschiedlich. Sicher war es für dich hart, alle Produkte und die Preise auswendig zu lernen, aber nur weil deine Nichte einmal gesagt hat, dass sie überfordert sei, heißt das ja noch nicht, dass sie den Job nicht machen möchte.

Du solltest sie vielleicht einfach mal fragen, was sie alles lernen muss und dein Interesse bekunden. Dadurch merkst du vielleicht ja selber, dass deine Nichte trotzdem viel bei ihrer Ausbildung lernen muss, auch wenn es heutzutage Scannerkassen gibt. Von diesem einen Kommentar deiner Nichte solltest du auf jeden Fall nicht davon ausgehen, dass die gesamte Jugend nicht mehr arbeiten will. Solche Kommentare ärgern mich immer sehr.

Es kommt schon darauf an, wegen was sie sich überfordert fühlt. Ich bin mir sicher, dass es auch heute noch schwierige Sachen gibt und mit der Technik ist nicht alles automatisch leicht. Ich finde es nicht gerade nett von dir, dass du sie nun in einem schlechten Licht dastehen lässt. Immerhin muss sie auch Sachen lernen und mit den Jahren kommt eben auch immer noch sehr viel Wissen und Lernstoff hinzu. Es wird komplexer und deswegen solltest du nicht behaupten, dass es leicht ist, wenn du es nicht gerade machst und auch nicht wirklich mit ihr darüber sprichst.

Also deiner Meinung möchte die Jugend gar nicht mehr arbeiten und sie hat auch keinen Bock sich das nötige Wissen anzueignen. Möchtest du uns das mit deinen Zeilen sagen? Oder möchtest du deine Generation loben, dass sie es geschafft hat, die Produkte im Laden auswendig zu lernen und deshalb die besseren Azubis waren? Deine Nichte hat sich nun einmal über ihren Lernstoff aufgeregt und du tust gleich so, als ob die Jugend nicht lernfähig und faul wäre.

Vielleicht hättest du deine Nichte mal fragen sollen, wo denn ihr Problem besteht? Da meine Ausbildung auch noch nicht so lange her ist, kann ich von mir selbst sagen, dass meine Ausbildung nicht ohne war und mir auch ziemlich die Ohren geschlackert haben. Auch fand ich den Schulstoff manchmal recht schwer und ich hatte auch mal einen Durchhänger. Du hast jetzt einen Kommentar deiner Nichte mitbekommen, vielleicht fragst du nächstes Mal einfach nach, was so schwierig ist und vielleicht kannst du es ihr sogar vermitteln, zum Wohle der ach so faulen, unnützen Jugend.

Ich verstehe auch nicht recht, was das Eingangsposting nun sagen soll. Und was es damit zu tun hat, dass die Jugend nicht mehr arbeiten möchte verstehe ich auch nicht, denn jemand der nicht arbeiten möchte, würde wohl kaum eine Ausbildung beginnen.

Was die frühere Generation gemacht hätte, lässt sich natürlich schwer voraussagen. Vielleicht wären sie mit der heutigen Technik überfordert gewesen. Damals gab es in den Discountern in der Werbung Kleidung und Haushaltsgeräte. Heutzutage kommt ständig ein neues technisches Spielzeug, was man erstmal kennen muss. Denn wenn ich einem Verkäufer sage, dass ich gerne den MP3-Player hätte, möchte ich nicht, dass er mit einem USB-Stick kommt.

Manche Angehörigen der früheren Generation wirken mit der heutigen Technik überfordert. Auch an den Scannerkassen gibt es mittlerweile ja mehr als das sture Abscannen von Produkten.