Merkel für "Bootcamps" für kriminelle Jugendliche

vom 04.01.2008, 17:16 Uhr

Da die Anzahl der jugendlichen Kriminellen hoch ist, beziehungsweise steigt, könnte es bald zur Entstehung von "Bootcamps"(Erziehungscamps) kommen. Dies meinte Bundeskanzerlin Merkel. Das Jugendstrafrecht müsse verschärft werden und es soll einen sogenannten Warnschussarrest geben. Soweit ich weiß heißt das, dass Jugendliche bei Straftaten einen Tag(oder auch mehr) in eine Zelle kommen zur Abschreckung.

Was haltet ihr von dem Einsatz solcher Erziehungscamps? Und wie sieht es mit dem Warnschussarrest aus, sinnvoll oder eher nicht? Meiner Meinung nach ist das ziemlich ok mit dem Warnschussarrest. Ich glaube vielen ist nicht ganz bewusst, wie es im Gefängnis ist und dadurch werden mit Sicherheit welche abgeschreckt.

So Bootcamps na ja, ich finde das hört sich immer so negativ-streng an, aber für Extremfälle ist das glaube ich nicht schlecht, ich glaube für welche die durch nichts lernen und immer wieder Mist bauen ist das eine Lösung. es gibt ja so Fälle wo die immer und immer wieder Klauen oder sonst was. Was haltet ihr davon, seid ihr da mit Merkel gleicher Meinung?

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» s0fTwArE » Beiträge: 499 » Talkpoints: -2,42 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Finde die Idee mit den abschräckenden Strafen gut. Egal ob es nun kurzzeitiger Arrest in einer Haftanstalt ist oder eben Erziehungscamps. Ich finde, dass viele Jugendliche viel zu leicht davon kommen, da fast immer ein Auge zugedrückt wird bei den ersten Straftaten. Wenn es hoch kommt, dann gibt es mal Sozialstunden, was aber auch nicht viel mehr ist als Zeit absitzen. Darüber wird doch nur gelacht. Aber mal ein Wochenende weggesperrt und nicht mehr selber bestimmen zu können was man wann macht, ist schon ein abschreckendes Erlebnis. Manche brauchen erst so eine drastische Strafe, damit sie kapieren was Sache ist.

» jayson » Beiträge: 121 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich halte solche Erziehungscamps für wesentlich sinnvoller als, Aggressions-Bewältigunsmaßnahmen, Jugendarest, Sozialstunden und was es da noch so gibt. Das geht zwar alles in die richtige Richtung, aber nur theoretisch. Bei den wenigsten schlägt sowas dann auch am Ende wirklich an.

In solchen Camps gibt es klare Regeln. Es ist teilweise Überlebenstraining, was dort durchgeführt wird. Es bringt gewalttätige Jugendliche an die Grenzen ihrer Kräfte. Die wenigsten haben dann noch Lust um sich zu schlagen. Fernseher, Radio und anderer Schnickschnack, der zur Ausstattungen in den meisten Jugendvollzugsanstalten zur luxuriösen Ausstattung gehört- sowas gibt es hier nicht. Viel Zeit um sich endlich mal Gedanken über seine Zukunft zu machen und seine Taten zu bereuen.

Ich finde die Idee an sich also sehr gut. Man muss nur wirklich dafür sorgen, dass es genug von diesen Erziehungscamps gibt. Genügend gute Erzieher außerdem (wo ich schon mal ein Problem sehe). Das es nicht zu viele Jugendliche in einem Camp werden, damit ein bisschen familiäre Atmosphäre herrscht. Denn auch das kennen die wenigsten, und daran muss man sich gewöhnen.

Außerdem sollte man nicht erst damit warten, bis aus den Kleinkriminellen Großkriminelle werden, und diese Camp als letzte Anlaufstelle sehen, sondern einfach ein bisschen eher handeln. Dann hat das vermutlich durchaus Erfolg auf längere Sicht oder für immer. Was ja das Ziel sein sollte.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Also, wenn damit diese Drill Camps gemeint sind, die es bereits in den USA gibt, halte ich sehr wenig davon. In den USA haben diese Camps häufig keinen besonders großen Erfolg.

Ich halte es für sinnvoll, präventive Maßnahmen zu entwickeln, anstatt immer dann anzusetzen, wenn Jugendliche schon straffällig geworden sind. Es braucht mehr Sozialarbeiter in sogenannten Brennpunktgebieten, die zusammen mit der Polizei und dem Jugendamt arbeiten, um Jugendliche, die drohen auf die schiefe Bahn zu geraten, zu betreuen.

Eine der Hauptursachen, warum sie Jugendkriminalität steigt, ist die Perspektivlosigkeit vor der viele Jugendliche stehen. Hier gilt es anzusetzen und Problemfällen Wege aufzuzeigen, wie sie etwas sinnvolles mit ihrem Leben anfangen können. Freue mich auf eine spannende Diskussion.

» Tommek » Beiträge: 136 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich halte von Bootcamps gar nichts - warum? Weil sie nichts bringen und ein paar gläubigen Deppen den starken Staat vorspielen. Das angepriesene Beispiel aus den USA, wo das "erfunden" wurde, ist den meisten die damit argumentiert haben irgendwie heutzutage peinlich wo es gesicherte Erkenntnisse darüber gibt.

Und die sind alles andere als gut, nur mal das wichtigste:
- Rückfallquote kurzfristig geringer als bei Haftanstalten, langfristig höher
- ein Teil muss nach so einem Bootcamp erstmal in eine kostenintensivere Therapie

Im Grunde also was für die rechten in unserer Gesellschaft, die denken, dass sich alles durch Repression und ohne Hirn lösen lässt, deswegen wird die Union, vor allem angesichts der letztgenannten Tatsache gleich 80 % Zustimmung bekommen.

Sinnvoll ist hier das, was viele nicht hören wollen: Prävention und Jugendarbeit! Aber das kostet halt Geld und zwar ordentlich (bringt aber auf lange Sicht mehr). Aber dann schreien wieder ein paar zerebral eingeschränkte gleich wieder los, dass man hier wieder Straftätern einen Urlaub finanzieren würde oder Geld hinten und vorn reinsteckt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich halte davon auch nichts, denn wenn das wie in den USA aufgezogen wird, was sollen dann die Jugendlichen lernen? Dort werden sie zwar gedrillt, machen allerdings Krafttraining, Boxen und andere Kampfsportarten ... angeblich um sich auszupowern und die Hörner abzustoßen.

Das wäre dann doch eher ein Anreiz für solche, sich dorthin schicken zu lassen um noch mehr für die nächsten Attacken zu lernen. Denn Unterricht für solche Sachen ist teuer, und werden sich nicht alle leisten können. Dort gibt es das dann Sponsoring vom Rest der Gesellschaft aus Steuergeldern.

Ich wäre auch für mehr Sozialarbeitsstunden und Jugendarbeit, aber den Grundsatz den die Merkel will - dass 18-jährige bereits nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden den finde ich wiederum gut. Auch die Erhöhung der maximalen Jugendstrafe im Gefängnis auf 15 Jahre befürworte ich.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich studiere Pädagogik und sehe täglich was für Probleme unsere Jugendlichen haben. Aber ein Bootcamp wird das nicht lösen, wir müssen helfen, besser unterstützen, ihnen Chancen für ihre Zukunbft bieten und nicht mit Gewalt versuchen sie umzuerziehen. Ich glaube Bootcamps sind der Ausdruck von Hilflosigkeit aber auch von Desinteresse wirklich hinter die Fassade zu schauen und die Probleme zu lösen.

» bimoell » Beiträge: 34 » Talkpoints: 0,16 »



Na ja, da ist es natürlich wesentlich sinnvoller sie zu Aggressionsbewältigungstherapien zu schicken, was weder was bringt, noch irgendwie anders hilft. Und man kann Probleme auch zerreden, die wenigsten jugendlichen Kriminellen hilft es, wenn Freud sich vor sie stellt und einen auf " Ich hab Verständnis für deine Probleme, red doch noch ein wenig drüber" macht. Da denken die sich nur, sie sind im vollkommen falschen Film und machen weiter wie bisher. Lieber ein paar strafe Regeln aufstellen die sie auch verstehen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


winny3211 hat geschrieben:Lieber ein paar strafe Regeln aufstellen die sie auch verstehen.

Und die de facto nichts bringen, ich hab dank meines Studiums schon zig Analysen usw. lesen müssen, wo genau erörtert ist, dass Repression alleine nichts bringt und die Rückfallquote enorm hoch ist. Und das hat man sich nicht ausgedacht, sondern dabei handelt es sich um wissenschaftliche Auswertungen des Strafvollzugs und von Strafmaßnahmen.

Das einzige, was wirklich geholfen hat ist: Prävention bzw. therapeutisch bzw. bei jugendlichen pädagogisch begleitete Strafmaßnahmen, natürlich liegt die Rückfallquote hier auch nicht bei 0 %, aber ungefähr 12 Mal niedriger als beim rein repressiven Vollzug. Aber wenn einer aus dem begleitetem Vollzug rückfällig wird und was passiert kommt dann natürlich immer gleich der dämliche Spruch: "Hätte man auch vorher wissen können, dass sowas nichts bringt!" ohne die Faktenlage ausreichend zu kennen.

Strafen alleine bringen rein gar nichts und oft werden diese eben nicht verstanden, sondern die meisten "sitzen" sie nur aus und dann geht es von vorn los. Und bisher hat jedes Wischiwaschi Programm mit Ringelpiez, welches so verächtlich betrachtet wird, größeren Erfolg gehabt als das beste Bootcamp, woran das wohl liegen mag.

Rein repressive Maßnahmen sind eigentlich nur bei einem sehr kleinen Teil von Straftätern angebracht und zwar bei denen, die immer wieder rückfällig werden, aber hier geht es nicht darum, dass man denen durch harte Strafen etwas beibringen will, was meist eh nicht klappt, sondern dass man die Gesellschaft vor solchen Individuen schützen möchte, da sie sich offensichtlich als nicht gesellschaftsfähig erwiesen haben.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bootcamps sind jawohl einfach nur erbärmlich und schrecklich. Wie sollen die Jugendlichen dort etwas lernen? Das ganze Prinzip ist höchstens entwürdigend und unmenschlich. Wenn ein Jugendlicher straffällig wird, dann muss man nach den Ursachen davon suchen. Jeder hat seine eigenen Gründe eine Straftat zu begehen und deshalb sind Universalbestrafungen sowieso nicht angemessen. Jeder sollte die Chance bekommen psychologische Beratung und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber Bootcamps würden nur Angst schüren. Das ist wie Konditionierung bei Hunden. Nur man vergisst, dass man bei Menschen mit gesundem Menschenverstand mehr erreichen kann, als mit Bestrafung.

» Ally85 » Beiträge: 13 » Talkpoints: 0,03 »


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